Details zu Borlands "Delphi for Linux"

Noch in diesem Jahr soll "Delphi for Linux" (Delphi 5), derzeit unter dem Codenamen Kylix bekannt, auf den Markt kommen. Dies bestätigten Offizielle während der diesjährigen Borland-Konferenz in San Diego. Eine C++-Variante soll folgen.

Borland verspricht sich vom Linux-Delphi besonders viel, möchte man doch unter anderem die VB-Programmierer, die kein "Zuhause" auf der boomenden Linux-Plattform haben, vom Umstieg auf Delphi überzeugen. Für Mike Swindell vom Delphi-Team war die große Nachfrage der eigenen Kundschaft nach Delphi unter Linux ausschlaggebend dafür, ein solches Produkt zu entwickeln: "Kylix erleichtert den Einstieg in die Linux-Programmierung und ermöglicht zudem portable Programme".

Kylix unterstützt das unter Linux typische ELF-Binärformat und bietet die gewohnte IDE-Umgebung einschließlich des Debuggers. Der native Codegenerator wurde vollkommen neu geschrieben und ist bereits für die Intel 64-Bit-Architektur des Itaniums vorbereitet. Die einzige aber wesentliche Neuerung für alte Delphi-Cracks ist der Übergang von der bisherigen VCL-Bibliothek (die für reine Windows-Programmierung weiterhin angeboten und entwickelt wird) hin zur Cross-Plattform-Umgebung CLX (Component Library for Crossplatform). Damit ist der Weg für Quelltext-kompatible Programme (single source) offen, denn Programmierer müssen die Binärversionen lediglich unter Windows oder Linux neu übersetzen.

CLX basiert auf der von Trolltech lizensierten Qt-Bibliothek (Widget-Set), die für Linux und Windows verfügbar ist. Unter dem Dach von CLX ist der Zugang zur grafischen Benutzeroberfläche, der Datenbankzugriff sowie der Zugang zu den Netzwerk-Services zusammengefasst. Während sich die Komponenten von "VisualCLX" an der bisherigen VCL-Bibliothek orientieren, unter der Haube aber auf der Qt-Bibliothek für Windows und Linux basieren, kommen mit "DataCLX" und "NetCLX" zwei weitere Bereiche mit neuen Funktionen hinzu. Kernstück von DataCLX ist die neue Datenbank-Schnittstelle dbExpress, die das betagte und ineffiziente BDI ablöst und den Zugang zu wesentlich mehr Datenbank-Schnittstellen (ähnlich DBI/DBD unter Perl) als bisher erlaubt. NetCLX bietet neben einer Socket-Bibliothek, diversen XML- und DHTML-Komponenten auch den Zugang zu Webserver-Schnittstellen wie CGI, ISAPI, NSAPI, aber auch Apache DSO. So ist Kylix auch als portable Entwicklungsumgebung für webbasierende Applikationen zu nutzen.

Die Qt-Basis macht, in Kombination mit andere Aktivitäten im Hause Borland, Delphi-Versionen für weitere Betriebssysteme möglich, wie beispielsweise für Apple Mac-OS. CLX selbst soll zudem auch bei der nächsten Delphi-Version 6 für Windows zum Standard gehören. Kylix selbst wird sowohl KDE als auch GNOME unterstützen. (Jürgen Fey/fkh)