Viele Nutzer schließen den Computer an Ihren Fernseher an oder benutzen den PC-Monitor zum Fernsehen oder Filme schauen. Aus einigen Metern Entfernung lässt sich Windows aber nicht mehr besonders komfortabel bedienen, selbst wenn Sie die Schriftarten vergrößern. Spezielle Media-Center-Software stülpt Windows eine neue Benutzeroberfläche über, die den Anforderungen des Wohnzimmers entgegen kommt: Weniger, dafür größere Bedienelemente und eine saubere Unterstützung von Fernbedienungen.
Mit dem Windows Media Center bietet Microsoft seit geraumer Zeit eine vorinstallierte Lösung zur Verwaltung von Medien und deren wohnzimmertauglichen Wiedergabe an. Zwar kommt das Windows Media Center mit einigen Formaten zurecht, doch bereits bei Flash-Videos streikt die Microsoft-Software. Seit 2003 gibt es die Open-Source-Alternative XBMC, die aus dem Hack der ersten Xbox hervorgegangen ist. Das nur gut 40 MByte große, kostenlose Programm wird konsequent weiterentwickelt und liegt momentan in der Version 10.1, Codename Dharma vor. Frisch nach der Installation spielt XBMC nahezu jedes Dateiformat ab, egal ob Flash, Avi, Xvid oder Divx. Im Folgenden zeigen wir, wie Sie das Mediencenter nutzen und welche der zahlreichen Erweiterungen Sie sich unbedingt anschauen sollten.
Grundlagen
Beim ersten Start ist die Software standardmäßig auf Englisch eingestellt. Wenn Sie das stört, ändern Sie im Reiter System / Settings / Appearance / International / Language die Sprache auf Deutsch oder eine andere aus einem guten Dutzend weiterer Sprachen. XMBC passt die Regionseinstellungen dann automatisch an. So wird beispielsweise die Uhr auf das 24h-Format eingestellt und die Temperaturen im Menüpunkt Wetter werden nun in Grad Celsius statt in der amerikanischen Einheit Fahrenheit angezeigt. Sobald Sie alle Einstellungen Ihren persönlichen Vorlieben angepasst haben, können Sie Ihre Dateien in die XBMC-Bibliothek aufzunehmen.
Das Wetter-Widget
Beginnen wir zunächst damit, das Wetter-Widget einzustellen. Damit das funktioniert, muss Ihr Rechner mit dem Internet verbunden sein. Öffnen Sie den Menüpunkt Wetter und drücken sie Pfeil links, es erscheint ein zusätzliches Menü. Unter Einstellungen wählen Sie die Stadt aus in der Sie wohnen, oder zumindest die nächstgrößere. So bekommen Sie neben der Uhrzeit auch immer die aktuelle Außentemperatur angezeigt.
Das digitale Fotoalbum
Ein Medienplayer ohne Medien würde allerdings seinen Zweck verfehlen, also binden wir nun unsere Sammlung in XBMC ein. Prinzipiell funktioniert das bei allen Dateitypen gleich. Wir gehen trotzdem etwas genauer auf die einzelnen Varianten ein, um auf die feinen Unterschiede hinzuweisen. Bei Bilder müssen Sie lediglich Quelle hinzufügen klicken und die Verzeichnisse auswählen, in denen Ihre Bilder liegen. Es genügt dabei, den übergeordneten Ordner auszuwählen, alle Unterordner nimmt XBMC automatisch in die Bibliothek auf. Wie das Ergebnis aussehen könnte, zeigt unser Screenshot. Übrigens: Für jeden der Ordner können Sie ein kleines Vorschaubild auswählen. Rechtsklicken Sie dazu auf den Ordner und navigieren im auftauchenden Menü zum gewünschten Bild.
Die Heimvideothek einrichten
Um Videos zu Ihrer Datenbank hinzuzufügen, gehen Sie genauso vor wie schon bei den Bildern. Für XBMC sollte jeder Film in einem separaten Unterordner abgelegt sein. Diese benennen sie am besten nach der Formel Filmtitel.Erscheinungsjahr, beispielsweise Serenity.2005. Warum Sie sich diese zusätzliche Arbeit machen sollten (aber nicht müssen), wird erst später deutlich. Geben Sie im Optionsmenü Inhalt festlegen (beachten Sie unseren Screenshot), zunächst an, dass der entsprechende Ordner Filme enthält. Daraufhin bietet Ihnen XBMC sogenannte Scraper an. Dies sind Webseiten wie zum Beispiel imdb.com bei denen das Programm anonymisiert Informationen zu Ihren Filmen abfragt. Wenn Sie alle Titel im erklärten Format benannt haben, geht dieser Vorgang um einiges schneller vonstatten. Zudem vermeiden Sie lästige Fehler bei Filmen, die ähnliche oder gar denselben Titel haben. Besonders schick: Zu jedem Film in Ihrer Datenbank bekommen Sie nun das Kinoplakat angezeigt und auf Wunsch sogar eine kurze Zusammenfassung des Plots. Zusätzlich können Sie bereits gesehene Filme markieren, ähnlich wie in einem E-Mail-Programm. So fällt es bei großem Sammlungen leichter den Überblick zu behalten, welche Filme Sie bereits gesehen haben und welche nicht. Und wenn Sie nicht wissen was Sie schauen möchten, aber Lust auf ein bestimmtes Gesicht haben? Einfach die Kategorie Darsteller und den gewünschten Schauspieler auswählen. XBMC listet Ihnen daraufhin alle passenden Filme auf.
Digitaler Musikgenuss
Musik fügen Sie ebenso einfach hinzu wie Bilder oder Filme. Auch hier wählen Sie einen Ordner aus, alle Unterordner werden automatisch in die Suche miteinbezogen. Wie bei Filmen können Sie einen Scraper bestimmen, der Informationen zu Ihrer Musiksammlung einholt. Dies können Albumcover oder Bilder der Künstler sein, aber auch Texte zu Liedern oder Ähnliches. Wie bekannte Musikplayer, darunter Winamp, unterstützt XBMC verschiedene Visualisierungen, die wahlweise im Fenster oder im Vollbild laufen. Wenn Sie sich bei Feiern nicht ständig um die Musikauswahl kümmern möchten, bietet sich der Party-Mode an, ein intelligenter Shuffle. Hierbei werden nur Lieder durchmischt, die ähnlich klingen. So brauchen Sie keine Sorge zu haben, dass auf Hard-Rock ein Techno-Track folgt.
Add-Ons für XBMC installieren
Über den Menüpunkt Programme fügen Sie kleine Tools, sogenannte Add-Ons zu XBMC hinzu. Mit denen können Sie die Funktionalität erweitern, neue Datenquellen hinzufügen oder das Design verändern. Dank übersichtlicher Kategorien fällt es leicht, die Verschiedenen Add-Ons zu durchstöbern. Im Rahmen dieses Artikels möchten wir Ihnen einige lohnenswerte Erweiterungen vorstellen, die Ihr neues Mediencenter komplettieren: Mit Last.fm beispielsweise können Sie zusätzliche Informationen zu Ihrer Musik abrufen, etwa eine detaillierte Künstlerbeschreibung Wenn Sie möchten, teilen Sie mit anderen Last.fm-Nutzern Ihre Musik. Mit dem YouTube Add-On greifen Sie direkt aus XBMC auf Ihren YouTube-Account und alle anderen You-Tube Videos zu. Sogar ein Add-On zu unserer Schwesterzeitschrift GameStar hat die XBMC-Community entwickelt, mit dem Sie deren Videos bequem vom Sofa aus genießen können. Da dieses Add-On nicht von GameStar selbst entwickelt wurde, können GameStar oder wir bei Problemen keine Hilfe bieten.
Die Windows-Konsole
Um den PC vollständig in eine Windows-Konsole umzuwandeln, müssen sich die Spiele direkt aus XBMC heraus starten lassen. Zunächst müssen Sie dazu den Advanced Launcher herunterladen, denn das mitgelieferte Launcher-Add-on funktioniert mit Spielen nicht zuverlässig. Den Advanced Launcher finden Sie momentan nicht in einer der Standard-Addon-Bibliotheken, sondern müssen Ihn von Hand zu XBMC hinzufügen. Das zuständige Repository finden sie im Wiki auf der XBMC-Homepage. Nach dem Download öffnen Sie XBMC und wählen unter Programme/Quelle hinzufügen den Speicherort der Datei aus. Das Add-On wird nun automatisch installiert. Mit Hilfe von Advanced Launcher fügen Sie zu XBMC Verknüpfungen zu Ihrer Spiele-Sammlung hinzu. Es besteht die Möglichkeit wie bei Filmen, Informationen zu Entwickler, Publisher etc. anzeigen zu lassen. In unserem Test war diese Funktion allerdings noch etwas durchwachsen und erkannte nicht alle Titel korrekt. Updates werden hier vermutlich Besserung bringen.
Skins für das XBMC-Mediacenter
Ihnen sagt der Standard-Look von XBMC nicht zu? Kein Problem! XBMC bietet Dutzende Skins zur Auswahl. Diese erreichen Sie ganz einfach über System/Einstellungen/Add-Ons. Unter dem Punkt Skin Add-Ons finden Sie die zur Verfügung stehenden Pakete. Ein kleines Vorschaubild gibt Ihnen einen Vorgeschmack. Wählen Sie Ihren Favoriten und installieren diesen bequem direkt im Mediencenter - stehende Internetverbindung vorausgesetzt. Alternativ besuchen Sie die Skins-Webseite von XBMC und laden Ihren Favoriten dort hinunter. Anschließend fügen Sie den Skin einfach von Hand Ihrem Mediencenter hinzu. In unserer Bildergalerie finden Sie einige Impressionen der beliebtesten Skins der Community.
Fazit
Programme, um die eigene Medienbibliothek zu verwalten, finden sich wie Sand am Meer - sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige. XBMC im speziellen kommt mit nahezu allen Dateiformaten zurecht und setzt die eigene Mediensammlung besonders schön in Szene. Mitunter ist allerdings ein wenig Einarbeitung gefragt, die sich aber letztlich lohnt, zumal XBMC auch in der Standardeinstellung bereits tadellos funktioniert. Wer etwas Zeit in die Einrichtung investiert, bekommt bei XBMC das wahrscheinlich beste Media Center zum Nulltarif. Spenden nimmt die Entwickler-Community allerdings gerne entgegen. Wir wünschen Viel Spaß mit unserem Feiertagsprojekt. (tlo)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation GameStar.