Orwellsche Visionen in Gates-Keynote

Windows 98 als dummes Terminal

Bei der Präsentation des vor kurzem vorgestellten "MS Office Online" zeigte Gates' Strategie Risse: Zu Anfang seiner Rede sah er ein eigenständiges Windows auf jedem PC und verdammte damit ein weiteres Mal die von Sun favorisierten Network Computers (NCs). Ohne das Gates dies direkt erwähnte, war dann jedoch für jedermann sichtbar, wie Windows 98 im Microsoft Web-Office-Konzept auf die Funktion eines NCs reduziert wird. Das Betriebsystem dient beim Web-Office lediglich als Basis für den Terminal-Server-Client, denn alle Programme laufen komplett auf dem Server ab. Von Integration mit dem bestehenden, lokalen Windows-Desktop war keine Spur zu sehen. Statt dessen verbleiben alle Programme und auch die persönlichen Dateien der Anwender auf einem zentralen Windows 2000-Server.

Gates mühte sich dabei, die Vorteile des Konzepts herauszustellen: Egal ob Windows 98 oder Windows CE: Überall steht die gleiche Arbeitsumgebung zur Verfügung. Die Funktion des Client-Betriebssystems tritt dabei komplett in den Hintergrund.

Welche Berechtigung ein komplettes Desktop-Betriebsystem in diesem Umfeld noch hat, ließ Gates offen.

Kein Wort zum Microsoft-Prozess

Auf die aktuellen Geschehnisse rund um den Microsoft-Prozess ging Gates eingangs nur mit einer Frage ein: "Hat irgend jemand einen guten Anwaltswitz gehört?"

Auch sonst versuchte Gates, das Thema ins lächerliche zu ziehen: In einer speziell für seine Rede produzierten Comedy Show erschien Gates unter anderem als "Austin Gates" verkleidet als "Retter der Technologie". In einer anderen Szene kaufte sich Gates bei einer Fernsehrichterin für zwei Dollar frei. (mhe/fkh)