XML-Werkzeugkisten

05.01.2001 von Holger Reibold
An XML führt auf Dauer kein Weg vorbei, das hat sich inzwischen nicht nur unter Webentwicklern herumgesprochen. Kein Wunder also, dass Softwareentwickler den Markt mittlerweile mit XML-Tools überschwemmen.

Für den (angehenden) XML-Programmierer sind XML-Werkzeuge unerlässliche Hilfsmittel bei der täglichen Arbeit. Schon die "einfache" Validierung der Wohlgeformtheit ist bei umfangreichen XML-basierten Dokumenten manuell nicht mehr zu leisten. Gleiches gilt für die Konvertierung von XML-basierten Inhalten in andere XML-Dialekte oder nach HTML. Hier setzen XML-Werkzeuge an.

Inzwischen gibt es XML-Tools wie Sand am Meer. Dabei wird es von Mal zu Mal schwieriger, das geeignete Werkzeug zu finden. Immer mehr traditionelle Anwendungen wie Textverarbeitungen, Präsentationsprogramme, Grafikprogramme und natürlich die herkömmlichen HTML-Editoren werden mit dem Label "XML-Enabled" unter die Leute gebracht und erschweren dadurch die Auswahl.

Um etwas mehr Ordnung in das Ganze zu bringen, ist man versucht, die verschiedenen Produkte in Kategorien einzuteilen. Solches "Schubladendenken" ist zwar mit der gebotenen Vorsicht zu genießen, denn die Aufgaben und bereitgestellten Funktionen der Editoren unterscheiden sich oft oder überschneiden sich teilweise stark. Dennoch vereinfacht eine solche Einteilung die Orientierung im XML-Dschungel erheblich.

Zunächst einmal sind da XML-Browser und Parser. Sie dienen einerseits der Darstellung XML-basierter Inhalte, andererseits der Erkennung von syntaktischen Strukturen und der Verarbeitung nach bestimmten Regeln. Für den "typischen" Entwickler sind es aber insbesondere die XML-Editoren, die die tägliche Arbeit mit XML-basierten Inhalten erleichtern. Eng mit der Entwicklung solcher Inhalte sind Transformationsmechanismen verknüpft, die XML-Dokumente für die verschiedenen Zielplattformen aufbereiten. Da XML vermehrt für die Entwicklung multimedialer Inhalte zum Einsatz kommt, gibt es auch für diese Bereiche Tools. Nicht vergessen sollte man zudem Spezialisten für XLinking, XML-Server und XML-fähige Content-Managementsysteme. Der vorliegende Artikel beschränkt sich auf Werkzeuge, die für den Webentwickler von besonderem Interesse sind. Einen umfassenden Überblick bietet XML Software.

XML-Editor XML Pro 2.0

XML Pro ist einer der ältesten Editoren, soweit man diese zeitliche Einordnung in Zusammenhang mit XML überhaupt verwenden darf. Nach dem Zwischenschritt mit der Version 1.2, die bereits einige interessante Funktionen wie XML-Code-Vorschau und volle Unterstützung der XML-Spezifikation bot, finden sich in Version 2.0 eine ganze Reihe neuer Leistungsmerkmale. Besonders hervorzuheben: XML Pro integriert den IBM 4J Parser.

XML Pro beherrscht grundlegende Funktionen wie das Verschieben von Einträgen im Dokumentenbaum per Drag&Drop, Ausschneiden und Einfügen sind ebenso möglich. Die integrierte Suchfunktion hilft beim Aufspüren von Elementen, Notizen oder Attributen. Weiter lässt sich die DTD anzeigen. Auch die Hilfefunktion wird ihrer Bezeichnung gerecht. Der Import von Nicht-XML-Inhalten ist allerdings nach wie vor nicht möglich.

Fazit: XML Pro ist ein Editor ohne große Stärken und Schwächen, dem es an herausragenden Funktionen fehlt. Der Preis ist vergleichsweise hoch.

Quickinfo

XML-Editor

XML Pro 2.0

Anbieter

Vervet Logic

Plattform

Win32, Solaris, Linux

Preis

150 US-Dollar

XML Spy 3.5 Beta 2

Der aus Österreich stammende Editor XML Spy ist ein gutes Beispiel dafür, dass europäische Softwareentwickler durchaus mit der internationalen Konkurrenz mithalten können. Inzwischen arbeiten über 15.000 Entwickler mit dem Programm. Der hohe Beliebtheitsgrad hat seinen Grund: XML Spy gilt als einer der besten Editoren. Der strukturierte Editor unterstützt neben XML auch DTDs, Schemata (DCD, XDR, BizTalk, XSD) und XSLT.

Dem Entwickler stellt der Editor vier Dokumentenansichten zur Verfügung: Neben der Grid-Ansicht und der Tabellenansicht ermöglicht XML Spy die Anzeige des Quellcodes und eine Vorschau. Standardmäßig verwendet der Editor MSXML für die Transformation von XML-Dokumenten, er kann jedoch auch jede beliebige XSLT-Engine einbinden.

Eine der vielen herausragenden Funktionen ist die Import-Export-Funktionalität. So lassen sich beispielsweise beliebige Textdateien, Word-Dokumente oder auch Daten aus ODBC-Datenbanken importieren. Beim Import von Word-Dokumenten erzeugt der Editor sogar automatisch ein entsprechendes Stylesheet.

Seine Stärken spielt der Editor beim Editieren von DTDs und Schemata aus. Er setzt den Entwickler beispielsweise in die Lage, DTDs, DCDs, XML-Daten, BizTalk-Informationen und XML-Schema-konforme Daten in das jeweils andere Format zu konvertieren. Version 3.5 beinhaltet dabei einen visuellen Schema-Editor.

Leicht fällt das Projektmanagement mit XML Spy. Dokumente lassen sich innerhalb eines Projekts beliebig verwalten. Für unterschiedliche Ordner können dabei verschiedene Projekteinstellungen vorgenommen werden.

Fazit: In der Summe seiner Funktionen ist XML Spy bislang unerreicht. Dies zeigt sich gerade in der Verarbeitung von DTDs und Schemata im Hinblick auf die Konvertierungsfähigkeiten.

Quickinfo

XML-Editor

XML Spy 3.5 Beta

Anbieter

Altova

Plattform

Win32

Preis

140 US-Dollar

XMLwriter v1.21

Gute XML-Editoren müssen nicht zwingend dem Hochpreissegment angehören, das zeigt XMLwriter. Für nicht mal 100 Mark bekommt man einen leistungsfähigen Editor für Windows-Betriebssysteme. Er taugt nicht nur für typische Aufgaben wie die Validierung, sondern unterstützt auch neuere Techniken wie XSL-T und sogar XQL. XMLwriter erlaubt zudem durch die Verwendung von XSL-Stylesheets die Konvertierung von XML-Dokumenten nach HTML. Alternativ kann der Entwickler XML-basierte Inhalte bequem mit Cascading Stylesheets verknüpfen, um Daten ein webfähiges Layout zu verpassen. XMLwriter kann außerdem mit Schemata umgehen.

Zu den Stärken von XMLwriter zählen die Projektmanagementfunktionen. Das Programm stellt eine strukturierte Projektansicht zur Verfügung. Die Batch-Validierung erleichtert dabei die Arbeit an umfangreichen Projekten.

Nicht gerade eine Selbstverständlichkeit für ein solch preiswertes Programm: die Syntaxhervorhebung, Anpassungsfähigkeit der Entwicklungsumgebung und die lobenswerte Hilfefunktion samt XML-Guide.

Da der XMLwriter vergleichsweise preiswert ist, eignet er sich gerade für jene Entwickler oder Unternehmen, die bislang noch nicht so richtig abschätzen können, welches die optimale XML-Lösung ist.

Fazit: XMLwriter bietet das optimale Einstiegswerkzeug, das preiswert und hochfunktional zugleich ist. Vergleichbares gibt es in diesem Preissegment nicht.

Quickinfo

XML-Editor

XMLwriter v1.21

Anbieter

Wattle Software

Plattform

Win32

Preis

39 US-Dollar

XMetal 2.0

Softquads XMetal 2.0 gehört zu den "guten alten Bekannten" unter den XML-Editoren. Neben XML unterstützt der Editor auch SGML. Ab Version 2.0 kann das Programm XML-Dokumente ohne DTD verarbeiten.

Beeindruckend ist die Funktionalität und die vergleichsweise einfache Handhabung. Inhalte lassen sich per Drag&Drop (auch in andere Dokumente) verschieben. Dem Anwender stehen verschiedene Ansichten eines Dokuments zur Verfügung. Das Programm bietet neben Quelltext- und Strukturanzeige die zusätzliche Aktivierung der Vorschau.

Bislang lassen sich XML-Dokumente nur mit Cascading Stylesheets verknüpfen. Hierzu verfügt das Programm über den so genannten Stylesheet-Editor. Die Stärken des Programms liegen in anderen Bereichen. So kann beispielsweise der Datenbankimportassistent auf beliebige ODBC-Datenquellen zugreifen.

Ein Feature, das andere XML-Editoren nicht bieten, ist die Erweiterbarkeit um eigene Scripts über die Microsoft Scripting Engine. Diese Scripts lassen sich einem Tag zuordnen und werden beim Einfügen des Tags ausgeführt. Mit dem Form-Editor von XMetal können Sie auch komplexe Formulare mit Texteingabe und Checkboxen erstellen.

Flexibel zeigt sich der Editor in seiner Konfigurierbarkeit. Es lassen sich insbesondere die Menüs bis ins letzte Detail anpassen. Deutlich hebt sich das Programm durch seine umfassende Dokumentation ab: Neben einem 300-seitigen Users Guide wird zusätzlich ein Programmers Guide mit unzähligen Beispielen ausgeliefert.

Fazit: Was auf den ersten Blick sehr viel versprechend wirkt, relativiert sich angesichts des hohen Preises, der gerade noch vertretbar erscheint: Um die 1000 Mark muss man für XMetal auf den Tisch legen.

Quickinfo

XML-Editor

XMetal 2.0

Anbieter

Softquad

Plattform

Win32

Preis

495 US-Dollar

XML Authority v2.0

Inzwischen ist abzusehen, dass die weitaus flexibleren Schemata mittel- bis langfristig die DTD-Technologie ablösen. Es verwundert deshalb kaum, wenn gerade für die Schema-Entwicklung Spezialtools auf den Markt drängen - diese sind dabei oft in ein ganzes Paket an XML-Lösungen eingebettet. Ein gutes Beispiel dafür ist XML Authority, das jedoch auch als eigenständiges Programm andere Werkzeuge ergänzen kann.

Das Java-basierte Tool bietet laut Hersteller umfassende Unterstützung der Schema-Spezifikationen. Die grafische Benutzeroberfläche erlaubt die einfache Entwicklung von DTDs und XML-Schemata. XML Authority integriert XML-Canon, Schema Adjunct Framework (ASF) und unterstützt Oracle iFS -Schemata. Das Programm überprüft Schemata bei der Entstehung in Echtzeit. Gerade die grafische Aufbereitung der Schemata und die übersichtliche Benutzerführung machen die Arbeit mit dem Editor fast zum Kinderspiel. Die drei unterschiedlichen Darstellungen bezeichnen die Entwickler als Schema Qlicker.

Stärken zeigt das Programm beim Import von Datenstrukturen und Dokumenten. So kann XML Authority beispielsweise Informationen aus Java-Klassen, per ODBC, COM oder LDAP einlesen.

Fazit: XML Authority zeigt seine Stärken insbesondere im Zusammenspiel mit anderen XML-Produkten aus dem Hause Tibco, macht aber auch als Standalone-Anwendung eine gute Figur.

Quickinfo

XML-Editor

XML Authority v 2.0

Anbieter

Tibco

Plattform

Win32, diverse UNIX, Mac

Preis

99,95 Dollar

XSL: Stylus 2.0

Laut eXcelon, den Entwicklern von Stylus, ist deren Produkt der erste visuelle Editor für XSL-Stylesheets, der das Editieren per WYSIWYG erlaubt. Der Editor unterstützt dabei internationale Zeichensätze und Java-Erweiterungen, wie sie insbesondere für die serverseitige Verarbeitung wichtig sind.

Jeder, der mit einem typischen Web-Editor Erfahrungen gesammelt hat, wird sich aufgrund der WYSIWYG-Entwicklung schnell in der Programmumgebung zurecht finden. So kann man insbesondere mit Vorlagen arbeiten und auch XML-Daten per Drag&Drop an der gewünschten Position einfügen. Der Entwickler muss sich um nichts weiter kümmern: Stylus erzeugt den erforderlichen XSL-Code automatisch, der sich nachträglich editieren lässt. Stylus greift dabei Entwicklern unter die Arme, die lieber direkt in der Quellcode-Ansicht arbeiten: Bei Eingaben bietet der Editor wahlweise XSL- oder HTML-Tags samt Attributen zur Auswahl an. Stylus bietet zudem die Syntaxhervorhebung.

Beachtung verdienen die Debugging-Funktionen. Mit der Unterstützung des Editors lassen sich selbst komplexe Stylesheets erzeugen, Breakpoints setzen, XSL-Variablen überwachen und XSL-Funktionssequenzen verfolgen. Der integrierte XSLT-1.0-Prozessor unterstützt laut eXcelon die XSLT-1.0-Spezifikation.

Fazit: Unterm Strich ist der Stylus der bislang leistungsfähigste und benutzerfreundlichste XSL-Editor. Der Preis von umgerechnet knapp über 400 Mark ist durchaus angemessen.

Quickinfo

XSL-Editor

Stylus 2.0

Anbieter

eXcelon

Plattform

Win32, diverse Unix-Syteme

Preis

199 Dollar

IBM: Web Services Toolkit

IBM zählt sicherlich zu den Unternehmen, die sich auf dem lukrativen XML-Markt langfristig voraussichtlich einen beträchtlichen Marktanteil sichern können. Wie breit das Engagement angelegt ist, zeigt ein Blick auf die Entwickler-Site Alphaworks.

Unter der Bezeichnung Visual XML Tools entstand ein ganzes Paket an XML-spezifischen Programmen, das für alle typischen Aufgabenbereiche das passenden Werkzeug bereithält.

Inzwischen sind die Visual Tools von dem so genannten XML and Web Services Development Environment abgelöst worden. Dabei handelt es sich um eine Plattform-neutrale Entwicklungsumgebung, die HTML, Java, SQL und XML zusammenführt. Das Ziel: die effektive Entwicklung von E-Business-Applikationen.

Die Umgebung wird über eine UDDI Business Registry das Aufspüren bestehender Webservices erlauben. Zudem soll es dem Entwickler alle Werkzeuge für die Integration existierender XML-, SQL- oder Java-Anwendungen an die Hand geben, die das Zusammenführen von Java-Bean-Komponenten samt WSDL -kompatibler Beschreibung ermöglichen.

Soweit es die XML-Funktionalität betrifft, weist das XML und Web Services Development Environment die gleichen Lösungen auf, wie sie in den Visual XML Tools enthalten waren. Die Sammlung enthält fünf zentrale Lösungen: Visual XML Builder für die Entwicklung von XML-Dokumemten, Visual DTD für die visuelle Entwicklung von DTDs, Visual XML Creation für das Generieren von XML-Dokumenten aus SQL-Abfragen, Visual XML Transformation als XSL-Transformator und Visual XML Query für das Erzeugen von XML-Abfragen.

Fazit: Mit dem XML und Web Services Development Environment hat IBM ein Paket geschnürt, das seinesgleichen sucht. Keine andere Umgebung verknüpft die Technologien XML und Java besser als diese Lösung. Ihr Einsatzbereich: das aufwändige E-Business.

Quickinfo

XML-Editor

Web Services Toolkit

Anbieter

IBM

Plattform

Java-enabled

Preis

keine Angabe

Apache-XML-Projekt

Mit dem Apache-XML-Projekt werden die verschiedenen XML-relevanten Entwicklungen koordiniert. Unter der Federführung der Apache Software Foundation (ASF) entsteht eine mächtige Publishing-Plattform, die neben dem eigentlichen Webserver alle erforderlichen Tools zur Bearbeitung und Veröffentlichung von XML-basierten Content umfasst. Das Apache-XML-Projekt enthält aktuell sieben Einzelprojekte:

Der Parser Xerces und der XSLT-Prozessor Xalan bilden die zentralen Basistechnologien. Sie ermöglichen insbesondere einer Lösung wie dem XML-Publishing-System Cocoon, XML-Dokumente in diverse Zielformate wie etwa HTML und PDF zu transformieren. Für das Erzeugen von PDF-Dokumenten greift Cocoon auf FOP zurück. Derlei Abhängigkeiten zeigen, wie eng die verschiedenen Module miteinander verzahnt sind - in ihrer Gesamtheit bilden sie jedoch ein funktionierendes Ganzes.

Der nach einem seltenen Musikinstrument benannte Xalan-Prozessor ist in einer Java- und einer C++-Version verfügbar. Zumindest die Java-Version gewährleistet inzwischen ein ausreichend hohes Maß an Stabilität für den professionellen Einsatz. Xalan ist insbesondere auf das Zusammenspiel mit den XML-Parser Xerces abgestimmt, kann aber auch mit anderen SAX-(Level1)- oder DOM-(Level 2)-konformen Parsern zusammenarbeiten.

Quickinfo

XML-Lösung

Apache-XML-Projekt

Anbieter

Apache Software Foundation

Plattform

Win32, Linux

Preis

kostenlos

Weitere XSLT-Prozessoren

Neben Xalan gelten insbesondere Saxon, Oracle XSL und MSXML als die wichtigsten Engines. Wie viele andere XSLT-Prozessoren ist auch Michael Kays Saxon in Java programmiert. Saxon besteht aus drei Werkzeugen. Der XSLT-Prozessor hat die XSLT- und XPath-Spezifikationen (Versionen 1.0) implementiert. Außerdem hat Kay verschiedene Erweiterungen eingeführt. Zusätzlich beinhaltet das Paket eine Java-Bibliothek und eine verbesserte Version des AElfred-Parsers von Microstar. Saxon erlaubt insbesondere die XSL- und Java-Verarbeitung, kann aber auch einen Mix aus beiden verarbeiten und unterstützt mehrere Ausgabedateien.

Oracle hat mit dem XML Developer's Kit ein ganzes Paket an XML-Werkzeugen geschnürt. Darin ist ein XSLT-Prozessor enthalten, der zum Oracle XML Parser für Java gehört. Der Parser unterstützt DOM- und SAX-Schnittstellen, XML Namespaces, Validierung und XSL-Transformationen. Laut Oracle unterstützt der Parser die XSLT-1.0-Empfehlung. Oracle bietet das Paket zum Download an.

Microsoft ist ebenso im Konzert der XML-Entwickler vertreten. Deren XML-Parser MSXML steht inzwischen in Version 3 zur Verfügung und unterstützt laut Microsoft sowohl die XSLT- als auch die XPath-Spezifikation komplett. Der vielleicht interessanteste Aspekt: die Integration und die Abstimmung mit dem Microsoft-Browser.

SVG: Trajectory Pro

XML eignet sich keineswegs nur für die Auszeichnung von Text-basierten Informationen, sondern deckt inzwischen ein breites Anwendungsfeld ab. So lassen sich damit auch Grafiken, Animationen und Präsentationen realisieren. Sogar Musik lässt sich per XML beschreiben.

Schon heute können per SVG erstaunlich hochwertige Grafiken erzeugt werden, sogar mit flashähnlichen Effekten. Nachdem sich insbesondere Adobe für SVG stark macht, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die SVG-Anzeige genauso zur Standardausstattung eines Browsers gehört wie das weit verbreitete Flash-Plug-in von Macromedia. Inzwischen unterstützen eine Vielzahl von Grafikprogrammen die SVG-Entwicklung, beispielsweise Adobes Illustrator 9.0 oder Corels Draw 10. Ein echter Spezialist ist hingegen Trajectory Pro vom Paint-Shop-Entwickler Jasc.

Obwohl Trajectory bislang nicht in einer finalen Version vorliegt, zeigt sich bereits die Version 0.3 sehr stabil. Mit typischen Werkzeugen, wie man sie von anderen Grafikprogrammen kennt, werden XML-basierte Grafiken erzeugt. Diese Grafiken weisen eine erstaunlich kleine Dateigröße auf und gewährleisten auch bei aufwändigen Illustrationen einen vergleichsweise schnellen Download. Was das Tool letztlich kosten wird, steht bis jetzt offiziell noch nicht fest. Es ist wahrscheinlich, dass zumindest Grundfunktionen ins Schwesterprodukt Paint Shop Pro einfließen.

Fazit: Bislang fehlen dem Programm leider noch die wirklich interessanten Funktionen, die etwa für die Entwicklung von Animationen erforderlich sind. Dennoch erlaubt Trajectory Pro schon heute einen Blick in das Nach-Flash-Zeitalter.

Quickinfo

SVG-Grafiktool

Trajectory Pro

Anbieter

Jasc

Plattform

Win32

Preis

keine Angabe

SMIL-Tool RealSlideshow Plus 2.0

In eine ähnliche Richtung wie SVG zielen die Entwicklungen rund um SMIL. Die XML-basierte "Integrationssprache" ermöglicht eine einfache, textgesteuerte Synchronisation von Multimediaanwendungen, wie sie etwa beim Streaming Video erforderlich sind. SMIL ist für die Stream-Beschreibung und Formatierung zuständig.

Inzwischen gibt es auch für diesen Aufgabenbereich ein entsprechendes Werkzeug. RealSlideshow Plus von RealNetworks gilt als eines der interessantesten Tools. Das Programm besticht insbesondere durch Funktionen, die der Layoutkontrolle, der Verknüpfung von Elementen und der Entwicklung von grafischen Elementen dienen. Natürlich lassen sich auch Hyperlinks in eine Webpräsentation einfügen. Von Vorteil für den Entwickler: Er kann aus über 5000 Bildern und Sounddateien die passenden Komponenten für die Präsentation auswählen.

Quickinfo

SMIL-Tool

RealSlideShow Plus 2.0

Anbieter

Real Networks

Plattform

Win32

Preis

keine Angabe

Fazit

Es ist beachtlich, was die verschiedensten Entwickler bis heute an XML-fähiger Software auf den Markt geworfen haben. Beeindruckend ist nicht nur die Bandbreite, sondern auch die Funktionalität einiger Produkte.

Jedoch wird gerade im unteren Preissegment deutlich, dass vieles nur halbherzig mit dem XML-Label verziert wird. Zahlreiche Produkte bieten lediglich rudimentäre XML-Unterstützung. Das zeigt sich gerade auch bei den Importfunktionen.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Entwickler in Zukunft an die vorgegebenen Standards halten - nur so wird der XML-basierte Datenaustausch seine Vorzüge gegenüber anderen Formaten ausspielen können. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass dies häufig leider nicht funktioniert. (sda)