Microsoft rüstet zum Kampf gegen Google

Microsofts Übernahme von Tellme richtet sich nach Branchenmeinung nicht nur auf den klassischen Markt für automatische Spracherkennung. Letztlich gehe es um eine strategische Entscheidung im Überlebenskampf gegen Google, so der Infodienst Voice Community.

„Die Planungen kann man auch nicht auf eine bessere Bedienung der Softwareprodukte reduzieren“, so der Analyst Sebastian Paulke vom Brancheninformationsdienst Voice Community. „Für Microsoft ist Sprachverarbeitung eine Schlüsseltechnik, um im Kampf gegen Google zu überleben. Schon bald werden Themen wie uneingeschränkter mobiler Internetzugang, das Auffinden relevanter Informationen im Web sowie die geräte- und ortsunabhängige Bereitstellung von Diensten über den Erfolg des Softwareriesen entscheiden“. Nur so sei der Erwerb von Tellme zu verstehen.

Microsoft-Chef Steve Ballmer sehe hier ein unglaubliches Potenzial für ein Schlüsselinterface bei der Bedienung von Computern. Tellme soll Microsoft befähigen, eine neue Welle von Produkten zu entwickeln und die Mensch-Maschine-Interaktion zu revolutionieren.

Der Sprachdialogexperte Lupo Pape, Geschäftsführer von SemanticEdge, kommentiert den Deal so: „Hinter der Akquisition steht nicht ein Investor, der einen spannenden Exit in kurzer Zeit sucht. Es geht auch nicht um den Ausbau von klassischen Service-Geschäftsmodellen: Die Umsätze unserer Branche, die im Wesentlichen aus Serviceleistungen, aus Softwarelizenzen für Sprachtechnik-Komponenten und Plattformen bestehen, sind zu gering, als dass sich Microsoft als neuer Konkurrent von Nuance aufstellen wollte, die zuvor den Tellme-Wettbewerber BeVocal übernommen haben.“

Auch Pape ist der Meinung, dass die Akquisition von Tellme eng verzahnt ist mit den Spracherkennungsfeatures des neuen Betriebssystems Vista. „Die integrierte Sprachsteuerung im Microsoft Exchange Server und der aggressive Einstieg in die mobile Endgerätewelt sind zentrale Puzzlesteine für die Zukunftsstrategie von Microsoft. Der Bill-Gates-Konzern will nicht nur sein Betriebssystem-Monopol bei Computern verteidigen, sondern bemüht sich um die Vorherrschaft im Internet und im Markt für Telekommunikation“, sagt Pape. (dsc)

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