Rabatte bis zu 40 Prozent

Unmittelbar vor der endgültigen Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarktes positioniert sich die künftige Konkurrenz der Deutschen Telekom (DTAG). Wie wählt man aber die Alternative zum bisherigen TK-Anbieter? Im Gespräch mit Journalisten versuchten Worldcom-Mitarbeiter Antworten zu geben und Begriffe wie Call-by-Call oder Preselection zu erläutern.

Von: Achim Born

Die Lorbeeren, erster Carrier gewesen zu sein, der mit der DTAG einen Interconnection-Vertrag abschloß, konnte Worldcom schon am 26. Mai 1997 für sich verbuchen. Nun geht es daran, das Vertragswerk mit Leben zu füllen. Schließlich will der Aufsteiger und -käufer unter den internationalen Carriern (unter anderem Compuserve, AOLs Geschäftsbereich Advanced Networks and Services, MCI) vom Januar an mitmischen. Auf einer Informationsveranstaltung erläuterten Worldcom-Mitarbeiter wenige Wochen vor der Freigabe, wie die Zusammenarbeit mit einem alternativen Carrier für Anwender vonstatten geht.

Anschaltmöglichkeiten (siehe auch Seite 32 in diesem Heft) bestehen prinzipiell nach dem indirekten Zugriff (Call-by-Call), dem einfachen Zugriff (Preselection) oder dem dedizierten Zugriff (Direktanschluß). Im Call-by-Call-Fall erfolgt die Auswahl des Carriers über den CIC (Circuit Identification Code - Netzkennziffer, bei Worldcom 01088), dem die gewohnte Rufnummer angehängt wird. Von der Nebenstellenanlage geht hier der Ruf via DTAG-Teilnehmernetz am sogenannten POI (Point of Interconnection) in das Worldcom-Netz und in der angewählten Region am dort vorhandenen POI wieder über das DTAG-Netz zu dem gewünschten Teilnehmer.

Voreingestellte Kennzahl

Bei der Preselection ist der CIC in der Vermittlungsstelle voreingestellt. Ist das Überschreiben der Kennzahl hier nach dem Call-by-Call-Verfahren möglich, um weitere Carrier zu nutzen, wird von Preselection-Override gesprochen. Das direkte Anschalten stellt eine physikalische Verbindung in den Worldcom-Switch dar, die sich nur in bestehenden Glasfaser-Citynetzen (Frankfurt/Main, bald auch Hamburg und Düsseldorf) anbietet.

Für kleine Geschäftskunden (bis 5000 Mark monatliches Volumen) und die über Reseller adressierten Privatleute (mehr als 500 Mark/Monat) ist "Worlddial 01088" (Call-by-Call) eingerichtet. Gebührenübermittlung und Rückruf bei besetztem Apparat gehören hier nicht zum Leistungsumfang. Die Abrechnung erfolgt auf Basis der Worldcom-Preisstruktur in Minuten. "Worlddial", die Preselection-Variante, ist für mittelgroße Unternehmen (bis 30000 Mark/Monat) gedacht. Es besteht die Wahl zwischen Minuten- und Einheitenabrechnung. Gebührenübermittlung ist mittels einer optionalen Box möglich. Bei beiden Diensten ist das Inkasso zusammen mit der DTAG-Rechnung geplant. Für Großunternehmen bietet man den Direktanschluß "Worldcall" an. Hier sind dann auch Merkmale wie Rückruf-bei-besetzt (innerhalb des Worldcom-Netzes) und Optionen für Internet-Services, Router und so weiter möglich. In ihrem paneuropäischen Glasfasernetz bietet Worldcom zudem ATM-Services an. Aber hier scheint noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein, da die Zusammenarbeit beziehungsweise Integration mit Uunet noch festgezurrt werden muß.

Die Verbindung der Vermittlungsanlagen von der Telekom und von Worldcom erfolgt über die SS7-Signalisierung (ein spezielles Signalisierungsverfahren zur Kopplung von Sprachnetzwerken) an den POIs. Sieben der bislang 38 in DTAG-Räumen zur Verfügung stehenden POIs nutzt Worldcom zur Vermaschung des eigenen Netzwerkes mit dem Telekom-Netz. Aus Verfügbarkeitsgründen wird der DTAG-Switch jeweils über zwei getrennte Wege angesteuert. Damit fallen im Rahmen der Interconnection für den Carrier Kosten bei den Verbindungspreisen auf Basis von Minuten, Leitungskosten zwischen POI und Worldcom, Kollokationskosten bei der DTAG und bei dem Signalisierungskanal an.

In der ersten Phase des Wettbewerbs rechnet man bei Worldcom mit erheblichen Preiskämpfen. Vielleicht verspricht das Unternehmen deshalb auf die eigenen Tarife je nach Volumen zusätzliche Rabatte zwischen 15 und 40 Prozent. Der geschätzte Umsatz für 1998 wird mit 230 Millionen Dollar angegeben. Die Investitionen für die Citynetze sollen sich auf 185 Millionen Dollar belaufen.

(cep)