Linux-Mandrake in Geldnöten

Kurz vor dem für Ende des Jahres erwarteten Break-Even scheint MandrakeSoft die finanzielle Decke jetzt zu kurz zu werden. Kostenpflichtige Mandrake-Clubs für Anwender und Firmen sollen dem angeschlagenen französischen Distributor kurzfristig zu zusätzlichen Mitteln verhelfen.

Während MandrakeSoft auf der CeBIT am AMD-Stand den Release Candidate des neuen Linux-Mandrake 8.2 präsentiert, warnt die Firma gleichzeitig in einem offenen Brief an die User, die Zukunft der Distribution sei gefährdet. Zwar sei das Unternehmen "auf dem besten Weg", Ende 2002 schwarze Zahlen zu schreiben, kurzfristig sei jedoch die finanzielle Decke zu knapp.

Ohne drastische Kostenreduktion seien die nächsten Monate nicht zu überstehen, falls nicht neue Einkommensquellen erschlossen würden, warnt Mandrake. Als solche sollen jetzt ein Mandrake Linux Users Club mit Mitgliedsbeiträgen zwischen 60 und 1200 US-Dollar jährlich sowie ein Corporate Club (2500 bis 100.000 Dollar jährlich) dienen. Dafür erhalten die Clubmitglieder Vorteile wie erweiterte Download-Möglichkeiten oder Sonderkonditionen beim Einkauf von Zusatzprodukten. Zu seiner momentanen finanziellen Lage verweist Mandrake auf die Zahlen aus dem ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Diese bescheinigen zwar gegenüber dem Vorjahr sinkende Unternehmensverluste, im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2001 registrierte MandrakeSoft aber noch immer ein Nettodefizit von 1,7 Millionen Euro.

Wie unternehmensnahe Quellen gegenüber tecCHANNEL verlautbarten, droht MandrakeSoft immerhin "noch nicht der unmittelbare K.O.". Ein Break-Even noch in diesem Jahr erscheine grundsätzlich realistisch. Allerdings läuft das Distributionsgeschäft den Quellen zufolge zunehmend schlechter, da immer mehr Anwender den kostenlosen Download dem Erwerb der Produkte als Box vorziehen. Auch inzwischen erzielte Erfolge im Corporate- und OEM-Business, wie etwa die Distribution von Mandrake Linux mit Hewlett-Packard-PCs, könnten diesen Effekt nicht kurzfristig auffangen.

Daher liefen schon seit Dezember erste Planungen, sich stärker auf die Community abzustützen. Die nimmt Mandrakes Initiative jedoch nicht mit ungeteilter Zustimmung auf, auch wenn der User Club bereits rund 2000 Mitglieder zählt. "Hier stehen drei Schachteln vor mir im Regal: Mandrake 7.2, 8.0 und 8.1. Aus dem Web heruntergeladen habe ich die Distribution noch nie.", präzisiert ein Teilnehmer des Mandrake-Forums die Kritik von zunehmend mehr Kunden. "Da sollte ich eigentlich schon im Mandrake-Club sein - nachdem ich bereits die letzten eineinhalb Jahre bezahlt habe." (jlu)