Entzauberte Mythen
Die Generation Y gibt es gar nicht
Ab in den öffentlichen Dienst
Bemerkenswert ist auch, dass die Studenten unter den Befragten den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber favorisierten. Ob es das ist, was Kerstin Bund mit "Glück schlägt Geld" gemeint hat? Wenn Status, Geld und Dienstwagen für die Jungen nicht mehr wichtig sind warum landen dann bei der Befragung von Schülern, Absolventen und jungen Berufstätigen nach den begehrtesten Arbeitgebern BMW, Audi und Porsche auf den Plätzen eins, drei und vier - und Google auf Platz zwei. Unter den angehenden Ingenieuren lautet die Reihenfolge Audi, BMW, Porsche, Volkswagen.
Die Macht der Knappheit
Autonomie, Selbstbestimmung, Freiheit? Der renommierte Jugendforscher Klaus Hurrelmann stellte anlässlich des "Weltspartages" fest: "Viele haben den Wunsch nach einem Haus mit Garten, wörtlich und übertragenen Sinn." Junge Menschen, so Hurrelmann, sparten wieder gerne und seien gerne spießig. Auch mit der Mobilität, so das Ergebnis einer anderen Studie, ist es bei den Jungen nicht weit her: Die meisten von ihnen wollen einen Job in der Nähe ihres Studienortes.
Vielleicht ist ja der wichtigste Unterschied zwischen der Generation Y und ihren Vorvätern, dass die heute Jungen viel mehr Wahl- und Wunschmöglichkeiten haben, weil sie demographische Entwicklung mit der "Macht der Knappheit" ausgestattet hat, wie in der Zeit zu lesen war. Man könnte auch mit Jugendforscher Klaus Hurrelmann sagen: "Die Ypsiloner haben die Beweislast umgekehrt. Nicht nur sie müssen einem potentiellen Arbeitgeber erklären, warum er sie einstellen sollte. Der Arbeitgeber muss auch ihnen erklären, warum sie für ihn arbeiten sollten."
Und da gibt es aus Sicht junger Führungskräfte nur wenig überzeugende Argumente: "Leaders of Tomorrow" sind zu einem Gutteil der Ansicht, dass die "Leaders of Today" falsche strategische Prioritäten setzen, schlechte Personalentscheidungen treffen, sich handwerkliche Fehler leisten und insgesamt weniger nachhaltig handeln.
Das ist das Ergebnis der Studie "Global Perspectives Barometer 2014", die die Konsumforscher des GfK Vereins zusammen mit der Management-Nachwuchs-Konferenz St. Gallen Symposium erstellt haben.
Selbstüberschätzung ist keine Frage des Alters
In diesem Rahmen wurde der Führungsnachwuchs auch gefragt, wie er bestimmte persönliche Eigenschaften seiner Generation im Vergleich zu den Älteren einschätzt. Das Ergebnis: Sich selbst empfinden Ypsiloner als weit vertrauenswürdiger und altruistischer als die Generation der amtierenden Führungskräfte. Die Jungen taxieren sich zudem als weniger materialistisch und weniger statusfixiert als der Rest - aber zugleich als fleißiger.
Was das beweist? Vielleicht das Selbstüberschätzung von Chefs keine Frage des Alters ist.
- Bizarre Arbeitswelt
"Was ich bisher von der Arbeitswelt kennengelernt habe, was da vor sich geht, das finde ich teilweise ganz schön bizarr", schreibt der 1994 geborene Philipp Riederle in seinem Buch "Wer wir sind und was wir wollen". - Oft sinnloser Trott
"Für viele von Euch Älteren bedeutet Arbeit offenbar, die Zähne zusammenzubeißen, morgens aufzustehen und irgendwann erschöpft oder sogar burnt-out zu sein", heißt es weiter. - Zwangsjacke feste Arbeitszeiten
Riederles Wunsch: Angestellte sollen ihre Arbeitszeit selbst bestimmen. - Neue Freiheit
Für Arbeitgeber bedeutet das, loszulassen und ihren Mitarbeitern mehr Freiheiten zu geben. - Freie Zeiteinteilung
Mitarbeiter teilen sich ihre Zeit frei ein, zum Beispiel, um nachmittags mit ihren Kindern zu spielen und dann erst abends wieder zu arbeiten. - Freie Ortswahl
Und wenn sie lieber draußen statt im Büro arbeiten möchten, tun sie das. - Der ideale Chef
Riederle schwebt eine Führungskraft vor, die ihre Mitarbeiter nicht mehr direkt anweist, sondern die richtigen Rahmenbedingungen schafft. - Mehr vom idealen Chef
Der Digital Native wünscht sich einen Chef, der nicht seine Autorität ausspielt, sondern motiviert, der die Richtung weist, Feedback gibt und seinen Mitarbeitern Optimierungsvorschläge macht. - Der Chef als Trainer
Das Wunsch-Arbeitsverhältnis vergleicht er mit dem Mannschaftssport: Seine Kollegen sind die Teammitglieder, die Führungskraft übernimmt als Trainer eine Mentorenrolle. - Die Zukunft der Arbeitswelt
Riederle glaubt selbstbewusst daran, dass das so in Erfüllung geht: „Da die Unternehmen derzeit aber händeringend nach Nachwuchstalenten suchen, gibt es wohl keine andere Möglichkeit, als auf die Bedürfnisse meiner Generation einzugehen.“