Streaming-Lösungen auf dem Prüfstand

Boxen-Vergleich: Apple TV, Google Chromcast oder Amazon Fire TV?

Amazon Fire TV

Amazon Fire TV ist zwar Anfang April schon in den USA eingeführt worden, in Deutschland aber erst seit Ende September 21014 auf dem Markt. Der Online-Versandriese hatte da bereits 200.000 Filme und TV-Serien im Katalog, 40.000 allein im Fundus des Abo-Services Amazon Prime. Neben der Box zum Preis von 99 Euro inklusive Fernbedienung, um die es hier gehen soll, gibt es seit dem 19. November auch einen Amazon Fire TV Stick.

Die Ausstattung und Einrichtung: Die Fernbedienung liegt zwar laut Neue OZ (Osnabrücker Zeitung) gut in der Hand, könnte von der Verarbeitung her aber etwas hochwertiger sein. Vielfach kritisiert wird, dass die versprochene Full-HD-Auflösung oft nicht eingehalten werde. Die Einrichtung soll dagegen ein Kinderspiel sein, was besonders für Amazon-Bestandskunden der Fall ist. Denn schon vor dem Versand wird die Box (oder der Stick) mit den jeweiligen Daten des Nutzers verknüpft, der dann wie beim Kindle überrascht sein dürfte, über den angeschlossenen Fernseher gleich mit richtigem Namen begrüßt zu werden. Man muss dann nur noch bestätigen, dass man es selbst ist und Fire TV mit dem Amazon-Konto nutzen will. Ein HDMI-Kabel ist wie bei Apple TV nicht im Lieferumfang.

Amazon Fire TV im Paket: Amazon Fire TV gibt es auch als Stick, der aber leider bald vergriffen war. Landsläufig besteht das Angebot aus dieser kleinen Box mit einer Fernbedienung, in die ein Mikrofon für die Spracherkennung integriert ist.
Amazon Fire TV im Paket: Amazon Fire TV gibt es auch als Stick, der aber leider bald vergriffen war. Landsläufig besteht das Angebot aus dieser kleinen Box mit einer Fernbedienung, in die ein Mikrofon für die Spracherkennung integriert ist.
Foto: Amazon.com, Inc.

Viel gelobt wird die selbst bei Dialekten noch sehr verständige Spracheingabe für die Eingabe von Filmtiteln, Schauspielern und Regisseuren. Das Mikrofon befindet sich in der Fernbedienung, weshalb sich gesprochene Steuerungsbefehle wohl erübrigen. Apropos Sprache: Anders als Netflix bietet Amazon für Fire TV bisher noch keine unterschiedlichen Tonspuren mit Untertitelfunktion, was die Freude für manchen Nutzer etwas trüben könnte. Allerdings soll sich das bald ändern. Positiv dürften sich die starken Leistungsdaten wie der 1,7 GHz schnelle Quad-Core-Prozessor, die 2 GB Arbeitsspeicher (statt der 512 MB bei den anderen beiden Streaming-Lösungen) und der 8 GB Flash-Speicher bemerkbar machen. Eine Speichererweiterung ist jedoch nicht möglich, auch nicht über den USB-Port.

Anwendungen und Inhalte: Auf der Positiv-Seite ist, dass Amazons Fire TV über 300 Spiele unterstützt - mit der Fernbedienung als Steuerknüppel. Amazon-Bestandskunden brauchen dabei einmal gekaufte Titel nicht zweimal kaufen, wovon vor allem Amazon-Prime-Kunden profitieren. Überhaupt ist Amazon Fire TV sehr stark auf die Prime-Kunden zugeschnitten. Viele Nutzer klagen, dass beim Durchstöbern der angebotenen Videos nur schwer erkennbar ist, ob diese Teil des Prime-Abo-Services für 49 Euro pro Jahr sind oder bezahlpflichtig im Rahmen des normalen Instant-Video-Angebots. Ohne Prime-Abo ist der Spaßfaktor etwas eingeschränkt, zumal bestimmte Dienste noch fehlen, wird vielfach bemängelt. Einen anderen häufig vorgebrachten Kritikpunkt kennt man schon vom Kindle Fire HD: Zum Schutz eigener Bezahlangebote erschwert Amazon den Zugang mancher Inhalte oder Dateiformate, wenn er aus technischen Gründen nicht ganz verwehrt werden kann. Das Tor zu Netflix ist zwar mittlerweile offen, die versprochenen Apps von Maxdome und Watchever stehen aber noch aus. Sky wartet dem Vernehmen nach ab, wie sich Fire TV bewährt, bevor der mögliche Startschuss für Sky Go und Sky Snap fällt. Abgesehen davon bietet sich aber bereits eine breite Palette von kostenlosen und bezahlpflichtigen Angeboten, inklusive der "Öffentlich-Rechtlichen", Youtube, Berliner Philharmoniker und vieles mehr.

Fazit Amazon Fire TV: Neue Besen kehren gut, heißt es so schön. Als jüngstes Produkt im Reigen profitiert die Amazon-Lösung durch den rasanten technologischen Fortschritt. Die recht gute Spracheingabe und Leistungsdaten wie die 2 GB Arbeitsspeicher zeigen es deutlich. Damit kann Apple TV, in der dritten Generation seit fast drei Jahren auf dem Markt, noch nicht mithalten, auch wenn das Medienangebot weit größer ist.

Fazit

Google Chromecast stellt zum kleinen Preis manche Inhalte zur Verfügung, die Fire TV nicht oder noch nicht bietet. Apple TV überzeugt durch das nach wie vor größte Ökosystem, von dem jedoch hauptsächlich Apple-Bestandskunden profitieren. Gleiches lässt sich aber auch von Amazon Fire TV sagen. Für welche der drei Lösungen man sich entscheiden soll, hängt insofern nicht nur von Ausstattung und Leistung ab, sondern auch davon, wo man für sich das beste Ökosystem gefunden hat. (hal)