MS-Prozess: "Finger weg von Office"

Bill Gates und Microsoft-CEO Steve Ballmer reagieren auf die Vorschläge der Regierung zur Zerschlagung von Microsoft mit Unverständnis: "So hätten wir Windows oder Office nie entwickeln können." Microsoft-Chefjurist Bill Neukom wittert eine Chance: "Office war nie Gegenstand des Prozesses."

Man könne über gewisse Dinge diskutieren, gestand Gates zu, der Vorschlag der Regierung gehe aber weit an der Realität vorbei und stehe in keinem Verhältnis zum Prozess. Die Regierung will Microsoft in zwei Firmen aufteilen und so Betriebssysteme und Anwendungen trennen. Gates nennt das von der Regierung empfohlene Strafmaß zwischen den Zeilen willkürlich: "Hast du zwei gute Produkte, dann kommt vielleicht eines Tages die Regierung und nimmt dir eines davon weg."

Steve Ballmer sieht dagegen künftige Projekte gefährdet. Microsoft sei derzeit dabei, Software der nächsten Generation zu entwickeln, bei dem geforderten Strafmaß sei das unmöglich.

Bill Neukom, Chefjurist von Microsoft, nennt den Vorschlag des Justizministeriums realitätsfremd. Im Verfahren sei es um das Verhältnis zwischen Windows und Browser-Software gegangen und nicht um das mit Office. Die Regierung versuche mit ihrem Vorschlag, Betriebssysteme und Anwendungen wie Office zu trennen, ein komplett neues Verfahren aufzubauen, in das Produkte und Geschäftsbeziehungen einbezogen werden, die nie Gegenstand des Prozesses waren. Anscheinend habe die Klägerseite einsehen müssen, dass die rasende Entwicklung im Softwaremarkt den eigentlichen Gegenstand des Verfahrens, den Internet Explorer überholt haben.

Microsoft hat bis zum 10. Mai Zeit, eigene Vorschläge zum Strafmaß zu machen. Falls die Fristen nicht verlängert werden treffen sich die Parteien am 24. Mai wieder vor Gericht. Fakten und Hintergründe zum Microsoft-Prozess liefert ein tecChannel-Report. (uba)