Windows XP Servicepack 1

10.09.2002 von Mike Hartmann
Mit seinem neuen Servicepack für Windows XP will Microsoft nicht nur Fehler beheben, sondern auch Raubkopierern das Handwerk erschweren. Zusätzlich erfüllt Microsoft damit aber auch einige gerichtliche Auflagen.

Das Servicepack für Windows XP steht als 130 MByte großer Download auf der Windows-Download-Seite unter anderem in englischer und deutscher Sprache bereit.

Neben rund 300 offiziell zugegebenen Bugfixes will Microsoft aber auch Schwächen in der Windows-Aktivierung beseitigen und zusätzlich gerichtliche Auflagen erfüllen, die dem Konzern im Rahmen des Kartellprozesses auferlegt wurden. Wie viele bisher unentdeckte Sicherheitslücken bei der "großen Aufräumaktion" im Frühjahr 2002 gefunden und behoben wurden, wird wohl Microsofts Geheimnis bleiben.

An echten Neuerungen findet sich so gut wie gar nichts im SP1. Lediglich die Java-VM von Microsoft wurde wieder ins Programm aufgenommen, und die Unterstützung für USB 2.0 wurde neu integriert. Die gerade erst entdeckte Sicherheitslücke in der Zertifikatsverwaltung ist im SP1 noch nicht behoben. Hierfür sollten Sie unbedingt zusätzlich den bereitgestellten Patch installieren.

Verstärkte Aktivierung

Einige besonders stark verbreitete Productkeys für die - nicht zu aktivierende - Corporate Edition hat Microsoft gleich als schwarze Liste ins Servicepack integriert. Hier lässt sich das Servicepack gar nicht erst installieren - auch die Windowsupdate-Website weist solche Nutzer ab.

Lediglich auf der - eigentlich für Administratoren reservierten - Seite Update-Catalog kann man sich die Bugfixes auch so holen. Der große Vorteil hierbei ist zusätzlich, dass man die Fixes lokal speichern und dann beliebig wieder installieren kann, beispielsweise wenn man mehrere Rechner zu warten hat.

Die Raubkopierer haben längst reagiert und ganze Listen mit gültigen Productkeys für die Corporate Edition ins Netz gestellt, inklusive einem Tool, das den bei der Installation benutzten Key verändert. Zusätzlich finden sich eine Reihe von Key-Generatoren im Internet. Dagegen will Microsoft vorgehen, indem man die Online-Update-Funktion so erweitert, dass sie anhand einer Liste gültiger Keys überprüft, ob der Schlüssel in Ordnung ist. Davon spürt man allerdings derzeit noch nichts.

Bei der Aktivierung per Internet will Microsoft laut eigener Aussage übrigens ab jetzt den kompletten Key mit übertragen, bei der Telefonaktivierung nur einen Hash -Wert.

Gerichtliche Auflagen

Im Rahmen des Kartellrechts-Prozesses hatte Microsoft sich bereits im August bereit erklärt, bestimmte Auflagen zu erfüllen. Damit sollte es dann laut Microsoft möglich sein, "den Zugang zu bestimmten Windows-Komponenten ein- oder auszuschalten" - IE, MSN-Messenger, Outlook und MS-Java werden also nicht aus dem System entfernt. Dennoch sollen so PC-Hersteller zumindest an der Oberfläche, etwa durch Austausch eines Icons, Konkurrenzprodukte installieren dürfen.

Wie das in natura aussieht, kann man sich nach der Installation des Servicepacks anschauen. Eine zusätzliche Seite beim Software-Applet in der Systemsteuerung erlaubt es jetzt, für die Komponenten Browser, E-Mail, Mediaplayer, Instant Messaging und Java festzulegen, ob das entsprechende Microsoft-Produkt zu verwenden ist. Die andere Option heißt jedoch lediglich: "Aktuell konfiguriertes Produkt verwenden". Keinerlei Informationen darüber, welches dieses ist, ob dies gar zufällig ein Microsoft-Produkt ist oder wie man ein Alternativ-Produkt einstellen kann. Von einer vollständigen De-Installation der entsprechenden Komponenten fehlt ebenfalls jede Spur.

Internet Explorer 6

Gleichfalls seit kurzem verfügbar ist das Servicepack 1 für den Internet Explorer 6. Dieses ist im Servicepack für Windows XP integriert, so dass Sie sich den separaten Download sparen können.

Viel Neues findet sich jedoch auch hier nicht. Lediglich die Versionsnummer ist auf 6.0.2800.1106 angestiegen. Außerdem warnt der IE jetzt beim Download "potenziell gefährlicher" Komponenten wie beispielsweise ausführbarer Dateien mit dem hilfreichen Hinweis: "Dieser Dateityp kann dem Computer schaden, wenn er bösartigen Code enthält". Diese Warnung lässt sich nicht abschalten und erscheint jedes Mal. Spaßigerweise auch, wenn man nach der Installation des SP1 für XP das SP1 für den IE downloaden will.

Fazit

Das Servicepack 1 für Windows bringt wohl vor allem hinsichtlich der Sicherheit eine ganze Menge. Nicht umsonst haben sich die Microsoft-Entwickler acht Wochen in Klausur zurückgezogen, um jede einzelne Zeile Code auf mögliche Schwachstellen zu überprüfen. Etwas mehr Sicherheit bringt es aber auch für Microsoft im Kampf gegen Raubkopierer, doch unserer Erfahrung nach wird es nicht allzu lange dauern, bis die neuen Mechanismen der Aktivierung wieder komplett gehackt sind.

Die Zugeständnisse an den Kartellrechts-Prozess sind dagegen eher als fadenscheinig zu bezeichnen. Mögliche Einstellungen und daraus resultierende Effekte sind gar nicht beschrieben und somit nutzlos. Hier muss Microsoft, wenn es denn tatsächlich den Richtern ein Signal zur Kooperationsbereitschaft geben will, dem Anwender mehr und besser dokumentierte Möglichkeiten geben, darunter auch die komplette Entfernung der entsprechenden Komponenten. (mha)