Pro und Contra

WLAN aus der Cloud oder klassisch?

16.05.2014 von Beate Wöhe und Jürgen Hill
Die Netzwerker entdecken die Cloud. Warum noch in teures On-Premise-Equipment investieren, wenn man dies virtuell aus der Cloud nutzen kann? Oder gibt es Argumente, die auch heute noch für eine eigene WLAN-Infrastruktur sprechen?

Millionen von kleinen und großen Unternehmen bauten in der Vergangenheit ihre WLAN-Architektur innerhalb einer klassischen Netzwerkinfrastruktur auf. Doch mit der Cloud propagieren nun etliche Hersteller einen Paradigmenwechsel: Ein WLAN aus der Cloud sei günstiger, denn der Anwender spare sich die Kosten für teure Netzwerkkomponenten, und der Betrieb an verschiedenen Standorten sei einfacher zu bewerkstelligen. Aber wo bleibt auf der anderen Seite die Sicherheit?

Unsere Redaktion wollte es genauer wissen und befragte Jochen Lautner von Cisco zu seinen Argumenten "Pro" WLAN aus der Cloud - Cisco hatte im November 2012 mit Meraki einen Anbieter von WLAN aus der Cloud übernommen. Hans-Dieter Wahl von Teldat verteidigt dagegen den Einsatz der klassischen WLAN-Architektur - Teldat kaufte 2011 die Funkwerk Enterprise Communications, die unter dem Markennamen bintec klassisches WLAN-Equipment verkauft.

Warum sollte sich der professionelle Anwender für eine WLAN-Lösung aus der Cloud entscheiden?

Cisco: Cloud-basierte Lösungen sind von nicht lokalen Systemen abhängig. Sie eignen sich sowohl für kleine als auch für sehr große Installationen. Gerade das "Zero-Touch-Deployment" sowie das übergreifende Management verteilter Infrastrukturen über viele Niederlassungen werden deutlich erleichtert. Unsere Lösungen sind dabei nicht von der Verfügbarkeit der Cloud abhängig und arbeiten unabhängig. Es müssen keine teuren ausfallsicheren "On-Premise"-Lösungen erworben und betrieben werden.

Jochen Lautner: Der Cloud Networking Specialist bei Cisco vertritt das Pro-Cloud-Lager.
Foto: Cisco

"On Premise" - das ist das Stichwort. Herr Wahl, wie erklären Sie einem Interessenten, dass er sich im Zeitalter der Cloud immer noch teure Hardware kaufen, in den Keller stellen und selbst die Software darauf betreiben muss?

Teldat: Mit einer klassischen WLAN-Lösung hat der Kunde die IT im Haus, ohne sich von einem einzelnen Anbieter abhängig zu machen und ohne auf Funktionalität und Komfort zu verzichten. Er geht keine unbekannten, nur schwer abschätzbaren Sicherheitsrisiken ein, keine Daten verlassen das eigene Haus. Darüber hinaus sollten die laufenden Kosten für beide Varianten betrachtet werden. Denn eine klassische Lösung schneidet trotz eines Wartungsvertrages in der Regel deutlich günstiger ab.

Hans-Dieter Wahl: Der Business-Line-Manager bei der Teldat GmbH argumentiert für den klassischen WLAN-Ansatz.
Foto: Teldat

Und wie unterscheidet sich die Technik einer klassischen WLAN-Lösung konkret von einem WLAN aus der Cloud?

Cisco: Bei einer Cloud-Lösung lassen sich weitere Access Points schnell und einfach hinzufügen und ermöglichen in den Kundennetzwerken ein unbegrenztes Wachstum. Es gibt keine Grenzen, bei denen erneut Hardware in Form von größeren Controllern erworben werden muss. Der Netzverkehr bleibt immer lokal und wird nicht durch den Controller geführt. Ein standortübergreifendes Monitoring und Management ist ohne zusätzliche Appliances mittels Webbrowser möglich.

Das hört sich an, als müsse der Anwender nur mit dem Finger schnippen, um den Radius seines WLAN-Netzes zu erweitern. Hat das klassische WLAN dem etwas entgegenzusetzen?

Teldat: Bei einer klassischen WLAN-Lösung werden die WLAN-Apps durch einen WLAN-Controller gemanagt, der sich physikalisch im Besitz des Unternehmens befindet - meist lokal im gleichen Gebäude und somit auch im gleichen Netzwerk. Dies hat positive Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und auf eventuell vorhandene Echtzeitanwendungen. Die bintec-WLAN-Controller-Lösung arbeitet - im Gegensatz zu älteren Controller-Lösungen - auf einer lüfterlosen Embedded-Hardware, ist klein und stromsparend.

Dagegen ist bei den Cloud-Lösungen der WLAN-Controller in einem zentralen Rechenzentrum untergebracht. Die Kommunikation zwischen den jeweiligen Apps und dem WLAN-Controller erfolgt über eine verschlüsselte Internetverbindung. Der Anwender muss sich remote über einen Webbrowser mit dem WLAN-Controller verbinden, um Konfigurationen vorzunehmen oder um Statistiken auszulesen.

Was spricht nun gegen die Nutzung einer klassischen WLAN-Lösung?

Cisco: Hier sind vor allem die Planungsunsicherheit und die Komplexität bei einem Ausbau des Netzwerks durch immer größer werdende Controller zu nennen. Die zusätzlichen Appliances müssen gepflegt und up-to-date gehalten werden. Der Update-Prozess der Access Points (APs) und Controller erfolgt meist manuell.

Abhängigkeiten von SW-Ständen zwischen Controller, Access Point (AP) und Management gibt es bei einer Cloud-Lösung nicht. Zudem müssen bei klassischen WLAN-Lösungen für einen redudanten Aufbau zusätzliche Controller/Appliances angeschafft werden. Des Weiteren muss zu Außenstellen eine komplizierte, teure VPN-Infrastruktur aufgebaut werden, um die APs dort betreiben und verwalten zu können.

Neue Strukturen: Virtuell per Internet werden beim WLAN aus der Cloud unterschiedliche Standorte verwaltet - WLAN Controller vor Ort gibt es nicht mehr.
Foto: Cisco

Das sind schlagkräftige Argumente, warum Unternehmen sich den Einsatz einer klassischen Lösung genau überlegen sollten - vor allem, wenn sie mit Filialbetrieben arbeiten. Aber ist denn bei einem WLAN aus der Cloud alles Gold, was glänzt?

Teldat: Der Anwender muss sich vor allem darüber im Klaren sein, dass er mit einer Cloud-Lösung von einem Provider abhängig ist. Damit komme ich zum zweiten Punkt: dem Thema Sicherheit. Sensible Passwörter und Zugangsdaten sowie Verkehrs- und Statistikdaten liegen bei einer Cloud-Lösung außerhalb des eigenen Unternehmens. Auch sollte sich der Anwender Gedanken zur Ausfallsicherheit unternehmenskritischer Anwendungen machen.

Klassisch: Teldat setzt noch auf physikalische WLAN-Controller vor Ort.
Foto: Teldat

Was passiert, wenn der Service oder der Anbieter selbst offline ist: Funktioniert das eigene Netz dann noch? Was passiert, wenn nach einem Update der Cloud-Server Probleme macht? Kann der Kunde zum Beispiel ein funktionierendes Backup zurückspielen? Der Anwender ist in einer 100-prozentigen Abhängigkeit. Um eine permanente Verfügbarkeit zu gewährleisten, verwendet man oft sogenannte Backup-WLAN-Controller. Bei der Cloud-Lösung ist der Kunde nur über eine Internetverbindung mit dem zentralen WLAN-Controller des Anbieters verbunden.

Bei Störungen der Internetverbindung könnte die Ausfallzeit bei einer Verfügbarkeitszusage von 98 Prozent mehrere Tage pro Jahr dauern. Des Weiteren sollte der Anwender auch die laufenden Betriebskosten genau betrachten. Zum Beispiel kommt trotz Cloud-Service immer noch ein Wartungsvertrag mit dem IT-Dienstleister zu den Betriebskosten hinzu.

Wo sehen Sie typische Einsatzszenarien für WLAN aus der Cloud?

Cisco: Gerade Unternehmen mit knappen IT-Ressourcen und verteilten Standorten profitieren von der Cloud-Lösung. Filialisten, zum Beispiel Einzelhandels-, Caféhaus-, Restaurant- oder Hotelketten sowie Franchiser, zählen zu unseren Kunden. Durch die integrierte Layer-7-Firewall im AP können wir auch Schulen, Hochschulen und Universitäten für unsere Lösung begeistern. Managed-Service-Provider und Betreiber öffentlicher Hotspots profitieren ebenfalls vom integrierten Netzwerkmanagement.

Teldat: Letztendlich kann man fast alle Anwendungsszenarien sowohl mit einer Cloud-Lösung als auch mit einer klassischen WLAN-Controller-Lösung abbilden.

Nun haben bereits viele Unternehmen in der Vergangenheit in WLAN-Technologie investiert. Wie sehen Migrationsszenarien aus? Was kann weiterverwendet werden, was muss neu angeschafft werden?

Cisco: Kunden, die bereits in eine Cloud-verwaltete WLAN-Lösung investiert haben, können schnell und einfach durch Hinzufügen weiterer Access Points ihre Infrastruktur ausbauen. Die Notwendigkeit, veraltete Controller ersetzen zu müssen, erübrigt sich. Ein Mischbetrieb von älteren und moderneren, schnelleren APs ist zudem möglich.

Teldat: Alle verkauften bintec-.11n-Access-Points können nachträglich durch ein Software-Update mit unserem bintec-WLAN-Controller gemanagt werden. Auch die Erweiterung eines bestehenden WLAN-Netzes durch weitere, neue APs ist problemlos.

Thema Investment: Nehmen wir einen Mittelständler mit 500 Mitarbeitern in einem typischen deutschen Office-Gebäude mit vier Stockwerken (Stahlbeton, Fußbodenheizung, Büros mit zwei Mitarbeitern). Mit welchen Kosten muss er über vier Jahre rechnen? Und gibt es Skalierungseffekte?

Cisco: Die Anzahl der APs ist bei der Cloud und der klassischen WLAN-Lösung identisch. Je nach verwendetem AP schlagen Einmalkosten ab circa 350 Euro pro AP zu Buche. Die Cloud-Lizenz für fünf Jahre liegt, ebenfalls pro AP, bei einmalig etwa 400 Euro. Diese enthält:

Und wie sieht das Kostenmodell bei einer klassischen WLAN-Netzlösung aus?

Teldat: Es fallen lediglich die Energiekosten an.

Bring Your Own Device ist ein großes Thema. Wie verschiebt sich die Kostenbetrachtung, wenn jeder Mitarbeiter zusätzlich noch mit Smartphone und Tablet im gesamten Gebäude Netzzugriff erhalten soll?

Cisco: Cisco Cloud Networking basiert auf einem "All-inclusive-Modell". Es fallen keine weiteren Kosten für zusätzliche Nutzer oder Features an. Zudem erhält der Kunde die Möglichkeit, das kostenlose Mobile Device Management zur Verwaltung mobiler Endgeräte einzusetzen und in das Netzwerkmanagement zu integrieren.

Teldat: Bei der bintec-Lösung fallen keine Lizenzkosten für zusätzliche Clients an. Sofern WLAN bereits im gesamten Gebäude verfügbar ist, kann der Unternehmer praktisch kostenfrei zusätzliche private Geräte zulassen.

Der Channel, beziehungsweise die Systemhäuser, leben bislang von den Margen aus dem Hardwareverkauf sowie von den Beratungs- und Support-Leistungen. Welche WLAN-Technologie eröffnet den Vertriebspartnern aus Ihrer Sicht bessere Verdienstmöglichkeiten?

Cisco: An der Hardware und an der Software des Cloud-Modells verdient der Channel letztlich genauso wie mit dem herkömmlichen Modell. Zudem eröffnet ihm der Verkauf der Cloud-Lizenzen wiederkehrende Umsätze. Gerade aber das zentrale Management gibt dem Channel die Möglichkeit, ohne Vorabinvestitionen in teure Management-Appliances seinen Kunden Managed-Service-Leistungen anzubieten. Spezielle Ansichten im webbasierten Dashboard ermöglichen ein komplettes Remote-Management.

Eine direkte Verbindung zum Endkunden mittels VPN ist dafür nicht notwendig. Unser integriertes Management für Cloud-WLAN, -Switches, -Security-Appliances und -Mobile-Device-Management eröffnet zudem komplett neue Netzwerkmanagementangebote und ist nicht nur auf WLAN beschränkt. Der Channel kann somit im Bereich Up- und Cross-Selling zusätzlich profitieren.

Das Modell von bei den Vertriebspartnern während der Vertragslaufzeit auflaufenden Lizenzgebühren hat etwas für sich. Kann der Channel mit der klassischen WLAN-Installation ähnliche Einnahmen generieren?

Teldat: Mit der Cloud-Lösung hat der Channel - bedingt durch die jährlichen Kosten für Dienste über Lizenzen - zwar höhere Einnahmen, was aber Mehrkosten für den Endkunden bedeutet. Ein Geschäftsabschluss ist dann eher unwahrscheinlich. (bw/hal)

D-Link DIR-810L
433 Mbit/s, Fast-Ethernet-LAN
Zyxel NBG6503
750 MBit/s, Fast-Ethernet
D-Link DIR-850L
1200 MBit/s, Gigabit-LAN, USB 2.0UVP des Hersteller: 137 Euro
Linksys EA6300
1200 MBit/s, USB 3.0, Gigabit-LAN
Sitecom WLR-7100
1200 MBit/s, Gigabit-LAN, USB 2.0UVP des Herstellers: 150 Euro
Netgear D6200
ADSL2-Modem-Router, 1200 Bit/s, USB 2.0, Gigabit-LAN
Belkin AC1200
1200 MBit/s, Gigabit-LAN, 2x USB 2.0
Netgear R6200
1200 MBit/s, USB 2.0, Gigabit-LAN
Trendet TEW-812DRU
1750 MBit/s, USB 2.0, Gigabit-LAN
Asus PCIe-Adapter 1750
Adapter für PC, PCI-Express-Steckplatz, 1750 MBit/s
TP-Link Archer C7
AC1750-Dualband-Gigabit-WLAN-Router: Gleichzeitiger Betrieb auf 2,4GHz mit 450Mbps und auf 5GHz mit 1300Mbps. Gesamtdatenrate: 1,75Gbps
TP-Link Archer T4U
AC1200-Dualband-USB-WLAN-Adapter Archer T4U -> 867Mbps auf 5Ghz oder 300Mbps auf 2,4GHz für unterbrechungsfreies HD-Videostreaming und Online-Gaming
Asus RT-AC66U
AVM Fritzbox 7490
VDSL-Modem-Router, 1750 MBit/s, 2x USB 3.0, Gigabit-LAN
Buffalo Airstation Wireless
USB-Adapter, 1200 MBit/s, USB 2.0
Buffalo Airstation 1300
Media-Bridge5 GHz, 3 Streams, 1300 MBit/s
Buffalo Airstation Wireless 1750
1750 MBit/s, Gigabit-LAN, USB 2.0
D-Link DIR-860L
1200 MBit/s, USB 3.0, Gigabit-LANUVP des Hersteller: 169 Euro
Apple Airport Extreme
3x3 Streams, 1750 MBit/s, Gigabit Ethernet, USB 2.0
D-Link DIR-865L
1750 Mbit/s, Gigabit-LAN, USB 2.0
D-Link DIR-868L
1750 Mbit/s, USB 3.0, Gigabit-EthernetUVP des Hersteller: 269 Euro
D-Link DWA-182
USB-Adapter, 1200 MBit/s, USB 2.0
Linksys EA6500
1750 MBit/s, Gigabit-LAN, 2x USB 2.0
Linksys AC580
USB-Adapter1x1, 580 MBit/s, USB 2.0
Linksys EA6700
1750 MBit/s, USB 3.0, USB 2.0, Gigabit-LAN
Linksys WUMC710
Media-Bridge5 GHz, 3 Streams, 1300 MBit/s, Gigabit-LAN
Netgear D6300
ADSL-Modem-Router, 1600 MBit/s, 2x USB 2.0, Gigabit-LAN
Netgear R6250
1600 MBit/s, USB 3.0, Gigabit-LAN
Netgear R6300
1750 MBit/s, Gigabit-LAN, 2x USB 2.0
Sitecom WLR-8100
1750 MBit/s, USB 3.0, USB 2.0, Gigabit-LANUVP des Herstellers: 170 Euro
Trendnet TEW-800
Media-BridgeUVP des Herstellers: 150 Euro
Zyxel NWD6505
USB-Adapter, 580 Mbit/s, USB 2.0UVP des Herstellers: 64 Euro
Sitecom WLA-7100
USB-Adapter, 1200 MBit/s, USB 3.0UVP des Herstellers: 70 Euro
Asus AC53
USB-Adapter, 1200 MBit/s, USB 2.0
Samsung Galaxy S4
Android-Smartphone
HTC One
Android-Smartphone
Netgear A6200
USB-Adapter, 1200 MBit/s, USB 2.0
Samsung Galaxy Mega
Android-Smartphone, 6,3 Zoll Display, 8 GB Speicher
Asus Padfone Infinity
Smartphone-Tablet-Hybrid, erhältlich ab August
Toshiba Excite Pro
Android-Tablet, 10,1 Zoll Display, 2560 x 1600 Bildpunkte
Apple Macbook Air
Notebook, im Macbook Air mit Haswell-CPU, das im Juni 2013 auf den Markt kam, ist ein 11ac-Modul von Broadcom eingebaut