Benutzerverhalten messen

Unternehmen, die in das Medium Internet investieren, profitieren durch die umfassenden technischen Möglichkeiten zur Erfolgsmessung. Dadurch können sie gezielt eingreifen, um eine optimale Wirkung sicherzustellen und Fehlinvestitionen zu vermeiden. Außerdem lassen sich mithilfe einer dezentralen Distributed-Computing-Plattform Inhalte schneller und zuverlässiger bereitstellen.

Von: Klaus Kremer

Das Internet besteht heute aus mehreren Tausend Einzelnetzwerken, die als Autonomous Systems (AS) bezeichnet werden. Für die Verbindungen dieser Netze untereinander, das so genannte Peering, sind die Internet Service Provider (ISP) verantwortlich. Diese Technik ist kritisch in Bezug auf die Geschwindigkeit und Qualität der Datenübertragung.

Auf dem Weg vom Absender zum Empfänger durchläuft ein Datenpaket mehrere Router und Netzwerkabschnitte. Auf diesem langen Weg durch zahlreiche Datenleitungen und Netzwerkkomponenten wird die Datenübertragungsrate durch das schwächste Glied bestimmt.

Für die Länge der Antwortzeiten im Internet sind jedoch noch einige andere Faktoren verantwortlich. Fällt eine bestimmte Komponente komplett aus, können einzelne Empfänger eine Website gar nicht mehr erreichen, wenn sie auf dieses bestimmte Teilstück angewiesen sind.

Die Übertragung von Streaming-Media-Inhalten, die häufig über UDP-basierte Protokolle läuft, ist für Netzwerkprobleme noch anfälliger. Wegen der hohen Bandbreite, die Streaming Media erforderlich macht, können verlorene Datenpakete nicht mehr "nachgereicht" werden, Aussetzer bei der Audio- oder Video-Wiedergabe sind die Folge. Die einzelnen Streaming-Protokolle sind unterschiedlich anfällig für Latenz. Bei UDP-basiertem Streaming haben Latenzzeiten einen weniger starken Einfluss auf die Qualität als bei TCP-basiertem Streaming.

Ein Problem der zentralen Bereitstellung von Inhalten besteht darin, dass eine Website oder ein Mediaserver nur über eine begrenzte Anzahl von Anbindungen an das Internet verfügt, wodurch auch die Bandbreite begrenzt ist. Hohe Zugriffsraten bei bestimmten Aktionen auf der Website können so zu Überlastungen und Komplettausfällen der Infrastruktur führen.

Eine Lösung der genannten Probleme verspricht die verteilte Bereitstellung der Web-Inhalte - möglichst nahe am Benutzer - über ein Content Delivery Network (CDN). Ziel ist es hierbei, die Anzahl der möglichen Engpässe bei der Datenübertragung auf ein Minimum zu reduzieren. Nach Ansicht von Akamai lässt sich mit der CDN-Technologie die Performance einer Website durchschnittlich um den Faktor zwei bis acht steigern.

Die zuverlässige und schnelle Bereitstellung von Inhalten ist von entscheidender Bedeutung für erfolgreiche Marketinginitiativen im Web. Bei der Realisierung einer erfolgreichen Internet-Strategie geht es aber nicht nur darum, eine technisch perfekte Website mit kurzen Antwortzeiten zu betreiben. Die Analyse des Nutzerverhaltens stellt eine Ergänzung zu einer leistungsfähigen Web-Infrastruktur dar, um die Zielsetzung des Internet-Auftritts zu erreichen: Besucher und potenzielle Kunden sollen zu bestimmten Inhalten und Anwendungen geführt werden. Brechen sie Aktionen ab, verlassen sie vorgesehene Pfade oder wechseln sie nach wenigen Klicks die Website, so hat das bestimmte Gründe.

Benutzeraktionen lassen sich genau ermitteln und sogar in Echtzeit verfolgen. Die unmittelbare Reaktion des Konsumenten auf die Inhalte ist messbar und kann analysiert werden. Die Aufschlüsselung nach Verlaufspfaden auf der Website sowie Ein- und Ausstiegsseiten gibt wichtige Hinweise zur Optimierung von Inhalten und Strukturen. Derartige Informationen lassen sich nutzen, um die Benutzer mit gezielteren Inhalten zu bedienen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie die Besucher durch die Website-Struktur manövrieren. Will man die Benutzerwege auf einer Website möglichst genau nachvollziehen, muss man die Pfade verfolgen, die von den Benutzern eingeschlagen werden. Dabei unterscheidet man zwischen verschiedenen Analysen, von der einfachen Verlaufsanalyse vom ersten bis zum letzten Klick, über die inhaltsbezogene bis hin zur Szenario-Analyse, bei der nach typischen Sequenzen gesucht wird.

Die Pfadanalyse macht die Abfolge der Klicks auf der Website sichtbar, um so einzelne Problemseiten zu identifizieren, die Mängel hinsichtlich Navigationsstruktur, Übersichtlichkeit, Informationsgehalt oder Erscheinungsbild aufweisen. Durch die "Klick-genaue" Analyse des Benutzerverhaltes kann geklärt werden, ob eine Website überhaupt auf die anvisierten Zielgruppen zugeschnitten ist. Es lässt sich auch ermitteln, auf welchen Sektionen der Website die meisten Besuche verzeichnet werden. Daraus kann man wiederum Schlüsse ziehen, an welchen Stellen es sich lohnt, das Angebot zu erweitern. Inte-ressant ist auch, auf welcher Sektion die Benutzer zuletzt verweilt haben, bevor sie auf "Kontakt" oder "Hilfe" geklickt haben.

Für die Erfolgsmessung kommen spezielle Reporting- und Analyse-Lösungen und die Business Intelligence Tools zum Einsatz. Dabei geht es um die Analyse des Benutzerverhaltens oder die Messung des Lastaufkommens bei Webanwendungen nach Möglichkeit nach Standorten. Ebenso von Bedeutung ist die Echtzeit-Analyse des Datenaufkommens bei den eingesetzten Programmen. In entsprechenden Berichten kann auch die Effektivität von Marketingkampagnen und Promotions im Web sowie Live- und Streaming-Aktionen angezeigt werden. Infolge dieser Messungen können Schwachstellen beseitigt und überdurchschnittlich stark frequentierte Bereiche ausgebaut werden.(sf)

Zur Person

Klaus Kremer

ist Director of Operations für Zentraleuropa der Akamai Technologies.