Windows Vista: CardSpace

15.12.2006 von Martin Kuppinger
Windows CardSpace zählt sicherlich zu den interessantesten Komponenten von Windows Vista. Wenn sich CardSpace durchsetzt – wovon auszugehen ist – wird man sehr viel einfacher mit seinen Identitätsdaten im Internet agieren können.

Windows CardSpace, zunächst noch als InfoCard gespeichert, ist vielleicht die Komponente von Windows Vista, die die Art und Weise, wie wir mit Computern und dem Internet umgehen, in den nächsten Jahren am stärksten beeinflussen wird. Sie steht in engem Zusammenhang mit Themen wie Web 2.0 und Identity 2.0, also den Entwicklungen hin zu einer flexibleren, interaktiven Nutzung des Internets und zu einem Identitätsmanagement, bei dem der einzelne Benutzer die Kontrolle über seine eigene Identität behält.

Windows CardSpace ist eine Anwendung, mit der man eine Reihe von wichtigen Aufgaben in diesem Zusammenhang ausführen kann:

Breite Unterstützung

Wenn sich CardSpace durchsetzt, wird man also einige Infocards in diesem Raum anlegen können, die man flexibel an Websites übergibt. Man weist sich sozusagen mit allgemein gültigen, generell anwendbaren Karten aus und muss nicht mehr Dutzende oder sogar Hunderte Identitäten für verschiedene Websites anlegen und verwalten – was ja auch nicht richtig funktioniert, wenn man sich die Vielzahl an Benutzernamen und Kennwörtern anschaut, die sich inzwischen so angesammelt haben. Eigentlich ist CardSpace also die Lösung für ein Problem, das uns schon lange beschäftigt.

Microsoft hat für dieses Problem ja auch schon länger eine Lösung gesucht. Mit Passport ist man aber grandios gescheitert, weil eben kaum jemand möchte, dass alle Informationen zur eigenen Person in kaum nachvollziehbarer Weise bei einem Unternehmen liegen. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, welches Unternehmen das ist – schon die fehlende Kontrollmöglichkeit ist entscheidend. Mit CardSpace wird diese Verantwortung nun delegiert.

Da sich inzwischen auch im Open-Source-Bereich eine breite Unterstützung für CardSpace abzeichnet, die Microsoft durch die Freigabe vieler Patente für eine lizenzfreie Nutzung unterstützt, dürfte sich CardSpace relativ schnell etablieren.

Die Nutzung

Die Anwendung Windows CardSpace findet sich in der Systemsteuerung. Nach dem Start wird zunächst ein Dialogfeld angezeigt, in dem das Konzept von CardSpace noch einmal erläutert wird. Anschließend kann man entweder bestehende Karten verwalten oder neue Karten erstellen. Da der CardSpace zunächst leer ist, muss man erst einmal eine Karte anlegen, wozu man das Symbol Karte hinzufügen anklickt.

Es wird zwischen zwei Varianten von Karten unterschieden:

Darauf sind also bereits Informationen vorhanden. Man kann sich vorstellen, dass ein Unternehmen selbst als Kartenanbieter für seine Mitarbeiter agiert, was vermutlich in absehbarer Zeit auch die Regel sein wird. Es können aber auch Kreditkartenunternehmen, Telekommunikationsunternehmen oder andere Unternehmen bis hin zu staatlichen Institutionen sein, die potenziell solche Karten ausstellen.

Bild 1: Die Erstellung einer persönlichen Karte im CardSpace.

Es bietet sich an, zunächst einmal persönliche Karten zu erstellen – auch deshalb, weil es ja zuerst Anbieter für verwaltete Karten geben muss. Bei der Erstellung einer persönlichen Karte muss man einen Namen für die Karte definieren und kann anschließend Informationen wie den Vor- und Nachnamen eingeben (Bild 1).

Großes Potenzial

Die so erstellten Karten können gesichert und wieder hergestellt werden. Außerdem lassen sich auch alle Karten auf einmal löschen und bestehende Karten duplizieren.

Einen Haken hat die Sache allerdings: Man kann nur die vorgegebenen Attribute verwenden und keine zusätzlichen Datenfelder definieren. Das wäre aber wünschenswert, um zukünftig auchspezielleren Anforderungen von Anwendungen besser entsprechen zu können.

Bild 2: Der Windows CardSpace mit der erstellten Karte.

Verwaltete Karten werden dagegen importiert. Sie werden in einem speziell definierten Format von den Kartenanbietern geliefert. Hier bleibt abzuwarten, wann es die ersten Anbieter solcher Karten geben wird. Da dahinter aber ein beachtliches geschäftliches Potenzial steckt, spricht viel dafür, dass schnell ein entsprechendes Angebot entstehen wird, wenn Windows Vista erst einmal,verfügbar ist.

Klar ist aber auch, dass die aktuelle Version von Windows CardSpace nur ein erster Schritt einer Entwicklung ist, die den Umgang mit Identitäten und den personalisierten Zugriff auf Websites grundlegend verändern wird. Die Frage ist letztlich nicht, ob es zu dieser Entwicklung kommt, sondern nur, wie lange es noch dauern wird.