Voice over IP mit Apps und Sipgate

Workshop - Mit dem iPhone billiger telefonieren

27.07.2010 von Volker Riebartsch
Wer einen iPhone-Vertrag mit wenig Inklusivminuten hat, Freunde im Ausland anruft oder aus fernen Ländern telefoniert, spart dank VoIP-Apps enorm Geld. Wir zeigen die komfortable Nutzung Schritt für Schritt

Die Webseite von T-Mobile wirbt aktuell (27. Juli 2010) mit zehn Tarifen um die Gunst potenzieller iPhone 3- und iPhone 4-Kunden. Die monatlichen Grundkosten des Angebots variieren zwischen 24,95 und 119,96 Euro. Je nach Tarif bekommt der Kunde dafür jede Telefonminute extra abgerechnet (Complete XS), diverse Freiminuten bis hin zu einer Flatrate (Complete L). Die verschiedenen Verträge unterscheiden sich natürlich auch bei weiteren Ausstattungsmerkmalen wie Frei-SMS, der Nutzung von Wi-Fi-Hotspots und einer UMTS-Datenverbindung.

Wir zeigen Ihnen die komfortable Nutzung mit VoIP Schritt für Schritt.

Wer sich aber beispielsweise mit dem teuersten Vertrag Complete L für monatlich 120 Euro auf der sicheren Seite wähnt, wird bei einem Telefonat ins oder dem SMS-Versand aus dem Ausland negativ überrascht: Sämtliche Verträge decken jeweils höchstens die Kommunikation innerhalb Deutschlands ab - das ist international bei Mobilfunkanbietern gängige Praxis.

Die meisten Anwender haben den Mega-Tarif aber sowieso nicht gewählt. Sie können in ihrem Tarif entweder ein gewisses Minutenkontingent abtelefonieren (Complete 60 bis 1200), haben Freiminuten zu anderen T-Mobile-Kunden im Festnetz, aber nicht ins Mobilfunknetz oder in alle Netze. Gerade diese Kunden sind oft erstaunt, wenn die monatliche Abrechnung ins Haus flattert. Statt der erwarteten 50 Euro sind über 70 zu berappen - oder mehr.

Ausweg VoIP

Ist das Inklusivminuten-Kontingent ausgeschöpft, kommt der sogenannte "Folgepreis pro Minute" zum Tragen, für Inlandstelefonate beträgt der 29 Cent pro Minute.

Nur knapp 15 Cent pro Minute zahlt, wer eine VoIP-Verbindung vom iPhone nutzt, wenn er einen Teilnehmer eines deutschen Mobilfunknetzes anruft. Telefonate ins Festnetzt kosten weniger als zwei Cent pro Minute. Noch billiger wird die Nutzung bei Telefonaten vom oder ins Ausland.

Bei Voice over IP (VoIP) wird im Gegensatz zum herkömmlichen Telefonieren eine vorhandene Netzwerkstruktur (WLAN oder UMTS-Datenverbindung) genutzt. Da das Basisprotokoll für Internet-Telefonie - das Internet Protocol (IP) - auch für Internet-basierte Datendienste zum Einsatz kommt, funktioniert VoIP über eine vorhandene Internet-Anbindung.

Apple gibt sich geschlagen

Während die Nutzung von VoIP am Laptop oder Desktop-PC über die DSL-Flatrate längst Alltag ist, war die Einführung für iPhone und iPod Touch problematischer. Mit Rücksicht auf den US-Partner AT&T hat Apple zunächst keine VoIP-Apps im Store zugelassen.

Im nächsten Schritt wurden sie freigegeben, allerdings durften nur VoIP-Verbindungen über Wi-Fi, nicht aber über die UMTS-Datenverbindung laufen. Man wollte die Mobilfunkpartner schützen, die befürchteten, dass die Kunden gewinnträchtige Auslandstelefonate über die Datenflatrate abwickeln.

Inzwischen hat Apple auch die Barriere eingerissen, VoIP-Apps dürfen über Wi-Fi oder UMTS telefonieren. Bei einigen Mobilfunkanbietern hat sich dieses Freidenken noch nicht durchgesetzt, T-Mobile etwa verlangt für die VoIP-Nutzung an den eigenen Hotspots oder über UMTS-Datenverbindung eine zusätzliche monatliche Gebühr.

Am öffentlichen Hotspot, im WLAN des Hotels oder innerhalb des eigenen Netzwerks kann aber jeder Nutzer mit Apples Segen beim Telefonieren über VoIP Geld sparen.

Kostenlosen VoIP-Account einrichten

Um Internet-Telefonie (VoIP) am iPhone nutzen zu können, benötigen Sie zunächst einen entsprechenden Account. Hier gibt es diverse Anbieter, Sipgate gehört zu den Top-Providern. Wählen Sie auf der Startseite den Tarif "Basic", er ist ohne Grundgebühr und kostenlos. Sie bekommen eine "echte" Telefonnummer und können mit anderen VoIP-Nutzern umsonst weltweit telefonieren, sowohl vom PC aus als auch per iPhone.

Vorwahl prüfen

Nach einem Klick auf "Jetzt anmelden" tragen Sie oben im Fenster Ihre Ortsvorwahl ein. Ihre "echte" Telefonnummer von Sipgate muss der Vorwahl Ihres Wohnorts von Gesetz wegen zugeordnet sein. Sipgate bietet echte Telefonnummern für nahezu alle Orte in Deutschland an. Sollte für Ihren Ort keine Vorwahl bei Sipgate im Angebot sein, bekommen Sie eine 01801-Vorwahl, die Anrufe durch Dritte zum Ortstarif bietet.

Vertrag wählen

Nach einem Klick auf "Vorwahl prüfen" bestätigt Sipgate die Verfügbarkeit einer Rufnummer in Ihrem Ort. Klicken Sie dann den Link unten "Weiter mit Sipgate Basic". Die eigentliche Vertragsauswahl findet jetzt wie im Fenster unten dargestellt statt. Neben dem von uns gewünschten "Standard-Tarif" gibt es noch einen Flatrate-Tarif für das deutsche Festnetzt. Wählen Sie "Weiter mit Standard-Tarif".

Optionen

Im nächsten Schritt stellt Ihnen das System die von Ihnen gewählten Optionen dar, die der Vertrag später beinhaltet. Sipgate bietet Ihnen eine kostenlose Rufnummer, unter der Sie weltweit erreichbar sind, der Vertrag beinhaltet weder eine Grundgebühr noch eine bestimmte Vertragslaufzeit. Entsprechen die Daten dem Bild unten, klicken Sie "Weiter", um mit der Erfassung Ihrer Adressdaten und der Rufnummerwahl fortzufahren.

Adresse & Telefonnummer

Da es sich bei dem Service um einen Telefonanschluss handelt, muss Sipgate die kompletten Adressdaten erfassen und speichern, das Unternehmen ist vom Gesetzgeber dazu gezwungen. Oben im Fenster suchen Sie zunächst einen Benutzernamen mit Passwort aus, die Konfiguration des VoIP-Anschlusses erfolgt später per Webinterface. Akzeptieren Sie dann noch die AGBs sowie die Infos zur Datenspeicherung und Widerrufsbelehrung.

Telefonnummer und Bestätigung

Sipgate stellt Ihnen jetzt eine Liste mit Rufnummern zur Verfügung, wählen Sie eine aus, und bestätigen Sie die Auswahl. Die Rufnummern sind im Bild natürlich von uns unkenntlich gemacht. Nach einem Klick auf "Weiter" werden Sie zum Bestätigungsfenster geführt. Prüfen Sie alle Daten, und wählen Sie dann als Prüfverfahren "Online", das geht am schnellsten. Alternativ können Sie die Option "Fax" oder "Brief" wählen.

Sipgate einrichten

Nach der Verifizierung Ihrer Adressdaten starten Sie den Webbrowser und wählen www.sipgate.de. Tragen Sie oben im Fenster Ihren gewählten Benutzernamen samt Passwort ein. Sie gelangen zu Ihrem Webinterface. Wählen Sie hier zunächst oben im Fenster den Link "Einstellungen", dann den Reiter "Telefonie". Unter Absenderrufnummer setzen" können Sie die Nummer Ihres iPhone eintragen, alternativ Ihre Sipgate-Nummer oder die Ihres Festnetztelefons. Die Nummer wird beim Angerufenen im Display angezeigt.

Anrufbeantworter und mehr

Sipgate stellt neben der kostenlosen Rufnummer einen Anrufbeantworter zur Verfügung, ihn konfigurieren Sie über den Reiter "Voicemail". Über den Link "Anrufverhalten konfigurieren" stellen Sie den Anrufbeantworter ein. Natürlich können Sie eine persönliche Ansage aufzeichnen. Im letzten Schritt wählen Sie oben im Fenster "Einstellungen", hier dann den Reiter "Übersicht". Hinter "Bezeichnung" klicken Sie auf "ändern" und geben "iPhone" als Gerätenamen für VoIP ein.

Konto aufladen

Sie können jetzt mit der Nutzung von VoIP beginnen. Die Übersichtseite von Sipgate zeigt Ihnen neben getätigten Telefonaten auch das Adressbuch, das Sie anlegen können. Nummern anderer VoIP-Teilnehmer sind dabei optisch hervorgehoben. Diese Teilnehmer können Sie jetzt schon kostenlos anrufen. Um auch "normale" Anschlüsse im In- und Ausland anrufen zu können, ist das Konto aufzuladen.

Prepaid-Guthaben

Sie können Ihren Account über verschiedene Wege aufladen, das Minimum sind 20 Euro pro Aufladung. Ist das geschehen, können Sie sofort Festnetzanschlüsse und Handys in aller Welt anrufen. Unter "Tarife" stellt Sipgate die Minutenpreise dar. Falls Sie einen anderen VoIP-Benutzer kennen, rufen Sie den zunächst kostenlos vom iPhone an - ein erster Test vorab.

iPhone-Apps für VoIP

Sipgate bietet mit der gleichnamigen kostenlosen iPhone-App eine Lösung für das Apple-Handy und den iPod Touch. Vermutlich wird es demnächst auch das iPad unterstützen. Beim ersten Start der iPhone-App müssen Sie Ihren Benutzernamen und Passwort eingeben, das iPhone baut dann die Verbindung zu Sipgate auf und ist einsatzbereit.

Seit Version 1.2.2 arbeitet die App nun nicht mehr nur über Wi-Fi, sondern auch über UMTS. Push-Benachrichtigungen über eingehende Anrufe gibt es noch nicht.

Dafür kann der Benutzer Telefonnummern aus Kontakte nutzen, alternativ den Ziffernblock. Sipgate arbeitet prima, wer mehr Funktionen will, kann für 6 Euro Acrobits Softphone nutzen. Die App bietet UMTS-Unterstützung, Gesprächsmitschnitt, Push-Benachrichtigung und mehr. (mec)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Macwelt.