Speicher-Pools, Storage Spaces, ReFS, Hyper-V

Windows Server 2012 - die Neuerungen im Detail

06.03.2012 von Thomas Joos
Windows Server 2012 bringt zahlreiche neue Funktionen mit. Bereits in der Beta-Version ist viel Neues implementiert, wie etwa das Dateisystem ReFS, Speicher-Pools oder weiterreichende Hyper-Funktionen. Grund genug, den jüngsten Familienzuwachs einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen.

Der Release Candidate des kommenden Windows Server 2012 (ehemals als Windows Server "8" bekannt) lässt sich kostenlos testen. Für den Download ist nur eine Registrierung notwendig.

Microsoft stellt vom Windows Server 2012 RC sowohl ISO-Dateien als auch VHDs bereit. Die ISO-Dateien sind zudem als deutsche Versionen verfügbar. Wie beim jetzigen Windows Server, gibt es ausschließlich noch 64-Bit-Versionen.

Systemvoraussetzungen

Im Vergleich zu Windows Server 2008 R2 hat Microsoft mit Windows Server 2012 die Systemvoraussetzungen leicht erhöht. Allerdings sind diese immer noch recht moderat, sodass auch ein Test in virtuellen Servern problemlos möglich ist:

Die Oberfläche nähert sich der endgültigen Version an, was auch beim Installieren und Einrichten von Server-Rollen und -Features schnell auffällt. In Windows Server 2012 ist die Installation als Core-Server, also ohne grafische Oberfläche, der von Microsoft offiziell empfohlene Weg der Installation. Diese Option ist auch standardmäßig ausgewählt. Das heißt, Administratoren, die einen vollständigen Server installieren wollen, müssen aufpassen, dass sie diese Option nicht durch schnelles Wegklicken aktivieren.

Bildergalerie:
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Die Beta-Version des Windows Server 8 / 2012 steht auch in deutscher Sprache zur Verfügung.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
In den Standardeinstellungen erfolgt die Installation als Core-Server ohne Oberfläche.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Der Core-Server lässt sich zu einer vollständigen Installation aktualisieren.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Es ist eine direkte Aktualisierung von Windows Server 2008 / 2012 und Windows Server 2008 R2 zu Windows Server 8 möglich.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Wenn Sie Domänencontroller aktualisieren wollen, müssen Sie zunächst das Schema der Gesamtstruktur erweitern.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Sie können Windows-Server-8/2012-Systeme zu Domänen mit Vorgängerversionen aufnehmen.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Im Server-Manager können Sie Domänencontroller installieren.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
So erfolgt das Installieren eines Domänencontrollers in eine bestehende Domäne mit Windows Server 2008 R2.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Bei Migrationen können Sie Betriebsmasterrollen von Vorgängerversionen auf die neuen Domänencontroller mit Windows 8 / 2012 Server übernehmen.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Sie können die grafische Oberfläche auch entfernen.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Das neue Dateisystem ReFS können Sie bei der Formatierung von neuen Datenträgern auswählen, allerdings nicht für die Systemfestplatte und externe USB-Festplatten.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
ReFS-Datenträger verwalten Sie ebenso mit der Datenträgerverwaltung.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
In Windows Server 8 / 2012 können Sie aus Festplatten Storage-Pools erstellen.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
In Storage-Pools können Sie virtuelle Datenträger anlegen.
Windows Server 8 Beta / Windows Server 2012
Windows Server 8 / 2012 erlaubt Live-Migrationen ohne Cluster.

Im Gegensatz zu Windows Server 2008 R2 ist es aber möglich, eine Core-Installation zu einer Installation mit grafischer Oberfläche zu aktualisieren. Dazu müssen Sie lediglich das Verwaltungsprogramm sconfig auf dem Core-Server starten und den Menüpunkt Wiederherstellen der grafischen Benutzeroberfläche auswählen.

Anschließend installiert der Server seine grafische Benutzeroberfläche. Diese ist in Windows Server 2012 als Server-Feature verfügbar. Das heißt, Sie können von einem vollwertigen Server die grafische Benutzeroberfläche auch wieder deinstallieren. Doch dazu später mehr.

Vorgängerversionen migrieren

Eine direkte Aktualisierung zu Windows Server 2012 ist von Servern mit Windows Server 2008 und Windows Server 2008 R2 möglich. Ältere Versionen lassen dies nicht zu. Sie können Windows Server 2012 aber in Gesamtstrukturen auch als Domänencontroller betreiben, wenn die anderen Domänencontroller mindestens mit Windows Server 2003 installiert sind. Eine entsprechende Meldung erhalten Sie zudem, wenn Sie das Schema für Windows Server 8 aktualisieren.

Als Mitgliedserver integriert sich Windows Server 2012 problemlos in Domänen auf Basis von Windows Server 2003/2003 R2/2008/2008 R2. Um einen Server zu aktualisieren, starten Sie das Betriebssystem, legen den Windows-Server-2012-Datenträger ein und starten die Installation. Wählen Sie Upgrade aus, um das aktuelle Serversystem zu Windows Server 2012 zu aktualisieren. Ein Assistent überprüft, ob der Server alle Voraussetzungen für eine Aktualisierung erfüllt. Sie können mit der aktuellen Beta-Version auch bereits Windows Server 2008 R2 zu Windows Server 2012 direkt aktualisieren. Allerdings hat das bei unseren verschiedenen Tests teilweise zu Abstürzen geführt. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: Auch wenn der neue Server schon einen recht fertigen Eindruck macht, handelt es sich immer noch um eine Beta-Version mit Einschränkungen und Fehler.

Bessere Remote-Desktop-Server mit Windows Server 2012

Wenn Sie Windows Server 2012 in einer Remote-Desktop-Farm mit Windows Server 2008 R2 betreiben, profitieren die veröffentlichten Anwendungen in der Farm von den neuen Funktionen in RemoteFX. Diese reduzieren den Netzwerkverkehr ein weiteres Mal und verbessern die Darstellung des Desktops in Virtual-Desktop-Infrastrukturen, vor allem beim Einsatz von Clients mit Windows 8.

Die neue RemoteFX-Version kann automatisch zwischen TCP und UDP umschalten, abhängig davon.welche Paketart am besten für die aktuelle Geschwindigkeit geeignet ist. Entsprechende Firewall-Einstellungen nimmt Windows Server 2012 automatisch vor. So ist zum Beispiel automatisch der UDP-Port 3389 auf Windows Server 2012-RDP-Servern freigeschaltet, und RemoteFX erkennt automatisch die Geschwindigkeit des Netzwerks, um optimale Einstellungen zu finden. RemoteFX unterstützt 3-D-Darstellungen und Aero mit einer Software-GPU. Außerdem bieten Remote-Desktop-Server durchgehend USB-Unterstützung für Clients, auch für normale Sitzungen auf dem Server.

Domänencontroller mit Windows Server 2012 heraufstufen

Wollen Sie Domänencontroller aktualisieren, müssen Sie zunächst das Schema der Gesamtstruktur erweitern. Dazu führen Sie den Befehl adprep /forestprep auf dem Domänencontroller aus. Sie finden das Tool im Verzeichnis support\adprep auf der Windows-Server-2012-Server-DVD. Damit Sie das Schema erweitern können, müssen Sie zuvor noch mit c die Erweiterung bestätigen. Diese Maßnahmen sollten Sie allerdings nicht in produktiven Umgebungen durchführen, da sich die Änderungen nicht mehr rückgängig machen lassen.

Anschluss: Sie können Windows-Server-2012-Systeme zu Domänen mit Vorgängerversionen aufnehmen.

Nach der Aktualisierung des Schemas sollten Sie mit adprep /domainprep noch die einzelnen Domänen aktualisieren, in denen Sie Domänencontroller mit Windows Server 8 integrieren wollen. Installieren Sie neue Domänencontroller, lassen sich diese problemlos in das Active Directory aufnehmen. Auch Mitgliedsserver mit Windows Server 2012 können Sie in bestehende Domänen aufnehmen, wenn Domänencontroller mit Windows Server 2003/2003 R2/2008/2008 R2 vorhanden sind.

Mitgliedsserver lassen sich auch zu Domänencontrollern heraufstufen. Allerdings geht das nicht mehr mit dcpromo, sondern über den Assistenten im Server-Manager oder in der PowerShell.

Die Befehle sehen Sie, wenn Sie in der PowerShell 3.0 in Windows Server 2012 zunächst das entsprechende Modul mit Import-Module ADDSDeployment laden. Die Befehle lassen Sie sich mit

get-command *adds*

anzeigen. Mit dem CMDlet Install-ADDSDomainController installieren Sie in einer bestehenden Domäne zum Beispiel einen neuen Domänencontroller, mit Install-ADDSDomain eine neue Domäne und mit Install-ADDSForest eine neue Gesamtstruktur.

Die Verwaltungskonsole Active Directory Administrative Center erlaubt mehr Möglichkeiten, zum Beispiel die Aktivierung und Verwendung des AD-Papierkorb. Administratoren können Einstellungen, die sie vornehmen, auch als PowerShell-Befehl anzeigen. Diese zeigt das Active Directory Administrative Center in der Windows PowerShell History im unteren Bereich der Konsole an.

Um einen Domänencontroller hinzuzufügen, müssen Sie sich keine langen PowerShell-Befehle merken, sondern die PowerShell fragt alle notwendigen Optionen ab und stuft den Server dann zum Domänencontroller herauf, wenn Sie das entsprechende CMDLet starten. Auch den Neustart übernimmt die PowerShell. Bei Migrationen können Sie Betriebsmasterrollen von Vorgängerversionen auf die neuen Domänencontroller mit Windows 8 Server übernehmen. Die Vorgänge dazu sind identisch mit der Übernahme in Windows Server 2008 R2.

Grafische Oberfläche installieren und entfernen

Ab der Beta-Version von Windows Server 2012 haben Sie auch die Möglichkeit, die grafische Oberfläche von einem Server zu entfernen und diesen damit zu einem Core-Server zu machen. Dazu rufen Sie im Servermanager die Verwaltung der Rollen und Features auf und entfernen die Features Grafische Verwaltungstools und Infrastruktur sowie Grafische Servershell.

Ballast abwerfen: Sie können die grafische Oberfläche auch entfernen.

Auf Core-Servern können Sie wiederum über sconfig die Oberfläche aktivieren und installieren. Mit Windows Server 2012 haben Unternehmen daher eine sehr hohe Flexibilität bei der Konfiguration von Core-Servern. Auf diesem Weg können Sie zum Beispiel einen Server bequem über die grafische Oberfläche einrichten und danach die Oberfläche deinstallieren. Anschließend haben Sie einen sicheren Core-Server.

Beim Wechsel zwischen Core-Server und Server mit GUI bleiben alle Einstellungen und Server-Rollen oder -Features erhalten. Windows Server 8 entfernt nur Funktionen der grafischen Oberfläche. Ein Wechsel dauert nur wenige Sekunden bis Minuten, abhängig von der Geschwindigkeit des Servers. Daten gehen dabei keine verloren.

ReFS - das neue Dateisystem

In der Beta-Version von Windows Server 2012 ist auch das neue Dateisystem ReFS (Resilient File System, unverwüstliches Dateisystem) integriert. Dieses können Sie bei der Formatierung von neuen Datenträgern auswählen, allerdings nicht für die Systemfestplatte und für externe USB-Festplatten. Das neue Dateisystem ist wesentlich unempfindlicher als NTFS und kann sich selbst reparieren.

Resilient File System: Das neue Dateisystem ReFS können Sie bei der Formatierung von neuen Datenträgern auswählen, allerdings nicht für die Systemfestplatte und für externe USB-Festplatten.

Außerdem arbeitet das neue System optimal mit den neuen Speicher-Pools zusammen, mit denen sich mehrere Datenträger zu einem gemeinsamen Speicherplatz zusammenfassen lassen. Das neue Dateisystem soll sehr unempfindlich gegen Datenverlust sein.

ReFS gibt es aktuell nur für die Serverversion von Windows 8. Geben Sie aber Daten auf einer ReFS-Partition im Netzwerk frei, können Anwender mit Windows-8-Computern auch auf diese Daten zugreifen. Die Verwaltung der Berechtigungen bleibt gleich, ReFS unterstützt aber auch die neue dynamische Zugriffskontrolle von Windows 8.

ReFS-Datenträger können eine Größe von 16 Exabyte erreichen. Verzeichnisse auf ReFS-Dateiträgern können nahezu eine unbegrenzte Anzahl Dateien speichern, und auch die Anzahl der Verzeichnisse kann mehrere Trillionen betragen. Dateinamen können eine Länge von 32.000 Zeichen haben. Laut Microsoft sollen keine Inkompatibilitäten mit Anwendungen existieren.

Gemeinsame Sache: In Windows Server 8 können Sie aus Festplatten Storage-Pools erstellen.

Physische Datenträger können Sie in Windows Server 2012 zu Speicher-Pools zusammenfassen. Diese lassen sich wie RAID-Systeme auch hochverfügbar betreiben. Auf den Speicher-Pools lassen sich dann virtuelle Datenträger erstellen, die sogenannten Storage Spaces. Von der Anzahl an physischen Festplatten her sind Storage-Pools nicht begrenzt.

Der Vorteil der Pools ist, dass sich diese im laufenden Betrieb erweitern lassen. Storage Spaces entsprechen virtuellen Festplatten; sie sind dabei auf mehrere Festplatten innerhalb eines Storage Pools verteilt. Administratoren können so auch eine Ausfallsicherheit konfigurieren, zum Beispiel durch Spiegelung der Daten auf mehrere physikalische Datenträger.

Speicher-Pools im Server-Manager verwalten

Die Verwaltung von Storage Spaces/Storage Pools erfolgt entweder in der PowerShell oder im Server-Manager. Die grafische Oberfläche ist nicht in der Developer Preview von Windows 8 integriert, aber im Server-Manager der Beta-Version von Windows Server 2012. Sobald Sie eine Festplatte in einen Storage Pool integriert haben, lässt sich diese nicht mehr direkt ansprechen. Im Server-Manager finden Sie die Verwaltung der Storage-Pool über File and Storage Services. Damit Sie Festplatten hinzufügen können, müssen diese online geschaltet sein. Allerdings darf der physikalische Datenträger nicht formatiert sein. Über einen Assistenten wählen Sie den entsprechenden Server aus, auf dem Sie den Storage Pool erstellen wollen. Anschließend wählen Sie die physikalischen Festplatten aus, die am Pool teilnehmen sollen.

Nachdem Sie einen Speicher-Pool erstellt haben, können Sie im Server-Manager neue virtuelle Datenträger (Storage Spaces) erstellen. Hier wählen Sie den Speicher-Pool aus, in dem der Space positioniert sein soll, sowie die Ausfallsicherheit.

Verbesserte Live-Migrationen in Hyper-V

In der Beta-Version lassen sich auch die neuen verbesserten Funktionen der Live-Migration testen. Virtuelle Server können Sie mit Windows Server 2012 auf Dateifreigaben ablegen. Da Windows Server 8 die neue Version 2.0 des Server Message Block (SMB) mitbringt, ist der Zugriff auf Freigaben wesentlich beschleunigt.

Fortschritt: Windows Server 8 erlaubt Live-Migrationen ohne Cluster.

Die neue Version ermöglicht mehrere parallele Zugriffe auf eine Freigabe und Datei, sodass die Datenübertragung wesentlich beschleunigt wird. Die neue Live-Migration unterstützt Netzwerkbandbreiten von bis zu 10 GByte/s. Live-Migrationen lassen sich auch zwischen Servern durchführen, die nicht Bestandteil eines Clusters sind. Dazu müssen die Dateien der virtuellen Server lediglich an einem zentralen Speicherort verfügbar sein. In Clustern lassen sich mehrere Live-Migrationen auf einmal starten, das geht in Windows Server 2008 R2 noch nicht. Ob ein Hyper-V-Host Live-Migrationen empfangen kann, legen Sie entweder während der Installation von Hyper-V oder nachträglich im Hyper-V-Manager fest.

Im Rahmen der Migration zu Windows Server 2012 lassen sich in der neuen Version auch virtuelle Server importieren, die vorher nicht expliziert exportiert wurden. Als Quelle reichen kopierte virtuelle Server aus. Der Assistent zum Importieren prüft anschließend den virtuellen Server und zeigt eventuelle Probleme zuverlässig an. Microsoft hat diese Funktion extrem erweitert, um Fehler von importierten Maschinen bei Migrationen auszuschließen. Hyper-V-Replica, also die Replikation von virtuellen Servern zwischen Hyper-V-Hosts, funktioniert ab der Beta auch problemlos zwischen WAN-Verbindungen. Hyper-V unterstützt Hosts mit bis zu 256 Prozessoren und 2 TByte RAM. Virtuellen Servern können Sie bis zu 32 Prozessoren und 1 TByte Arbeitsspeicher zuweisen. (mje)