Flexibel in der Mittelklasse

Gut verständliche Sprache

Der Wert 5 ist aus theoretischen Gründen über ISDN-Leitungen nicht zu erreichen; der ISDN-Referenzwert liegt bei 4,2. Analoge Leitungen schaffen etwa 3,3-3,8. Unsere Messungen ergaben einen MOS-Wert von 3,58. Auf dem Gateway RG 2200 ließen sich das Codierungsverfahren und andere H.323-Parameter leider nicht vorkonfigurieren. Die mit der G.723.1-Komprimierung geplanten Tests fielen demnach aus. Das Ergebnis MOS 3,58 bewegt sich im erwarteten Bereich; denn es entspricht dem Mittel zwischen der Qualität eines reinen ISDN-Telefongesprächs und einer analogen Sprachverbindung. Dies konnten wir bei Hörtests nachvollziehen: Sofern das Ethernet richtig konfiguriert ist, sodass es Voice-over-IP-Daten priorisiert, entspricht die Verständlichkeit der Telefonie der an einem normalen Telefon. Bedingt durch die zweifache Umwandlung der Signale in IP-Pakete und Daten ist die "glasklare" ISDN-Qualität nicht mehr vorhanden, was die Gesprächspartner jedoch nur bei genauem Hinhören merken dürften.

Siemens schlägt für die Integration von IP-Telefonen in Home Offices oder in Teleworking-Arbeitsplätze vor, die Geräte am Standort des Mitarbeiters aufzustellen oder den Laptop mit einer Voice-over-IP-Software auszustatten und an das Unternehmensnetz zu koppeln. Für den Heimarbeiter erscheint das IP-Telefon dann wie eine Nebenstelle seines Unternehmensnetzes. Dabei werden die Gesprächsdaten in IP-Paketen über die ISDN- oder DSL-Datenleitung des Home Office verschickt. Vorteil dieser Lösung ist, dass kein zweiter ISDN-Kanal für Sprache benötigt wird und die Gespräche zentral abgerechnet werden.

Damit die Benutzer IP-Gespräche und Daten gemeinsam übertragen können, darf die Voice-over-IP-Verbindung nur wenig Bandbreite benötigen. Dazu setzt Siemens das Codierungsverfahren G.723.1 ein, das netto nur rund 6 kBit/s beansprucht. Es lässt damit noch genügend Bandbreite für die Datenübertragung frei.

Das Teleworking simulierten wir im Labor mit dem WAN-Emulator "Storm" der Firma Shunra. Das Gerät manipuliert Pakete und Paketfolgen, sodass es ISDN-Leitungen und IP-Providernetze mit verschiedenen Qualitätseigenschaften nachahmt. Es lässt den Tester folgende Faktoren festlegen, von denen Sprachqualität in Voice-over-IP-Netzen im wesentlichen abhängt (Grenzwertangaben nach ITU-T G.114):

- Jitter: Dieser Effekt führt zu Varianzen in den Paketabständen, die das Telefon ausgleichen muss;

- Paketverlust: Aussetzer bei bis zu fünf Prozent verlorenen Paketen muss das Telefon glätten. Größere Verluste sind technisch bedingt, aber auch abhängig vom Codierungsverfahren;

- Latenz: 150 ms und mehr erschweren die Duplex-Sprachkommunikation, also Verbindungen, bei denen beide Partner gleichzeitig reden dürfen.

- Bandbreite: Geringe Leitungsbandbreite begrenzt den für Voice-over-IP-Pakete verfügbaren Durchsatz und verlängert die Paketlaufzeit.