MS-Prozess: AMD hilft MS - und dem Hammer?

Nach den Zeugen der Anklage hat mit AMD-Chef Jerry Sanders erstmals ein von Microsoft bestellter Zeuge im Kartellprozess ausgesagt. Sanders kritisierte das von neun US-Bundesstaaten geforderte Strafmaß als Hemmschuh für die gesamte PC-Industrie.

Sanders hat sich in einer schriftlichen Erklärung vor Gericht vor allem gegen die von der Klägerseite vorgeschlagene Basis-Version von Windows gewandt. Wenn Microsoft unterschiedliche Betriebssystem-Versionen anbiete, wäre die Hard- und Software-Industrie gezwungen, doppelte Entwicklungsarbeit zu leisten, sagte Sanders. Derzeit profitiere die Industrie von einem einheitlichen Windows-Standard.

Mit dem Auftritt des AMD-Aufsichtsratsvorsitzenden hat am Dienstag die Erwiderung Microsofts auf die Forderung der Bundesstaaten nach strengen Auflagen begonnen. In den vorangegangenen Wochen hatten zahlreiche Experten und Industrievertreter als Zeugen der Bundesstaaten versucht, Richterin Coleen Kollar-Cotelly zu überzeugen, dass Microsoft die Konkurrenz widerrechtlich behindere und nicht gewillt sei, dieses Verhalten abzustellen.

Die Anwälte der Bundesstaaten nahmen Sandersnach der Verlesung seiner Aussage in die Zange und versuchten, ihm persönliche Interessen nachzuweisen. Peinlich für Sanders: In der Befragung musste er zugeben, die von den Staaten unterbreiteten Vorschläge zum Strafmaß bis dato nicht gelesen zu haben. Howard Gutman, Anwalt der Bundesstaaten, schloss daraus, dass Sanders nur die Meinung Bill Gates nachbete. Diese Behauptung wies Sanders zurück. Ein wiederholtes Nachbohren des Anwalts war schließlich auch der Richterin zuviel: "Let's move on", legte sie dem Anwalt nahe.

Den Grund für Sanders Pro-Microsoft-Haltung sah Gutman in einem Telefonat zwischen Sanders und Gates. Darin soll es um die Unterstützung Microsofts für den neuen 64-Bit-Hammer-Prozessor von AMD gegangen sein. Gates habe im Telefonat gegenüber Sanders gesagt, dass er mit seinen Leuten über das Thema Hammer reden werde. Sanders konnte darin nichts Unrechtes erkennen. AMD habe einen lauffähigen Prototypen des 64-Bit-Hammer und habe versucht, die Unterstützung Microsofts zu gewinnen, bevor diese sich für ein ebenfalls in Entwicklung befindliches Intel-Produkt entscheiden, mehr nicht. Auf die Frage, ob Microsoft eine Unterstützung des Hammer öffentlich zugesagt habe, sagte Sanders, "Nein".

Im laufenden Kartellprozess haben neun von ursprünglich 18 US-Bundesstaaten den Vergleich zwischen Microsoft, dem US-Justizministerium und neun anderen Bundesstaaten als zu lasch verworfen. Die Bundesstaaten fordern unter anderem, dass Microsoft eine abgespeckte Version von Windows anbieten soll. So sollen Computerhersteller Konkurrenz-Software wie etwa den Real Player zum Abspielen von Videos integrieren können.

Die Richterin muss entscheiden, ob der Vergleich weitere Wettbewerbsverstöße von Microsoft ausreichend unterbindet. Microsoft war wegen Kartellverstößen schuldig gesprochen worden. Das Unternehmen forderte das Gericht auf, die Forderungen der Staaten zu verwerfen. Der Vergleich mit dem Justizministerium müsse landesweit Gültigkeit haben.

Mehr zu AMDs Hammer lesen Sie in unseren Beiträgen AMD lässt den Hammer laufen und AMDs 64-Bit-Hammer im Detail .(fkh/uba)