Windows XP Benchmarks

28.09.2001 von Mike Hartmann
All die optischen Gadgets, die Windows XP mitbringt, verbrauchen einiges an Rechenleistung. Wie schnell XP gegenüber Windows 2000 und 98SE ist, haben wir in unserem tecChannel-Labor ermittelt.

Professionelle Anwender wird vor allem interessieren, wie sich die neuen optischen Features von Windows XP auf die Systemleistung auswirken. Immerhin finden sich dabei auch eine Reihe von rechenintensiven Funktionen. Ein optisch ansprechenderes Betriebssystem ist aber wenig hilfreich, wenn es nach jedem Mausklick erst einmal eine Pause einlegt, bevor es weitergeht.

Derzeitige Benutzer von Windows 98/Me müssen sich deutlich mehr umstellen als Benutzer von Windows 2000. Vom alten Windows ist nicht mehr viel in XP übrig geblieben. Für sie stellt sich auch die Frage, ob beispielsweise die Spiele-Performance gegenüber 98/Me mithalten kann.

Grafische Optionen

Bei Windows XP lässt sich beinahe beliebig einstellen, welche neuen optischen Funktionen der Benutzer wünscht. Dabei sind Cleartype und die Themen-Oberfläche die schlimmsten Performance-Killer. Hier sind deutlich mehr Rechenoperationen für die Darstellung eines Fensters notwendig als bei Windows 2000. Aber auch "Kleinigkeiten" wie der Mausschatten oder die Schatten unter Menüs nagen an der Performance des Systems.

Andere optische Schmankerl in XP machen sich bei Benchmarks, wie etwa dem verwendeten Sysmark2001, nicht bemerkbar. Dazu gehört beispielsweise der Einblend-Effekt bei Menüs. Greift man - wie es der Benchmark macht - noch während des Einblendens per Tastaturkürzel auf die gewünschte Funktion zu, stellt XP das Menü gar nicht mehr komplett dar. Wer jedoch zu den reinen Mäuseschubsern zählt, muss darauf warten, dass das Menü vollständig auf dem Bildschirm erscheint. Der Einblend-Effekt beeinflusst also nicht die Benchmark-Performance des Rechners, wohl aber die Geschwindigkeit, mit der ein Benutzer seine Aufgaben durchführen kann.

Erlebte Geschwindigkeit

Bereits vor knapp fünf Jahren hat Microsoft für Windows-Entwickler ein Paper zur Performance-Steigerung von Applikationen herausgebracht. Neben tatsächlichen Tipps zur besseren Programmierung weist Microsoft auf einen wesentlichen Punkt bei der Anwendungsentwicklung hin, die so genannte "erlebte Geschwindigkeit" (perceived performance).

Damit meint Microsoft, dass ein Programm nicht unbedingt schnell sein muss, um schnell zu wirken. Einer der dort vorgestellten Punkte ist beispielsweise, dass ein Fortschrittsbalken ein Programm zwar etwas langsamer macht. Da der Benutzer jedoch sieht, dass sich etwas bewegt, kommt ihm die Anwendung schneller vor.

Auch beim Systemstart von Windows XP findet sich das Prinzip wieder. Hier hat man jedoch auf einen echten Fortschrittsbalken verzichtet - der würde ja unter Umständen anzeigen, dass noch viel Arbeit zu tun ist - und stattdessen einen einfachen animierten Balken verwendet.

Bei der Arbeit mit XP fällt auf, dass Fenster zwar schnell angezeigt werden, erste Aktionen jedoch erst nach einer kurzen Wartepause möglich sind. Das deutet darauf hin, dass Microsoft den Code zur Darstellung sehr frühzeitig abarbeitet, damit die "erlebte Geschwindigkeit" höher ist. Da zwischen Anzeige eines Fensters und der ersten Benutzeraktion ohnehin eine kurze Zeitspanne vergeht, in der der Benutzer den Fensterinhalt erfasst, ist dies eine geschickte Vorgehensweise.

Speicherbedarf

Microsoft gibt in den Mindestvoraussetzungen für Windows XP eine Speicherausstattung von 64 MByte RAM an. Dann schaltet XP jedoch das Fast User Switching ab, das mindestens 128 MByte voraussetzt. Betrachtet man jedoch den Speicherverbrauch nach dem Systemstart, wird schnell klar, dass 64 MByte auf jeden Fall zu wenig sind. Immerhin sind in der Defaultkonfiguration 76 MByte belegt, ohne dass eine einzige Anwendung gestartet ist.

Ein Blick auf den Dienstemanager zeigt, dass hier Optimierungsmöglichkeiten bestehen. XP startet automatisch immerhin 39 Dienste. Unter anderem DHCP - und DNS -Client, obwohl auf dem Testsystem überhaupt keine Netzwerkkarte installiert ist.

Nach einer gründlichen Aufräumaktion im Dienstemanager bleiben noch 23 laufende Dienste übrig, ohne dass die Systemstabilität oder -funktionalität besonders eingeschränkt wäre. Dennoch nimmt sich XP noch knapp 60 MByte Speicher. Demnach ist die Angabe von 64 MByte RAM deutlich zu optimistisch ausgefallen. Da Speichermodule derzeit sehr günstig zu haben sind, sollten Sie 256 MByte als Ausstattung ins Auge fassen.

Die Benchmarks

Um die Leistungsfähigkeit von Windows XP im Vergleich zu Windows 2000 und Windows 98SE zu ermitteln, messen wir zunächst mit dem Sysmark2001 von BapCo die Standard-Anwendungen. Im Gegensatz zum Sysmark2000 arbeitet der neue Benchmark die einzelnen Applikationen nicht sequentiell ab, sondern startet sie gleichzeitig. Damit will man den realen Bedingungen näher kommen.

Sysmark2001 bietet dabei zwei Suites an: Bei der Internet Content Creation (ICC) kommen Dreamweaver 4, Windows Media Enconder, Macromedia Flash 5, Adobe Photoshop 6 sowie Adobe Premiere 6 zum Einsatz. Das Office Productivity Scenario stützt sich auf die Anwendungen von Office 2000, den Netscape Communicator 6, WinZip 8, McAfee VirusScan 5.13 und Dragon Naturally Speaking v.5.

Für diesen Test konfigurieren wir Windows XP in verschiedenen Grafikmodi. Zum einen schalten wir alle grafischen Optionen ein, jedoch ohne ClearType. Der zweite Test läuft inklusive ClearType. Um zu ermitteln, wieviel Leistung die neuen Themes fressen, deaktivieren wir für den dritten Test alle Optionen und beenden zusätzlich den Dienst "Themenmanager". Die Auflösung beträgt jeweils 1024 mal 768 bei 32 Bit Farbtiefe. Windows 98SE verweigerte allerdings die Zusammenarbeit mit Sysmark2001, so dass wir derzeit keine Messwerte haben.

Bei den Spielen messen wir Quake III und Unreal Tournament jeweils mit 1024 mal 768 Punkten bei 32 Bit Farbtiefe und höchster Grafikqualität. Hierbei ist zu beachten, dass Quake III normalerweise OpenGL verwendet, der original nVIDIA-Treiber von Windows XP jedoch nur Direct3D unterstützt. Zur Überprüfung installieren wir in einem weiteren Testlauf den Detonator 21.81 von nVIDIA, der auch für Windows XP verfügbar ist.

Benchmarks: Sysmark 2001, ICC-Suite

Benchmarks: Sysmark 2001, Office-Suite

Benchmarks: Unreal Tournament

Benchmarks: Quake III

Fazit

Hinsichtlich der Performance muss sich Windows XP nicht hinter Windows 2000 und 98SE verstecken. Trotz der neuen optischen Features ist es nicht langsamer. Wer den klassichen Desktop bevorzugt, kann sogar eine Performance-Steigerung für sich verbuchen. Um ein flüssiges Arbeiten ohne Wartezeiten zu gewährleisten, sollte man jedoch Features wie animertes Öffnen von Fenstern oder Menüs abschalten. Sie kosten zwar nur wenig Performance, zwingen jedoch zu Arbeitsunterbrechungen.

Lediglich beim Hauptspeicher ist XP etwas anspruchsvoller. Besonders die schnelle Benutzerumschaltung nimmt einige System-Ressourcen für sich in Anspruch. Microsoft spricht von knapp 4 MByte Overhead pro angemeldetem Benutzer. Hier sollte ein Interessent also auf jeden Fall nachrüsten. (mha)

Die Testplattform

Komponente

Daten

Mainboard

Intel D850MD

Sonstiges

Socket 423

Grafikkarte

MSI StarForce 822

Sonstiges

GeForce 3, 64 MByte

Prozessor

Pentium 4, 2 GHz

Sonstiges

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RAM

Infineon HYR186420G-845

Sonstiges

2 x 128 MByte

Soundkarte

TerraTec XLerate Pro

Sonstiges

Rev. C / 4.06.2016 / 13.03.1999

SCSI-Controller

Adaptec AHA-2940UW Pro

Sonstiges

Rev. C

Festplatte

Seagate ST336705LW

Sonstiges

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DVD-ROM

Toshiba SD-M1502

Sonstiges

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Floppy

Teac FD-235HF

Sonstiges

3,5"