Mobile Enterprise

Wo stehen Unternehmen im mobilen Zeitalter?

10.08.2014 von Mario Zillmann
Mobile Enterprise zählt bei vielen Unternehmen zu den zentralen Investitionsthemen. Dabei geht es um weit mehr als um Apps und Bring your own device (BYOD). Mobile Enterprise ist vielmehr ein ganzheitliches Strategie- und Technologie-Konzept. Im Kern geht es darum, dass Unternehmen und Organisationen ihre vorhandenen (Teil-)Geschäftsprozesse und Daten mobil verfügbar machen - und zwar sowohl für Mitarbeiter als auch für Kunden und Partner.

Der Druck, den Wandel zu einem mobilen Unternehmen zu vollziehen, rührt vor allem aus dem privaten Nutzungsverhalten. Fakt ist, dass das mobile Internet das Nutzungs- und Konsumverhalten bereits komplett verändert hat. Dieses "digitale Erlebnis" möchten sowohl Mitarbeiter in ihrem Arbeitsalltag als auch Kunden beim Kauf und in der Kommunikation mit Unternehmen erfahren.

Erodierende Geschäftsmodelle

Als Folge der Digitalisierung sind in den vergangenen Jahren traditionelle Geschäftsmodelle teilweise erodiert und völlig neue entstanden. Prominente Beispiele sind driveNow und car2go in der Automobilindustrie, der Siegeszug des Online-Handels á la Zalando & Co., Online-Reiseportale oder auch das Online-Banking, das das klassische Filialgeschäft als Hauptumsatzbringer immer mehr ersetzt.

Für den Erfolg solcher Geschäftsmodelle ist es wichtig, dass das digitale Kundenerlebnis das Marketing-Versprechen des Unternehmens widerspiegelt. Weiterhin muss die "User Experience" den hohen Standards erfolgreicher Konsumenten-Apps im iTunes-Store oder bei Google Play entsprechen. Anders, als bei einzelnen Marketing-Maßnahmen, die für eine bestimmte Kampagne genutzt werden, sollten die Apps und Web-Shops in allen Unternehmensbereichen ein durchgängiges Bild ergeben.

"Wenn ein Fahrer in einen VW, BMW oder Mercedes einsteigt, findet er sich intuitiv zurecht und erkennt seine Marke wieder", so ein CIO im Rahmen einer Lünendonk-Studie zum Thema Mobile Enterprise. "Dieses Erlebnis sollen die Benutzer auch bei Web-Seiten, Apps und Mobile-optimierten Inhalten haben." Eine Umsetzung dieser Durchgängigkeit ist jedoch nur mit einer unternehmensweiten Strategie für Navigation, Darstellung und "Look and Feel" der Apps oder Mobile-optimierten Webseiten möglich.

Mobile Enterprise ist CIO-Top-Thema

Ein zentraler Hebel für das Design von Business Apps liegt darin, bestehende IT-Prozesse und Anwendungen aufzubrechen, um die relevanten Informationen übersichtlich bereitzustellen und die in der Darstellungsfläche begrenzten mobilen Plattformen, wie Smartphones und Tablets, nicht zu überfrachten. Von dieser Möglichkeit machen laut der Lünendonk-Studie "Mobile Enterprise Review" bisher die Hälfte der untersuchten Unternehmen, die bereits über eine Mobile-Enterprise-Strategie verfügen, Gebrauch. Bei den Unternehmen ohne eine solche Strategie liegt der Anteil der Unternehmen, die bereits Prozesse und Anwendungen aufbrechen, dagegen lediglich bei 20 Prozent. Dass die Potenziale hier noch kaum genutzt werden, liegt auf der Hand. So verwundert es auch nicht, dass CIOs für 2015 besonders hohe Investitionen in das Thema "Mobile Enterprise" planen. Dass "Security" an zweiter Stelle folgt, zeigt die Vernetzung der beiden Themen.

Die Planungen der CIOs sehen vor allem Investitionen in Mobility und Security vor.
Foto: Lünendonk

Für die IT-Abteilungen in Unternehmen ist Mobile Device Management (MDM) auch der erste Schritt auf dem Weg zum Mobile Enterprise. Unabhängig davon, ob die Unternehmen ausschließlich Firmengeräte ausgeben oder eine "Bring-your-own-Device"-Strategie verfolgen, ohne technische Lösungen lässt sich das IT Service Management nicht effektiv betreiben. Die Umsetzung von Daten-schutzvorgaben und Security-Konzepten ist ohne entsprechende Lösungen ebenfalls kaum möglich.

Die hohe Komplexität und Notwendigkeit einer Mobile-Enterprise-Strategie unter Einbeziehung von Security-Aspekten wird daran deutlich, dass in jedem Vierten der untersuchten Unternehmen über 2.000 mobile Endgeräte verwaltet und in die IT-Prozesse sauber integriert werden müssen. Zu einer Mobile-Enterprise-Strategie gehören daher relevante Punkte wie Datensicherheit, IT-Architektur, ein Maßnahmenkatalog für die Softwareentwicklung sowie die

Unterstützung der Apps durch gängige Betriebssysteme wie iOS und Android. Auch die zunehmende Schatten-IT mit Cloud Services wie Online-Speicherplattfomen (zum Beispiel Dropbox, Google Drive, Microsoft SkyDrive), Collaboration Tools (etwa Yammer, Jive) oder CRM-Lösungen (Salesforce, Sugar CRM) kann die Unternehmens-IT so in den Griff bekommen. All diese Cloud-Services sind auch über Smartphones und Tablets ideal nutzbar, weshalb dieser Teil der Schatten-IT für viele CIOs ein großes Problem in ihrer IT-Governance darstellt.

Datensicherheit und Komplexität erschweren Mobile-Enterprise-Projekte

Unternehmen, die eine Transformation zu einem echten Mobile Enterprise planen, stehen vor vielfältigen prozessualen, technologischen und organisatorischen Herausforderungen. Die vielschichtigen Aufgaben beim Datenschutz sowie der Compliance sind aus CIO-Sicht die wichtigste Hürde in solchen Projekten. Hier wird die hohe Bedeutung eines Mobile Device Managements deutlich, welches Security-Anforderungen definiert und überwacht. IT-Security stellt demnach einen der wichtigsten Bestandteile einer Mobile-Enterprise-Strategie dar. Dies wird auch in der Analyse der Unternehmen deutlich: Von den Unternehmen mit vorhandener Mobile-Enterprise-Strategie setzen 80 Prozent eine Mobile-Device-Management-Lösung ein. Bei den Unternehmen, die noch keine Mobile-Enterprise-Strategie entwickelt haben, liegt der Anteil mit 53 Prozent deutlich niedriger.

An zweiter Stelle der größten Hürden rangiert für die Unternehmen die Komplexität der über lange Zeit gewachsenen IT-Infrastrukturen und Anwendungslandschaften. Vor allem in Unternehmen des gehobenen Mittelstandes und großen Unternehmen finden sich oft stark individualisierte SAP-Umgebungen, bei denen es sich häufig schwierig gestaltet, diese aufzubrechen und mobil fähig zu machen.

Die Unternehmen, die am Mobile Enterprise arbeiten, fürchten um Sicherheit und Datenschutz.
Foto: Lünendonk

Auf die richtige externe Unterstützung kommt es an

Für die konkrete Umsetzung von Projekten in Zusammenhang mit Mobile Enterprise ist es oft schwierig, geeignete Experten mit den benötigten Skills zu finden. Die Rekrutierung und Projektbesetzung ist sowohl intern als auch unternehmensextern eine große Herausforderung. Viele IT-Beratungs- und IT-Service-Dienstleister berichten bereits über volle Auftragsbücher und eine sehr hohe Auslastung ihrer Berater. Gleichzeitig schaffen es technologische Innovationen in so hoher Geschwindigkeit zur Marktreife, dass eine entsprechend schnelle Aus- und Weiterbildung der IT-Fachkräfte nicht immer gelingt.

Weiterhin ist es bei der externen Vergabe von Mobile-Enterprise-Projekten wichtig, dass das Portfolio der externen Partner möglichst viele Facetten abdeckt. Der Mehrwert, den diese IT-Beratungs- und IT-Services-Partner beisteuern können, besteht aus einer ganzen Reihe an miteinander vernetzten Kompetenzen:

- Managementberatungskompetenz: Entwicklung von Business-Konzepte in den Fachbereichen und Sprache der Fachbereiche "auf Augenhöhe".

- IT-Beratungs-Kompetenz: Bewertung technischer Konzepte und deren IT-Umsetzung.

- Umsetzungsstärke: großer Pool an IT-Spezialisten im Fachthema sowie Fähigkeit, Projekte auch international auszurollen.

- Projektsteuerungskompetenz: Steuerung der unterschiedlichen Dienstleister in einem Projekt mit Projektmanagement-Tools und sozialen Skills.

- Change Management: Einbinden der internen Mitarbeiter (Business und IT) in technologische Veränderungen und Kommunikation der organisatorischen Veränderungen.

- Kompetenz-Mix: Abdecken der unterschiedlichen Fachkompetenzen im Portfolio des externen IT-Beratungs- und IT-Service-Partners: bezogen auf Mobile Enterprise vor allem Fachkompetenz, jeweiliges Kundenbranchen-Know-how, IT-Security, Softwareentwicklung, Referenzen im Mobile Device Management und Roll Out, Organisationsentwicklung und Veränderungsmanagement. (jha)