Physische Maschinen auf Virtuelle migrieren

Workshop: VMware Converter in der Praxis

07.11.2008 von Moritz Jäger
VMware steht Admins in Sachen Virtualisierung bei der Migration von der physischen zur virtuellen Maschine mit dem VMware Converter zur Seite. Wir stellen das Tool vor und beleuchten die Unterschiede zwischen VMware Converter Starter und Enterprise.

Virtualisierung bleibt auch in den kommenden Jahren eines der Top-Themen. Aktuelle Server- und Blade-Systeme werden immer schneller, Konsolidierung kann bares Geld sparen. Entscheidet sich eine Firma für ein Virtualisierungsszenario, etwa den ESX, wird sie früher oder später die bestehenden Systeme umziehen wollen – ohne viel Arbeit und ohne Ärger.

Zusätzlich gibt es in fast allen IT-Infrastrukturen einige alte Server, die zwar wichtige Aufgaben erfüllen, aber täglich zusammenbrechen können. Diese Überbleibsel nutzen ältere Betriebssysteme oder eine bestimmte Hardware, und der Admin betet allabendlich, dass die Geräte noch einen weiteren Tag laufen. Denn tritt im schlimmsten Fall ein Hardwaredefekt auf, tut man sich oft schwer, einen identischen Ersatz zu finden. Bei älteren Systemen kommt hinzu, dass nicht alle Hersteller Treiber für alte Hardware anbieten.

VMware will den Anwendern von ESX und Workstation mit seinem Converter unter die Arme greifen. Die Software kann eine physikalische Maschine in eine virtuelle migrieren. Dabei werden Betriebssystem und Hardware entkoppelt, die Einstellungen des konvertierten Systems bleiben komplett erhalten. Die erstellte virtuelle Maschine lässt sich anschließend in eine virtuelle Server-Umgebung integrieren, Hardwareprobleme gehören damit der Vergangenheit an.

Fähigkeiten und Beschränkungen

VMware verfolgt mit dem Converter ein klares Ziel: Dem Admin soll es einfach gemacht werden, seine bestehende Infrastruktur auf VMware-Produkte umzustellen. Der Clou an der Sache ist aber, dass sich neben physikalischen Maschinen auch virtuelle Maschinen der Mitbewerber migrieren lassen. Das Tool unterstützt neben Microsofts Virtual PC und Virtual Server auch Symantecs Backup-System Recovery (ehemals Exec LiveState) oder Nortons Ghost. Zusätzlich kann der Converter ein bestehendes System auch in eine virtuelle Appliance im ovf-Format umwandeln.

Als Ziel ist das komplette aktuelle Produktportfolio von VMware möglich. Allerdings muss man sich entscheiden, ob das Image künftig im ESX-Server oder in einer Stand-alone-Lösung wie der Workstation eingesetzt wird.

Nun zu den Einschränkungen: VMware Converter arbeitet nur mit Windows-Betriebssystemen ab NT mit installiertem SP4. Systeme, die Windows 98, 98 SE oder ME nutzen, werden nicht unterstützt. Ebenso ist es nicht möglich, ein Windows-System aus der Mac-Version von Virtual PC zu konvertieren. Eine Ausnahme stellen Linux-Installationen dar. Diese lassen sich nur mithilfe der Boot-CD im Cold-Cloning-Modus konvertieren. Das Feature ist außerdem noch in einem experimentellen Zustand und funktioniert nur dann, wenn der Quellcomputer über SCSI-Festplatten verfügt.

Cold Cloning bedeutet, dass die zu klonende Maschine heruntergefahren wird. Anschließend booten Sie mit der CD von VMware Converter Enterprise, die eine WinPE-Bootumgebung enthält. Der große Vorteil von Cold Cloning oder Offline Clonig ist, dass auf dem Zielsystem keine Software installiert werden muss.

Unterschied zwischen Enterprise- und Starter-Version

VMware stellt den Converter in zwei Versionen zur Verfügung, der Enterprise- und der Starter-Variante. Der Converter Starter kann von jedermann kostenlos heruntergeladen werden; er eignet sich vor allem für die Konvertierung einzelner Systeme. Dafür ist kein Support enthalten, dieser kostet Extra. Auch stellt die Starter-Variante keine Boot-CD zur Verfügung, sodass kein Cold Cloning möglich ist.

Dem steht der VMware-Converter Enterprise gegenüber, der im Paket mit dem VirtualCenter Management Server oder für ehemalige Kunden des P2V Assistant zur Verfügung steht. Dieser unterstützt die gleichzeitige Konvertierung von mehreren Systemen ebenso wie den Cold-Cloning-Modus mittels einer Boot-CD. Eine Übersicht über die beiden Systeme erhalten Sie hier. Für unseren Workshop verwenden wir die Enterprise Edition, da uns ein ESX-Server als Ziel dient.

Unterschiede zwischen Converter Starter und Enterprise

Converter Starter

Converter Enterprise

Einsatzmöglichkeiten

Lokal/Remote während des Betriebs

Lokal/Remote während des Betriebs, mit Boot-CD auch außerhalb des laufenden Betriebs

Unterstützte Betriebssysteme

Windows NT4 SP4+, Windows XP, Windows 2000,Windows 2003, 64-Bit-Versionen von Windows XP und Windows 2003

Windows NT4 SP4+, Windows XP, Windows 2000, Windows 2003, 64-Bit-Versionen von Windows XP und Windows 2003

Anzahl der gleichzeitig möglichen Umwandlungen

Eine

Mehrere

Unterstützte VMware-Umgebungen

Workstation, Server, Player

Workstation/GSX Server, ESX Server 3/ ESX Server 2.5 (mit VirtualCenter 2.0

Zusätzliche Features

Anpassung des Images, Migration von VMware, LiveState oder Microsoft Virtual PC/Server

Anpassung des Images, Migration von VMware, LiveState oder Microsoft Virtual PC/Server

Preis/Distribution

Kostenloser Download

Lizenz als Teil des Supports für VirtualCenter Management Server. Bestehende Service- und Support-Verträge erhalten ebenfalls eine Lizenz.

Szenario 1: Umwandlung eines physischen Systems

Der VMware Converter selbst benötigt relativ wenig Vorbereitung. Sobald die Software auf einem Windows-Rechner installiert ist, können Sie mit der Umwandlung beginnen. Im ersten Auswahlfenster wählen Sie, ob Sie das aktuelle physische System umziehen wollen oder die Konvertierung über das Netzwerk durchführen möchten.

Für unseren Workshop haben wir uns für die zweite Variante entschieden, bei der ein Windows Server 2003 in eine virtuelle Maschine konvertiert und auf einen ESX-Server eingespielt werden soll.

Dazu ist auf dem Zielsystem ein wenig Vorbereitung vonnöten. Denn der Converter benötigt eine Agentensoftware, welche die Informationen des umzuwandelnden Systems ausliest und an den Converter übermittelt. Diese kann aber nur installiert werden, wenn der Converter Admin-Rechte auf dem Zielsystem erhält und die Firewall den Verbindungsaufbau nicht blockiert.

Umwandlung: Der Converter migriert eine physische Maschine in eine virtuelle.

Sind diese Vorgaben erfüllt, kann sich der Converter mit dem Zielsystem verbinden. Ab dann laufen alle Schritte äquivalent zur Umwandlung einer physikalischen Maschine oder einer bereits bestehenden virtuellen Maschine ab.

Drei Schritte zum Ziel

Insgesamt teilt sich die Konvertierung in drei Schritte auf. Im ersten Schritt wird das Quellmedium genau definiert. Hier kann der Nutzer beispielsweise angeben, welche Festplatten zusätzlich mit in die virtuelle Umgebung übernommen werden sollen.

Netzwerkdaten: Um Systeme im lokalen Netz zu konvertieren, benötigt der Converter Admin-Rechte.

Schritt zwei legt die Einstellungen für die künftige virtuelle Umgebung fest. Am wichtigsten ist der Bereich „Destination“: Hier stellt der Nutzer ein, ob das Image in eine ESX-Umgebung eingebunden wird oder nicht. Dann folgen die Einstellungen für den künftigen Namen und Optionen zur virtuellen Festplatte. Abschließend lassen sich der Maschine virtuelle Netzwerkkarten zuweisen.

Schritt drei erlaubt es, die neue Maschine genauer anzupassen. Neben Änderungen in der Arbeitsgruppe oder der Domäne kann man beispielsweise auch die Zeitzone oder die Windows-Lizenz einrichten und ändern.

Sind alle Vorgaben erfüllt, startet der eigentliche Konvertierungsvorgang. Je nach Aufgabe und Netzwerkanbindung nimmt der Vorgang unterschiedlich lange in Anspruch. Dennoch wird das eigentliche System wenig belastet, sodass sich die Konvertierung auch im Hintergrund durchführen lässt. Unsere Bilderstrecke zeigt Ihnen die Migration Schritt für Schritt:

Bildergalerie: Umwandlung eines physikalischen Servers über das Netzwerk.
VMware Converter: Die Umwandlung läuft
VMware Converter: Umwandlung einer Remote-Maschine, dazu ist das Admin-Konto notwendig.
VMware Converter: Bei der Konvertierung über das Netzwerk muss ein Agent auf dem Zielsystem installiert werden.
VMware Converter: Installation des Agenten
VMware Converter: Auswahl der Quellfestplatten.
VMware Converter: Zielauswahl.
VMware Converter: Der Typ des Zielrechners.
VMware Converter: Die Logindaten des ESX-Servers.
VMware Converter: Der künftige Name der virtuellen Maschinen.
VMware Converter: Wahl des Host-Systems
VMware Converter: Der künftige Speicherplatz der virtuellen Maschine.
VMware Converter: Konfiguration der Netzwerk-Hardware.
VMware Converter: Die Anpassung am Zielsystem.
VMware Converter: Computer Informationen
VMware Converter: Lizenzinfos
VMware Converter: Auswahl der Zeitzone
VMware Converter: Netzwerkeinstellungen
VMware Converter: Einstellungen zu Arbeitsgruppe und Domäne
VMware Converter: Zusammenfassung

Auferstehung: Der Neustart in der virtuellen Umgebung

Der VMware Converter integriert das soeben umgewandelte System nahtlos in die Konsole des ESX-Servers. Einziger Unterschied zu einer direkten Installation auf dem ESX: Beim ersten Start kommt es wahrscheinlich zu verschiedenen Anpassungen und Treiberinstallationen. Denn durch die Umwandlung ändert sich im Normalfall die Hardware des installierten Systems. Unter Umständen verlangt die Windows-Installation eine erneute Aktivierung.

Normalerweise läuft die Installation der Treiber dabei problemlos ab. VMware verwendet generische Treiber, die jedes Windows-System einwandfrei erkennen sollte. Nach der Aktivierung ist unser Server wieder einsatzbereit. Dennoch sollten Sie diesen Punkt vor allem dann beachten, wenn Sie die virtuellen Server in einem Backup-Szenario einsetzen, etwa wenn ein physischer Server ausfällt und möglichst schnell durch eine virtuelle Instanz ersetzt werden soll.

Szenario 2: Die kalte Konvertierung

Nicht immer kann man auf dem jeweiligen System die notwendige Client-Software installieren. Beispielsweise unterstützt die „heiße Konvertierung“ keine Linux-Systeme. Die Enterprise-Version des Converters bietet zu diesem Zweck die Möglichkeit des Cold Clonings. Dazu muss das zu konvertierende System allerdings heruntergefahren werden. Anschließend bootet man mit der mitgelieferten Boot-CD.

Die passende ISO-Datei „coldclone.iso“ ist allerdings nur im ZIP-Archiv des Converters enthalten. Haben Sie lediglich die EXE-Datei heruntergeladen, müssen Sie zunächst das Archiv über die VMware-Seite nachladen. Wie bereits erwähnt, erhalten Sie die ISO nur, wenn Sie sich für die Enterprise-Version des Converters qualifizieren.

Für unseren Test konvertieren wir ein Fedora-Server-System. Wie im vorherigen Beispiel soll das System direkt auf einem ESX-Server abgelegt werden. Zur Information: Im Test verwenden wir eine virtuelle Maschine. Hier ist zu beachten, dass bei einem „richtigen“ System mit hoher Wahrscheinlichkeit die Hardwaretreiber angepasst oder erneuert werden müssen.

Bootet man von der CD, startet VMware eine abgespeckte WinPE-Umgebung, in der wiederum eine Instanz des VMware Converters läuft. Dieser unterscheidet sich nicht von der Desktop-Installation, die einzelnen Programmschritte sind identisch. In unserer Bilderserie zeigen wir Ihnen den Konvertierungsvorgang Schritt für Schritt.

Bildergalerie: Umwandlung eines Linux-Systems mittels Cold Cloning.
VMware Converter: Die Umwandlung war erfolgreich.
VMware Converter: Booten mit der Coldclone.iso-CD
VMware Converter: Die Boot-CD startet eine WinPE-Umgebung
VMware Converter: Einrichten der WinPE-Umgebugn.
VMware Converter: Die Umgebung ist fertig geladen.
VMware Converter: Der Assistent unterscheidet sich nicht von der normal installierten Variante.
VMware Converter: Das kalte Klonen ermöglicht auch die Umwandlung von Linux-Systemen....
VMware Converter:.... die sich aber nicht wie Windows-Systeme anpassen lassen.
VMware Converter: Neustart des Fedora Servers auf dem ESX.

Szenario 3: Umwandlung einer Fremd-VM

Neben physikalischen Maschinen kann der Converter auch bestehende virtuelle Maschinen von anderen Herstellern umwandeln. Das ist vor allem für Entwickler interessant, hilft aber auch bei der Migration von Systemen aus älteren oder anderen Virtualisierungslösungen zu VMware. Für unser Beispiel verwenden wir ein Virtual PC-Image von Microsoft. Die Voraussetzungen für die Umwandlung sind relativ niedrig: Die virtuelle Maschine muss komplett heruntergefahren und darf nicht unter Mac OS erstellt worden sein.

Kompatibel: VMware Converter unterstützt auch andere Formate.

Wie bereits zuvor führt der Assistent durch den kompletten Umwandlungsvorgang. Einziger Unterschied: Statt des Systems wählt man das zu importierende Image aus. Auch hier läuft die Konvertierung problemlos und schnell.

Bildergalerie: Umwandlung einer Fremd-VM.
VMware Converter: Auch virtuelle Maschinen von Fremdherstellern lassen sich umwandeln.
VMware Converter: Auswahl der Image-Disk
VMware Converter: Die Auswahl des Zielspeichers.
VMware Converter: Import-Optionen.
VMware Converter: Finaler Überblick.

Das Image von Virtual PC startet nach der Umwandlung einwandfrei unter VMware Workstation. Zusätzlich installiert der Converter auch gleich die VMware-Tools, sodass das Zielsystem zwar eine Treiberaktualisierung vornimmt und gegebenenfalls eine erneute Aktivierung fordert, aber anschließend lässt sich einwandfrei damit arbeiten.

Fazit

Wer die Virtualisierung seiner Umgebung plant, der kommt am VMware Converter nicht vorbei. Das Tool ist ausgereift, einfach zu bedienen und beherrscht nahezu jedes mögliche Konvertierungsszenario. Noch dazu ist es kostenfrei (Converter Starter) beziehungsweise im entsprechenden Angebot enthalten (VMware Enterprise). Einmal installiert, erhält man ein mächtiges Tool, das Systeme im laufenden Betrieb problemlos sowohl lokal als auch über das Netzwerk klonen kann. Hier heißt es allerdings aufpassen, dass man nicht aus Versehen mehrere Instanzen des gleichen Servers auf das Netzwerk loslässt.

Negativ fällt aber in der aktuellen Version noch auf, dass sich Linux-Systeme nur dann umwandeln lassen, wenn sie zuvor komplett heruntergefahren wurden. Wer seine Systeme von einer Windows-Umgebung umziehen will, dem macht es VMware deutlich leichter.

Die Umwandlung eines anderen virtuellen Images ist eine clevere und nützliche Zusatzfunktion. Sie hilft zum einen Administratoren, die dadurch auf früher erstellte Backups, etwa mit einem Symantec-Produkt, zurückgreifen können oder die Systeme vereinheitlichen wollen. Zum anderen profitieren Entwickler davon, etwa wenn sie ein bereit gestelltes Image in ihre virtuelle Arbeitsumgebung integrieren wollen. (mja)