Workshop SLOS (Teil 4): Print- und Intranet-Server

05.09.2003 von Konstantin Peter Pfliegl
Der SuSE Linux Office Server bringt in einer Box alles mit, was ein zentraler Server in kleinen Firmen bieten muss. Dieser Teil des Workshops führt Sie durch die Konfiguration des Print- und Intranet-Servers.

Mit dem SuSE Linux Office Server (alias SLOS) offeriert SuSE eine kompakte, umfassend ausgestattete und auch für Linux-Einsteiger handhabbare Server-Komplettlösung für kleine Netze. Dabei bedient der SLOS nicht nur die Linux-Klientel, sondern kommt auch mit Windows-Arbeitsplätzen bestens zurecht.

Der Workshop ist ein Auszug aus unserem tecCHANNEL-Compact "Linux-Server Komplettpaket", das ab 11. Juli 2003 im Handel ist. Dort finden Sie den kompletten Workshop, zusätzliche Beiträge und die Software-CD mit dem SuSE Linux Office-Server. Bei Direktbestellung unter www.tecChannel.de/shop erhalten Sie die Compact-Ausgabe mit CD für nur 8,90 Euro inklusive Versandkosten komfortabel mit der Post.

Der SLOS brilliert nicht nur als File-/Printserver und NT-Server-Ersatz für Windows-Maschinen. Er betätigt sich zudem auch als Internet-Gateway für die Clients, als Firewall für das lokale Netz sowie als Proxy- und Intranet-Server. Mit etwas händischer Nacharbeit erledigt er daneben auch die elektronische Post.

Umfassende Einrichtungs-Assistenten und ein ausführliches Handbuch machen die Einrichtung des SLOS für den Linux-Kenner zum Kinderspiel. Für den weniger mit dem Open-Source-OS vertrauten Anwender bleiben trotzdem an vielen Stellen noch Fragen offen. Die soll unser ausführlicher SLOS-Workshop beseitigen. Zudem bietet er Tipps, Tricks und Ergänzungen zu Funktionen und Einsatzgebieten, die die SLOS-Dokumentation auslässt.

Der vorliegende Teil 4 unserer Reihe beschäftigt sich mit der Einrichtung des SuSE Linux Office Server als Print- und Intranet-Server.

Überblick: Workshop SLOS

Teil

Überschrift

Teil 1

SuSE Linux Office Server installieren

Teil 2

Windows- und Linux-Clients konfigurieren

Teil 3

Internet-Zugang über ISDN und ADSL

Teil 4

Printserver und Intranet einrichten

Teil 5

Squid: Proxy-Server einrichten

Teil 6

Apache: Webserver einrichten

Teil 7

NIS/NFS, DHCP, DNS und Samba

Teil 8

Security und Firewall

Teil 9

Server-Fernwartung mit Cygwin

Einrichtung des Printservers

Neben dem bereits besprochenen Fileserver für die gemeinsame Datenspeicherung beinhaltet der SuSE Linux Office Server auch einen Printserver. Damit können Sie einen Drucker allen am Server angeschlossenen Clients in Ihrem Netzwerk zur Verfügung stellen. Dabei gilt es jedoch im Vorfeld bereits eine kleine Hürde zu beachten.

Zahlreiche auf dem Markt erhältliche Drucker tragen die Bezeichnung "für Windows" oder auch "GDI-Drucker". Solche Drucker verwenden zur Ansteuerung keine standardisierte Druckersprache, sondern nutzen zur Aufbereitung der Druckdaten das Graphics Device Interface von Windows. Der Rechner, nicht der Drucker übernimmt die Umsetzung in das Druckbild. Dieses wird anschließend fertig an den "dummen" Drucker übertragen.

Solche GDI-Drucker lassen sich oftmals gar nicht oder auch nur sehr eingeschränkt unter Linux betreiben. Falls Sie einen solchen Drucker im Einsatz haben, sehen Sie in der SuSE Hardwaredatenbank nach, ob das Modell unter SuSE Linux lauffähig ist. Eventuell kann Ihnen auch der Hersteller des Geräts weiterhelfen und stellt entsprechende Linux-Treiber zu Verfügung.

Einige GDI-Drucker verstehen neben dem GDI-Modus eine zusätzliche Druckersprache. Näheres erfahren Sie in der Dokumentation des Geräts. Mehr Tipps zu GDI-Druckern finden Sie in den Abschnitten 4 und 12 des Linux Drucker-HOWTO.

Einrichten des Druckers

Wie alle anderen Funktionen des Servers wird auch der Netzwerkdrucker mit dem Installations- und Konfigurationstool YaST2 eingerichtet. Klicken Sie hierzu im "Office Server Assistant" unter "Druckerserver Konfiguration" auf "Richten Sie Ihren Drucker ein.". Alternativ können Sie auch auf "Office Server Control Center, Hardware, Drucker" gehen.

YaST2 lädt nun die nötigen Einstellungen für die Druckerkonfiguration. Da es sich hierbei wieder um Änderungen am System handeln, müssen Sie das root-Passwort angeben. Nun zeigt Ihnen das Konfigurationstool eine Liste der bisher an Ihrem Rechner oder Ihrem Netzwerk angeschlossenen beziehungsweise verfügbaren Drucker an. In der Regel dürfte diese Liste bei Ihnen noch leer sein. Um einen neuen Drucker einzurichten, klicken Sie auf den Button "Hinzufügen".

Wählen Sie nun, ob Sie einen lokalen Drucker, einen Drucker aus dem Linux-Netzwerk oder ein Gerät aus einem anderen Netzwerk - hier stehen Windows- oder Novell-LANs zur Auswahl - installieren möchten.

Netzwerkdrucker

Wollen Sie einen Drucker einrichten, der in Ihr Netzwerk eingebunden ist, müssen Sie einen entsprechenden Druckerserver eintragen. Mit Klick auf den Doppelpfeil neben dem Eingabefeld erhalten Sie eine Liste der verfügbaren Rechner- und Druckernamen. Wenn Sie einen Druckserver beziehungsweise Netzwerkdrucker verwenden, der nicht in der Liste steht, müssen Sie seinen Namen oder seine IP-Adresse kennen.

Mit "Test" überprüfen Sie, ob es sich überhaupt um einen Drucker- beziehungsweise Druckerserver handelt und ob dieser erreichbar ist. Wurde der Druckerserver ordnungsgemäß gefunden, fordert sie YaST2 im darauf folgenden Fenster auf, einen Namen anzugeben.

Die Einbindung eines Druckers aus einem Samba- oder einem Novell-Netzwerk funktioniert analog. Sie geben auch hier einen Druckerserver an oder wählen einen aus der Liste aus. Der Unterschied zum Linux-Netzwerk besteht in der Nutzerkennung. Für den Ausdruck benötigen Sie einen Account im fraglichen Netzwerk, dessen Authentifizierung Sie in diesem Fall bereithalten und an dieser Stelle eingeben müssen.

Lokale Drucker

Wollen Sie einen Drucker am Parallel-Port des SuSE Linux Office Server anschließen, wählen Sie den Punkt "Drucker am Parallel-Port". Jetzt wählen Sie den Parallel-Port-Anschluß. Mit "Test" können Sie überprüfen, ob der Drucker ordnungsgemäß angeschlossen ist. Verläuft der Test erfolgreich, so erhalten Sie eine Liste von Druckermodellen, aus der Sie das Ihrem Gerät entsprechende Modell auswählen. Zu einigen Druckern erhalten Sie über "Info" Informationen über die Unterstützung durch Linux und wo Sie im Fall von GDI-Druckern eventuell Linux-Treiber erhalten.

Zum Abschluss der Installation geben Sie noch einen Namen für den neuen Drucker ein, in der Regel können Sie die vorgeschlagene Bezeichnung ohne Änderung übernehmen. Die Einbindung von lokalen Druckern an einer seriellen oder einer USB-Schnittstelle verläuft analog.

Konfiguration der Clients

Nachdem Sie den Drucker unter Linux eingerichtet haben, steht dieser auch sofort den Clients in Ihrem Netzwerk zur Verfügung. Der Samba-Server ist bereits entsprechend konfiguriert, so dass an dieser Stelle keine weiteren Einstellungen mehr nötig sind.

Um nun den Drucker auf einem der Clients zu installieren, gehen Sie in der Systemsteuerung von Windows auf "Drucker hinzufügen". Als Druckertyp wählen Sie "Netzwerkdrucker oder Drucker, der an einen anderen Computer angeschlossen ist". Bei der Angabe des Druckers gehen Sie auf "Drucker suchen".

Nach einer kurzen Wartezeit findet der Druckerinstallations-Assistent den an Ihrem SuSE Linux Office Server angeschlossenen Drucker. Wählen Sie diesen aus und klicken auf "Weiter". Im nächsten Dialogfenster können Sie auswählen, ob dieser Drucker als Standarddrucker fungieren soll.

Manuelle Drucker-Auswahl

Wird der Drucker nicht automatisch gefunden, so wählen Sie unter "Drucker angeben" den Punkt "Verbindung mit folgendem Drucker herstellen". Geben Sie hier den Pfad zum Drucker an, nach dem Schema "\\\\servername\\druckername", zum Beispiel "\\server1\\lp2".

Zum Schluss wählen Sie noch einen geeigneten Windows-Treiber aus, und der Drucker ist auf dem Client einsatzbereit. Da der SuSE Linux Office Server lediglich die Druckdaten an den angeschlossenen Drucker weiterleitet, können Sie so die gesamte Funktionalität der Windows-Druckertreiber nutzen.

Einrichtung des Intranets

Mit dem bereits vorkonfigurierten Apache-Webserver stellen Sie in Ihrem lokalen Netzwerk in wenigen Minuten ein komplettes Intranet zur Verfügung. Beim Apache handelt es sich um das Vorzeige-Objekt der Open-Source-Szene: Rund 60 Prozent der weltweiten Webserver laufen mit dieser Software, allerdings nicht alle unter Linux. Der Apache ist für alle gängigen Betriebssysteme zu bekommen.

Der Name Apache bezieht sich übrigens entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht auf den nordamerikanischen Indianerstamm, sondern auf die Patchwork-Struktur des Servers. Apache ist die Kurzform für "A patchy server": Ursprünglich wurde der Webserver als ein Notbehelf geboren, als Erweiterung des NSCD 1.3 Webservers um wichtige Verbesserungen und Bugfixes.

Das Intranet erreichen Sie von jedem Client aus mit einem Webbrowser über die Adresse "http://servername.domain", per Voreinstellung also unter dem URL  "http://server1.office". Standardmäßig erscheint nach dem Aufruf des URL eine Testseite des Apache-Webservers mit Informationen über das System und die installierten Servermodule. Zum individuellen Anpassen des Intranet müssen Sie Ihre eigenen Webseiten auf dem Server ablegen.

Globale Webseiten im Intranet

Möchten Sie eine firmenweite Seite innerhalb des Intranet veröffentlichen, so legen Sie die entsprechenden HTML-Seiten auf dem Server im Verzeichnis "/usr/local/httpd/htdocs" ab. Beachten Sie an dieser Stelle, dass Sie für sämtliche Änderungen in diesem Verzeichnis root-Rechte benötigen.

In dem entsprechenden Verzeichnis befinden Sie bereits zahlreiche Dateien, darunter beispielsweise die Hilfeseiten sowie die Dokumentation des SuSE Linux Office Server. Bevor Sie Ihre eigenen Seiten zur Verfügung stellen, empfiehlt es sich, dass Sie die vorhandenen Dateien in einem anderen Verzeichnis sichern. Dazu können Sie beispielsweise einen neuen Unterordner erstellen und diesen "backup" nennen.

Nun kopieren Sie Ihre eigenen Dateien in das Verzeichnis. Die Startseite - also die Seite, die beim Aufrufen des Intranet als erstes angezeigt wird - benennen Sie dabei "index.html". Damit die neuen Seiten jedoch allen Benutzern zur Verfügung stehen, müssen Sie den Webserver Apache dazu veranlassen, den Verzeichnisinhalt neu einzulesen. Geben hierzu als User root auf der Konsole den Befehl "rcapache reload" ein. Ihre persönlichen Intranet-Seiten stehen ab sofort für alle User im lokalen Netzwerk zum Abruf bereit.

Private Internetseiten der User

Jeder Benutzer des SuSE Linux Office Server besitzt in seinem privaten Home-Verzeichnis einen Ordner "public_html". Mit Hilfe dieses Verzeichnisses kann jeder User anderen Anwendern Dateien zur Verfügung stellen oder auch seine eigenen Intranet-Seiten erstellen. Dazu muss der Benutzer nur diejenigen Dateien, die jedem zur Verfügung stehen sollen, in dieses Verzeichnis kopieren.

Um ein Verzeichnis eines anderen Benutzers anzuzeigen, starten Sie einen Webbrowser und geben als Adresse "http://servername.domain/~user", zum Beispiel "http://server1.office/~hmustermann". Vergessen Sie hierbei nicht die Tilde vor dem Benutzernamen.

Wie Sie den Webserver Apache über die Konfigurationsdateien Ihren individuellen Bedürfnissen anpassen und zum Beispiel einen Passwortschutzes für einzelne Verzeichnisse einrichten, erfahren Sie in Teil 6 unserer Serie.

Ausblick

Mit der Einrichtung von Printserver und Intranet ist die grundlegende Konfiguration des SuSE Linux Office Server abgeschlossen. In den weiteren Teilen unserer Serie werden wir auf erweiterte Konfigurationsmöglichkeiten für Profis eingehen.

Dabei zeigen wir Ihnen, wie Sie den Office Server gezielt an Ihre Bedürfnisse sowie die lokalen Gegebenheiten anpassen können. Insbesondere werden wir detailliert auf die Konfiguration des Proxy-Server Squid, des Webservers Apache sowie der integrierten Firewall eingehen. (jlu)

Überblick: Workshop SLOS

Teil

Überschrift

Teil 1

SuSE Linux Office Server installieren

Teil 2

Windows- und Linux-Clients konfigurieren

Teil 3

Internet-Zugang über ISDN und ADSL

Teil 4

Printserver und Intranet einrichten

Teil 5

Squid: Proxy-Server einrichten

Teil 6

Apache: Webserver einrichten

Teil 7

NIS/NFS, DHCP, DNS und Samba

Teil 8

Security und Firewall

Teil 9

Server-Fernwartung mit Cygwin