Windows XP auf Notebooks

08.10.2001 von Mike Hartmann
Besonderes Augenmerk hat Microsoft bei Windows XP auf den Notebook-Einsatz gelegt. Welche neuen mobilen Features XP im Vergleich zu Windows 98/Me und 2000 hat und ob der Umstieg lohnt, zeigt dieser Beitrag.

Notebook-Besitzer waren lange Zeit auf Windows 9x als Betriebssystem festgelegt, denn Windows NT und tragbare Computer passen nicht zusammen. Mangelnde Funktionen für Stromsparmodi und nicht vorhandene USB-Unterstützung sind dabei die Hauptgründe. Erst mit Windows 2000 änderte sich das Bild, und ambitionierte Anwender konnten ihr Notebook mit einem stabilen und sicheren Betriebssystem ausstatten. Das einzige Problem dabei: Windows 2000 ist im Vergleich zu Windows 9x/Me nicht gerade billig.

Das neue Windows XP ist noch weiter auf die Bedürfnisse von Notebook-Besitzern optimiert. Da es zudem in einer Home-Edition verfügbar ist, halten sich auch die Kosten im Rahmen. Für 254 Mark lässt sich ein Windows 9x/Me auf Windows XP Home upgraden. Wer jedoch schon auf Windows 2000 umgestiegen ist, kann sich jetzt ärgern: Microsoft lässt für Windows 2000 nur ein Upgrade auf XP Professional zu. Und das kostet 489 Mark - so viel wie eine Vollversion von XP Home.

Strom sparen

Für Notebook-Besitzer gehört die Akku-Laufzeit zu den wichtigsten Größen. Schließlich ist es äußerst ärgerlich, wenn auf einem Transatlantikflug plötzlich der Akku schlapp macht. Mittels ACPI kann das Betriebssystem gerade nicht benötigte Komponenten des Rechners abschalten und somit den Stromverbrauch senken. Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Es gilt auch, intelligente Maßnahmen zu ergreifen, um bei niedrigem Energiestand einen Datenverlust zu verhindern.

War Windows 2000 hier schon sehr weit, hält XP noch mehr Optionen bereit. So lässt sich beispielsweise einstellen, wie es auf das Schließen des Notebook-Deckels reagieren soll. Zur Auswahl stehen das automatische Abschalten des Displays bis hin zum Herunterfahren des Systems.

Das Verhalten bei Erreichen eines kritischen Batteriestandes lässt sich jetzt ebenfalls besser kontrollieren. XP kann für zwei verschiedene Ladestände verschiedene Aktionen automatisch durchführen, so dass ein Datenverlust verhindert wird. Der Benutzer hat nun beispielsweise die Möglichkeit festzulegen, dass bei zehn Prozent Restlaufzeit lediglich eine Warnung angezeigt wird und der Laptop bei Erreichen von drei Prozent automatisch herunterfährt.

Datenverlust verhindern

Befindet sich der Rechner im Sleep-Modus und erreicht ein kritisches Ladeniveau, fährt XP das System selbstständig wieder hoch, um dann automatisch in den Hibernation-Modus zu wechseln. Damit ist ein Datenverlust fast ausgeschlossen, da XP im Extremfall auch nicht reagierende Anwendungen ignoriert und den Moduswechsel forciert. So gehen maximal die Daten der betroffenen Anwendung verloren, Dateisystemfehler durch nicht geschriebene Cache-Daten gibt es nicht mehr.

Zusätzlich lassen sich eigene Programme definieren, die bei Erreichen des Ladestandes auszuführen sind. Damit kann man beispielsweise geöffnete Netzwerkverbindungen zu Applikationen sauber schließen oder bestimmte Geräte abschalten, um die Restenergie für die Datensicherung zu nutzen.

SpeedStep

Zwar angekündigt, aber dann scheinbar doch nicht enthalten, ist die Unterstützung für die SpeedStep-Technologie. Zumindest findet sich nach der Installation von Windows XP keine Einstellmöglichkeit für die Prozessorgeschwindigkeit, obwohl unser Testgerät über einen Mobile Pentium III verfügt.

Um dennoch in den Genuss von SpeedStep zu kommen, muss der Anwender weiterhin Intels SpeedStep-Applet verwenden. Dieses lässt sich allerdings nicht problemlos installieren. Startet man ganz normal das Setup, wird es ohne weitere Meldung beendet. Für eine erfolgreiche Installation muss man in der derzeitigen Version des Applets (2.0) den Kompatibilitätsassistenten für Applikationen verwenden. Gaukelt man so der Installationsroutine vor, dass es sich um Windows 2000 handelt, klappt die Einrichtung einwandfrei. Danach hat man Zugriff auf die Geschwindigkeitsumschaltung beim Prozessor. Lediglich die Systemsteuerung von XP kommt damit nicht klar und zeigt teilweise völlig falsche Taktfrequenzen.

Netzwerke

Notebooks werden häufig in wechselnden Netzwerken eingesetzt, sei es der Wechsel zwischen Firmen- und Heimnetz oder zwischen verschiedenen Filialen der Firma. Bisher waren dazu eine Menge Konfigurationsaufwand und manuelles Umschalten zwischen den einzelnen Settings erforderlich.

Unter Windows XP lässt sich für jeden Netzwerkadapter eine alternative Konfiguration angeben, die zum Einsatz kommt, falls die erste nicht funktioniert. Darunter sind die wichtigsten Einstellungen wie IP-Adresse oder DNS- und WINS-Server.

Dazu kommen eine Reihe weiterer Funktionen, die die Netzwerkintegration vereinfachen. So soll beispielsweise die Unterstützung für IEEE 802.1X das als äußerst unsicher entlarvte WEP ablösen und ein Abhören des Datenverkehrs verhindern.

Mittels "Wireless Zero Configuration" und "Wireless Roaming Support" vereinfacht Windows XP die Konfiguration von WLANs und die Authentifizierung auch bei wechselnden Zugangspunkten, etwa wenn der Benutzer sich im Gebäude bewegt.

Fazit

Für Besitzer von Notebooks ist Windows XP beinahe ein Muss - zumindest wenn sie nicht mit Windows 2000 arbeiten. Die neuen Funktionen, gerade hinsichtlich Stromsparmodi und Netzwerkunterstützung, vereinfachen die Benutzung von XP erheblich und entlasten den Anwender deutlich.

Wer aus Stabilitätsgründen schon auf Windows 2000 umgestiegen ist, muss allerdings nicht unbedingt in den sauren Apfel beißen und das Upgrade auf XP Professional kaufen. Hier bleibt abzuwarten, ob Microsoft nicht vielleicht doch noch einen Schwenk macht und ein vernünftiges Upgrade-Angebot unterbreitet.

Und last but not least gibt es da immer noch die Zwangsaktivierung, die nicht nach jedermanns Geschmack ist. Das muss allerdings jeder für sich selbst entscheiden. (mha)