Tools zum Management des XenServer 5

XenCenter & Managementkonsole: Virtuelle Maschinen komfortabel verwalten

24.11.2008 von Johann Baumeister
Mit dem neuen XenServer 5.0 liefert Citrix die aktualisierten Tools XenCenter und Xen-Managementkonsole zur Verwaltung der virtuellen Maschinen. Wir haben uns die Steuerung der Gastsysteme des XenServers 5.0 im Detail angesehen.

Der XenServer basiert wie alle Xen-Derivate auf Linux, weist aber keine grafische Oberfläche wie X11 auf. Die Verwaltung des Servers erfolgte bis dato recht unkomfortabel durch Zeilenkommandos und Shellscripte. Die zweite Möglichkeit zum Management der virtuellen Maschinen war das XenCenter. Das XenCenter bietet zwar eine grafische Verwaltungsoberfläche, läuft aber nur unter Windows. Es bietet den Komfort, den man von Windows-Applikationen gewohnt ist. Wer den XenServer aber in einer reinen Linux-Welt, etwa zur Virtualisierung von Linux- und Unix-Derivaten, einsetzt, muss extra einen Windows-Rechner dafür abstellen.

Nunmehr steht mit der Managementkonsole des Servers ein dritter Weg zur Verwaltung bereit. Zusammen mit der Version 5.0 des XenServers liefert Citrix die neue Verwaltungskonsole aus. Diese wird direkt auf dem Host-Server ausgeführt. Wie Sie den XenServer auf einem neuen physikalischen Server einrichten erläutert unser Artikel Workshop: XenServer 5 Installation und Konfiguration.

Managementkonsole: Das zeilenbasierte Interface erlaubt die Konfiguration aller wichtigen Parameter.

Die neue Managementkonsole des XenServers arbeitet als ein zeilenbasiertes Interface, das sich zur Verwaltung eines XenHosts heranziehen lässt. Dies kann entweder der lokale Host sein, oder man baut mit der Konsole eine Verbindung zu einem entfernten XenHost auf. Die Managementkonsole des Servers wird am Ende des Bootvorgangs des XenServers automatisch gestartet. Sie liefert die wichtigsten Informationen zum darunterliegenden Server. Unterteilt in mehrere Rubriken kann sich der Administrator damit einen schnellen Überblick über den Server verschaffen.

Artikelserie

Teil 1: Workshop: XenServer 5 Installation und Konfiguration

Teil 2: XenCenter & Managementkonsole: Virtuelle Maschinen komfortable verwalten

Die Managementkonsole im Überblick

Die Rubriken der Managementkonsole sind für den erfahrenen Anwender selbsterklärend. Ihre Hauptmenüpunkte geben einen Überblick über die darin enthalten Funktionen und Steuerungsmöglichkeiten:

Virtuelle Maschinen: Die Managementkonsole liefert einen Überblick aller VMs.

Die Managementkonsole des XenServers dient damit der schnellen Überwachung, dem Monitoring, dem Start oder Stopp von virtuellen Maschinen oder dem Auslesen des aktuellen Betriebszustands des Servers. Sie ist folglich eine Konsole für den laufenden Betrieb, das Operating. Hingegen sind das eigentliche Erzeugen der virtuellen Maschinen sowie die Installation von Betriebssystem und Anwendungen in den virtuellen Maschinen nicht möglich. Dafür ist weiterhin das Windows-basierte XenCenter zuständig, mit dem sich auch der Betrieb des XenServers und der darin laufenden Gastsysteme optimieren lässt.

Grafische Verwaltung des XenServers durch das XenCenter

Weitaus komfortabler und auch umfangreicher in den Möglichkeiten als die Managementkonsole ist das XenCenter. Er erlaubt die Verwaltung des XenServers, deren Resource Pools, des Festplattenspeichers und natürlich der virtuellen Maschinen. Als Windows-basiertes Tool muss es auf einem separaten Rechner installiert werden.

Entweder man lädt die Installationsdatei des XenCenters von der Citrix-Website als MSI-Datei herunter oder der Administrator greift auf die XenServer-Installations-CD zurück; auch auf dieser befindet sich das XenCenter. Der Setup wird beim Einlegen der CD automatisch gestartet. Die Installation des XenCenters ist in wenigen Minuten abgeschlossen.

Besondere Konfigurationsangaben sind nicht notwendig. Die wichtigste Angabe ist die IP-Adresse des Servers, den man managen möchte. Das XenCenter kann mehrere unabhängige XenServer verwalten. Über die jeweilige IP-Adresse baut die Verwaltungskonsole die Verbindung zum gewünschten Server auf.

Das XenCenter präsentiert sich in dem typischen Windows-Look-and-Feel. Es weist ein zweigeteiltes Fenster mit darüberliegenden Aktions-Icons auf. Im linken Fenster ist die übergeordnete Struktur zu sehen. Rechts werden die Details zu dem links gewählten Objekt eingeblendet. Im linken Bereich befinden sich die XenServer, die virtuellen Maschinen sowie die Speichersysteme in einer Baumstruktur. Mittels grafischer Symbole visualisiert das XenCenter den Zustand dieser Ressourcen. Für einen Server oder eine virtuelle Maschine beispielsweise sind dies die Zustände „Running“, „Stopped“ oder „Shut down“. Im rechten Fenster blendet das XenCenter die jeweiligen Details für die Hosts, die virtuellen Maschinen oder den Plattenspeicher ein.

Stop and go: Im linken Fenster sind die laufenden (grün) und gestoppten (rot) VMs zu sehen.

Die Aktionsleiste oben umfasst Icons mit folgenden Funktionen:

Erzeugen der virtuellen Maschinen des XenServers

Vor der Installation der ersten virtuellen Maschine müssen dem XenCenter alle zur Verfügung stehenden Server bekannt gemacht werden. Dies geschieht durch die Option „Add new Server“. Die wichtigste Angabe an dieser Stelle ist die IP-Adresse des Servers. Nach wenigen Sekunden sollte der Server im Verwaltungsbaum mit einem grünen Punkt erscheinen. In der Symbolik hat sich Citrix meist an den Ampelfarben orientiert. Kann der Server nicht gefunden werden, so wird diese durch einen roten Punkt gekennzeichnet. Ist die Verbindung zum Server aufgebaut, so zeigt das XenCenter dessen Details im rechten Fenster an.

Direkt nach der Installation des XenServers und XenCenters existiert noch keine virtuelle Maschine. Das Anlegen erledigt die Option „New VM“ in der Aktionsleiste. Diese öffnet einen Assistenten, der die wichtigsten Parameter der neuen virtuellen Maschine in mehreren Dialogen abfragt.

Auswahl: Das XenCenter bietet alle gängigen Betriebssysteme zur Installation an.

Bei der Erzeugung von neuen virtuellen Maschinen greift der XenServer auf Vorlagen (Templates) zurück. Die Auswahl des Templates für das Ziel-Betriebssystem ist der erste Konfigurationsparameter des Assistenten. Hier bietet das System derzeit mehr als 40 Templates an, darunter jeweils mehrere Varianten mit unterschiedlichen Release-Ständen und Wortbreiten der folgenden Betriebssysteme:

Der Großteil dieser Betriebssysteme muss wie bei einem physikalischen Rechner von Scratch an installiert werden. Für CentOS und Debian Etch allerdings befindet sich der Systemcode bereits in den Templates. Daher haben wir in diesem Workshop zunächst die recht einfache Installation einer „Debian Etch“-Instanz gewählt.

Assistenten helfen bei der Konfiguration

Der Assistent verlangt in den folgenden Schritten unter anderem den Namen der VM, die Anzahl der virtuellen CPUs, die diese VM verwenden soll, sowie die Menge an Arbeitsspeicher, die die VM erhält. Ferner muss eine virtuelle Disk eingerichtet werden. Die Zuweisung eines virtuellen Network Interfaces ist optional, wird aber wohl meist benötigt. Der Assistent ist schnell durchlaufen und bietet am Ende den sofortigen Start der neuen VM an.

Die neu erzeugte VM erscheint dann links im XenCenter in der Liste unter dem Host, auf dem sie angelegt wurde. Farbig unterlegte Icons geben einen Hinweis auf den Zustand der VM. Mittels der oben erwähnten Icons „Shutdown“, „Reboot“ oder „Suspend“ ist die VM nun bereits zu steuern. Diese sowie weitere Aktionen sind auch über das Kontextmenü (rechte Maustaste) der VM möglich.

Bejaht man die Frage nach dem sofortigen Start, so lässt sich sogleich mit der VM arbeiten. Die Details der VM finden sich im rechten Fenster des XenCenters eingeblendet. Ihre Konfigurationsparameter werden durch die darüberliegenden Reiter in die Rubriken General, Storage, Network, Console, Performance und Logs eingeteilt. Darunter zeigt das XenCenter jeweils die Details dazu und ermöglicht auch deren Änderung.

Die Angaben entsprechen größtenteils jenen, die der Assistent beim Erzeugen der VM angefragt hat. Unter General liefert das Verwaltungstool einen Überblick über den XenServer und seinen virtuellen Maschinen. Die Informationen unter den Reitern Storage und Network liefern die Angaben zum Speicher und dem Netzwerk.

Unter Console verbirgt sich der Zugriff auf die Oberflächen der jeweiligen virtuellen Maschine. Bei zeichenbasierten Systemen, wie etwa Debian, erscheint eine entsprechende Konsole. Bei grafisch orientierten Betriebssystemen wie Windows wird das GUI als Fenster eingeblendet.

Überwachung der virtuellen Maschinen durch Graphen

Unter den Performance-Angaben werden diverse Graphen eingeblendet, wie etwa zu den verwendeten CPUs, dem Arbeitsspeicher, den Netzwerk-Interfaces und Festplatten. Diese Angaben lassen sich jeweils in mehreren Stufen wie dem letzen Jahr, Monat, Woche, Tag, Stunde angeben.

Wenig los: Wie die Grafik im XenCenter zeigt, langweilen sich die CPUs des physikalischen Servers.

Am unteren Rand blendet das XenCenter einen Graphen mit Statusmeldungen ein. Dieses Fenster war in unserer Testumgebung allerdings auch bei einer Bildschirmauflösung von 1280 x 1024 Pixeln abgeschnitten. Hier scheint es noch Probleme mit der Grafikdarstellung zu geben. Die Logs liefern die Statusmeldungen der Systeme und erlauben so einen Rückschluss auf deren Arbeitsweise.

Leistungsdaten: Diagramme informieren über den Zeitverlauf der wichtigsten Parameter wie CPU-Auslastung und Speicherverbrauch.

Am rechten Rand ist ferner ein Button eingeblendet, der mit "Properties" überschrieben ist. Dieser liefert weitere Eigenschaften der VM, wie etwa den zugewiesen Speicher, die Anzahl der virtuellen CPUs, die Startup-Optionen oder Custom Fields. Warum diese Angaben nicht ebenfalls in einen eigenen Reiter gepackt wurden, erscheint unlogisch, ist aber nicht wirklich entscheidend.

Der Windows Server 2008 als Gast unter Xen

Als zweite Instanz richten wir eine komplett neue virtuelle Maschine mit dem Windows Server 2008 als Gast unter XenServer 5 ein. Die prinzipielle Logik des Assistenten bleibt die gleiche wie bereits beschrieben:

Durch den Aufruf des Assistenten durch den „New VM“-Knopf öffnet sich der Assistent. Hier erfolgen zuerst die Auswahl des Templates, nun eben Windows Server 2008, dann die Bestimmung des Namens der VM, der Anzahl der virtuellen CPUs und des Arbeitsspeichers, der virtuellen Disk und des virtuellen Netzwerk-Interfaces.

Der wesentlichste Unterschied zur Debian-Etch-Installation ist, dass das XenCenter nach einem Installationsmedium für das neue Betriebssystem verlangt, in unserem Fall eine DVD. Von dieser erfolgt nach dem Durchlauf des Assistenten die Installation des Betriebssystems.

XenServer-Tools: Die Spezialtreiber erhöhen den Datendurchsatz der virtuellen Maschinen.

Nach der Installation der Gastbetriebssysteme sollten die XenServer-Tools eingerichtet werden. Die XenServer-Tools optimieren das Zusammenspiel zwischen dem Host und den virtuellen Gästen und erhöhen so den I/O-Durchsatz. Ähnliche Werkzeuge findet man auch für VMware oder den Microsoft Hyper-V. Windows-2008-Gäste können übrigens auch mit den von Microsoft gelieferten Enlightenments betrieben werden, also den originalen paravirtualisierten Treibern, die Microsoft für den hauseigenen Hyper-V entwickelt hat.

Fazit

Citrix hat dem XenServer in der Version 5.0 einige interessante Erweiterungen mitgegeben. Funktional bietet das Produkt alles, was für die Servervirtualisierung benötigt wird. Der XenServer steht damit seinen Wettbewerbern in nichts nach.

Übersichtlich: Das XenCenter ermöglicht dem Administrator die einfache Verwaltung der virtuellen Maschinen.

Mit dem XenCenter hat Citrix außerdem eine angenehme Verwaltungsmöglichkeit für die virtuellen Images beschaffen. Die Entscheidung für eines der drei Produkte – ESX-Server, Hyper-V oder XenServer – wird daher oft auch eine politische Entscheidung sein. (ala)

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Teil 1: Workshop: XenServer 5 Installation und Konfiguration

Teil 2: XenCenter & Managementkonsole: Virtuelle Maschinen komfortable verwalten