Ohne Exchange und SharePoint - richtig migrieren

Windows Server 2012 Essentials - der Nachfolger des SBS 2011

23.11.2012 von Thomas Joos
Mit Windows Server 2012 gibt es keinen Small Business Server mehr. Der Nachfolger ist die Essentials-Edition von Windows Server 2012 - ohne Exchange und SharePoint. Unternehmen, die migrieren, müssen einiges beachten.

Wer bisher Microsoft Exchange zusammen mit Small Business Server genutzt hat, muss mit Windows Server 2012 umdenken. Das gilt auch für Unternehmen, die SQL Server oder SharePoint im Small-Business-Server-Netz nutzen. Microsoft nimmt Small Business Server aus dem Programm. Es gibt kein Serverpaket mehr, das das Betriebssystem zusammen mit einem E-Mail- und Datenbank-Server bietet.

Als Alternative besteht die Möglichkeit, Windows Server 2012 Essentials einzusetzen und die Exchange-Daten zu Office 365 auszulagern. Bei der Migration ist aber einiges zu beachten.

Erst Exchange migrieren, dann Windows Server 2012 kaufen

Unternehmen, die beabsichtigen, auf die neue Version zu wechseln, sollten im ersten Schritt die lokalen Exchange-Daten von SBS zu Office 365 migrieren. Dabei spielt es keine Rolle, welche SBS-Version im Einsatz ist. Der Vorteil bei der Migration zu Office 365 ist, dass Unternehmen dadurch auch gleich Zugang zu SharePoint Online erhalten. Auch hier lassen sich die Daten des alten Unternehmens-Webs übernehmen. Die Migration kann entweder mit Tools erfolgen oder auch manuell, je nachdem, wie groß die Menge der Daten ist, die übernommen werden soll.

Doch vor der Migration müssen sich Unternehmen für eine der Office-365-Editionen entscheiden. Bei der Wahl hilft Microsoft mit einer eigenen Internetseite. Die Preise variieren von 3,57 Euro bis zu 19,00 Euro pro Benutzer und Monat. Die Leistungsunterschiede zeigt Microsoft detailliert auf.

Exchange zu Office 365 migrieren

Bei der Migration der E-Mail-Daten hilft der Exchange Deployment Assistant. Eigene Internetdomänen lassen sich in der Verwaltungskonsole an Office 365 anbinden. Unternehmen sollten aber beachten, dass Office 365 nicht alle Anbieter unterstützt; vor allem preiswerte Angebote, beispielsweise von 1&1 und Co,. lassen sich nach unserer Erfahrung nicht immer mit Office 365 verknüpfen.

Die Domänen, die Administratoren an Office 365 anbinden, konfigurieren sie im Webportal über den Administratorbereich unter Verwaltung\ Domänen. Wer keine eigene Domäne hat, kann auch mit der Domäne <Eigener Name>.onmicrosoft.com arbeiten. Diese gehört zum Office-365-Paket dazu. Die Migration der Daten von lokal betriebenen Exchange-Servern auf Office 365 unterstützt Microsoft ebenfalls. Administratoren finden diese Möglichkeit auf der Startseite des Portals, wenn sie auf Optionen im Bereich Outlook oder Exchange Online klicken.

Es besteht aber auch die Möglichkeit, einen zusätzlichen lokalen Exchange-Server an Windows Server 2012 Essentials anzubinden. Der neue Server bietet hierzu ebenfalls einen Assistenten. Eine pauschale Empfehlung, welcher Weg - Office 365 oder eigener Exchange Server - der bessere ist, gibt es nicht, da dies nicht nur eine Sache der Kostenabwägung ist, sondern auch Punkte wie vorhandenes Know-how und Serverhardware zu berücksichtigen sind.

Migration per Neuinstallation vermeidet Probleme mit Altlasten

Laufen Exchange und SharePoint stabil, besteht die Möglichkeit, Windows Server 2012 Essentials im Netz einzusetzen. Da Migrationen allerdings immer auch Aufwand bedeuten, empfiehlt sich eine Neuinstallation mit einer anschließenden Datenübernahme.

Den Server als Neuinstallation ins Netz einzubinden empfiehlt Microsoft ebenfalls. Auf diese Weise fallen keine Altlasten an, und es sind keine komplizierten Migrationsaufgaben notwendig.

In Sachen Hardware benötigt Windows Server 2012 zuerst eine Festplatte mit mindestens 160 GByte Speicherplatz. Das eigentliche Betriebssystem belegt davon maximal 20 GByte. Den Rest verwendet der Server als Datenpartition wie bereits SBS 2011 Essentials. Weitere Systemvoraussetzungen sind:

• CPU: 64-Bit-1,4-Gigahertz-Single-Core oder 1,3-Ghz-Multi-Core (Minimum)

• Arbeitsspeicher: 2 (Minimum) bis 8 (empfohlen) GB RAM oder mehr

• Client-Betriebssysteme: Windows 7, Windows 8, Mac OS X Version 10.5 bis 10.7. Beim Einsatz von Windows Server 2012 Essentials können Unternehmen bis zu 25 Benutzer und 50 Clients anbinden. Wer mehr benötigt, kann auf Windows Server 2012 Standard oder Datacenter setzen. Allerdings fällt dann die zentrale Verwaltung über das Dashboard weg. Eine solche Übernahme sollte deshalb ein IT-Profi bewerkstelligen.

Zugriff: Client-PCs lassen sich auch auf Windows Server 2012 Essentials sichern. Via Webportal hat der User remote Zugriff.

In der Essentials-Version erfolgt die Verwaltung des Servers über ein Dashboard, das bereits von Small Business Server 2011 Essentials her bekannt ist. Der Installationsassistent erstellt automatisiert eine Active-Directory-Domäne und nimmt die erforderlichen Einstellungen vor. Administratoren können alle Aufgaben im Dashboard ausführen - es ist das zentrale Verwaltungswerkzeug von Windows Server 2012 Essentials. Zu Installation und Betrieb sind daher keine Profi-Kenntnisse notwendig.

Clients an den Server anbinden

Im Gegensatz zum SBS-2011-Standard bietet Windows Server 2012 Essentials einen gravierenden Vorteil: Client-Computer lassen sich über einen Agenten auf dem Server sichern und auf einfachem Weg wiederherstellen. Diese Funktion hat Microsoft von SBS 2011 Essentials übernommen (siehe auch Small Business Server 2011: Clients sichern und wiederherstellen). Außerdem haben Anwender die Möglichkeit, über ein Webportal via Internet mit dem Remote-Desktop auf den eigenen Server zuzugreifen. Auf diese Weise können Anwender die Daten auf ihrem PC mit einem eigenen Tool leicht selbst sichern und wiederherstellen. Das entlastet den Administrator.

Cloud-Sicherung und Apps mit Windows Server 2012

Unternehmen können Daten im Windows Server 2012 Essentials in der Cloud beim Microsoft Online Backup Service speichern. Ebenso lassen sich Daten auf herkömmlichem Weg mit der Software von Drittherstellern oder auf einer lokalen Festplatte mit der Windows-Server-Sicherung wegschreiben.

Via Menüpunkt Applications greifen Administratoren auf den internen Store für Windows Server 2012 Essentials zu. Über diesen lassen sich Zusatzprogramme und Add-ins installieren. Der Vorteil dieser Add-ins gegenüber anderen Tools besteht darin, dass sie ebenfalls in das Dashboard integriert sind.

Alternative: Windows Server 2012 Foundation

Unternehmen, die kein Dashboard und keine Assistenten benötigen und keinen Server brauchen, der automatisch ein Active Directory installiert, sollten sich noch mit Windows Server 2012 Foundation auseinandersetzen. Diese Version ist nochmals deutlich günstiger als die Essentials-Variante.

Den niedrigen Preis erkauft sich der Anwender aber mit einigen Einschränkungen: Windows Server 2012 Foundation erlaubt maximal 15 angebundene Benutzer. Ferner gibt es kein einheitliches Verwaltungswerkzeug, und der Administrator sollte einiges Know-how mitbringen. Auch Freigaben werden nicht automatisch angelegt, es gibt keinen Webzugriff, und es lassen sich keine Daten von Client-Computern sichern. Wer sich aber ein wenig mit dem Server auseinandersetzt, kann auf den Client-PCs eine Datensicherung einrichten und diese Daten mittels einer Freigabe des Servers sichern. Alle diese Funktionen müssen aber manuell eingerichtet werden. (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche.