Drucken und scannen in 3D

XYZprinting Da Vinci 1.0 AiO im Praxistest

18.08.2015 von Ines Walke-Chomjakov
Der XYZprinting Da Vinci 1.0 AiO erstellt 3D-Scans und druckt sie als 3D-Objekt aus. Der Test zeigt, ob das so einfach ist, wie es klingt.

Die Idee ist super: Mit dem Multifunktionsgerät XYZprinting Da Vinci1.0 AiO lassen sich dreidimensionale Objekte nicht nur ausdrucken, sondern auch einscannen. Ist das die perfekte Maschine, um zu Hause für einen sicheren Nachschub an Ersatzteilen oder Kopien von Lieblingsfiguren zu sorgen? Vom Preis her schon: Denn das All-in-One-Gerät ist mit rund 800 Euro durchaus günstig. Viele 3D-Drucker, die nur drucken, liegen in der Anschaffung oft deutlich darüber. Ob das Multifunktionsgerät aber auch den Wunsch nach kinderleicht gemachten 3D-Kopien hält, kann nur der Praxistest entscheiden.

Nach dem Auspacken ist klar, dass wir die 3D-Druckeinheit bereits kennen. Sie stammt aus dem XYZprinting Da Vinci 1.0. Äußerlich ähnelt der Da Vinci 1.0 AiO auch stark der reinen Druckervariante. Er ist relativ klobig und ein rundherum geschlossenes Gerät. An der Vorderseite befinden sich das Display und die Bedientasten. In der Testversion lässt sich Deutsch als Sprache auswählen. An Anschlüssen beschränkt sich das 3D-Druck-Kombigerät auf USB als Verbindung zum Rechner. Einen SD-Kartenslot bietet es nicht. Das Ansteuern ohne PC ist damit nicht möglich.

Das Innenleben des Da Vinci 1.0 AiO

Im Lichtschnittverfahren scannt der XYZprinting Da Vinci 1.0 AiO den Gegenstand ein.

Hier befinden sich neben der Druckplattform auch ein eingebauter Drehteller und zwei Laserlinsen sowie eine Kamera, deren Auflösung XYZprinting mit 2 Megapixel angibt. Scannen und Drucken kann nicht gleichzeitig passieren. Im Gegensatz zur Bauplattform ist der Drehteller fürs 3D-Scannen fest am Boden des Da Vinci 1.0 AiO fixiert. Deshalb muss zum Scannen die Druckfläche nach oben fahren. Soll es mit dem Drucken losgehen, muss wiederum der Drehteller leer sein, um Kollisionen zu vermeiden. Denn dann bewegt sich die Druckplattform umso weiter nach unten, je mehr der Gegenstand „anwächst“.

Separate Programme fürs Drucken und Scannen

Um die beiden Funktionen des Da Vinci 1.0 AiO zu nutzen, finden sich zwei separate Programme auf der mitgelieferten CD. Die Software XYZware übernimmt das Drucken in 3D. XYZscan ist fürs Scannen zuständig. Im Test installieren wir beide Programme auf dem Testrechner und führen jeweils ein Update durch. Wer die neuesten Versionen direkt von der Webseite des Herstellers downloaden will, wird aufgefordert, sich zu registrieren. Per CD kommen Sie ohne Accounterstellung aus.

Ist die Vorschau erstellt, zeigt XYZscan die Objektdaten zum Gegenstand an.

Das Scanprogramm XYZscan beschränkt sich im Wesentlichen auf Funktionen, die Sie sie für den Digitalisierungsprozess benötigen: So können Sie eine Kalibrierung des Scanners starten, Scans importieren, einen Scanprozess mit Vorschau starten oder nach dem Scannen einfache Verbesserungen der Scanqualität vornehmen wie das Glätten der Oberfläche. Die Scanqualität lässt sich in verschiedenen Stufen einstellen: hell, normal oder dunkel stehen hier zur Auswahl. Dazu noch der Modus „Auto“, bei dem es dem Programm und dem Da Vinci 1.0 AiO überlassen bleibt, wie sie die Scanvorlage erkennen. Die Einstellung hängt vom Gegenstand ab. Weiße Dinge sollen am besten abgetastet werden. Je dunkler das Scanobjekt, desto schwerer wird es.
Der Scanablauf beim XYZprinting Da Vinci 1.0 AiO: Lösen wir einen Scanvorgang aus, setzt sich der Drehteller in Bewegung. Das Kombigerät nutzt das Lichtschnittverfahren, um einen Gegenstand in 3D zu digitalisieren. Dazu wirft der Laser einen roten Lichtstrahl auf das Objekt, den die Kamera aus einem bestimmten Winkel aufnimmt. Der Teller dreht sich in kleinen Schritten ständig weiter, die nächsten Aufnahmen des Lichtstrahls kommen hinzu. Aus den Daten errechnet die Software die Form des digitalen Objekts.

Während eines Scanvorgangs macht der Da Vinci 1.0 AiO zwei ganze Umdrehungen. Dabei kommen beide Laser zum Einsatz: Der erste trifft von oben, der zweite von unten auf die Scanvorlage. Der Einleseprozess dauert im Test etwa 5 Minuten. Dazu kommt der Berechnungsprozess von rund 3 Minuten. Insgesamt sind die Probegegenstände im Test nach rund 8 Minuten digitalisiert und in der Software geladen.

Dabei spielt die Größe des Gegenstandes keine Rolle. Im Maximum lassen sich Objekte scannen, die 15 Zentimeter in die Höhe und im Durchmesser messen und bis zu drei Kilogramm wiegen. Als Scangenauigkeit gibt der Hersteller 0,25 Millimeter an. In XYZscan lässt sich der fertige Scan in zwei Formaten speichern – als druckbares STL oder DAS – einem proprietären Format des Herstellers.

So sieht der fertige Scan in XYZscan aus.

Scanqualität – abhängig von der Vorlage, aber nie 1:1

Im Test haben wir verschiedene Gegenstände ausprobiert: Zum Einstieg beispielsweise das Test-Töpfchen, das der XYZprinting Da Vinci 1.0 seinerzeit gedruckt hat. Der Grund: Das mitgelieferte Filament war weiß – die Idealvoraussetzung für das Lichtschnittverfahren und damit unseres Erachtens eigentlich die leichteste Aufgabe für die 3D-Scan-Einheit. Als Zusammenfassung der Vorschau erhalten wir die Objektdaten zum Gegenstand. Hier stimmen die Maße mit dem Original überein. Deshalb übernehmen wir die Daten und initiieren den eigentlichen Scan. Ist dieser erledigt, sehen wir das Ergebnis in XYZscan. Optisch sieht es gut aus. Deshalb laden wir die Daten aus dem Programm direkt in die Drucksoftware XYZware und lassen den Gegenstand ausdrucken.

Das Ergebnis ist ziemlich ernüchternd: Denn weder stimmen Höhe und Wandstärke mit dem Original überein, noch das Innere des Töpfchens. Hier hat der Scanner zusätzliche Strukturen erkannt, die nicht da waren. Gleichzeitig kann der Slicer mit den Scandaten nur bedingt etwas anfangen. Das zeigt sich am Boden des Töpfchens, der absolut wirre Druckerwege aufweist.

Schwierige Gegenstände in dunklen Farben machen dem Da Vinci 1.0 AiO zu schaffen.

Ist der Gegenstand komplizierter und hat mehrere Farben – etwa eine Figur, häufen sich die Fehler. So fehlen Teile vom Arm oder sind Zwischenräume zwischen Arm und Rumpf als ein Stück erkannt worden. Gleichzeitig leidet die Oberfläche. Denn bei unterschiedlichen und zudem dunklen Farben hat die Kamera erhöhte offensichtlich auch mehr Probleme, die Reflexionen des Scanners genau aufzunehmen. Da sich im Scan-Programm nicht viel nacharbeiten lässt, bleibt das Ergebnis enttäuschend.

Vorlage und Ergebnis nach Scan und Druck in 3D des XYZprinting Da Vinci 1.0 AiO im Vergleich.

Noch kurz zur Druckeinheit und der Software XYZware: Der Da Vinci 1.0 AiO kann inzwischen mit ABS- und PLA-Kunststoffen umgehen. Das war mit dem reinen 3D-Drucker Da Vinci 1.0 noch nicht möglich. Er war auf ABS-Filamente spezialisiert. An der grundsätzlichen Druckqualität hat sich unseres Erachtens jedoch nicht viel geändert: Die einzelnen Schichten bleiben auch bei den Objekten aus dem Kombigerät deutlich sichtbar. Die Drucksoftware XYZware bietet mit der Version 2.1.1.2 ein deutschsprachiges Menü und ist optisch etwas überarbeitet. An den Grundfunktionen hat sich jedoch nichts geändert.

Verbrauch des XYZprinting Da Vinci 1.0 AiO

Außerdem arbeitet das Gerät weiterhin mit kodierten Filamentkartuschen. Allerdings hat sich im Nachkauf etwas getan: Denn inzwischen können Sie quasi Nachfüllkartuschen mit neuem Chip für die Kassetten erwerben. Preislich profitieren Sie mit dem Nachfüllkit: Denn das Material findet sich etwa beim Händler www.yoodoit.de im 600-Gramm-Paket für 29 Euro statt der 39 Euro für die Kassette inklusive Material. Insgesamt bleibt das Drucken mit dem Da Vinci jedoch vergleichsweise hochpreisig, denn unser Testobjekt mit einem Gewicht von 8 Gramm kommt mit 39 Cent auf einen vergleichsweise gesalzenen Betrag.

Fazit – nur ein Anfang für 3D-Druck-/Scan-Kombigeräte

Noch Luft nach oben im 3D-Scannen und 3D-Drucken: XYZprinting Da Vinci 1.0 AiO
Foto:

Insgesamt zeigt der Test, dass das Kombinieren des dreidimensionalen Druckens und Scannens zwar eine gute Idee ist, aber noch in den Kinderschuhen steckt. Die Scangenauigkeit des XYZprinting Da Vinci 1.0 AiO lässt dafür noch zu sehr zu wünschen übrig. Mit Schulen und Hobbyisten ist die Zielgruppe zwar getroffen, denn die Bedienung ist einfach und die Programme übersichtlich aufgebaut. Allerdings werden genau diese Anwender recht enttäuscht sein, wenn sie nicht gleich nach dem Scannen zu einer gedruckten Kopie kommen, weil sie den Scan erst einmal arbeitsintensiv nachbearbeiten müssen. Was so einfach klingt, erweist sich in der Praxis derzeit noch als unausgereift. Eventuell warten Sie besser noch eine Weile oder denken über zwei separate Geräte nach. Hier müssen Sie jedoch auf jeden Fall mit einem höheren Anschaffungspreis rechnen. Die 800 Euro des Da Vinci 1.0 AiO sind sicher nicht zu schlagen.

Produkt

XYZprinting Da Vinci 1.0 AiO

Bauart

Fertiggerät

minimale Schichtstärke (in mm)

0,1

Filamentstärke (in mm)

1,75

Drucktechnik

Schmelzschichtung

Abmessungen betriebsbereit (B x T x H in mm)

471 x 560 x 512

Händler

Yoodoit, iGo3D

Druckqualität

Standardqualität

befriedigend

höchste Qualität

gut

Drucktischjustierung

sehr exakt

Druckqualität mit Support

befriedigend

Geschwindigkeit

Testobjekt in geringer Qualität (in Std.)

00:37

Testobjekt in höchster Qualität (in Std.)

02:06

Aufheizen auf Betriebstemperatur (in Min.)

00:00

Ausstattung

max. Objektgröße (B x T x H in mm)

200 x 200 x 190

unterstützte Druckmaterialien

ABS, PLA

Bauplattform beheizbar

ja

Display / Speicherkartenslot / USB-Host

ja / nein / nein

Anschlüsse

USB 2.0

LED-Beleuchtung

ja

unterstützte Betriebssysteme

Windows XP, 7, 8, Mac-OSX

Community

eu.gallery.xyzprinting.com/

Gewicht Drucker betriebsbereit (in kg)

22,60

Handhabung

Software

XYZware, XYZscan

Bewertung Software

übersichtlich, grafisch gut aufbereitet

Dateiformate

STL, DAS (Scan), 3W (Druck)

Display: Sprache / Menüaufbau

Deutsch / übersichtlich

Aufbau Drucker: Installation / Materialbestückung

sehr einfach / sehr einfach

Druckbetrieb: Stabilität Drucker / unbeaufsichtigtes Drucken

sehr stabil / ja

Verbrauch

Stromverbrauch (Betrieb / Ruhe / Aus)

123,2 / 12,0 / 1,3

Druckmaterial (Preis pro kg)

48 Euro

Preis Testobjekt (8 g)

0,39 Euro

Extras

-

Preis (Gerät)

799 Euro

(PC-Welt/ad)