Preiswerte IT-Infrastruktur für kleine Unternehmen und Schulen

Workshop: Microsoft MultiPoint Server 2011 installieren und konfigurieren

16.12.2011 von Bernhard Haluschak
Mit Windows MultiPoint Server 2011 können mehrere Benutzer gleichzeitig an einem Computer arbeiten. Teure Hardware ist dazu nicht notwendig. Unser Workshop zeigt Ihnen, wie Sie mit dem System schnell und komfortabel eine kostengünstige IT-Infrastruktur aufsetzen können.

Der Windows MultiPoint Server 2011 (WMS 2011) ist ein extrem abgespeckter Windows Server 2008 R2, der nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit sein Dasein fristet. Dabei ist das System durchaus für kleine Unternehmen und für den Schulungsbereich interessant. Die Software gibt es als Standardversion für zehn Nutzer, dagegen unterstützt die Premiumversion bis zu 20 Benutzer.

Dabei kommt der MultiPoint Server 2011 mit einem herkömmlichen Computer aus, denn die angeschlossenen "Clients" beziehungsweise "Remote-Nutzer" werden als Terminals verwaltet. Die "Remote-Clients" bestehen dabei aus einem Monitor mit DisplayLink-Technologie sowie einer Tastatur und einer Maus, die per USB-Hub an den Computer angeschlossen werden können. Stehen mehrere Grafikschnittstellen in Form von Grafikkarten am PC zur Verfügung, können diese für die einzelnen Client-Displays genutzt werden.

MultiPoint Server 2011
Windows MultiPoint Server 2011
Aufbau einer möglichen MultiPoint-Server-Infrastruktur.
Windows MultiPoint Server 2011
Start.
Windows MultiPoint Server 2011
MultiPoint Manager
Windows MultiPoint Server 2011
MultiPoint Manager
Windows MultiPoint Server 2011
MultiPoint Manager
Windows MultiPoint Server 2011
MultiPoint Manager
Windows MultiPoint Server 2011
Windows MultiPoint Server 2011
MultiPoint Manager
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MultiPoint Manager
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MultiPoint Manager
Windows MultiPoint Server 2011
User Konto anlegen.
Windows MultiPoint Server 2011
User Konto anlegen.
Windows MultiPoint Server 2011
MultiPoint Manager
Windows MultiPoint Server 2011
MultiPoint Manager

Darüber hinaus unterstützt der MultiPoint Server Client-Systeme, die über das lokale Netzwerk mit dem Host verbunden sind. Damit fallen die räumlichen Restriktionen der USB- und Grafik-Port-Lösung weg. Zum Datenaustausch mit den LAN-Stationen kommt dabei das bekannte Remote-Desktop-Protokoll (RDP) zum Einsatz. Als LAN-Endgeräte können alle Rechner verwendet werden, für die eine entsprechende Remote-Software existiert Darüber hinaus kann der MultiPoint Server 2011 auch mit vielen Speziallösungen, etwa den Thin Clients von NComputing oder Wyse, zusammenarbeiten.

In diesem Workshop beschränken wir uns auf die Installation und Konfiguration des MultiPoint Servers 2011 Premium über die USB- und Grafikschnittstellen des Host-Systems. Dabei verwenden wir einen handelsüblichen PC mit einem Quad-Core-Intel-Prozessor und 4 GByte Hauptspeicher. Wie man LAN-basierte Clients in den WMS 2011 integriert, erläutern wir im nächsten Workshop dieser Mini-Serie.

Weitere Details des MultiPoint Server 2011

Die zentrale Managementplattform des Windows MultiPoint Server 2011 bildet der MultiPoint-Manager. Über diese Schaltzentrale kann der Administrator oder IT-Verantwortliche alle Einstellungen vornehmen und sie in angeschlossenen Stationen managen. So lassen sich darüber nicht nur die lokalen Clients, sondern auch die "weit entfernten" LAN-Stationen inklusive dazugehöriger Benutzerkonten verwalten.

Mit dem MultiPoint Manager kann der Anwender Benutzerkonten erstellen, diese aber auch blockieren oder mit Einschränkungen für den Webzugriff ausstatten. Zusätzlich lassen sich auch Anwendungen auf dem Remote-Client kontrollieren. Im Wartungsmodus der Host-Station lassen sich zum Beispiel - außerhalb einer Sitzung - Programme aufspielen und andere administrative Aufgaben wie Treiber oder Patches installieren. Interessant ist auch die Option, dass ein externes USB-Storage-Gerät, das an den Host angeschlossen wird, an allen Remote-Stationen nutzbar ist.

Quick-Info: Windows MultiPoint Server 2011

Windows MultiPoint Server 2011 Standard

Windows MultiPoint Server 2011 Premium

Maximale Anzahl Remote-Stationen

10

20

Anzahl unterstützter CPUs

1

2

Maximaler Arbeitsspeicher

8 GByte

32 GBye

Virtual Image Guest Rights

Nein

1+1

Domain-Anbindung

Nein

Ja

Direct Access

Nein

Nein

Active Directory Domain Service

Nein

Nein

Group Policy Server

Nein

Ja

Hyper-V-Gast

Nein

Ja

Hyper-V-Host

Nein

Ja

Sprachen

16

16

Lizenzierungsvarianten für den Server

OEM, Volumen-Lizenz: 330 US-Dollar

OEM, OEM Academic, Volumen-Lizenz: 817 US-Dollar

Client-Zugriffslizenz (CAL) pro Station

OEM, Volumenlizenz: 110 US-Dollar, 139 US-Dollar mit Server 2008 R2

OEM, Academic, Volumenlizenz: 110 US-Dollar, 139 US-Dollar mit Server 2008 R2

Hyper-V-Fähigkeit

Nein

1:1 Lizenzmodell

Der WMS 2011 Premium unterstützt zwar bis zu 20 Arbeitsstationen, allerdings kann die Netzwerk-Performance bei Verwendung von LAN-Geräten und bandbreitenintensiven Anwendungen schon ab 15 Remote-Nutzern in die Knie gehen. Für diesen Fall empfiehlt Microsoft die Nutzung der RemotFX-Option. Diese Funktion optimiert die Netzwerkbandbreite bei der RDP-Datenübertragung, vorausgesetzt, die Arbeitsgeräte unterstützen ebenfalls RDP, und zwar in der Version 7.1. Im Großen und Ganzen lässt sich, abgesehen von einigen Funktionseinschränkungen, der Windows MultiPoint Server 2011 wie der Windows Server 2008 R2 bedienen. Dieser besitzt auch die von diesem System bekannten Anwendungen wie den Servermanager oder die Rollendienste.

MultiPoint Server 2011 installieren

Für den Workshop verwenden wir eine Testversion, die wir von der Microsoft-Homepage bezogen haben. Nach dem Herunterladen des ISO-Images wird die Datei auf eine DVD-gebrannt. Danach kann die Installations-Disk auf einem Rechner ausgeführt werden. Es erscheint ein Fenster mit der Bezeichnung Windows Server 2008 R2, in dem Installationssprache, Uhrzeit und Währungsformat sowie Tastatur oder Eingabemethode festgelegt werden sollen. Wir haben die drei Eingaben auf Deutsch belassen und mit dem Weiter-Button bestätigt.

Nun erscheint ein Bildschirm mit einer Jetzt installieren-Taste. Wahlweise kann man zuvor die Optionen Wissenswertes vor der Windows-Installation oder Computerreparaturoptionen ausführen. Nach dem Starten der Installation erscheint ein Fenster, in dem man die Lizenzbedingungen erst akzeptieren muss, um fortzufahren.

Im nachfolgenden Dialog muss man sich für die Installation zwischen Upgrade oder Benutzerdefiniert (erweitert) entscheiden. Für eine Neuinstallation wählen wir die benutzerdefinierte Installation.

Start: Nach der Installation beginnt der MultiPoint Server 2011 seine Arbeit.

Zuerst wird der Ort der Installation in Form einer Datenträgerpartition beziehungsweise eines Volume festgelegt und mit Weiter bestätigt. Nun wird die Installation gestartet. Es werden Dateien kopiert, Funktionen installiert, und die Installation ist nach zirka elf Minuten und zwei Neustarts abgeschlossen. Danach muss zuerst ein Benutzerkonto erstellt werden. Als Administrator haben wir das Kennwort test festgelegt. Danach wird das System als Windows MultiPoint Server 2011 gestartet.

System konfigurieren

Jetzt öffnet sich ein Fenster mit dem Inhalt Willkommen beim Konfigurations-Assistenten für Windows MultiPoint Server. Mit dem Weiter-Button fahren wir fort. Der Computername (testsystem) wird definiert, und danach werden die Konfigurationsoptionen abgefragt. Hier stehen die drei Optionen Updates automatisch installieren (empfohlen), Am Programm zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit (CEIP) teilnehmen und Windows-Fehlerberichterstattung (WER) zur Verfügung.

Wir entscheiden uns nur für die erste Option und bestätigen dies mit der Senden-Taste. Nach einer kurzen Wartezeit erscheint das Fenster Grafiktreiber installieren mit dem Hinweis, dass nach Betätigen der Taste Fertigstellen die Grafiktreiber noch installiert werden müssen. Es wird ein Neustart durchgeführt, und ein Konfigurationsfehler wird angezeigt mit dem Hinweis, dass die aktuellsten Grafikadaptertreiber vom Hersteller installiert werden müssen. Darüber hinaus werden wir Aufgefordert: Drücken Sie zum Beheben dieser Probleme eine beliebige Taste, um den Computer in den Wartungsmodus zu versetzen, und melden Sie sich mit einem Administratorkonto an.

Details: Hier kann der Administrator Einstellungen für das Host-System vornehmen.

Nach dem Herunterladen des Q35-Express-Grafikkartentreibers für Windows 7 64 Bit von der Intel-Homepage hat das System nach dem Ausführen der exe-Datei die Treiber installiert und das System neu gestartet. Jetzt werden wir aufgefordert: Drücken Sie "B", um eine MultiPoint-Server-Station zu erstellen. Dies erledigen wir und loggen uns anschließend mit dem Login Administrator und dem Kennwort test in das System ein. Jetzt ist das System betriebsbereit, und die Clients beziehungsweise Arbeitsstationen können eingerichtet werden.

Remote-Station einrichten und Benutzerkonto anlegen

Um eine Remote-Station in das System zu integrieren, müssen eine Tastatur und eine Maus über einen USB-Hub an den Host-Computer angeschlossen werden. Zusätzlich benötigt das System ein Display, das über eine zweite Grafikschnittstelle des Hosts betrieben werden kann. Alternativ kann das Display per DisplayLink-Technologie an den USB-Hub angeschlossen werden. Damit ist die Hardwarevorbereitung abgeschlossen. Nun folgt die Softwarekonfiguration.

Kontaktaufnahme: Der Administrator muss ein Konto mit den Zugangsdaten anlegen, um eine neue Remote-Station in seine Infrastruktur zu integrieren.

Nach Aufruf des MultiPoint-Managers vom Host-System aus erscheint die Verwaltungsoberfläche des WMS 2011, die dem Administrator vorbehalten ist. Unter dem Menü Benutzer / Allgemeine Aufgaben / Benutzerkonto hinzufügen erscheint das entsprechende Arbeitsfenster. Hier muss der Admin den Namen des Benutzerkontos und das Kennwort für den am Server mit dem Namen testsystem angeschlossenen Client angeben. Optional ist auch ein vollständiger Name möglich. Wir haben uns für User 01 und als Kennwort test entschieden.

Jetzt können wir auf der entsprechenden Remote-Station mit den vorgegebenen Parametern einloggen und die dort zur Verfügung stehenden Anwendungen wie Internet Explorer oder Media Player nutzen. Damit ist die erste Inbetriebnahme einer Client-Station abgeschlossen. Mit den zusätzlichen Arbeitsplätzen wird analog verfahren.

Benutzerfunktionen des MultiPoint Managers

Die zentrale Befehlsgewalt über die angeschlossenen Stationen beziehungsweise die kleine IT-Infrastruktur hat der Administrator über die MultiPoint-Manager-Konsole, die mit vielen Funktionen ausgestattet ist. So kann der IT-Verantwortliche unter dem Menüpunkt Desktops verschiedene Restriktionen für den Remote-Nutzer definieren. Es lassen sich zum Beispiel Einschränkungen des Webzugriffs einstellen, die für einzelne oder alle Remote-Benutzer gelten.

Nichts geht mehr. Der Administrator hat die Arbeitsstation blockiert.

Auch das Blockieren der Station kann das MultiPoint-Manager-Tool mit einem Tastendruck auf die Option Diese Station blockieren sofort und sehr wirkungsvoll erledigen. Unter Allgemeine Aufgaben lassen sich zudem alle Arbeitsstation global sperren.

Unter Aufsicht. Der Administrator kann die einzelnen Arbeitsstationen jederzeit visuell kontrollieren.

Ebenso kann der Host-Leiter den Bildschirminhalt seiner Arbeitsstationen oder den des Host-Systems auf einer bestimmten Remote-Station anzeigen lassen. Das geht über die Option Meine Station auf ausgewählte Stationen projizieren. Für eine bessere Orientierung können die Arbeitsstationen im MultiPoint Manger als Miniaturbild angezeigt werden. Für eine genauere Analyse beziehungsweise Kontrolle des entsprechenden Remote-Bildschirminhalts lässt sich dieser mit der Funktion Miniaturbild vergrößern vergrößert darstellen. Allerdings muss der Remote-User die Erlaubnis zu dieser Funktion bei seiner ersten Anmeldung genehmigen.

Fazit

In unserem ersten Workshop hinterlässt der Microsoft Windows MultiPoint Server 2011 einen guten Eindruck. Mit zwei beispielhaften Arbeitsstationen konnten wir flott und ohne spürbare Geschwindigkeitseinbußen arbeiten. Hardware- und Softwareinstallation sind äußert simpel und lassen sich auch von einem Nicht-IT-Experten bewältigen.

So erlaubt das Microsoft-Produkt mit Technik und einem knappen finanziellen Budget, einen PC in ein Multi-Desktop-System zu verwandeln. Das erweist sich nicht nur für Schulungsumgebungen als interessant. Auch kleine Unternehmen mit geringer Mitarbeiterzahl, denen ein Small Business Server zu komplex und zu teuer ist, dürften mit dieser Systemlösung zufrieden sein.

Allerdings muss man bei der Anschaffung die Lizenzbedingungen von WMS 2011 beachten. Denn neben der Lizenz für den eigentlichen MultiPoint Server von zirka 950 Euro für die Premium-Version beziehungsweise 370 Euro für die Standard-Edition sind weitere Lizenzen für etwa 120 Euro pro Station fällig. Zudem sind, wie bei Terminal-Server-Installationen üblich, separate Lizenzen für die von Remote-Benutzern verwendeten Anwendungen erforderlich.

Im nächsten Workshop widmen wir uns der Integration von LAN-basierten Clients in den Microsoft MultiPoint-Server 2011. (hal)