MPLS macht Fortschritte

Ergebnisse der Tests

Bei den Layer-2-VPN-Tests überprüften wir die Übertragung von Ethernet-Datenströmen entsprechend dem Martini-Draft. Alle getesteten Punkt-zu-Punkt-Verbindungen verhielten sich wie erwartet und erzielten oder übertrafen das vorgegebene Skalierbarkeitsziel von 200 Ethernet-VLAN-Tunneln pro PE-Router. An diesem Test nahmen Geräte von Cisco, Redback und Riverstone sowie Analyzer von Agilent, Ixia und Spirent teil.

Die Tests der IP-VPNs (MPLS/BGP-VPNs) zeigten, dass bei den meisten Gerätekombinationen die Basisinteroperabilität der Implementierungen den Erwartungen entsprach. Die verschiedenen PE-Router arbeiteten gut miteinander zusammen, Probleme traten kaum auf. Insgesamt wurden 45 Gerätepaare von zehn Herstellern getestet.

Bei dem weltweit erstmalig in einem heterogenen Netz durchgeführten MPLS/BGP-VPN-Skalierbarkeitstest vergrößerten wir das Netzwerk in zwei Dimensionen: Anzahl der VPNs und Anzahl der Routen pro Virtual-Router-Funktion. Alle Geräte konnten in der Multi-Vendor-Umgebung sowohl die VPN-Signalisierung als auch die VPN-Routen problemlos skalieren.

Der Gruppentest demonstrierte erstmals die Interoperabilität der beiden Alternativen für MPLS RSVP-TE Fast Rerouting, "Facility Backup" und "Detour Backup" und zwar mit dem Ergebnis, dass beide Verfahren den Verkehr bereits innerhalb von weniger als 50 Millisekunden umleiten können, obwohl die Technologie noch sehr neu ist.

Die Switch-over-Zeit wurde nicht nur im Netz, sondern auch aus Anwendersicht gemessen. Hierfür setzten wir zwei "IP Mux-1"-TDM-over-IP-Gateways von RAD ein. Diese Geräte waren als Kunden-Router mit dem Testnetz verbunden und übertrugen E1-Sprachdaten über IP. Daher waren die Anforderungen an die Netzqualität des IP-Backbones genauso hoch wie bei herkömmlichen Sprachnetzen - dies ist für IP-Netzbetreiber eine "Killeranwendung" für den Test der Netzqualität. Das RAD-Gateway zeigte in den Tests Rerouting-Zeiten zwischen 14 und 34 Millisekunden.

Bei den RSVP-TE-Implementierungen ergab sich ebenfalls ein sehr positives Resultat: Sie waren in allen Fällen interoperabel. Dies bedeutet einen Fortschritt gegenüber dem Interoperabilitätstest des MPLS-Forums auf der Supercomm im Juni 2002. Alle damals festgestellten Unzulänglichkeiten sind inzwischen beseitigt worden. Weitere Details zu noch ermittelten Problemen finden Sie unter http:// www.networkworld.de/testcenter.

So wie die Supercomm 2002 den Weg für die RSVP-TE-Interoperabilität ebnete, kann der aktuelle Interoperabilitätstest als Meilenstein für "LDP over RSVP-TE Tunneling" angesehen werden: Im abschließenden gemeinsamen Netzwerk wurden die Kundendaten aus den VPNs zuerst in LDP-Pfade gebündelt und dann durch das RSVP-TE-Kernnetz getunnelt, womit sich ein hierarchisches Netzwerk ergab. Einige Interoperabilitätsprobleme traten hier vor allem aufgrund von Fehlern in den sehr komplexen Konfigurationen auf, die im Testzeitraum nicht gelöst werden konnten.

Insgesamt waren die Ergebnisse des Interoperabilitätstests sehr positiv: Die teilnehmenden Hersteller konnten durchweg stabile und skalierbare MPLS-VPN-Produkte demonstrieren, die auch in heterogenen Netzen einsetzbar sind. Auch die von den Netzbetreibern vehement geforderte SDH-ähnliche Hochverfügbarkeit konnte erstmals erfolgreich in beiden Varianten vorgeführt werden.

Obwohl noch eine junge Technologie, ist MPLS auf dem richtigen Weg. MPLS Forum und EANTC werden die Interoperabilität gemeinsam mit den Herstellern weiter vorantreiben - der nächste Test wird ATM-, Frame-Relay- und Ethernet-Dienste (VPLS) fokussieren und im Juni auf der Supercomm in Atlanta, USA, stattfinden.

Zur Person

Carsten Rossenhövel

ist Vorstandsmitglied der EANTC AG und leitet die Abteilung Research and Development.