Zu schwach für große Netze

02.03.2001
Mit Windows 2000 entwickelte Microsoft ein Enterprise-fähiges Betriebssystem. Neben Funktionen wie "Active Directory" sind auch Verbesserungen für das Storage-Management implementiert.

Von: Martin Kuppinger

Das Windows-NT-File-System (NTFS) ist ein Dateiensystem, das schnell wiederherstellt und Änderungen in den Verzeichnisstrukturen auch in Log-Dateien protokolliert. Bei der Version 4.0 war die Erweiterungsfähigkeit allerdings nur auf dem Papier gegeben. Zusätzliche Attribute oder andere Funktionen ließen sich dort nur mit Mühe umsetzen. Auch das integrierte Bandsicherungsprogramm war allenfalls für Server in sehr kleinen Netzwerken oder für die lokale Sicherung von Arbeitsstationen geeignet.

Verschiedene Hersteller haben davon profitiert und leistungsfähigere Lösungen auf den Markt gebracht. Viele davon sind für den Betrieb in größeren Netzen und für die zentralisierte Datensicherung ausgelegt - manche auch für heterogene Netze. Zu den führenden Anbietern zählen Veritas, Computer Associates und Legato. Weitergehende Lösungen, gerade in den wichtigen Bereichen des HSM (Hierarchical Storage Management) finden sich aber für Windows NT 4.0 kaum. Die Ursache dafür liegt insbesondere beim Dateisystem der Version 4.0, das eine Anbindung solcher Lösungen extrem schwierig macht.

Die Erweiterung des Dateisystems

Zentraler Punkt bei der Weiterentwicklung der Storage-Management-Funktion war daher auch die Anpassung im Dateisystem. Die Version 5.0, die in Windows 2000 implementiert ist, erlaubt wesentlich leistungsfähigere Storage-Management-Anwendungen. Hinzu kommen einige Erweiterungen im Zusammenspiel von Dateisystemen und Datenträgern.

Zu den wichtigen Neuerungen von NTFS 5.0 gehören die "Reparse Points". Dabei handelt es sich um Informationen, mit denen eine veränderte Festlegung des Zugriffs auf das Dateisystem möglich ist. Anwendungen, die ausgelagerte Dateien verwalten, können über einen solchen Reparse Point angesteuert werden. Eine Verlinkung zu anderen Laufwerken erfolgt auf die gleiche Art und Weise.

Neu sind auch die erweiterten Dateiattribute. Darin können Anwendungen zusätzliche Informationen speichern. Die Idee solcher Attribute ist nicht neu. Sie findet sich beispielsweise auch beim High Performance File System (HPFS) von OS/2. Eine weitere Neuerung ist "Native Structured Storage" (NSS), ein Verfahren, das Dokumente mit Word- oder Excel-Objekten in mehreren, getrennten Datenströmen auf die Festplatte schreibt.

Hierarchical Storage Management

Über die Reparse Points können Verweise auf die HSM-Anwendung im NTFS abgelegt werden. Erfolgt ein Zugriff auf eine Datei, für die ein Reparse Point konfiguriert ist, übernimmt die HSM-Anwendung die Kontrolle. Diese erkennt dann mittels ihrer gespeicherten Informationen den aktuellen Ort der Datei, die von der HSM-Anwendung dann zum Beispiel von einem Band eingelesen werden kann.

Microsoft liefert Windows 2000 mit den Remote-Speicherdiensten als einfache HSM-Anwendung. Diese Dienste arbeiten mit einem zweistufigen Konzept, nach dem Dateien auf verschiedenen Datenträgern nach definierten Regeln auf Bänder oder andere wiederbeschreibbare Wechselmedien ausgelagert werden.

Die Dateien, die der Anwender auslagern lässt, verbleiben zunächst auf dem Datenträger. Die Auslagerung erfolgt erst, wenn der lokale Speicherplatz unter einen festgelegten Wert fällt. Weitere Kriterien sind zum Beispiel das Alter oder die Größe eines Files. Außerdem ist es möglich, Dateien und Verzeichnisse generell von der Auslagerung auszuschließen. Bei mehr als einem Remote-Speichermedium legt der Administrator im Installationsprozess den Medientyp fest. Abschließend kann er dann noch die Ausführungszeit der Speicherdienste konfigurieren.

Falls ein Unternehmen Dateien redundant halten will, muss für deren Kopien eine ausreichende Anzahl von Laufwerken vorhanden sein. Hier besteht die Möglichkeit, Datenträger hinzuzufügen oder zu entfernen sowie differenzierte Filter einzurichten. Im Ereignisprotokoll sind alle Meldungen abgelegt, die für die Remote-Speicherdienste relevant sind. Schließlich gibt es noch den Bereich Wechselmedien, der den Zugriff auf Verwaltungsfunktionen erlaubt. Sie wurden in Windows 2000 integriert und beinhalten auch Warteschlangen und Operator-Anforderungen. Die Warteschlangen entstehen, wenn die Bänder mit ausgelagerten Daten nicht direkt verfügbar sind, sondern sich beispielsweise bereits in einem Archiv befinden.

Mit den Speicherdiensten von Windows 2000 können Dateien ausgelagert werden. In größeren Netzwerken dürften aber die besseren Lösungen von Drittherstellern mehr Sinn machen.

Die Erweiterung von Datenträgern

Als weitere Neuerung lassen sich unter Windows 2000 Datenträger im laufenden Betrieb ergänzen. Damit ist es nun auch möglich, die meisten Änderungen im Bereich der Dateisysteme ohne Neustart durchzuführen. Außerdem kann durch den "Volume Manager", der den "Festplattenmanager" von Windows NT ersetzt, mit dynamischen Partitionen gearbeitet werden.

Der Administrator muss die Platten aber zunächst in dynamische Datenträger umwandeln. Nach der Umstellung lassen sich Partitionen im laufenden Betrieb vergrößern. Der Volume Manager trennt dabei die physikalischen Datenträger von den Partitionen. Diese werden von dem Werkzeug dynamisch verwaltet und nicht mehr fest auf dem Datenträger definiert.

Die Möglichkeit, neue Partitionen nicht als eigenständige logische Laufwerke mit eigenem Laufwerksbuchstaben zu definieren, sondern sie über einen Link einem leeren Verzeichnis eines bestehenden Datenträgers anzubinden, ergänzt diese Funktion. Damit können Anwender bei Bedarf neue Datenträger hinzufügen und somit den verfügbaren Speicherplatz auf einem logischen Laufwerk erhöhen.

Die Bandsicherung

Im Vergleich zu diesen Erweiterungen für einen professionellen Serverbetrieb fällt das Sicherungsprogramm von Windows 2000 deutlich ab. Zwar gibt es auch hier einige Verbesserungen zu Windows NT. Beim Einsatz in mittleren und größeren Netzen muss der Benutzer jedoch mit Produkten von Drittherstellern arbeiten.

Es fehlen hier auch weiterhin Agenten, mit denen Administratoren eine kostengünstige Sicherung von Daten über das Netzwerk durchführen können.

Windows 2000 beinhaltet ein leistungsfähiges Speicher-Management. Das Betriebssystem ist mit professionellen Unix-Systemen vergleichbar. Allerdings ist in vielen Situationen eine leistungsfähigere Lösung von Drittherstellern kaum zu umgehen - insbesondere im Bereich der Datensicherung. (awu)

Zur Person

Martin Kuppinger

arbeitet als freier Journalist in Stuttgart.