Mittelstand als Zielgruppe

Ab 1998 tritt die Düsseldorfer Esprit Telecom GmbH mit Telekommunikationsdiensten am deutschen Markt an. Hierzu erwarb das Unternehmen Lizenzen der Klasse 3 und 4 und schloß mit der Deutschen Telekom Mitte November eine entsprechende Interconnection-Vereinbarung. Zielgruppe ist der Mittelstand, der mit Sprachtelefonie- und Fax-Angeboten umworben wird.

Von: Achim Born

Wir werden die technische Infrastruktur der Deutschen Telekom als Basis für unsere Dienste nutzen", sagte Bernd Buchholz, Deutschland-Chef des Unternehmens auf einer Pressekonferenz. Den erforderlichen Übergangsknoten hat man in Düsseldorf eingerichtet. Bei dem aktuellen Preisniveau für den Zugang zu Festnetzverbindungen wie SDH-Ringe sieht Buchholz auch keine Notwendigkeit, weitere Knoten in Deutschland einzurichten.

Esprit Telecom wurde 1991 mit Investmentkapital von Amerikanern gegründet und ist ausschließlich in Europa aktiv. Die Gesellschaft verfügt über Knoten in 19 europäischen Metropolen und ist unter anderem schon in England sowie den Niederlanden aktiv. Das Unternehmen setzt lieber auf Flexibilität durch Zukauf von Übertragungskapazität als selbst Kabel zu verlegen. "Nur wo es sich rechnet", erläutert Buchholz mit Hinweisen auf die Beteiligungen an Transatlantik- und Nordsee-Kabelstrecken, "engagieren wir uns selbst". Innerhalb Deutschlands bleibt daher alles "im Netz der Deutschen Telekom", während Auslands- sowie Mobilfunk-Gespräche ins eigene Netzwerk geleitet und wegen der wesentlich günstigeren Tarife von England aus terminiert werden.

Durch diese Vorgehensweise erhalte man sich eine größere Wahlfreiheit auch für neue Techniken wie Internet-Telefonie et cetera. Firmen wie Arcor, Viag Interkom und Otelo wären dagegen gezwungen, ihre verbuddelten Milliarden zu Geld zu machen. Im übrigen ließ Buchholz, unter dessen Ägide Novell zwischen 1989 und 1993 den Umsatz in Europa auf 400 Millionen Dollar verzehnfachte, durchblicken, daß er die neuen Konkurrenten aus dem Carrier-Lager ob ihrer Herkunft und der damit verbundenen Denkweise eher im Lager der Monopolunternehmen sieht. Der Telekom bescheinigt er wiederum eine faire und professionelle Verhandlungsführung beim Thema Interconnection. Ganz anders seien dagegen seine Erfahrungen mit den Noch-TK-Monopolisten in Frankreich und Belgien.

Wahlfreiheit für neue Techniken

In den ersten neun Monaten der Startphase in Deutschland will Esprit Telecom sich zunächst auf Sprache und Fax konzentrieren. Dabei sind natürlich Datendienste (digital und analog) möglich. Zu einem späteren Zeitpunkt rechnet Buchholz auch mit einem eigenen Angebot an reinen Datendiensten. Konkrete Preise für das Diensteangebot wollte er noch nicht nennen. "Sie werden dramatisch unter denen der Deutschen Telekom liegen", versprach er. Zusätzlich will man über eine stärkere Serviceorientierung (bei Rechnungsstellung zum Beispiel) den potentiellen Kundenkreis ansprechen, der vornehmlich im Mittelstand mit einem monatlichen Aufkommen von über 3000 Mark im Fernsprechbereich (> 50 Kilometer) gesehen wird. Diese Klientel will der Esprit-Boß mit 22 Mitarbeitern im Direktvertrieb erreichen. Zusätzlich soll ein indirekter Vertriebskanal etabliert werden.

(cep)