Virtualisieren von Servern richtig planen

Zehn typische Fehler bei der Server-Virtualisierung

05.03.2008 von Günther Aust
Server lassen sich schnell und einfach virtualisieren. Dennoch können Probleme und Fehler den eigentlichen Vorteil zunichte machen. Welche Faktoren es bei der Analyse, Planung und Durchführung der Virtualisierung von Servern zu beachten gilt, schildert der folgende Beitrag.

In der Theorie bringt die Virtualisierung von Servern ausschließlich Vorteile mit sich. Die Auslastung der Systeme wird optimiert, und obendrein könnte in vielen Fällen die absolute Anzahl der physikalischen Server verringert werden. Zudem sorgt eine Entkoppelung der Applikationen und des Betriebssystems vom physikalischen System für deutlich mehr Flexibilität.

In der Praxis gefährdet jedoch beispielsweise ein planloses Einsetzen von virtuellen Maschinen die mögliche Steigerung der Effizienz. Im Folgenden finden Sie einige typische Fehler, die es bei einer Virtualisierungsstrategie in Sachen Server zu vermeiden gilt.

Wie sich durch Virtualisierung der Energiebedarf in Rechenzentren senken lässt, verrät Ihnen der Beitrag Mit Virtualisierung Stromkosten senken. Welche Fallstricke es bei der Storage-Virtualisierung zu beachten gilt, schildert der Artikel Die zehn häufigsten Fehler bei der Storage-Virtualisierung.

Virtualisierung ist kein Selbstzweck

Ungebremste Zunahme von virtuellen Maschinen (VM)

Durch Virtualisierung nimmt die Komplexität von IT-Architekturen aus der Perspektive des Systemmanagements ab. Während die physischen Systeme reduziert werden, erhöht sich auf der anderen Seite sehr oft die Anzahl der virtuellen Instanzen. Eine neue VM ist nur einen Mausklick entfernt! Alle virtuellen Maschinen müssen jedoch verwaltet, gewartet und gepflegt werden. Daher sollten klare Regeln für die Bereitstellung neuer VMs definiert werden, um deren ausuferndes Wachstum zu verhindern.

Unzureichende Workload-Analyse

Oft wird die Ist-Situation nicht präzise analysiert. Wichtig ist es, im Vorfeld von Virtualisierungsprojekten herauszufinden, welche realen Systeme sich überhaupt virtualisieren lassen und welche Betriebsmittel sie in der realen Welt benötigen. In einem zweiten Schritt wird dann ermittelt, welche Ressourcen diese Systeme in einer virtualisierten Umgebung erfordern. In dieser Phase ist äußerste Sorgfalt der Schlüssel zu einem erfolgreichen Virtualisierungsprojekt.

Technische Homogenität und wirtschaftliche Aspekte

Heterogenität der Plattform

Häufig ist die Plattform, auf der virtualisiert werden soll, durch uneinheitliche Systeme, Komponenten und Treiber gekennzeichnet. Umgebungen, die hinsichtlich Storage-, Netzwerk- und Server-Architektur eine gewisse Homogenität aufweisen, sind jedoch bezüglich Installation, Wartung und Pflege wesentlich einfacher zu managen als heterogene Plattformen. Auch setzen manche Funktionen des Hypervisors eine gewisse Homogenität voraus (beispielsweise VMotion).

Nichtbeachtung von betriebswirtschaftlichen Aspekten

Oft werden bei Virtualisierungsprojekten allein technische Aspekte berücksichtigt. Es wird analysiert, welche Ressourcen die zu virtualisierenden Systeme im Schwerpunkt benötigen: Manche erfordern einen großen Arbeitsspeicher, andere benötigen eher leistungsfähige Prozessoren. Verschiedene Klassen von Applikationen werden dann zusammen auf einem Server konsolidiert, damit die verfügbaren Ressourcen gleichmäßig ausgelastet sind. Wichtig ist es hier, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu kennen und zu berücksichtigen. Kommunizieren etwa bestimmte VMs in hohem Maße miteinander, ist es sinnvoll, beide Systeme auf einem physikalischen Server laufen zu lassen. So ist für Applikationen, die betriebswirtschaftlich zusammenwirken, ein sinnvoller Mix zu ermitteln, über den festgelegt ist, wie sie gruppiert und auf dem Server verteilt werden können.

Fehlerhafte Planung

Mangelnde Planung beim Einsatz von VMotion

Die VMotion-Technologie von VMware erlaubt es, eine komplette virtuelle Maschine im laufenden Betrieb unverzüglich von einem Server auf einen anderen zu verschieben. Sinnvolle Kombinationen von Applikationen auf einem Server dürfen aber nicht durch den Einsatz dieser Technologie zerrissen werden. Vielmehr muss die Planung berücksichtigen, dass komplette Gruppierungen dem VMotion-Prozess unterzogen werden. Auch hier ist eine homogene Hardwarelandschaft entscheidend.

Fehlerhafte Planung bei automatisierter Virtualisierung

Der VMware Distributed Resource Scheduler (DRS) überwacht die Auslastung von Ressourcen-Pools kontinuierlich und verteilt die VMs gerecht auf die verfügbaren Kapazitäten. Auch bei diesen Automatismen muss die Planung technische und betriebswirtschaftliche Aspekte bei der Gruppierung von Applikationen berücksichtigen.

Regeln sind unabdingbar

Nichteinhalten von Policies

Feste Regeln, die seit jeher für reale Server-Landschaften gelten, etwa Sicherheitsaspekte, dürfen in virtualisierten Umgebungen nicht aufgebrochen werden, sondern sind dort zwingend einzuhalten.

Der Administrator als Super Super User: Feste Regeln und die Einhaltung des Vieraugenprinzips sind angesagt.

Der Administrator als "Super Super User"

Der Administrator erhält durch Virtualisierungsprojekte die Rolle eines "Super Super Users", der viele virtuelle Maschinen im Blick haben muss. Der geringste Fehler kann sich hier auf die komplette Server-Landschaft auswirken. Dies sollte mittels durchdachter Kontrollmechanismen und Einhaltung des Vieraugenprinzips vermieden werden.

Server sind nicht alles

Unterschätzen der "politischen" Auswirkungen von Virtualisierung

Die Teilung von Infrastrukturen innerhalb unterschiedlicher Fachabteilungen kann betriebspolitische Probleme bereiten. Hier sind klare und nachvollziehbare Abrechnungsverfahren gefragt.

Isolierte Betrachtung der Server-Virtualisierung

Oft wird die Virtualisierung der Server als "Allheilmittel" verstanden. Sie sollte jedoch nur ein Baustein einer ganzheitlichen Infrastruktur-Optimierung sein und mit anderen Initiativen wie I/O- und Storage-Konsolidierung einhergehen. (mje)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer Schwesterpublikation ChannelPartner, der Fachzeitschrift für den IT-Handel.