Anwendungen und Desktops bereitstellen

Windows Server 2012 R2: Neues zu Remotedesktopdiensten

07.01.2014 von Thomas Joos
Mit den "Remotedesktopdiensten" (ehemals Terminalserver) können Firmen ihren Nutzern Anwendungen oder Desktops zentral auf Servern zur Verfügung stellen. Windows Server 2012 R2 hält hier einige wichtige Neuerungen parat.

In Windows Server 2012 R2 integriert Microsoft zahlreiche Neuerungen und Verbesserungen, das gilt auch für die Remotedesktopdienste. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Neuerungen und damit, wie Unternehmen die Dienste optimal einsetzen können. Per Remotedesktopdienste, früher auch als Terminalserver bekannt, kann man Nutzern im Unternehmen Anwendungen oder Desktops zentral auf Servern zur Verfügung stellen. Viele Informationen zu den Remotedesktopdiensten erhalten Sie auf dem Blog der Entwickler.

Um IT-Abteilungen den Umstieg von Windows Server 2012 auf Windows Server 2012 R2 zu erleichtern, bietet Windows Server 2012 R2 die Möglichkeit, direkt über einen Server mit Windows Server 2012 installiert zu werden. Auf diesem Weg führen Sie also ein direktes In-Place-Update der Remotedesktop-Sitzungshost-Sammlung durch. Nach der Aktualisierung profitieren Sie sofort von den Neuerungen in Windows Server 2012 R2, zum Beispiel von der Möglichkeit, Sitzungen widerspiegeln zu können. In Windows Server 2012 hatte Microsoft diese Technik abgeschafft, führt sie aber jetzt wieder ein. Diese und weitere Neuerungen zeigen wir Ihnen nachfolgend.

Bildergalerie:
Windows Server 2012 R2
Der Remotedesktop-Verbindungsbroker verbindet die verschiedenen RDS-Server zu einem Verbund und bietet einen zentralen Einstiegspunkt.
Windows Server 2012 R2
Veröffentlichte Anwendungen in den Remotedesktopdiensten stellen Sie direkt auf der Startseite von Windows 8 und Windows 8.1 zur Verfügung.
Windows Server 2012 R2
Veröffentlichte Apps stehen sofort über die Weboberfläche zur Verfügung.

Das ist neu in den Remotedesktopdiensten in Windows Server 2012 R2

Im nächsten Abschnitt zeigen wir Ihnen die wichtigsten Neuerungen von Windows Server 2012 im Vergleich zu Windows Server 2008 R2. Auf die expliziten Neuerungen von Windows Server 2012 R2 gehen wir nachfolgend ebenfalls ein.

Seit Windows Server 2012 arbeiten die Remotedesktopdienste eng mit Hyper-V zusammen. In Windows Server 2012 R2 wird diese Zusammenarbeit noch erweitert. Vor allem die verbesserten VHDX-Dateien und die Möglichkeit, mehreren Servern die gleiche VHDX-Datei zuzuweisen, ist ein echter Fortschritt. Durch diese Zusammenarbeit steigt die Leistung der virtuellen veröffentlichten Anwendungen im Netzwerk.

In den Remotedesktopdiensten stellen Sie seit Windows Server 2008 R2 nicht nur veröffentlichte Apps und den Desktop des eigentlichen Servers zur Verfügung, sondern auch virtuelle Desktops auf Basis von Windows 7/8. In Windows Server 2012 R2 können Sie mit den Remotedesktopdiensten auch virtuelle Desktops auf Basis von Windows 8.1 zur Verfügung stellen. Auch diese profitieren von den Neuerungen in Windows Server 2012 R2.

In Windows Server 2012 und Windows Server 2012 R2 handelt es sich bei den Remotedesktopdiensten um eine Serverrolle, die verschiedene Rollendienste umfasst. Alle Rollendienste installieren und verwalten Sie direkt im Server-Manager. Auch hier hat sich in Windows Server 2012 R2 nicht viel geändert.

Remotedesktop-Virtualisierungshost - Der Dienst wird in Hyper-V integriert, um in einem Pool virtuelle Desktops mit RemoteApp- und Desktopverbindung bereitzustellen. Ähnliche Funktionen gibt es auch in Windows Server 2008 R2.

Remotedesktop-Sitzungshost - RemoteApp-Programme oder sitzungsbasierte Desktops nutzen diesen Dienst. Hierbei handelt es sich um den Nachfolger von den Terminaldiensten.

Remotedesktop-Verbindungsbroker - Benutzer können erneut eine Verbindung mit ihren vorhandenen virtuellen Desktops, RemoteApp-Programmen und sitzungsbasierten Desktops herstellen. Die Verbindungsdaten merkt sich der Broker.

Web Access für Remotedesktop - Dies ermöglicht Benutzern den Zugriff auf RemoteApp- und Desktopverbindung über einen Webbrowser. Auf diesem Weg stellen Sie zum Beispiel Remotedesktops im Internet zur Verfügung.

• Die Remotedesktoplizenzierung verwaltet die Lizenzen, die für eine Verbindung mit einem Remotedesktop-Sitzungshostserver oder einem virtuellen Desktop erforderlich sind.

• Der Remotedesktopgateway ermöglicht es autorisierten Benutzern, von jedem Gerät eine Verbindung mit virtuellen Desktops, RemoteApp-Programmen und sitzungsbasierten Desktops in einem internen Unternehmensnetzwerk herzustellen.

Im Video: Neu in Windows Server 2012 R2

Zum Video: Windows Server 2012 R2: Neues zu Remotedesktopdiensten

Das komplette Videotraining können Sie sich bei video2brain ansehen (Trainer: Thomas Joos): Neu in Windows Server 2012 R2

Der Remotedesktop-Verbindungsbroker

Auf einem Server in der Farm müssen Sie den Remotedesktop-Verbindungsbroker installieren. Dieser war in Windows Server 2008 R2 optional, ist in Windows Server 2012 aber zwingend notwendig; das gilt auch für Windows Server 2012 R2. Mit diesem Dienst können Sie Anwender mit ihrer ursprünglichen Sitzung wiederverbinden, wenn Sie mehrere Remotedesktop-Server in einem Loadbalancing-Verbund einsetzen. Der Verbindungsbroker stellt einen Aggregationspunkt für RemoteApps im Unternehmen zur Verfügung und verbindet alle installierten Server.

Sie können ebenso Remotedesktop-Verbindungsbroker, zusammen mit SQL Server 2008 R2/2012, hochverfügbar betreiben. Das funktioniert auch in einer Clusterumgebung. Wie Sie dabei vorgehen, lesen Sie in folgendem Blogbeitrag.

Der Remotedesktop-Verbindungsbroker sollte nicht auf einem Remotedesktop-Sitzungshost installiert werden. Da der Remotedesktop-Verbindungsbroker auf die Network-Loadbalancing (NLB)-Funktion von Windows Server 2012 aufsetzt, sollte auch diese Funktion eingerichtet werden. Der Sitzungsbroker speichert seine Informationen in einer Datenbank. Alle Server, die in einem NLB-Verbund beteiligt sind, sollten sich im gleichen Subnetz befinden. Sie müssen für alle beteiligten Server im NLB-Verbund den gleichen Farmnamen verwenden, da über diese Konfiguration der Remotedesktop-Verbindungsbroker die Benutzeranmeldungen verteilt.

Seit Windows Server 2012 können Sie über den Assistenten zur Einrichtung der Remotedesktopdienste auch einen Benutzerprofil-Datenträger eingeben. Dazu verwenden Sie eine Freigabe im Netzwerk. Hierbei handelt es sich um den Nachfolger der Terminaldiensteprofile.

RemoteApps stehen nach der Veröffentlichung über die Remotedesktopdienste in Windows Server 2012 automatisch für alle Clients über den Webzugriff zur Verfügung. Sie können im Server-Manager über diesen Bereich jederzeit weitere Anwendungen veröffentlichen.

Remotedesktop-Client-Verbesserungen

Windows 8 und Windows Server 2012 arbeiten mit dem RDP-Client 8.0. Dieser steht auch für Windows 7 SP1 zur Verfügung.

Veröffentlichte Anwendungen in den Remotedesktopdiensten stellen Sie direkt auf der Startseite von Windows 8 und Windows 8.1 zur Verfügung.

Remotedesktop-Server unter Windows Server 2012 können in den Terminalsitzungen deutlich mehr Geräte des angeschlossenen Clients verwenden. So werden in Terminalsitzungen jetzt auch Digitalkameras und Media Player unterstützt, die an den Remotedesktop-Server-Client angeschlossen sind. Auch das Plug&Play für diese Geräte wird unterstützt.

Die Remotedesktopdienste unterstützen zahlreiche Auflösungen, zum Beispiel 1680 x 1050 oder 1920 x 1.200. Auch der Einsatz von Mehrmonitorlösungen wird unterstützt. Durch die Monitor-Spanning-Funktion können Remotedesktop-Serversitzungen über mehrere Monitore gestreckt werden. Neben den herkömmlichen Auflösungen im 4:3-Format, unterstützt Windows Server 2012 auch Auflösungen im 16:9- und 16:10-Format. Der neue Client kann Audiosignale bidirektional wiedergeben; das bedeutet, dass am Client auch ein Mikrofon angeschlossen sein kann und Audiosignale vom Server zum Client geleitet werden, als ob diese lokaler Bestandteil des Computers wäre.

Verwaltung eines Remotedesktop-Sitzungshosts

Im Gegensatz zu Windows Server 2008 R2 benötigen Administratoren keine verschiedenen Werkzeuge mehr, sondern nehmen alle Einstellungen zentral im Server-Manager von Windows Server 2012 und Windows Server 2012 R2 über den Bereich Remotedesktopserver vor. Klicken Sie auf Sammlungen und dann im Bereich Eigenschaften einer Sammlung auf Aufgaben, passen Sie wichtige Systemeinstellungen über einen Assistenten an. Sie passen an dieser Stelle den Namen der Sammlung sowie die Benutzer an, die Zugriff auf die veröffentlichen Apps haben.

Veröffentlichte Apps stehen sofort über die Weboberfläche zur Verfügung.

Zwischen lokalen Anwendungen und RemoteApps auf dem Server können auch Daten ausgetauscht werden. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, über eine ERP-Anwendung, die remote auf dem Remotedesktop-Server ausgeführt wird, Daten über die Zwischenablage in ein lokales Excel zu übernehmen oder umgekehrt. Die Abläufe dabei sind für den Anwender komplett transparent, da er bei der Bedienung der Software keinerlei Unterschiede zwischen der lokalen Anwendung und der Anwendung auf dem Server feststellen kann:

1. Um die Anbindung der veröffentlichten Anwendungen auf Windows-8-Clients zu testen, melden Sie sich am Client an und suchen in der Systemsteuerung nach RemoteApp.

2. Öffnen Sie die Verwaltung der RemoteApps, und klicken Sie auf: Auf RemoteApps und Desktops zugreifen.

3. Geben Sie die URL https://<Webzugriff-Server>/RDWeb/Feed/webfeed.aspx ein. Der Webzugriff-Server erhält seine Daten vom Verbindungsbroker, auf dem Sie als Quelle wiederum den Remotedesktop-Server eingerichtet haben.

Anschließend lädt der Client alle Daten zu den RemoteApps herunter und stellt diese im Startbildschirm zur Verfügung. Mit Windows Server 2012 R2 verbessert Microsoft die Leistung dieser Apps deutlich. Diese arbeiten jetzt auch mit Änderungen der Auflösungen und erkennen Änderungen an den Grafikeinstellungen des Gastes. Auch die Leistung ist besser, und die Vorschau der Anwendung in der Taskleiste von Windows, sieht aus wie bei lokal installierten Anwendungen.

Das ist neu bei Windows Server 2012 R2

Die Neuerungen von Windows Server 2012 hat die neue Version Windows Server 2012 R2 weiterhin mit an Bord. Im folgenden Abschnitt zeigen wir Ihnen die Neuerungen, die Microsoft zusätzlich in Windows Server 2012 R2 integriert.

Eine wichtige Neuerung in Windows Server 2012 R2 ist ein alter Bekannter, die Sitzungsspiegelung. Mit dieser Funktion konnten Administratoren in Vorgängerversionen von Windows Server 2012 Sitzungen der Anwender spiegeln, um zum Beispiel bei Problemen zu helfen. Windows Server 2012 hat nicht mehr über diese Technik verfügt.

In Windows Server 2012 R2 hat Microsoft diese Funktion wieder integriert. Über das Kontextmenü von Sitzungen im Server-Manager können Administratoren auf Remotedesktop-Sitzungshosts Sitzungen von Anwendern anzeigen. Die Funktion wurde jetzt ebenfalls in den Server-Manager integriert, auch hier sind keine Zusatzwerkzeuge mehr notwendig. Damit die Verbindung funktioniert, muss der entsprechende Anwender natürlich zustimmen. Die Einstellungen lassen sich jetzt auch wieder in den Gruppenrichtlinien steuern. Sie finden die Konfiguration über Benutzerkonfiguration/Richtlinien/Administrative Vorlagen/Windows-Komponenten/Remotedesktopdienste/Remotedesktopsitzungs-Host/Verbindungen.

In Windows Server 2012 R2 ist es wieder möglich, auf einem Domänencontroller den Verbindungsbroker zu installieren; das war in Windows Server 2012 noch anders. Vor allem kleinere Firmen profitieren von diesen Nachbesserungen.

RemoteFX verbessert Microsoft ebenfalls in Windows Server 2012 R2. Die Geschwindigkeit steigt, die Anzeige wird besser. Auf diesem Weg lassen sich effizient Desktops für Anwender zur Verfügung stellen, ohne dass der Netzwerkverkehr zu stark leidet. Unternehmen, die RemoteFX einsetzen, profitieren deutlich von den Leistungssteigerungen in Windows Server 2012 R2. RemoteFX und die integrierte vCPU unterstützen jetzt auch DirectX 11.1 Die neuen Codecs belasten Netzwerke deutlich weniger. Grundsätzlich steigt die Netzwerkleistung der Remotedesktop-Dienste auch in anderen Bereichen an. Wird ein Client wegen Netzwerkproblemen vom Server getrennt, verbindet der neue Verbindungsbroker in Windows Server 2012 R2 den Anwender wesentlich schneller mit seiner Sitzung als Windows Server 2012. In Windows Server 2012 R2 arbeitet RemoteFX auch mit NUMA zusammen. NUMA (Non-Uniform Memory Access) bietet in Mehrprozessorsystemen die Möglichkeit, dass die verschiedenen Prozessoren untereinander Daten austauschen und sich gegenseitig bei Berechnungen unterstützen.

Wenn Sie eine Virtual Desktop Infrastructure auf Basis von Windows Server 2012 R2 und Windows 8 oder Windows 8.1 aufbauen, können Sie die VHD(X)-Dateien der Clients auch auf Dateifreigaben von Servern mit Windows Server 2012 R2 speichern. Die neue Serverversion verwendet weitere Verbesserungen des Server Message Block (SMB), damit auf diese Daten schneller zugegriffen werden kann. Außerdem erkennt die verbesserte Datendeduplizierung in Windows Server 2012 R2 doppelt gespeicherte Dateien in den virtuellen Servern und kann so deutlich Speicherplatz einsparen.

Ebenfalls neu in den Remotedesktopdiensten von Windows Server 2012 R2 ist der Restricted-Admin-Modus im Remotedesktop-Client. Arbeiten Sie mit Windows 8.1 und Windows Server 2012 R2, können Sie sich mit diesem Modus mit einem Remotedesktop-Sitzungshost verbinden. Bei dieser Verbindung werden die Anmeldedaten nicht zum Server durch den Remotedesktop-Client geschickt. Der Client verbindet sich dazu mit einem Server, der diese Funktion unterstützt. Dazu prüft der Server, ob der Anwender über Administratorrechte verfügt, erst dann lässt er die Verbindung zu. Über diesen Modus werden also keinerlei Authentifizierungsdaten über das Netzwerk geschickt. Die Funktion lässt sich ausschließlich mit Windows 8.1 und Windows Server 2012 R2 nutzen.

Fazit

Windows Server 2012 R2 bietet einige interessante Neuerungen; das gilt auch für den Remotedesktop-Dienst. Vor allem die Wiedereinführung der Sitzungsspiegelung erleichtert deutlich die Arbeit von Administratoren. Da sich Remotedesktop-Sitzungshosts direkt zur neuen Version aktualisieren lassen, ist das Update auch nicht sehr kompliziert.

Allerdings sollten Unternehmen die eingesetzten Anwendungen erst grundlegend testen. Viele Anwendungen werden mit den neuen Windows-Versionen Windows 8.1 und Windows Server 2012 R2 Schwierigkeiten bereiten, die meisten laufen aber ohne Probleme.

Unternehmen, die aktuell noch auf Vorgängerversionen von Windows Server 2012 setzen, erhalten mit der neuen Version zahlreiche Verbesserungen. Die Neuerungen in Windows Server 2012 sind auch in Windows Server 2012 R2 enthalten, und Microsoft bereinigt auch noch einige Fehler. (mje)