Hyper-V, Essentials, BYOD

Windows Server 2012 R2 - Neuerungen, Editionen, Lizenzen

05.03.2014 von Thomas Joos
Das Server-Pendant von Windows 8.1, der Windows Server 2012 R2, bringt einige Verbesserungen gegenüber seinem populären Vorgänger Windows Server 2012. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Neuerungen, welche Editionen es gibt und was Sie in puncto Lizenzierung wissen müssen.

Die meisten Neuerungen von Windows Server 2012 R2 finden sich in der Virtualisierungslösung Hyper-V. Davon profitieren Server mit Windows Server 2012 R2 Standard/Datacenter, aber auch der neue Hyper-V-Server 2012 R2 und in großen Teilen auch Windows 8.1.

Die Lösung kann jetzt schneller Server zwischen Hyper-V-Hosts mit der Live-Migration verschieben, indem die Daten komprimiert werden. Um virtuelle Server zwischen Hyper-V-Hosts zu replizieren, steht in Windows Server 2012 Hyper-V-Replica auch ohne Cluster zur Verfügung. In Windows Server 2012 können Sie zur Replikation zwei Hyper-V_Hosts nutzen, in Windows Server 2012 R2 drei Knoten, die auch in einer Kette zusammengeschaltet sein können.

Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, virtuelle Festplatten mehreren Servern zuzuweisen, die Größe der virtuellen Festplatten im laufenden Betrieb zu ändern und den Datendurchsatz für einzelne Server zu steuern. Außerdem lassen sich in Windows Server 2012 R2 VHDX-Festplatten als iSCSI-Ziele zur Verfügung stellen; Windows Server 2012 beherrscht hier nur VHD-Dateien mit einer Größe von 2 TByte. Die Datendeduplizierung in Windows Server 2012 R2 kann jetzt auch Inhalte in VHDX-Dateien erfassen. Das kann vor allem für Hyper-V-Hosts einiges an Plattenplatz einsparen.

Bildergalerie:
Windows Server 2012 R2
Windows Server 2012 R2 kann virtuelle Server auf bis zu drei Hyper-V-Hosts replizieren.
Windows Server 2012 R2
In Windows Server 2012 R2 gibt es neue VMs mit mehr Möglichkeiten als in Vorgängerversionen.
Windows Server 2012 R2
Über erweiterte Sitzungen lassen sich virtuelle Server jetzt sehr viel besser verwalten.
Windows Server 2012 R2
Mit Arbeitsordnern können Unternehmen Anwendern auch mobil Daten zur Verfügung stellen, die automatisiert auf den Server gespeichert werden.
Windows Server 2012 R2
Die Benutzerlizenzen von Windows 8 und Windows Server 2012 sind in Windows 8.1 und Windows Server 2012 R2 weiterhin gültig, auch Lizenzen für die Remotedesktopdienste.
Windows Server 2012 R2
Windows Server 2012 R2 Essentials arbeitet mit dem Dateiversionsverlauf in Windows 8.1 zusammen.

In Windows Server 2012 R2 gibt es die neuen Generation-2-VMs. Diese unterstützen das Booten von SCSI-Festplatten, UEFI und Secure Boot, aber keine emulierte Hardware mehr. Die neuen Server sind schneller aber nur für virtuelle Server auf Basis von Windows Server 2012/2012 R2 oder Rechner mit Windows 8/8.1 vorbehalten.

Die Verwaltung virtueller Server über VM Connect kann in Windows Server 2012 R2 mit dem RDP-Protokoll über die erweiterte Sitzung erfolgen. Dadurch sind die Verbindungen schneller, unterstützen Drag & Drop und USB-Geräte. Windows Server 2012 R2 Essentials ist jetzt offiziell zur Virtualisierung freigegeben. Das heißt, Unternehmen können auf einem physischen Host Windows Server 2012 R2 Essentials virtualisieren und parallel weitere Server.

Bring Your Own Device mit Windows Server 2012 R2 und Windows 8.1

Mit den neuen Betriebssystemen trägt Microsoft auch dem BYOD-Ansatz vieler Unternehmen Rechnung. Auf Rechnern lassen sich Daten offline speichern, ähnlich wie Offline-Dateien. Die Kommunikation findet aber SSL-verschlüsselt und durch Richtlinien abgesichert über die neuen Arbeitsordner (Work Folders) statt. Mit ihnen können Anwender Daten zwischen Server und eigenem PC synchronisieren; notwendig sind dafür Windows 8.1 auf dem PC und Windows Server 2012 R2 auf dem Dateiserver.

Work Folder: Mit Arbeitsordnern können Unternehmen Anwendern auch mobil Daten zur Verfügung stellen, die automatisiert auf den Server gespeichert werden.

Ebenfalls in diesem Bereich fallen Arbeitsplatznetzwerke (Workplace Join). Auch hier können Rechner auf Basis von Windows 8.1 ohne Domänenmitgliedschaft über das Internet auf Webressourcen und andere Daten im Netzwerk zugreifen. Die Authentifizierung dazu findet mit den Active-Directory-Verbunddiensten statt.

Dateiserver können mit Speicher-Pools jetzt zusammen mit SSD-Festplatten Dateien wesentlich schneller zur Verfügung stellen als in Windows Server 2012. Dazu werden die wichtigsten Daten auf den SSD-Platten gespeichert, der Rest auf anderen Platten im Speicher-Pool.

Im Video: Neu in Windows Server 2012 R2

Zum Video: Windows Server 2012 R2 - Neuerungen, Editionen, Lizenzen

Das komplette Videotraining können Sie sich bei video2brain ansehen (Trainer: Thomas Joos): Neu in Windows Server 2012 R2.

Editionen im Überblick

Windows Server 2012 R2 steht in den gleichen Editionen zur Verfügung wie Windows Server 2012. Windows Server 2012 R2 lässt sich sowohl als Mitgliedsserver als auch als Domänencontroller in gemischten Netzwerken einsetzen. Natürlich können Sie Windows Server 2012 R2 auch zusammen mit Windows Server 2012 betreiben.

Das Wichtigste seit Windows Server 2012 ist, dass es nur noch die Editionen Standard, Datacenter, Essentials und Foundation gibt. Das gilt auch für Windows Server 2012 R2. Das Betriebssystem ist, wie der Vorgänger, nur noch als 64-Bit-Software erhältlich. Für Unternehmen spielen vor allem die Editionen Standard und Datacenter eine Rolle. Diese beiden Editionen verfügen über exakt den gleichen Funktionsumfang. Es lassen sich also auch mit der Standard-Edition Cluster, die Rechteverwaltung und alle Funktionen der Active-Directory-Zertifikatsdienste betreiben, die früher den Editionen Enterprise und Datacenter in Windows Server 2008 R2 vorbehalten waren.

Die Editionen Standard und Datacenter unterscheiden sich in Windows Server 2012 R2 lediglich in der Lizenzierung. Dies bedeutet: Die Standard-Edition verfügt jetzt auch über alle Funktionen, die bisher den Enterprise-Editionen von Windows Server vorbehalten waren. Das sind zum Beispiel Failover-Clustering, BranchCache - Gehosteter Cache-Server, Active Directory Federation Services (AD FS) und mehr.

Auf Servern mit Windows Server 2012 R2 Standard dürfen Sie zwei virtuelle Server pro Lizenz installieren. Sollen auf einem Hyper-V-Host mehr virtuelle Server im Einsatz sein, sind mehrere Lizenzen für die Standard-Edition notwendig oder eben eine Datacenter-Lizenz. Die Datacenter-Edition erlaubt den Betrieb unbegrenzt vieler virtueller Server auf einem Host. Beide Editionen decken immer nur zwei Prozessoren des Hosts ab.

Die erforderliche Mindestanzahl von Betriebssystemlizenzen für jeden Server wird durch die Anzahl der physischen Prozessoren des Hosts sowie die Anzahl virtueller Server bestimmt, die Sie auf dem Hyper-V-Host installieren. Setzen Sie Server mit mehreren Prozessoren ein, ist pro Prozessorpaar (nicht Kern) eine Lizenz notwendig, egal welche Edition im Einsatz ist.

Die Virtualisierung mit Hyper-V ist nur mit den beiden Editionen Windows Server 2012 R2 Standard und Datacenter möglich.

Neue Lizenzen und Cloud-Anbindung

Neu in Windows Server 2012 R2 ist die Möglichkeit, auf Basis von Enterprise Agreements bestimmte Lizenzen zu erwerben, die im Betrieb zusammen mit Windows Azure Kosten sparen sollen. Lizenzen von Windows Server 2012 R2 sind direkt an die physische Hardware gebunden.

Lizenzierung: Die Benutzerlizenzen von Windows 8 und Windows Server 2012 sind in Windows 8.1 und Windows Server 2012 R2 weiterhin gültig, ebenso Lizenzen für die Remotedesktopdienste.

Beim Einsatz der Datacenter Edition dürfen Sie so viele virtuelle Server auf dem Host betreiben, wie die Hardware hergibt. Welche Edition Sie einsetzen, müssen Sie sich durchrechnen. Einfach ausgedrückt lohnt sich die Anschaffung der Datacenter Edition dann, wenn Sie auf einem Server mit zwei Prozessoren mehr als 14 virtuelle Server betreiben. Die Datacenter Edition kostet laut Microsoft 6155 US-Dollar, die Standard-Edition 882 US-Dollar.

Neuerungen gibt es im Bereich Benutzerlizenzen (Client Access Licences, CALs). Wenn Unternehmen CALs für Windows Server 2012 im Einsatz haben, sind für Windows Server 2012 R2 keine neuen CALs notwendig. Das gilt nicht nur für normale Zugriffslizenzen, sondern auch für Sonderlizenzen wie die Remotedesktopdienste (RDP-CALs) oder Lizenzen für Active-Directory-Rechteverwaltungsdienste. Auch diese sind für beide Betriebssysteme gleich.

Windows Server 2012 R2 für kleine Unternehmen

Auch in Windows Server 2012 R2 gibt es die Editionen Essentials und Foundation. Windows Server 2012 R2 Essentials erlaubt die Anbindung von bis zu 25 Benutzern, CALs sind für diese Edition nicht erforderlich. Beim Einsatz von Windows Server 2012 R2 Foundation darf auf dem Server nur ein Prozessor eingebaut sein. Bis zu 15 Benutzer dürfen mit dem Server arbeiten, ebenfalls ohne CALs. Der Preis von Windows Server 2012 R2 Essentials wurde auf etwa 501 Dollar erhöht. Windows Server 2012 R2 Foundation ist direkt an die Hardware gebunden und lässt sich nicht gesondert erwerben.

Beim Einsatz von Clients ist es nicht erlaubt, die einzeln erhältlichen Lizenzpakete in Geräte- und Benutzerlizenzen aufzusplitten. Sie dürfen also ein Fünfer-Paket Gerätelizenzen und ein Fünfer-Paket Benutzerlizenzen für einen Server kaufen und lizenzieren. Es ist aber nicht erlaubt, diese Pakete aufzusplitten und zum Beispiel als Zweier-Gerätelizenz und Achter-Benutzerlizenz zu verwenden. Auch ist es nicht zulässig, mit CALs von Vorgängerversionen auf Server mit Windows Server 2012 R2 zuzugreifen.

Wenn Sie mit Geräte-CALs lizenzieren, müssen Sie für jeden PC, der auf diesen Server zugreift, eine Lizenz kaufen, unabhängig davon, wie viele Benutzer an diesem Rechner arbeiten. Wenn Sie Computer betreiben, zum Beispiel im Schichtbetrieb, an denen zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Anwender arbeiten, benötigen Sie für diese PCs nur jeweils eine Geräte-CAL. Im umgekehrten Fall, wenn also ein Benutzer mit mehreren PCs, Notebook oder Smartphones auf den Server zugreift, benötigen Sie für diesen User mehrere Geräte-CALs, da dieser Benutzer mit mehreren PCs auf den Server zugreift. Alternativ können Sie auch eine Benutzer-CAL kaufen.

Jeder Anwender mit einer Benutzer-CAL kann an beliebig vielen PCs eine Verbindung mit einem Server aufbauen. Die CALs müssen eindeutig zugewiesen sein. Sie können daher nicht nur so viele CALs kaufen, wie gleichzeitig User arbeiten, sondern müssen die Gesamtzahl Ihrer Arbeitsstationen, Smartphones und sonstiger Geräte lizenzieren, wenn Sie Geräte-Lizenzen kaufen.

Bei Benutzerlizenzen müssen diese genau der Anzahl der Anwender zugewiesen werden, die insgesamt mit dem Server arbeiten. Es ist nicht erlaubt, auf einem Server Lizenzen von Standard und Datacenter zu mischen. Sie dürfen eine Lizenz auch nicht auf mehrere Server aufsplitten, zum Beispiel eine Lizenz auf zwei Server mit einzelnen Prozessoren.

Windows Server 2012 R2 Foundation verfügt über die Standardverwaltungs-Tools von Windows Server 2012 R2, hat also kein eigenes Dashboard wie Essentials. Windows Server 2012 R2 Essentials ist auf Server mit bis zu zwei Prozessoren beschränkt.

Neuerungen in Windows Server 2012 R2 Essentials

Windows Server 2012 R2 Essentials lässt sich in bestehende Domänen integrieren, auch mehrere Server mit Windows Server 2012 R2 Essentials. Von anderen Niederlassungen aus können Anwender ebenfalls mit dem neuen Connector in Windows Server 2012 R2 Essentials auf Server zugreifen. Installieren Sie die Serverrolle auf einem Mitgliedsserver in der Domäne, dann ist der Server auch danach noch Mitgliedsserver. Er wird nicht zum Domänencontroller heraufgestuft, sondern verwendet nach der Installation der Rolle die bereits verfügbaren Domänencontroller.

Sicherheit: Windows Server 2012 R2 Essentials arbeitet mit dem Dateiversionsverlauf in Windows 8.1 zusammen.

Installieren Unternehmen die Serverrolle von Windows Server 2012 R2 Essentials auf Servern mit Windows Server 2012 Standard/Datacenter, fällt die Beschränkung von 25 Anwendern generell weg. Allerdings muss hier gesondert lizenziert werden. Außerdem können diese Server Mitglied von größeren Active Directory-Gesamtstrukturen werden.

Zusätzlich können Unternehmen mehrere Server in Niederlassungen installieren. Hier gibt es generell keine Grenzen mehr. Das hat den Vorteil, dass sich die Sicherung von Clients in Niederlassungen wesentlich einfacher gestalten lässt, einer der Hauptvorteile von Windows Server 2012 R2 Essentials. Da Windows Server 2012 R2 Essentials über Assistenten verfügt, um Arbeitsstationen über das Netzwerk komplett zu sichern, ist der Einsatz auch bei mittelständischen oder großen Unternehmen durchaus sinnvoll. Die neue Version arbeitet noch besser mit dem Dateiversionsverlauf von Windows 8.1 zusammen und kann Computer mit den Windows Deployment Services auf Basis von Images sichern und wiederherstellen.

Durch die Möglichkeit, Windows Server 2012 R2 Essentials als Serverrolle zu betreiben, können Sie den Server auch als Image über Windows Azure Virtual Machines zur Verfügung stellen. Auch das hat große Vorteile für Unternehmen, die kleine Niederlassungen oder Abteilungen an das Netzwerk anbinden und die Funktionen von Windows Server 2012 R2 Essentials zur Verfügung stellen wollen. (mje)