Auch für die WM 2010 - Streaming-Video mit VLC

Workshop: EM-Spiele live ins Netzwerk streamen

05.06.2008 von Moritz Jäger und Mike Hartmann
Die EM 2008 rückt immer näher, und so mancher Firmen-Chef macht sich Sorgen, dass die Mitarbeiter lieber die Spiele schauen, als zu arbeiten. Immerhin finden eine Reihe der Spiele während der Arbeitszeit statt. Streamen Sie doch einfach die Spiele ins LAN.

Um zu verhindern, dass sich Krankheitsfälle während der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz häufen oder die Kollegen sehr zeitig nach Hause fahren, haben Sie mehrere Möglichkeiten:

a) Ein striktes Verbot aussprechen und Überprüfungsmaßnahmen ankündigen. Arbeitsrechtlich möglicherweise in Ordnung, aber hinsichtlich der Motivation unter Garantie ein Tiefschlag.

b) Wenn Sie einen ausreichend großen Konferenzraum haben, laden Sie einfach alle Mitarbeiter dorthin zum gemeinsamen Schauen ein. Leider gibt es Jobs wie beispielsweise die Hotline oder Bestellannahme, bei denen ein Verlassen des Arbeitsplatzes nicht möglich ist.

c) Damit Ihre Mitarbeiter am Arbeitsplatz bleiben und trotzdem Fußball schauen können, haben Sie die Möglichkeit, einen Streaming-Server aufzusetzen und die Spiele live ins LAN direkt auf den Computer des Kollegen zu überspielen.

Zwar fehlt bei der letzten Variante das gute Gefühl, gemeinsam vor der Flimmerkiste zu sitzen und zu jubeln (sofern es etwas zum Jubeln gibt), aber es ist besser, als gar nicht schauen zu können. Unser Workshop zeigt Ihnen, wie Sie die Spiele mit einem Windows- oder Linux-Rechner, einer TV-Karte und der Software VLC live ins LAN bringen.

Achtung: Dieser Artikel basiert auf unserem Artikel, den wir bereits zur WM 2006 online hatten. Wenn Sie also Ihren Streaming-Server von damals noch besitzen, können sie den wieder einsetzen. Wir werden Sie auch dieses Mal mit den passenden VLC-Konfigurationen versorgen.

Die Software VLC

VLC stand zu Beginn der Entwicklung für Video LAN Client. Als Pendant dazu gab es den Video LAN Server (VLS). Inzwischen ist allerdings der VLC soweit aufgerüstet, dass er auch Streaming unterstützt. Da er zusätzlich noch eine Unzahl weiterer Features bietet, sollte nach Aussagen der Entwickler nur noch dieser zum Einsatz kommen.

Eine kleine Einschränkung ist beim VLC jedoch zu beachten: Er ist für viele Betriebssystem-Plattformen verfügbar und dementsprechend verwendet er ein relativ einfaches Benutzer-Interface, damit der Portierungsaufwand nicht zu groß wird. Er ist also nicht immer so komfortabel zu bedienen, wie die spezialisierten Programme für DVD-, TV- oder Medienwiedergabe unter einem bestimmten Betriebssystem.

Ein großer Vorteil von VLC besteht darin, dass sich das Tool komplett per Kommandozeile steuern lässt. Zusammen mit dem Windows Scheduler können Sie also dafür sorgen, dass die Übertragung automatisch startet. Zudem bietet VLC viele Konfigurationsmöglichkeiten bei der Kodierung des Daten-Streams, so dass Sie die Netzwerk-Belastung gering halten können.

Die Windows-Version von VLC lässt sich als EXE-Datei vom VideoLAN-Server herunterladen und einfach installieren. Für verschiedene Linux-Distributionen und Mac OS X gibt es ebenfalls fertig installierbare Pakete. Eine Übersicht und Installations-Anleitungen finden Sie hier.

Die TV-Karte

Je nachdem, was für eine TV-Karte Sie einsetzen (können), haben Sie mehr oder weniger Möglichkeiten, die digitalisierten Informationen im Netz zu verbreiten. Im Grunde gibt es hier nur die Unterscheidung zwischen analoger Empfangstechnik (über Kabel oder terrestrisch) und digitaler Empfangstechnik (DVB-T, -S und -C).

Analoge TV-Karten verfügen meist über einen WDM-Treiber (Windows Driver Model). Dieser kann von den meisten Applikationen direkt angesteuert werden, auch von der in diesem Workshop benutzten Software VLC. Das Problem bei analogen TV-Karten besteht darin, dass Sie den von der Karte erzeugten Datenstrom nicht direkt ins Netz einspeisen können. Der Rechner muss also zunächst in Echtzeit komprimieren. Dazu benötigen Sie einen entsprechend leistungsfähigen Prozessor.

DVB-Karten dagegen benutzen zumeist einen Treiber nach der von Microsoft spezifizierten BDA (Broadcast Driver Architecture). Auf diesen kann VLC nicht direkt zugreifen, aber wir werden Ihnen Workarounds vorstellen, mit denen Sie Ihr Ziel dennoch erreichen. Der Vorteil bei DVB-x liegt darin, dass die Daten schon als MPEG2-Stream vorliegen. Sie können also direkt ins LAN zu den Clients geschickt werden. Die Datenrate ist dabei mit durchschnittlich 3,5 MBit noch ziemlich moderat. Bevor wir uns nun an die Übertragung ins LAN machen, müssen wir uns für eine Stream-Variante entscheiden. Hier besteht die Auswahl zwischen Unicast, Broadcast und Multicast.

Das Netzwerk - Unicast vs Multi-/Broadcast

Da es als Transportmedium für die TV-Daten dienen soll, kommt dem Netz eine entscheidende Rolle zu. Es muss dafür sorgen, dass die Daten rechtzeitig beim Nutzer ankommen - sonst ruckelt das Bild. Zudem sollen ja auch die normalen Netzwerkprozesse weiterhin laufen und nicht durch das Streamen zum Stillstand gebracht werden.

Generell gibt es beim Streamen verschiedene Varianten, die Daten an den Mann zu bringen. Die einfachste, aber auch für das LAN belastendste ist der so genannte Unicast. Dabei verbindet sich jeder Zuschauer mit dem Server und fordert einen eigenen Datenstrom an. Der Server verschickt also x-mal die gleichen Daten. Je nach Anbindung des Servers ans LAN und benötigter Datenrate pro Client, ist nach 10 bis 20 Clients das Netzwerk überlastet. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die einzelnen Pakete meist sehr groß sind, um den Overhead gering zu halten. Das führt dazu, dass innerhalb des Datenstroms für einen Client deutlich spürbare Verzögerungen auftreten können. Last but not least entsteht auf dem Server allein durch das Versenden der Pakete eine nicht unerhebliche Last. Soll er parallel noch ein analoges TV-Signal komprimieren, ist ein normaler Rechner schnell am Ende seiner Leistungsfähigkeit.

Broadcast

Anstatt also für jeden Client einen gesonderten Stream zu schicken, macht es spätesten bei fünf Usern durchaus Sinn, einen Stream gleich an mehrere User zu übertragen. Die einfachste Möglichkeit hierbei ist sicherlich der so genannte Broadcast. Sprich, man schickt den Datenstrom einfach an eine Broadcast-Adresse wie beispielsweise 192.168.0.255:4444. Jeder Client, der das Spiel verfolgen möchte, konfiguriert seinen Mediaplayer einfach so, dass er auf Port 4444 eingehende Daten entgegennimmt und verarbeitet.

Alle anderen Stationen ignorieren die eingehenden Broadcast-Pakete einfach. Dies verursacht allerdings eine nicht unerhebliche Netzwerklast im gesamten LAN. Alle Mitarbeiter, auch die nicht an Fußball interessierten, müssen damit leben, dass ihre Netzwerk-Verbindung eingeschränkt ist. Dasselbe gilt natürlich auch für Netzwerk-Geräte wie Drucker oder Server.

Multicast

Um das Problem zu umgehen, dass auch unbeteiligte Stationen unter dem erhöhten Netzwerk-Traffic leiden, hat man den so genannten Multicast entwickelt. Hierzu sind allerdings intelligente Switches notwendig. Im Prinzip funktioniert das Ganze so, dass zur Übertragung eine spezielle Multicast-Adresse (Class-D im Bereich 224.0.0.0-239.255.255.255) verwendet wird. Das An- und Abmelden an einen Multicast erfolgt über IGMPv3 (Internet Group Management Protocol Version 3) und läuft für den Anwender völlig transparent ab. Die IGMP-Requests werden automatisch vom Protokoll-Stack erzeugt, sobald IP-Multicast Adressen von einer Anwendung verwendet werden. Diese Requests gehen an den Router im Gateway, der somit weiß, dass eingehende Multicasts an den entsprechenden Client weiterzuleiten sind. Normalerweise kommen dies Multicasts aus dem LAN, so dass der Router gar nicht betroffen ist. Hier kommen die intelligenten Layer-3-Switche ins Spiel. Diese scannen den Netzwerk-Verkehr auf der IP-Ebene nach IGMP-Paketen. Entsprechend dieser Informationen leiten sie die Multicasts an die einzelnen Ports weiter oder eben nicht. „Dumme“ Switches leiten Multicasts generell an jeden Port weiter - es findet also ein Broadcasting statt.

Dies ist eine erheblich vereinfachte Darstellung der Multicasting-Technologie. Deutlich mehr Aufwand wird nötig, wenn schon das Firmennetz intern durch Router segmentiert ist.

Festlegen der Signalquelle für VLC

VLC kann mit einer Reihe von Quellen umgehen, wie beispielsweise diversen Dateiformaten, VCD/DVD, Netzwerk-Streams oder Capture-Devices (DirectShow unter Windows, Video4Linux und ivtv unter Linux). Für die Fußballübertragung ins Netzwerk müssen wir an die Daten einer im PC eingebauten TV-Karte gelangen.

Der einfachste Weg öffnet sich Ihnen, wenn Sie über eine analoge TV-Karte mit WDM-Treibern verfügen. Hier kann VLC direkt über DirectShow auf das Device zugreifen und den Datenstrom weiterverarbeiten. Über das Menü „Datei/Aufnahmegerät öffnen“ gelangen Sie gleich in den richtigen Dialog. Klicken Sie zunächst auf „Refresh List“ neben den Dropdown-Boxen „Video-Gerätename“ und „Audio-Gerätename“. Damit holt sich VLC die über DirectShow verfügbaren Capture-Devices. Nun können Sie über die Dropdown-Boxen die entsprechende Karte auswählen.

Erweiterte Eigenschaften

Mit einem Klick auf „Erweitert“ können Sie zusätzliche Eigenschaften festlegen. Wichtig sind hier:

Hier findet sich übrigens die einzige Möglichkeit, den Sender einzustellen. Wollen Sie den Sender wechseln, müssen Sie wieder über diesen Dialog gehen und die Kanalnummer des anderen Senders verwenden.

Wenn Sie die erweiterten Einstellungen mit OK bestätigen, kommen Sie zurück zum DirectShow-Dialog. Im Eingabefeld „Anpassen“ finden Sie nun eine Zeichenfolge, mit der Sie direkt auf den Kanal zugreifen können. Dabei handelt es sich in der VLC-Terminologie um einen MRL (Media Resource Locator). Kopieren Sie sich diesen in ein leeres Notepad-Dokument:

dshow:// :dshow-vdev="Cinergy Hybrid T USB XS (Analog)" :dshow-adev="Cinergy Hybrid T USB XS" :dshow-tuner-channel=23 :dshow-tuner-country=49 :dshow-tuner-input=1

VLC und DVB

Wenn Sie über eine DVB-Lösung verfügen, kann die Windows-Version von VLC unter Umständen nicht via DirectShow auf die Karte zugreifen. In diesem Fall taucht die Karte auch nicht in der Dropdown-Box auf. Um dennoch die Spiele ins LAN zu streamen, müssen wir einen kleinen Umweg machen.

Zusammen mit den meisten DVB-Lösungen erhalten Sie auch eine mehr oder weniger ausgereifte und benutzbare TV-Software. Diese missbrauchen wir einfach als reines Zugriffsmedium auf die TV-Karte, um die generierten Daten VLC zum Streamen zur Verfügung zu stellen.

Der Weg ist dabei wie folgt: Wir lassen die TV-Software den gewünschten Kanal in eine Datei aufzeichnen. Gleichzeitig weisen wir VLC an, diese Datei auszulesen und ins Netz zu streamen. Dazu wählen Sie einfach das Menu „Datei / Datei öffnen“ aus und selektieren dann die von der TV-Applikation generierte Datei aus.

Die beschriebene Lösung funktioniert allerdings nur, wenn die TV-Software lesenden Zugriff auf die gerade geschriebene Datei zulässt. Andernfalls sollten Sie doch auf VLC für Linux setzen oder eines der weiter hinten beschriebenen Verfahren in Erwägung ziehen.

Streaming-Varianten von VLC

VLC unterstützt alle drei Streaming-Varianten. Beim Unicast bietet er zusätzlich die Auswahl zwischen HTTP und UDP. Im ersten Fall fordert der Client von sich aus eine Verbindung an (Pull), im zweiten Fall sendet VLC einfach an den Client (Push). Was der dann damit unternimmt, bleibt ihm selbst überlassen.

Um den Eingabedatenstrom (vom DirectShow-Device oder aus der Datei) nun ins Netzwerk weiterzuleiten, aktivieren Sie einfach die Option „Stream/Sichern“ im Öffnen-Dialog und klicken auf den Button „Einstellungen“.

Wie Sie im Dialog sehen können, bietet VLC eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie es die TV-Daten verarbeitet und ins Netz leitet. Um beispielsweise einen Stream als Broadcast ins Netz zu senden, aktivieren Sie „UDP“ und geben einfach eine Broadcast-Adresse als Ziel an. Es lassen sich auch mehrere Varianten kombinieren, etwa das Streamen ins LAN und das Speichern in eine Datei.

Umkodierung vor dem Streaming

In diesem Dialog können Sie auch festlegen, ob Video- und/oder Audio-Stream vor der Weiterverarbeitung umkodiert werden sollen. So können Sie beispielsweise Bandbreite sparen, indem Sie die Audioqualität absenken oder die Videoauflösung verkleinern lassen. Wenn Sie eine analoge TV-Quelle als Eingabemedium benutzen, sollten Sie auf jeden Fall die Daten komprimieren lassen.

Im Test führte die Kombination aus Streamen und lokaler Wiedergabe bei gleichzeitigem Umkodieren zu Darstellungsfehlern auf dem lokalen System. In diesem Fall sollten Sie auf die lokale Wiedergabe verzichten und auf einer anderen Station den Stream verfolgen.

Auch bei diesem Dialog liefert VLC wieder einen MRL, den Sie per Copy&Paste in das Notepad-Dokument sichern können.

:sout=#transcode{vcodec=mp2v,vb=2048,scale=1,acodec=mp2a,ab=64,channels=2}:duplicate{dst=std{access=file,mux=ts,dst="C:\spiel1.mpg"},dst=std{access=udp,mux=ts,dst=192.168.0.255:1234}}

Nutzung des VLM

Nun ist es recht mühsam, VLC kurz vor jedem Spiel zu starten und den Stream händisch über die beschriebenen Dialoge aufzusetzen. Zudem würden die Kollegen Sie sicherlich lynchen, wenn Sie es vergessen und gerade nicht anwesend sind, wenn das Spiel losgeht. Doch auch hierfür hat VLC eine Lösung parat:

Der Video LAN Manager (VLM) ist ein Bestandteil von VLC, mit dem Sie bequem einen Stream zeitgesteuert ins Netz schicken können. Dabei handelt es sich um eine Art Skript, über das Sie die benötigten Parameter (Video-Quelle, Streaming-Verfahren und Uhrzeit) festlegen.

Zwar gibt es für den VLM auch eine GUI, diese ist allerdings in der derzeitigen Version kaum benutzbar. Dementsprechend erzeugen Sie die Konfigurationsdatei besser per Hand. Zudem bedient VLM sich derselben Syntax wie die Kommandozeilenoptionen von VLC, so dass Sie mit wenig Aufwand und heftiger Benutzung von Copy&Paste schnell alle Spiele konfiguriert haben.

Sender in VLM konfigurieren

Erstellen Sie dazu zunächst ein leeres Dokument mit Notepad. Als erstes gilt es, die drei Sender zu konfigurieren, die die EM-Spiele übertragen. Einen Sender richten Sie mit der folgenden Befehlskette ein:

new ARD broadcast enabled
setup ARD input dshow://
setup ARD option :dshow-vdev="Cinergy Hybrid T USB XS (Analog)"
setup ARD option :dshow-tuner-channel=23
setup ARD option :dshow-tuner-country=49
setup ARD option :dshow-tuner-input=1
setup ARD output #transcode{acodec=mpga,ab=64,channels=2}:duplicate{dst=std{access=udp,mux=ts,dst=192.168.0.255:1234}}

In der ersten Zeile erzeugen wir ein Broadcast-Objekt namens ARD. Das Schlüsselwort Broadcast hat hier übrigens nichts mit dem Netzwerk-Broadcast zu tun. Die zweite Zeile definiert dabei ein neues Medium, in diesem Fall das DirectShow-Device. Es könnte aber genauso gut eine Datei sein, die beispielsweise von der TV-Applikation gespeichert wird (setup ARD input „Dateiname“). Die folgenden Zeilen definieren zusätzliche Optionen für dieses Objekt und zum Schluss legen wir mit „output“ fest, wie die Ausgabe erfolgen soll.

Wie Sie sehen, kommt Ihnen dabei die zuvor per Copy&Paste gesicherten Befehlsketten zu Hilfe. Sie müssen lediglich die einzelnen Optionen in separate „option“-Statements umwandeln. Beim Output-Befehl lassen Sie einfach das „:sout=“ weg.

Damit ist allerdings lediglich ein Medium erzeugt. Der VLM weiß noch nicht, was er damit anfangen soll, sprich wann die Übertragung ins LAN zu erfolgen hat. Das richten wir mit den nächsten Zeilen ein.

Spieltermine konfigurieren

VLM kennt so genannte Schedules. Das sind einfach Zeitpunkte, zu denen er ein oder mehrere Kommandos ausführt. Dementsprechend benötigen wir für jeden Spieltermin folgende Befehlsfolge, die zwei Schedules definiert - einen für den Spielbeginn und einen für das Ende des Spiels:

new VR1 schedule enabled
setup VR1 date 2008/06/07-17:55:00
setup VR1 append control ZDF play

new stopVR1 schedule enabled
setup stopVR1 date 2008/06/07-23:59:00
setup stopVR1 append control ZDF stop

In der ersten Zeile wird das Schedule-Objekt erzeugt. Die zweite Zeile legt Termin und Uhrzeit fest und die dritte den auszuführenden Befehl. Fünf Minuten vor Spielbeginn soll der Broadcast mit dem Namen „ZDF“ (oder entsprechend ARD) gestartet werden. Nach Ende des Spiels, soll VLM den Broadcast wieder stoppen, damit das Netz nicht unnötig belastet wird. Damit nach der Gruppenphase auch eine Verlängerung und ein Elfmeter-Schießen übertragen werden können, sollten Sie genug Zeit einkalkulieren.

Die oben beschriebenen sechs Befehle wiederholen Sie nun für jedes Spiel. Beachten Sie dabei, dass die letzten Spiele der Gruppenphase zeitgleich stattfinden und die Sender kurzfristig entscheiden können, welches der beiden parallelen Spiele sie ausstrahlen. Die Datei speichern Sie nun ab und teilen VLC mit, wo es die Datei finden kann.

Als zusätzlichen Service können Sie sich hier die Vorlage für den VLC herunterladen. Bitte beachten Sie, dass darin nur die Vorrundenspiele gelistet sind, da nur diese bereits feststehen. Für Viertelfinale, Halbfinale und Finale müssen Sie die XXX im Dokument durch die passenden Sender ersetzen. Rechtzeitig zu den einzelnen Spieltagen werden wir die passenden VLM-Infos online stellen. Unsere Informationen haben wir aus der Sendetabelle des ZDF gezogen.

VLM einschalten

Rufen Sie dazu das Menu „Einstellungen/Einstellungen“ auf und wechseln zu „Stream output“. Wenn Sie „Erweiterte Optionen“ aktivieren, können Sie unter VLM-Konfigurationsdatei Pfad und Namen der eben gespeicherten Config angeben. Bitte beachten Sie: Unter Umständen kann Ihnen hier ein Bug das Leben schwer machen. Es kann sein, dass Sie alle Backslashes (\) doppelt angeben müssen (\\), also beispielsweise C:\\Test\EM2008_VLM.txt.

Im nächsten Schritt aktivieren Sie den VLM. Wechseln Sie dazu auf den Punkt „Interface/Control Interfaces“. Hier aktivieren Sie „VLM Remote-Control-Interface“. Danach ein Klick auf „Sichern“ und nach einem Neustart von VLC ist der Streaming-Server bereit.

Das können Sie nach dem Neustart einfach überprüfen, indem Sie das Menu „Ansicht/VLM Control“ aufrufen. Wenn Sie das neue Fenster etwas größer ziehen, sehen Sie nun die Einträge „ARD“ und „ZDF““. Klicken Sie auf das jeweilige Dreieck, wird der Stream gestartet. Auf einem Client können Sie nun mittels „Datei/Netzwerkstream öffnen“ die Übertragung ansehen, um die Funktionstüchtigkeit zu überprüfen.

VLC unter Linux

Wenn Sie ohnehin irgendwo einen Linux-Rechner stehen haben, den Sie um eine TV-Karte erweitern können, bietet sich VLC in der Linux-Version an. Hier unterstützt VLC nämlich direkt DVB-Geräte oder analoge Karten mit MPEG2-Hardware-Encoder wie die Hauppauge WinTV PVR x50. Wie Sie Kaffeine und die DVB-T-Karte unter Linux einrichten, zeigt unser Workshop Preiswerter TV/Video-Server - System für DVB-Software tunen. Die Vorgehensweise zum Streamen der Daten ins Netz ist genauso wie bei der Windows-Variante.

Lediglich die Konfiguration der Sender für VLM unterscheidet sich bei Verwendung der Linux-Variante, da hier natürlich kein DirectShow zur Verfügung steht. Um beispielsweise einen Sender auf einer DVB-T-Karte einzurichten, nutzen Sie entsprechend folgende Code-Zeilen:

new ARD broadcast enabled
setup ARD input dvb://
setup ARD option :dvb-adapter=0
setup ARD option :dvb-frequency=212500000
setup ARD option :dvb-bandwidth=7
setup ARD option :program=32
setup ARD output #transcode{acodec=mpga,ab=64,channels=2}:duplicate{dst=std{access=udp,mux=ts,dst=192.168.0.255:1234}}

Dieser Code gilt für ARD im Sendegebiet München. Passen Sie die Frequenz, die Bandbreite und die Programm-ID entsprechend an. Diese Informationen finden Sie beispielsweise in der von Kaffeine angelegten Datei channels.dvb.

#Generated by Kaffeine 0.5
TV|Das Erste|513(2)|514(deu),|516|32|12289|Tde-Muenchen|212500|0|v|34|-1|16|-1|7|8|4|0|1|||

Achten Sie nur darauf, dass Kaffeine die Frequenz in Kilohertz angibt, VLC sie aber ein Hertz erwartet.

Alternativen zu VLC

Es gibt natürlich eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Daten ins LAN zu bringen. Wenn Sie über einen Windows Server 2003 mit Media Server verfügen, können Sie beispielsweise mit dem Windows Media Encoder die Daten kodieren, zum Server transportieren und von dort per Unicast, Multicast oder Broadcast ins LAN streamen. Ohne Media Server bietet der WME lediglich die Möglichkeit, die Daten per Unicast zu verteilen. Aber auch beim WME besteht die Einschränkung, dass dieser nur auf eine WDM-Karte zugreifen kann.

Sollten Sie die DVB-Karte beim besten Willen nicht zum Laufen kriegen, gibt es noch eine Möglichkeit: Den direkten Zugriff auf die DirectShow-Schnittstellen mit dem Programm GraphEdit, das Sie über das Platform SDK von Microsoft beziehen können. Wenn Sie den Webinstaller herunterladen und dort unter dem Punkt "DirectShow SDK" nur die Tools auswählen, hält sich der Download mit insgesamt 2 MByte auch im Rahmen.

Wichtig: Nach abgeschlossener Installation finden Sie im Verzeichnis C:\Programme\Microsoft Platform SDK\Bin das Programm graphedt.exe und die DLL proppage.dll. Letztere müssen Sie noch mit dem Befehl regsvr32 proppage.dll in der Registry bekannt machen. Ansonsten können Sie nicht auf die Eigenschaftsseiten der einzelnen Filter zugreifen.

GraphEdit

Dabei handelt es sich eigentlich um ein Tool, das bei der Entwicklung von DirectShow-Graphen helfen soll. Das Grundprinzip bei dieser Software ist ganz einfach:

Die genaue Vorgehensweise hängt völlig von Ihrem System ab: Von der eingesetzten Hardware sowie den installierten Codecs und Filtern. Im Falle von DVB beginnen Sie am besten mit einem der "BDA Network Provider". Dieser verfügt über einen Ausgabe-Pin namens "Antenna Out", den Sie mit dem Eingang des zu Ihrer Hardware passenden "BDA-Quellfilters" verbinden. Als nächstes fügen Sie die "BDA Empfängerkomponente" für Ihre DVB-Hardware hinzu. Diese sollte einen zum Ausgangs-Pin des Quellfilters passenden Eingangs-Pin besitzen.

Eigenen Graphen erzeugen

Der Empfänger liefert den eigentlichen Datenstrom in Form eines MPEG2-Transportstreams, in dem alle Programme eines Bouquets kodiert sind. Aus diesem Strom sind nun die Video- und Audio-Daten des gewünschten Programms zu extrahieren und dann zu dekodieren. Für diese Aufgabe ist der Demultiplexer zuständig.

Für den Screenshot haben den Freeware-Filter DC-DVB Source verwendet. Dieser bietet einen vereinfachten Zugriff auf die BDA-Schnittstelle der DVB-Treiber und enthält zusätzlich die Möglichkeit zum Multicast-Streaming. Nach der Installation des Pakets rufen Sie einfach das Programm ChannelScan.exe im Unterverzeichnis Filter auf. Auf dem Reiter „Decoder“ wählen Sie Audio- und Video-Dekoder aus und beim Reiter „Channel Scanner“ lassen Sie das Programm nach Sendern suchen. Auf der Seite „Filter Setup“ können Sie den Streaming-Server einschalten. Hier sind lediglich die Multicast-Adresse und der Port einzutragen.

Danach speichern Sie die Konfiguration über File/Save als DVB-Datei ab. Diese ziehen Sie in das GraphEdit-Fenster und Sie haben einen fertigen DirectShow-Graphen, den Sie durch einen Klick auf das grüne Dreieck starten können.

Und die GEZ?

Für den Computer mit der TV-Karte sind auf jeden Fall Rundfunkgebühren fällig. Doch was ist mit den anderen Computern im LAN, immerhin sind mit dem Internet verbundene Computer ab 2007 reduziert GEZ-pflichtig?

Nicole Hurst von der GEZ dazu: „Rundfunkgeräte sind Radios und Fernsehgeräte, Bild- und Tonaufzeichnungsgeräte mit Empfangsteil, aber auch Lautsprecher und Monitore, wenn sie als gesonderte Hör- oder Sehstellen betrieben werden.“ Dementsprechend wäre für jeden Computer, der den Stream empfängt, die Rundfunkgebühr von derzeit 17,03 Euro fällig.

Ob die GEZ nun allerdings gerade zur Europameisterschaft während der Spiele ihre Späher ausschickt, um nach nicht angemeldeten Computern zu fahnden, ist fraglich. Trotzdem sollten Sie natürlich die Computer bei der GEZ anmelden. (mha/mja)