Microsoft und Sun legen Java-Streit bei

Mit 20 Millionen US-Dollar, die Microsoft an Sun zahlt, wurde gestern der seit 1997 andauernde Rechtsstreit um die Java-Technologie beigelegt. Microsoft darf dem Abkommen zufolge die eigene Java-Version weitere sieben Jahre verwenden.

Das bedeutet, die Java-Maschine von Microsoft darf sowohl in alten als auch in kommenden Produkten eingesetzt werden. Weitere Veränderungen an Java sind aber ausgeschlossen. Microsoft darf nur das binäre Java verwenden, das mit dem ersten Windows-2000-Release (First Commercial Release mit binärem JDK 1.1.4) ausgeliefert wurde. Ausnahmen von dieser Regel gibt es etwa für Bugfixes. Auf das Sun-Markenzeichen "Java Kompatibel" muss Microsoft verzichten - was aber bereits seit 1998 geschieht.

Der Streit um die von Sun entwickelte Technologie entbrannte, weil Microsoft eine eigene Java-Version erarbeitet hat und mit dem Java-Markenzeichen "Java Kompatibel" warb. Sun zog 1997 vor Gericht, weil die Änderung des Codes gegen die Bedingungen des Java-Lizenzabkommens verstoße. Microsoft benutze eine "unreine" Java-Version im Internet Explorer, in Entwicklungstools und anderen Microsoft-Produkten, lautete der Vorwurf. Und dass die von Microsoft verwendete Java-Maschine nur auf Windows-Systemen einzusetzen sei, verstoße gänzlich gegen den Grundgedanken von Java als einer von Plattformen unabhängigen Programmiersprache.

Die Sprecher der beiden Unternehmen gaben sich auch nach der Einigung noch kämpferisch. Sun befürchtete 1997, dass Java an Popularität verlieren könnte, und entschloss sich deshalb, den Wettbewerb vor Gericht auszutragen, sagte Microsoft-Sprecher Jim Cullinan. Sun habe versucht die Kontrolle über Java zu behalten auch um den Preis, dass Entwicklungen abgewürgt wurden, fügte er an.

Sun-Manager Rich Green widerspricht vehement: Microsoft habe versucht, sich Java zu greifen, um Entwickler auf seine Seite zu ziehen. Die übliche Klammerstrategie von Microsoft habe sich dabei offenbart. Mit der Einigung sei für Entwickler jetzt klar, dass Microsofts Java keine Zukunft habe.

Einen Schritt in Richtung Plattform-Unabhängigkeit im Sinne der Anwender bedeutet die Einigung kaum. Microsoft darf sein eigenes Süppchen weiter kochen und setzt im Zuge der .NET-Strategie auf C# (See-Sharp) und damit auf das nächste proprietäre System. Entwickler müssen also weiterhin das binäre Microsoft-System im Auge behalten und zweigleisig fahren. (uba)