Exchange Ersatz unter Linux

Workshop Axigen Mailserver 4 Teil 2: Client-Anbindung

13.11.2007 von Jürgen Donauer
Mail-Server: Im ersten Teil verschafften wir Ihnen einen Überblick über die Installation und die grundlegenden Funktionen des Axigen Mailserver 4: Jetzt dreht sich alles um die Einrichtung von Mail-Domänen, Benutzern und den Groupware-Funktionen via Webmail oder Outlook.

Dieser Artikel ist die Fortsetzung zum Artikel Exchange Ersatz unter Linux - Der Axigen Mailserver 4. Wir gehen davon aus, dass Sie den Mailserver unter Linux eingerichtet haben und wenden uns jetzt den Besonderheiten zu, unter anderem dem Connector für Outlook, mit dem Sie die Groupware-Funktionen nicht nur über das Webmail sondern mit Ihrem normalen Mailclient nutzen können.

Powered by Axigen: Der Axigen Mail Server hat den Anspruch, eine moderne, einfach zu verwaltende Server-Lösung zu sein.

TecChannel verschafft Ihnen einen Überblick der Software. Da dies ein sehr komplexes Thema ist, können wir leider nicht auf alle Details eingehen. Somit beschränkt sich dieser Artikel auf die grundlegenden Funktionen wie Mail-Listen und öffentliche Ordner. Des Weiteren zeigen wir ihnen, wie Sie Microsoft Outlook an den Mail-Server anflanschen können.

Domänen-, Benutzer-Verwaltung und öffentliche Ordner

Domänen, Benutzer und öffentliche Ordner verwalten Sie ebenfalls in der Web-basierten Administrations-Oberfläche. Der Kartei-Reiter Domain listet alle verwalteten Domänen auf und bietet außerdem die Möglichkeit, mit einem Klick eine weitere hinzuzufügen. Domänen können Sie ebenfalls Aliase zuweisen und, falls vorhanden, eine eigene IP-Adresse.

Des Weiteren haben Sie die Möglichkeit die verfügbaren Dienste zu konfigurieren. Soll der Mail-Server alle Mail-Adressen intern nicht publizieren, können Sie das hier ebenfalls einstellen.

Domänenverwaltung: Hier legen Sie alle grundsätzlichen Einstellungen zur jeweiligen Domäne fest.

Benutzerverwaltung

Welchen Zweck das Feld Accounts erfüllt, dürfte unschwer zu erraten sein. Hier verwalten Sie die Benutzer der jeweiligen Domäne. Je nach dem welchen Namen Sie eintragen, vergeben Sie gleichzeitig die E-Mail-Adresse. Sie können einem Benutzer allerdings mehrere Aliase zuweisen. Somit wäre dieser unter mehreren Mail-Adressen erreichbar und die Nachricht käme im selben Postfach an. Für den einzelnen Benutzer können Sie ebenfalls Dienste frei schalten. Kann ja sein, dass bestimmte Benutzer nur Zugriff via Webmail haben sollen. Im Kartei-Reiter Webmail data legen Sie das Aussehen der Web-Oberfläche für die einzelnen Anwender fest. Setzen Sie das Feld language zum Beispiel auf de, hat der Benutzer eine deutschsprachige Schnittstelle. Diese Einstellungen kann der einzelne Anwender jedoch auch selbst verändern.

Auch in Deutsch: Im Feld Webmail data legen Sie grundsätzliche Einstellungen für die Webmail-Oberfläche fest.

Die Bereiche Quota und Limits legen fest, welche Grenzwerte der einzelne Anwender nicht überschreiten darf. Zusätzlich kann der Administrator erfahren, wie viel Platz der einzelne Anwender schon verbraucht hat. Derzeit ist es leider nicht möglich, die Quotas für alle Anwender mittels Webadmin zu verändern. Dieses Feature ist für die nächste große Ausgabe Axigen Mail Server 5 angekündigt. Allerdings können Sie das set-bulk-accounts-Script verwenden. Sie finden es auf der Axigen-Seite in der Tools-Sektion.

Einstellungen für Mail-Listen

Die Konfiguration für Mail-Listen funktioniert ähnlich der Benutzerkonten-Verwaltung. Zunächst legen Sie einen Namen fest. Im Feld User list bestimmen Sie, welche Anwender auf diesem Verteiler sind. Interessant sind die Einstellung senderAllow und moderate im Feld Advanced. Hier können Sie einschränken, wer senden darf und ob jede Mail einer Absegnung seitens des Admins erfordert. Die Felder Subscribe recipient, Unsibscribe recipient und Request recipient im Reiter General dienen, wenn sich ein Anwender für diese Mailing-Liste bewerben möchte. Sehen Sie diese Einträge als eine Art Alias mit Filterfunktion. Jegliche Mail an eine dieser Adressen landet im Requests-Ordner des Listen-Admins.

Eintragen bitte!: Anträge an die Mail-Liste findet der Admin in seinem Request-Ordner.

Was hier schade ist, dass man in Webadmin jede E-Mail-Adresse von Hand einfügen, also kennen muss. Angenehm wäre ein Drop-Down-Menü von allen existierenden E-Mail-Adresse dieser Domäne.

Öffentliche Ordner

Im Axigen Mail Server sind öffentliche Ordner E-Mail-Adressen, an die jeder schreiben darf. Richtig konfiguriert hat jedes Mitglied der betreffenden Domäne die Möglichkeit an diese Adresse zu schreiben. Die Möglichkeit nur bestimmten Nutzern Zugriff darauf zu geben, besteht derzeit nicht.

Das Anlege eines öffentlichen Ordners ist zunächst nicht ganz durchsichtig. Sie müssen zunächst im Reiter Domains und Public folder eine neue Mbox einrichten, zum Beispiel support. Danach begeben Sie sich auf Folder RCPTs und vergeben denselben Namen als Folder-rcpt name. Jedes Mail an support@domain würde nun im öffentlichen Ordner support landen. E-Mails in diesem Ordner löschen kann ebenfalls nur der Administrator. Im Bereich öffentlicher Ordner ist noch nicht alles Gold, was glänzt. Allerdings soll sich das in Version 5 von Axigen verbessern. Hier sollen unter anderem delegierte Anwender diverse Aufgaben übernehmen können.

Etwas umständlich: Das Aufsetzen und die Verwaltung öffentlicher Ordner bedarf noch etwas Nachbesserung.

Den Mail-Server via Client ansteuern

Wie eigentlich jeden Mail-Server können Sie Axigen selbstverständlich mit diversen Clients ansteuern. Sie können im Prinzip jede Software verwenden, die POP3, IMAP und SMTP unterstützt. Das sollte jede moderne Mail-Software im petto haben. Voraussetzung ist, dass die entsprechenden Dienste im Mail-Server laufen.

Axigen stellt neben POP3-, IMAP- und SMTP-Schnittstelle auch eine Webmail-Oberfläche für Anwender zur Verfügung. Groupware-Dienste bietet Axigen nur für Webmail oder Microsoft Outlook an, da es für letzteres einen Connector gibt. Anders als bei der Konkurrenz von Scalix gibt es keinen Connector für den Open-Source-Client Evolution.

Webmail: Axigen bringt ein eigenes Webmail-Interface mit sich.

Das Webinterface für Anwender

Die Webmail-Schnittstelle erreichen Sie bei einer Standardinstallation über http://<IP-des-Servers>. Einloggen können Sie sich mit einem Anwendernamen oder jedem diesem zugewiesenen Alias. Die Oberfläche ist übersichtlich gehalten und bietet eigentlich alles, was man von einer solchen erwartet. Neben den üblichen Mail-Funktionen bietet das Axigen Webmail auch einen Kalender, ein Journal, einen Aufgabenbereich und den Zugriff auf öffentliche Ordner.

Groupware: Zu bevorstehenden Terminen können Sie gleich die betroffenen Personen mit einlanden.

Fangen Sie beim Verfassen einer neuen Nachricht an den Empfängernamen zu tippen, gibt Ihnen der Server bereits eine Drop-Down-Liste mit entsprechenden Vorschlägen. Wenn Sie eine Einladung via Kalender-Funktion abschicken, kann der Empfänger diese akzeptieren oder ablehnen. In beiden Fällen erhält der Versender eine Nachricht. Bestätigt der Empfänger positiv, trägt sich der Termin automatisch in seinen Kalender ein.

Unter den Einstellungen kann der Anwender sein Webmail-Interface persönlich anpassen. Zum Beispiel hat er die Auswahl zwischen drei verschiedenen Themen. Dort kann der User allerdings auch eine persönliche Kontakt-Liste pflegen, die Sprache ändern, persönliche Daten hinterlegen und ändern, den verbrauchten Speicherplatz einsehen, Filter konfigurieren und sein Passwort ändern. Interessant ist der Kartei-Reiter RPOP Verbindungen. Sollte der Administrator diesen Dienst freigegeben haben, kann ein Anwender via POP3 E-Mails von einem anderen E-Mail-Konto abfragen. Hierzu gehört jeder erreichbare Server, der POP3 unterstützt. Das könnte zum Beispiel GMX, Google Mail oder Web.de sein.

Einstellungssache: In diesem bereich können Sie zum Beispiel Aussehen, Zeitzone, Signatur und Beginn des Wochentages einstellen.

Axigens Outlook-Connector

Wie bereits erwähnt, können Sie Microsoft Outlook via Connector an den Axigen Mail Server anbinden. Das hat den Vorteil, dass Sie die Groupware-Funktionen komfortabel nutzen können. Laut Axigen funktioniert der Outlook-Connector aber nur mit Outlook 2003 SP2 (Version 11.80.10.x) oder späteren Varianten. Im Prinzip ist die Installation ganz einfach. Sie laden den Outlook Connector herunter und spielen diesen in gewohnter Windows-Manier auf Ihrem System ein.

Bei der Konfiguration eines Outlook-Profils verwenden Sie dann die Auswahlmöglichkeit Zusätzliche Servertypen. Dort sollten Sie die Möglichkeit haben, den Axigen Mail Server auszuwählen. Als nächstes geben Sie den Namen oder die IP-Adresse des Mail-Servers ein, IMAP- und SMTP-Port und Konten-Informationen. Wichtig ist, dass Sie beim Namen die vollständige E-Mail-Adresse eingeben. Obwohl kein Neustart von Windows gefordert wurde, war dieser dennoch notwendig. Zuvor gab es im Test eine Fehlermeldung bei einem Verbindungsversuch. Eine stufenweise Anleitung mit Bildern für die Installation und Konfiguration finden Sie in der Knowledgebase von Axigen.

Terminplanung: Der Outlook Connector stellt unter anderem Kalenderdienste zur Verfügung.

Kalenderfunktionen wie zum Beispiel Einladungen zu Terminen funktionieren tadellos. Ein definitives Ärgernis ist, dass der Outlook Connector keinen Zugriff auf die serverseitige Kontaktliste bereitstellt. Die gilt auch für die persönliche in Webmail hinterlegte Liste. Verwalten Sie Adressen in Outlook, haben Sie keinen Zugriff auf diese in Webmail.

Dokumentation, Tipps und Links

Axigen stellt auf seiner Webseite sowohl eine Online-Dokumentation als auch ein Handbuch im PDF-Format bereit. Das Handbuch ist sehr umfangreich und beispielhaft gut. Sie finden alle Funktionen darin gut und anschaulich erklärt. Das PDF im Notfall zur Hand zu haben schadet auf keinen Fall. Des Weiteren gibt es einen Quick Install and Config Guide 4.0. Wollen Sie Axigen als hoch verfügbare Lösung aufsetzen, hilft Ihnen das Dokument High Availability Distributed Solution on Axigen Mail Server weiter.

In der Knowledgebase finden Sie viele viele nützliche How Tos. Sollten Sie bei gewissen Konfigurationen Probleme haben, hilft Ihnen eventuell einer dieser Artikel. Unter anderem wird beschrieben, wie Sie Viren- und Spam-Filter aufsetzen. Eine weitere Informationsquelle sind die Articles und Whitepapers. Hier finden Sie unter anderem, wie Sie nicht in einer Blacklist landen.

Axigen ist im Prinzip auch via CLI (Command Line Interface) konfigurier- und administrierbar. Mehr hierzu finden Sie ebenfalls im Handbuch. Der Axigen-Support hat darüber hinaus eine Reihe an Python-Scripts zur Verfügung gestellt. Hier finden Sie zum Beispiel ein Script für ein automatisches FTP-Backup. Ebenso liegt dort eine Datei, mit der Sie Konten aus Active Directory auslesen können.

Fazit

Axigen Mail Server 4 ist eine solide Mail-Server-Lösung. Die Software ist einfach und schnell zu installieren. Kommandozeilen-Orgien bleiben dem Administrator erspart. Er kann ist so gut wie alles via Webadmin erledigen. Während des Test gab es keine Nennenswerten Komplikationen. Das professionell aufgemachte Handbuch ist übersichtlich und gut illustriert. Der Preis ist ebenfalls nicht übertrieben teuer. Für 195 Euro bekommen Sie bereits eine Lizenz für 25 Mailboxen.

Lobenswert ist auch der FIRsT Support. Der Hersteller bietet ein Jahr kostenlose Hilfe bei der Installation, Migration und Konfiguration. Dieser Dienst ist ein E-Mail-Support und Axigen verspricht eine Antwortzeit binnen 24 Stunden. Der Test beinhaltete auch einige Fragen an den Axigen-Support. Diese wurden schnell, kompetent und mehr al zufrieden stellen beantwortet. Darüber hinaus bietet Axigen gegen Bezahlung auch von Telefon-Support bis hin zu einem Profi vor Ort.

Allein die fehlende Kontaktlisten-Unterstützung für den Outlook Connector ist unangenehm aufgefallen. Wollen Sie die volle Funktionalität der Software ausreizen, sollten Sie den Webmail-Client benutzen. Axigen Mail Server ist dennoch definitiv eine Empfehlung wert. (jdo)