DeCSS: DVD-Cracker geben (fast) auf

Das Hacker-Magazin "2600" will den Rechtsstreit um das DVD-Hacker-Programm DeCSS nicht vor den Obersten Gerichtshof der USA bringen, da es nur geringe Chancen für ein positives Urteil sieht. Mit DeCSS lassen sich DVDs entschlüsseln und auf die Festplatte kopieren.

Der Fall hat eine längere Vorgeschichte. Wie berichtet, hatte ein New Yorker Gericht im August 2000 dem Herausgeber des Magazins 2600, Eric Corley, verboten, das Programm DeCSS auf seiner Webseite 2600.com zu verbreiten. DeCSS knackt den CSS-Kopierschutz von DVDs. Gleichzeitig wurde er aufgefordert, Hyperlinks zu Webseiten zu löschen, die dieses Programm ebenfalls anbieten. Ein New Yorker Berufungsgericht hatte dieses Urteil im November 2001 bestätigt. Näheres dazu finden Sie in der tecHistory.

Kläger war der US-Filmwirtschaftsverband Motion Picture Association of America (MPAA), der einen massiven Gewinnverlust durch Raubkopien fürchtet. Die Hollywood-Studios beriefen sich bei ihrer Anklage auf den "Digital Millennium Copyright Act" (DCMA) von 1998, der in seinem wichtigsten Paragraphen jede "Umgehung von Kopierschutzmaßnahmen" verbietet. Der New Yorker Richter gab der Filmindustrie damals Recht mit der Begründung, dass der DeCSS-Code nicht prinzipiell von der US-Verfassung als Meinungsfreiheit geschützt sei.

Damit ist der Rechtsstreit um DeCSS allerdings noch nicht zu Ende. Schließlich hat ein kalifornisches Gericht im November 2001 entschieden, dass die Veröffentlichung des DeCCS-Codes rechtmäßig sei. Grund: Die Software sei als freie Meinungsäußerung durch den ersten Artikel der US-Verfassung geschützt. Das Verfahren läuft derzeit vor dem obersten kalifornischen Gerichtshof, da die Filmindustrie das Urteil angefochten hat.

Das Hacker-Magazin 2600 will sich nun auf diese Verhandlung konzentrieren. Das Urteil des New Yorker Berufungsgerichts allerdings werden die Herausgeber wegen vermeintlich geringer Erfolgschancen nicht vor den Obersten US-Gerichtshof bringen. In einer Erklärung zeigten sie sich aber sehr erfreut über die Solidarität aus aller Welt, die ihnen im Laufe des Verfahrens zuteil geworden sei. (jma)