Betriebssystem für Netzwerkprofis

Workshop - FreeBSD Version 9 installieren und konfigurieren

29.11.2011 von Thomas Hümmler
FreeBSD Version 9 ist mit neuen Funktionen und einer überarbeiteten Installationsroutine ausgestattet. Wir zeigen anhand des Release Candidates 2 Installation und Inbetriebnahme des Linux-Betriebssystems. Wann die finale Version von FreeBSD 9 veröffentlicht wird, steht noch nicht fest.

Die Berkeley Software Distribution (BSD) basiert auf dem Unix von AT&T. Allerdings enthält das in den 1970ern entstandene System inzwischen keine einzige Codezeile seines Vorfahren mehr. Aktuell wird das System von einer großen FreeBSD-Community gepflegt und erweitert. Von BSD wiederum stammen einige freie BSD-Varianten ab. Diese werden seit fast 20 Jahren entwickelt. Die beiden ältesten, FreeBSD und NetBSD, gibt es seit 1993. FreeBSD wird besonders wegen seiner leistungsfähigen Netzwerk- und Sicherheitsfunktionen geschätzt. Unter anderen basieren die Bibliotheken und das sogenannte Userland von Mac OS X auf FreeBSD. Auch in ursprüngliche Linux-Bastionen stößt FreeBSD vor. So gibt das Debian-Projekt mit der Version 6 erstmals eine Nicht-Linux-Version seiner Distribution heraus: Unter dem Namen Debian GNU/kFreeBSD werden zwei Varianten mit dem FreeBSD-Kernel 8.1 vertrieben, eine für die i386- und eine für die amd64-Architektur.

Hilfreich: Über die FreeBSD-Homepage hat man Zugang zur aktuellen Version und zur Dokumentationen sowie der Community.

FreeBSD selbst existiert für verschiedene Prozessorarchitekturen: AMD64 und Intel EM64T (amd64), Intel, AMD, Cyrix oder Nexgen "x86" (i386), Intel Itanium (ia64), PowerPC (powerpc und powerpc64) und UltraSPARC (sparc64). Über die sogenannte Ports Collection hat der Nutzer Zugriff auf Unix-Utilities von Drittanbietern. Jeder dieser mehr als 20.000 Ports verfügt über Skripte, mit denen die Programme installiert und konfiguriert werden. Die meisten dieser Ports sind auch bereits vorkompiliert, sodass man sie schneller installieren kann.

Der zweite Release Candidate von FreeBSD 9 ist mit einer Verzögerung von zweieinhalb Monaten online. Anhand von FreeBSD/i386 beschreibt dieser Beitrag die Installation und Konfiguration wichtiger Komponenten.

FreeBSD installieren

FreeBSD/i386 ist ähnlich genügsam wie andere Unix-Versionen. Es benötigt lediglich einen 486er-Prozessor, 64 MByte RAM und 1,1 GByte freien Festplattenspeicher für eine Minimalinstallation. Für eine Umgebung ohne grafische Oberfläche werden 3 GByte empfohlen, mit Desktop-Umgebung 5 GByte. Je nach installierter Drittsoftware kann auch weiterer Festplattenplatz erforderlich sein. Und einen Tipp geben die FreeBSD-Entwickler außerdem: Wer die Performance steigern möchte, greife zunächst zu mehr RAM und Festplattenspeicher, bevor er einen stärkeren Prozessor wählt.

FreeBSD kann auf einer vorhandenen Partition installiert werden. Mit dem Partitionierer Gparted kann man wie in Linux vorhandene Partitionen auch entsprechend verkleinern und eine neue Partition für FreeBSD anlegen. Anschließend benötigt man ein Image. Das gibt es auf der FreeBSD-Homepage. Für eine CD- oder DVD-Installation ist das Standard-dvd-Image geeignet. Außerdem gibt es eine Bootonly-Variante, bei der nur das Basissystem enthalten ist; zusätzliche Software wird direkt aus dem Internet nachgeladen. Wer FreeBSD von einem USB-Stick installieren möchte, greift zum memstick-Image; um dieses Boot-fähig auf einen Stick zu schreiben, benutzt man entweder unter Unix das Programm dd - als Root zum Beispiel mit dem Befehl:

dd if=FreeBSD-9.0-RELEASE-i386-memstick.img of=/dev/da0 bs=64k

oder unter Windows eine Software wie Imagewriter.

Das Bootloader-Menü von FreeBSD: Zur Installation drücken Sie einfach dieTaste "Enter".

Nun konfigurieren Sie den Rechner so, dass er von CD, DVD beziehungsweise USB bootet. Nach dem Einschalten erscheint das Bootloader-Menü, und Sie starten die Installation mit der Eingabe-Taste. Jetzt rauschen die Ausgabeergebnisse verschiedener Gerätetests vorbei. Tipp: Die letzten 100 Zeilen können Sie beim nächsten Stopp ansehen. Dazu drücken Sie die Scroll-Lock-Taste und blättern anschließend mit den Bild-nach-oben - und Bild-nach-unten-Tasten durch den Bildschirmpuffer.

Die Installation übernimmt in FreeBSD 9 das neue Programm bsdinstall, ein textbasiertes Installations-Tool. Hier wählen Sie zunächst das Tastatur-Mapping - für ein deutsches Tastaturlayout entweder German Codepage 850, German ISO-8859-1 oder German ISO-8859-1 (accent keys). Danach wählen Sie den Host-Namen und anschließend die Komponenten, die zusätzlich zum Basissystem mit Kernel und Userland installiert werden sollen:

Standard in fast jeder Installation: Die Wahl des Hostnamens.

Wer von einem Bootonly-Image installiert, kann nun den Installationsserver wählen. Danach wird partitioniert. Der Benutzer hat die Wahl zwischen drei Methoden: Guided ist die einfachste Methode, Manual leitet direkt weiter zum Partitionseditor, und in einer Shell kann man Programme wie gpart, fdisk und bsdlabel direkt nutzen. Üblicherweise legt FreeBSD GPT-Partitionen an. Die GUID Partition Table gibt es seit 2010, sie hat nicht die Einschränkungen wie der Master Boot Record (MBR). Drei Partitionen werden standardmäßig erzeugt:

Mit Finish (nicht mit Create) werden die Partitionen erzeugt, und anschließend wird die Installation gestartet. Zunächst werden Kernel-, Userland- und die zusätzlich gewählten Archive extrahiert.

Gut zu wissen: In der geführten Partitionierung legt das Installationsprogramm drei Partitionen an.

Das Extrahieren gerade des Ports-Archivs dauert relativ lang. Danach geht es zur sogenannten Post-Installation mit der Konfiguration des Root-Passworts und der Netzwerkschnittstelle. Werden ein WLAN-Adapter und ein passender Access-Point entdeckt, muss der Benutzer das Passwort dafür eingeben. Anschließend kann IPv4-Networking gewählt werden, die nach wie vor übliche Netzwerkverbindung. Die Verbindung lässt sich per DHCP konfigurieren.

Ist kein DHCP-Server vorhanden, müssen Sie die IP-Adresse, die Subnetzmaske und die Adresse des Routers eingeben. Nun können Sie noch das IPv6-Networking wählen. Hier gibt es entweder die automatische Konfiguration mit SLAAC (StateLess Address AutoConfiguration) oder die statische Konfiguration, bei der Sie die IPv6-Adressen des Rechners sowie des Routers eingeben müssen. Abschließend muss noch die Adresse für den "Resolver" des Domain Name Systems eingetragen werden, falls diese nicht automatisch ermittelt wird.

Systemkonfiguration

Nach der Netzwerkkonfiguration setzen Sie in wenigen Schritten die Systemzeit. Danach haben Sie die Möglichkeit, Server festzulegen, die beim Booten gestartet werden. Vorgegeben ist hier zunächst der SSH-Daemon für sicheren Fernzugriff; darüber hinaus können Sie einen Maus-Daemon für die Konsole auswählen (moused), den Server für den automatischen Zeitabgleich per NTP und powerd, einen Daemon, der über die Energiefunktionen des Systems wacht.

Anlageform: Im Gegensatz zu den gängigen Linux-Distributionen durchläuft FreeBSD beim Anlegen von Benutzern das volle adduser-Programm.

Jetzt werden Benutzer zum System hinzugefügt. Hier müssen Sie im Gegensatz zu den gängigen Linux-Distributionen umfangreiche Angaben machen:

Nach den Eingaben bestätigen Sie das Anlegen des neuen Benutzers mit yes; wollen Sie keinen weiteren hinzufügen, geben Sie bei der nächsten Frage no ein. Im abschließenden Fenster wählen Sie Exit. Nach einem Neustart fährt FreeBSD hoch, und Sie können sich am Prompt einloggen.

Grafische Umgebung einrichten

FreeBSD läuft üblicherweise zunächst ohne eine grafische Desktop-Umgebung. Um eine solche einzurichten, benötigen Sie als Erstes den X-Server Xorg. Den kompilieren Sie als "root" mit folgenden Befehlen:

cd /usr/ports/x11/xorg

make install clean

Etwa 4 GByte Plattenplatz werden für die komplette Installation benötigt. Anstelle des Kompilierens können Sie das Paket auch direkt aus dem Ports-Archiv installieren; dazu dient der Befehl:

pkg_add -r xorg.

Nach dem X-Server soll vielleicht noch eine Desktop-Umgebung installiert werden. FreeBSD hat mehrere zur Auswahl: Enlightenment, Gnome, Gnustep, KDE und Xfce. Einige erlauben über sogenannte Metapakete die Installation der kompletten Umgebung, etwa mit den Metapaketen gnome2, kde4 und xfce4.

Von GNOME steht allerdings nur Version 2.32.1 im Ports-Archiv, nicht die aktuelle Version 3.2. KDE ist in der aktuellen Version 4.7.3 enthalten. Von dem schnellen Destop Xfce steht im Ports-Archiv ebenfalls die aktuelle Version 4.8. Welche Perlen unter den fast 23.000 Paketen es sonst noch gibt, können Sie einfach über die Adresse http://www.freebsd.org/ports/ herausfinden.

Fazit und weitere Infos

FreeBSD ist ein ausgereiftes System mit einer Vielzahl an Software. Wer eine Alternative zu Linux sucht, sollte es sich unbedingt ansehen. Gerade auch in Deutschland gibt es viele Community-Aktivisten, die weiterhelfen können. Eine erste Anlaufstelle ist sicher die FreeBSD-Homepage, aber auch die deutschen Mailinglisten; hier tummeln sich etwa 650 Mitglieder. Dort hat man auch Zugriff auf die englische Originaldokumentation sowie auf die deutschen Übersetzungen.

Hier findet der Benutzer nicht nur das exzellente und sehr informative Handbuch, sondern auch andere Dokumente wie FAQ und Artikel zu speziellen technischen Themen wie Fonts oder Solid-State-Platten, aber auch Informationen über die Unterschiede zu Linux - auch wenn diese schon ein wenig älter sind. (hal)