Workshop: Den kostenlosen VMware Player für virtuelle PCs einsetzen

18.01.2006 von Moritz Jäger
Virtuelle Maschinen eignen sich wunderbar, um gefahrlos neue Software auszuprobieren. Wir zeigen Ihnen, wir der neue VMware Player funktioniert und wie Sie problemlos eigene Images erstellen.

Virtuelle Arbeitsumgebungen sind eine prima Sache. Egal wie sehr Sie in dem System herumschrauben, ihr normales Arbeitssystem bleibt stets unangetastet. Bislang war dazu eine relativ teure Software notwendig. Das ändert sich mit dem kostenlosen VMware Player. Der Player ist im Endeffekt eine abgespeckte Version der bekannten Workstation, mit dem sich spezielle virtuelle Maschinen starten lassen.

Gegenüber der kostenpflichtigen VMware Workstation müssen Sie beim Player allerdings auf einige Funktionen verzichten. So kann die Software selbst keine neuen Images anlegen, sondern nur auf bereits erstellte zurückgreifen. Deswegen lässt sich auch die Hardware der einzelnen virtuellen Maschinen nicht nachträglich erweitern oder ändern.

Unterschied zur kostenpflichtigen Workstation

Zudem ist das Snapshot-Feature, mit dem sich der Status des Gastsystems jederzeit an verschiedenen Punkten speichern und wieder herstellen lässt, nicht enthalten. Schlussendlich fehlt auch die Unterstützung für Mehr-Prozessor-Systeme.

Im Internet gibt es mittlerweile eine aktive Community, die sich mit dem VMware Player beschäftigt. So stellen findige Entwickler unter anderem Tools zur Verfügung, mit denen sich neue kompatible Images auch ohne VMware Workstation erstellen lassen. Einen passenden Workshop finden Sie später in diesem Beitrag.

Vergleich: Workstation gegen Player

Funktion

VMware Workstation

VMware Player

Mehrere virtuelle Maschinen gleichzeitig

Ja

Ja

Erstellung neuer virtueller Maschinen

Ja

Nein

Copy-and-Paste zwischen Host- und Gastsystem

Ja

Ja

Drag-and-Drop zwischen Host- und Gastsystem

Ja

Ja

VM Hauptspeichereinstellung

Ja

Ja

Zugriff auf CD/DCD und USB des Host-Systems

Ja

Ja

Hinzufügen virtueller Hardware

Ja

Nein

Rückkehr zum Ausgangszustand

Ja

Ja

Mehrere Snapshots

Ja

Nein

Host-Betriebssystem

Microsoft Windows

Linux

Microsoft Windows

Linux

Gastbetriebssystem

Microsoft Windows

Linux

Netware

Solaris

FreeBSD

Microsoft Windows

Linux

Netware

Solaris

FreeBSD

64-Bit-Unterstützung Gast- und Wirtsystem

Ja

Ja

Mehrere virtuelle CPUs möglich

Ja

Nein

Funktionsweise

VMware Player arbeitet mit speziell erstellten Images, um unter dem aktuellen Betriebssystem weitere PCs zu emulieren. Diese Gastsysteme sind vom Host-System, also dem Betriebssystem, auf dem der Player installiert ist, fast komplett abgeschottet. Eine direkte Interaktion mit dem Host ist nicht möglich, allerdings nutzen die Gastsysteme Ressourcen wie USB- oder Ethernet-Adapter. Die von VMware zur Verfügung gestellten VMware-Tools erlauben außerdem Drag-and-Drop-Aktionen zwischen Host und Gast. Über virtuelle Netzwerk- und USB-Adapter können die emulierten Betriebssysteme ebenfalls Kontakt mit der Außenwelt und dem Host-System aufnehmen.

Der Player arbeitet mit fertig erstellten, speziell angepassten Image-Dateien. Die VMX-Datei beinhaltet sämtliche Informationen rund um die Hardware, die einem Image zur Verfügung stehen. Sie kann mit einem einfachen Texteditor an die entsprechende Umgebung angepasst werden. Bei der VMDK-Datei handelt es sich um einen Platzhalter, der die virtuelle Festplatte darstellt.

Die Optionen im Player selbst sind eher spartanisch ausgefallen. So lässt sich lediglich festlegen, ob die virtuelle Maschine beim Beenden ausgeschaltet oder in den Suspend-Modus geschickt wird. Im Suspend-Modus können Sie später am gleichen Punkt weiterarbeiten, an dem Sie sich zuvor befanden. Auf der Hardware-Seite können Sie nachträglich lediglich den zugewiesenen Arbeitsspeicher ändern.

Browser Appliance

Mittlerweile gibt es eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten für den Player, eine davon liefert VMware quasi frei Haus. Die auf Ubuntu-Linux basierende Browser Appliance stellt Ihnen einen abgeschotteten, virtuellen PC zur Verfügung, auf dem Sie mit Firefox bequem und sicher im Internet surfen können.

Da Sie in einer vom normalen System abgeschotteten Umgebung surfen, haben Malware wie Viren oder Spyware keine Chance, ihr Arbeitssystem zu infizieren. Wollen Sie besonders sicher unterwegs sein, dann aktivieren Sie in den „Preferences“ einfach die Option „Power Off the virtual machine“. Damit werden all Ihre Änderungen am System beim Beenden verworfen und Sie starten die Browser Appliance jedes Mal im Auslieferungszustand.

Die Browser Appliance eignet sich in erster Line zum Surfen im Internet. Als Browser kommt dabei Firefox wahlweise in Version 1.0.7 oder 1.5 zum Einsatz. Ebenso vorinstalliert ist ein Viewer für PDF-Dateien. Zusätzliche Software, beispielsweise einen Instant Messenger oder ein Office-Paket, können Sie bequem hinzufügen, dazu mehr in einem späteren Kapitel.

Browser Appliance lokalisieren

Im Auslieferungszustand verfügt die Appliance lediglich über ein englisches Tastatur-Layout. Da sich unter der Haube aber ein komplettes Ubuntu-Linux verbirgt, lässt sich dieses problemlos auf Deutsch ändern. Die notwendigen Einstellungen können Sie alle im Bereich „System“ vornehmen. Das Root-Passwort ist in der Standardeinstellung vmware.

Doch nicht nur das Tastatur-Layout, auch Ubuntu selbst lässt sich eindeutschen, und das völlig problemlos. Im Menüpunkt „System“ finden Sie unter „Administration“ den „Language Selector“. Nach Eingabe des Root-Passworts sehen Sie hier die verfügbaren Sprachpakete.

Lokalisierung, Teil 2

Scrollen Sie nach unten, bis Sie den Eintrag „German“ finden. Sobald Sie einen Haken bei „Translations“ setzen und mit „Apply“ bestätigen, lädt Ubuntu die notwendigen Sprachpakete nach.

Setzen Sie danach die „Default Language“ ebenfalls auf „German“ und bestätigen Sie. Lohn der Mühe: Nach einem Neustart über den Menüpunkt „Log out“ empfängt Sie das System auf Deutsch.

Allerdings werden lediglich die Oberfläche und die Werkzeuge von Ubuntu eingedeutscht. Externe Software wie Firefox bleibt englisch. Hier müssen Sie die notwendigen Sprachpakete manuell nachinstallieren. Eine Anleitung und das passende Paket liefert Ihnen die deutsche Firefox-Community.

Neue Software installieren

Ubuntu bringt eine bequeme Verwaltungs-Software mit, mit der sich neue Programme einfach installieren lassen. Der große Vorteil: Da Ubuntu die Software aus einem Repository lädt, wird immer die aktuellste Version installiert.

Weitere Informationen über die Browser Appliance finden Sie im mitgelieferten PDF-Dokument. Am einfachsten erreichen Sie es, wenn Sie Firefox Version 1.0.7 starten, die speziell eingestellte Homepage liefert Ihnen die notwendigen Links.

Die Installationsroutine finden Sie unter dem Bereich „Anwendungen installieren“ im Menü „Anwendungen“. Auch hier benötigen Sie das Root-Passwort, Standard ist vmware.

Programmauswahl

Die beliebtesten Programme finden Sie jeweils in der ersten Unterebene eines Punkts, noch mehr Programme erhalten Sie über die Schaltfläche „Weitere Anwendungen“. Alternativ bringt das Paketmanagement eine Suche mit, die auch mit Wildcards zurechtkommt.

Sobald Sie Ihre Auswahl mit „Anwenden“ bestätigen, lädt Ubuntu die notwendigen Dateien aus dem Internet und führt die Installation durch. Zudem werden die passenden Einträge im Startmenü automatisch vorgenommen. Nach dem Initialisieren der neuen Software erhalten Sie noch eine Zusammenfassung, welche Programme wohin installiert wurden.

Damit endet unsere kleine Einführung in die Browser Appliance. Weitere Informationen zu der virtuellen Maschine erhalten Sie im mitgelieferten PDF und den diversen Internet-Communities. Sie finden diese Informationen ganz leicht, starten Sie einfach Firefox 1.0.7. Die Startseite gibt Ihnen eine kurze Einführung in die Browser Appliance, unter „Learn More“ finden Sie die weiterführenden Links.

Im Workshop ab der nächsten Seite zeigen wir Ihnen, wie Sie eine beliebige Live-CD im VMware Player starten, ohne dass Sie dazu die VMware Workstation benötigen.

Workshop: Eigenes Image ohne VMware-Programme erstellen

Normalerweise sind zum Erstellen neuer, kompatibler Images VMware-Programme wie die Workstation, der ESX-Server oder VMware ACE notwendig. Die Community rund um den Player hat aber inzwischen Tools entwickelt, mit denen Sie schnell eine virtuelle Maschine erstellen können. Das ist beispielsweise dann nützlich, wenn Sie eine Live-CD testen wollen, ohne das System komplett herunterzufahren.

Wir wollen Ihnen anhand des Mini-Linux Damn Small Linux (DSL) zeigen, wie Sie diese Images unter Windows schnell erstellen können. Dazu benötigen Sie folgende Programme:

– das ISO des aktuellsten Damn Small Linux

– ein installiertes Microsoft .Net Framework

– den VMX-Wizard

Der VMX-Wizard ist ein Programm, mit dem Sie bequem und schnell neue VMX-Dateien, in denen die gesamte Konfiguration der virtuellen Maschinen enthalten ist, erstellen.

Eigene VMX-Datei in sechs Schritten

Starten Sie den VMX-Wizard nach der Installation aus dem Startmenü heraus. Ein Mausklick auf „Next“ bringt Sie zum Auswahlmenü des Betriebssystems. Hier legen Sie den Typ des Betriebssystems fest und teilen den Arbeitsspeicher zu:

Mit einem einfachen Texteditor können Sie Änderungen später notfalls noch anpassen.

Im nächsten Schritt erstellen Sie eine virtuelle Festplatte. DSL ist eine Live-CD, benötigt daher wenig Speicherplatz. Sie können die Festplatte in einer beliebigen Größe erstellen, auf der physikalischen Festplatte wird immer nur der Platz belegt, der tatsächlich benötigt wird.

Der anschließende Dialog konfiguriert die CD-ROM-Optionen. Im Fall von Damn Small Linux tragen Sie hier den Pfad zur aktuellen ISO-Datei ein. Achtung: Sobald Sie die Datei verschieben, müssen Sie auch den Pfad in der VMX-Datei anpassen, sonst bringt VMware Player eine Fehlermeldung.

Abschließende Schritte

Ein Mausklick auf „Next“ bringt Sie zu den Netzwerkeigenschaften. Hier können Sie der virtuellen Maschine maximal drei Netzwerkadapter zuweisen und festlegen, für welche Netzwerke diese zugelassen sind. Bridged bedeutet dabei, dass die VMware auf den Netzwerkadapter des Hosts zugreifen und diesen mitnutzen kann.

Zu guter Letzt können Sie dem Image noch einen passenden Namen geben. Im vorletzten Schritt blendet der Wizard eine Zusammenfassung der kompletten Einstellungen ein, notfalls können Sie hier noch zurückgehen und Daten ändern. Sollten Sie zufrieden sein, erstellt ein Klick auf „Next“ die komplette Konfiguration und Sie können Ihre neue virtuelle Maschine starten.

Im nächsten Kapitel erklären wir Ihnen, wie Sie die Konfigurationsdatei noch genauer anpassen können.

Feintuning des Images

Abschließend können Sie Ihr Image noch anpassen und Tuning-Optionen vornehmen, beispielsweise können Sie das Gast-OS genau anpassen. Das bringt unter Umständen einen Geschwindigkeitsvorteil. Der VMX-Wizard unterstützt allerdings noch nicht alle Betriebssysteme, deswegen müssen Sie hier auf einen externen Helfer wie den VM Builder zurückgreifen. Dieses webbasierte Tool erstellt ebenfalls VMX-Dateien und bietet mehr Einstellungen als der Wizard. Allerdings kann der VM Builder weder neue VMDK-Festplatten erstellen noch ist er so bequem zu bedienen.

Suchen Sie einfach das passende Betriebssystem im Dropdown-Menü unter „Guest OS“ aus. Ein Klick auf „Generate VMX File“ erzeugt eine neue VMX-Datei. Scrollen Sie im Fenster einfach so lange nach unten, bis Sie den Eintrag guestOS finden. Kopieren Sie das Betriebssystem, öffnen Sie die mit dem VMX-Wizard erstellte Datei und tauschen Sie den Eintrag aus.

Natürlich können Sie auch Betriebssysteme im VMware Player starten, die auf der Festplatte installiert werden. So sind neben Linux auch mehrere Instanzen von Windows auf einem Rechner möglich. Beachten Sie hier allerdings, dass Sie für jede virtuelle Maschine eine eigene Lizenz benötigen.

Fazit

Mit dem Player öffnet VMware die Virtualisierung für den Massenmarkt. Die Software ist kostenlos und arbeitet problemlos. Aktuelle Prozessoren verkraften locker ein oder zwei virtuelle Maschinen neben dem eigentlichen System. Hier liegen zudem die Stärken der neuen Prozessorgeneration mit mehreren CPU-Kernen.

Allerdings sollte Ihr Rechner über ausreichend Arbeitsspeicher verfügen, unter einem GByte RAM sollten Sie nicht mehr als eine virtuelle Maschine starten, falls Sie nebenbei noch verzögerungsfrei auf dem Hauptsystem arbeiten wollen.

Inzwischen gibt es eine Menge Dritthersteller, die passende Images für den Player liefern, doch bereits die mitgelieferte Browser Appliance fällt positiv auf. Ubuntu spielt hier alle Stärken aus. Das System ist auch für ungeübte Linux-User einfach zu bedienen und lässt sich bequem erweitern. Und mit dem Workshop und den angegebenen Tools können Sie jederzeit Ihre Lieblings-Linux-Distribution für den Player fit machen.

Bei Fragen rund um den Player hilft Ihnen das Bulletin Board von VMware weiter, die Community kann in den meisten Fällen helfen. Neue, bereits kompatible Images finden Sie im Virtual Machine Center. Interessant sind hier vor allem die Community Virtual Machines, die einen Großteil der aktuell erhältlichen Linux-Distributionen abdecken. (mja)