Windows Server 2003 überwachen: Systemressourcen optimieren

18.03.2005 von LEE SCALES  und John  Michell
Der vorletzte Teil der Serie über den Windows Server 2003 beschäftigt mit der Überwachung und Optimierung der vier Hauptsystemkomponenten Arbeitsspeicher, Festplatten, Prozessor und Netzwerk.

Unsere Serie zum Windows Server 2003 zeigt Ihnen die verschiedenen Aspekte und Hilfsmittel auf, die bei der Überwachung eines Servers hilfreich sind. Die Artikelserie hilft Ihnen, die Kernkompetenzen zu erwerben, die nach Meinung von Microsoft für einen Administrator nötig sind, um mit Windows Server 2003 umgehen zu können. Die sechs Teile der Artikelserie beschäftigen sich mit folgenden Themen:

Ereignisse überwachen und analysieren mit Ereignisanzeige und Systemmonitor.

Hier lernen Sie, wie Sie mit dem Systemmonitor die Leistung Ihres Windows-Server-2003-Rechners überwachen. Zudem erfahren Sie, wie Sie mit den Protokollen der Ereignisanzeige Fehler finden und identifizieren.

Datei- und Druck-Server verwalten mit Task-Manager, Ereignisanzeige und Systemmonitor.

Hier lernen Sie, den Datei- und Druckgebrauch mit Hilfe der verschiedenen Tools von Windows Server 2003 zu überwachen. Zudem erfahren Sie, wie man Leistungsbremsen identifiziert.

Fehlerbehebung bei Druckwarteschlangen.

Wenn Sie mit Windows Server 2003 arbeiten, sollten Sie unbedingt wissen, wie man Probleme beim Druck beseitigt. Drucken gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Windows-Server-2003-Servers.

Server-Leistung überwachen.

Auch mit den Leistungscharakteristika Ihrer 2003-Server sollten Sie sich auskennen. So können Sie potenzielle Probleme identifizieren, ehe diese zu Ausfällen führen.

Eine Server-Umgebung hinsichtlich Applikations-Performance überwachen und optimieren.

Hier lernen Sie, wie man einen Windows Server 2003 überwacht und optimiert, indem man die vier grundlegenden Arten von Leistungsobjekten im Auge behält.

Die Serie basiert auf Kapitel 6 des Buches "MCSA/MCSE - Windows Server 2003 verwalten und warten. Examen70-290" von Lee Scales und John Michell. Erschienen ist es im Verlag Addison-Wesley. Sie können sich das über 600 Seiten starke Buch in unserem Buchshop bestellen oder als eBook beziehen.

Serie: Windows Server 2003 überwachen und optimieren

Teil 1

Die Ereignisprotokolle

Teil 2

Überwachung

Teil 3

Der Task-Manager

Teil 4

Server-Umgebung optimieren

Teil 5

Systemressourcen optimieren

Teil 6

Datei- und Drucker-Server überwachen

Systemressourcen optimieren

Ehe Sie einen Server optimieren können, müssen Sie seine Charakteristika verstehen. Sie müssen wissen, wie er unter normaler Auslastung funktioniert und welche Bereiche unter Druck stehen, wenn die Last zunimmt. Das hängt alles vom Applikationstyp und der Serverauslastung ab. Ein Webserver etwa reagiert anders auf hohe Auslastung als ein Terminaldienste-Server.

Der erste Schritt bei der Optimierung sollte das Bestimmen des Basisverhaltens sein. Protokollieren Sie dazu die Leistungsdaten für den Server unter normaler Last für einen sinnvollen Zeitraum. Ein sinnvoller Zeitraum ist mindestens ein Tag, besser eine Woche oder länger. So lernen Sie die verschiedenen Komponenten Ihres Servers unter Normalbedingungen und Last kennen. Ihre Stichprobe sollte so groß sein, dass Sie alle Höhen und Tiefen ausmachen können und wissen, wo die Normalwerte für Ihren Server liegen.

Sobald Sie dieses Basisverhalten kennen, beobachten Sie Ihren Server unter Last und identifizieren die Komponenten, die die Gesamtleistung Ihres Servers beschränken. Die vier Komponenten, die am häufigsten zur Leistungsbremse eines Systems werden, sind RAM, Festplatten, CPU und NIC. Die folgenden vier Abschnitte erklären, wie Sie die Ressourcen dieser zentralen Serverobjekte optimieren.

Speicherleistungsobjekte

Das Speichersystem von Windows Server 2003 verwendet eine Kombination aus physikalischem Speicher und einer festplattengespeicherten Auslagerungsdatei, um den Applikationen den Platz zur Ausführung zu geben. Wenn Daten im Speicher in die Auslagerungsdatei verschoben werden, nennt man das Auslagern oder englisch Paging. Dank des Auslagerns kann Applikationen mehr Speicher zur Verfügung gestellt werden. Windows Server 2003 gaukelt den Applikationen mithilfe des Auslagerns vor, es stehe mehr RAM zur Verfügung, als es wirklich gibt. Die Menge des virtuellen Speichers auf einem Computer ist die Gesamtmenge des physikalischen Speichers plus die Menge an Festplattenspeicherplatz, der für die Auslagerungsdatei reserviert ist.

Da es um Zehnerpotenzen langsamer ist, auf die Festplatte als auf das RAM zuzugreifen, müssen Sie dafür sorgen, dass der Server möglichst selten Daten auf die Festplatte auslagert. Am einfachsten bewerkstelligen Sie dies, indem Sie mehr RAM in den Rechner einbauen.

Es gibt unter anderem folgende Leistungsindikatoren für die Überwachung der Speicher-Performance:

Datenträgerleistungsobjekte

Das Datenträgersubsystem kann direkt oder indirekt zum Flaschenhals werden. Wenn der Zugriff auf die Datenträger zu langsam ist, wirkt sich dies negativ auf die Ladezeit von Applikationen und die Lese- und Schreibzeiten von Applikationsdaten aus. Da Windows Server 2003 virtuellen Speicher verwendet, betrifft ein langsames Datenträgersubsystem indirekt auch die Speicher-Performance.

Dies sind die wichtigsten Leistungsindikatoren beim Datenträgersubsystem:

Vermeiden Sie Messfehler

Falls Sie eine Protokolldatei für Datenträgerobjekte erstellen, dürfen Sie die Datei nicht auf die Festplatte schreiben, die Sie ausmessen wollen. Sie würden keine zuverlässigen Werte erhalten, denn das Auslesen des Objekts und das Schreiben auf das Laufwerk würden eine zusätzliche Belastung darstellen.

Prozessorleistungsobjekte

Die CPU ist das Herz Ihres Servers. Die meisten Operationen des Servers werden entweder direkt oder indirekt vom Prozessor kontrolliert. Die meisten Leistungsprobleme von Prozessoren werden dadurch hervorgerufen, dass mehrere Prozesse gleichzeitig ablaufen, die in Summe mehr Rechenleistung erfordern, als die CPU aufbringen kann. Sie können dann die CPU durch ein schnelleres Modell ersetzen oder aber bei einem Mehrprozessorsystem eine weitere CPU installieren.

Um Probleme mit dem Prozessor zu identifizieren, müssen Sie die folgenden Leistungsindikatoren überwachen:

Netzwerkleistungsobjekte

Dank der 100-Mbit- und 1000-Mbit-Netzwerkkarten gibt es weit seltener Leistungsprobleme mit Netzwerkkarten als mit Prozessoren, Festplatten oder RAM. Aber es kann vorkommen, dass die Netzwerkkarte das System ausbremst. Das passiert am häufigsten bei Web- und Terminaldienste-Servern.

Um Leistungsprobleme von Netzwerkschnittstellen zu diagnostizieren, überwachen Sie die folgenden Leistungsindikatoren:

Andere Leistungsindikatoren, die Sie überwachen können, umfassen die protokollspezifischen Objekte wie ICMP, IP, TCP und UDP.

Sie sollten die üblichen Leistungsindikatoren kennen und wissen, was sie bedeuten. Merken Sie sich, welche Werte normal sind und welche Werte darauf hinweisen, dass eine Komponente ausgetauscht werden sollte.

Serverhardware überwachen, um Leistungsbremsen zu finden

Eine Leistungsbremse (auch Flaschenhals genannt) ist eine Komponente in einem Computersystem, die verhindert, dass ein anderer Teil des Systems mit bestmöglicher Leistung arbeitet. Eine Leistungsbremse muss nicht unbedingt eine Komponente sein, die mit 100% ihrer Leistung arbeitet. Es kann durchaus sein, dass eine Komponente, die mit 60% arbeitet, andere Komponenten ausbremst. Flaschenhälse lassen sich nie ganz eliminieren. Es wird immer eine langsamste Komponente in Ihrem System geben. Sorgen Sie dafür, dass der Benutzer die wichtigste Leistungsbremse darstellt. Anders formuliert: Das System sollte stets schneller als der Benutzer sein.

Das Auffinden und Eliminieren von Leistungsbremsen ist keine exakte Wissenschaft. Es ist nicht einmal ein automatischer Prozess. Indem Sie bekanntes Standardverhalten mit der aktuellen oder aufgezeichneten Aktivität vergleichen, müssen Sie Hinweise finden, die auf einen Flaschenhals verweisen. Die Objekte und Leistungsindikatoren, die in den vorherigen Abschnitten dieses Kapitels besprochen wurden, sind ein erster Anhaltspunkt für Ihre Suche nach Leistungsbremsen.

Jedes System ist anders. Ein Messwert, der in dem einen System auf einen Flaschenhals hinweist, mag bei einem anderen System ganz normal sein. Sie sollten nach Bereichen suchen, in denen sich die Computerleistung außerhalb der als Standard gemessenen Werte bewegt. Wenn Sie einen Problembereich gefunden haben, sollten Sie per Softwarekonfiguration oder Hardwareumbau aktiv werden. Die Tabelle fasst einige wichtige Leistungsindikatoren und die Werte, die auf mögliche Probleme hinweisen, zusammen. In unserem Artikel Know How: Windows Performance Counter finden Sie weitere interessante Zähler um den Engpässen in Ihrem System auf die Schliche zu kommen.

Wichtige Leistungsindikatoren

Komponenten

Leistungsindikator

Messwert

Speicher

Seiteneingabe/s

2 oder mehr bedeutet, dass ausgelagert wird

Speicher

Verfügbare Bytes

Weniger als 4 MB bedeutet, dass Sie mehr RAM brauchen

Auslagerungsdatei

Maximale Belegung (%)

80% oder mehr bedeutet, dass Sie die Größe der Auslagerungsdatei erhöhen müssen.

Physikalischer Datenträger

Durchschnittliche Warteschlangenlänge des Datenträgers

Die Zahl der wartenden Anfragen sollte nicht höher als die Zahl der Festplatten plus 2 sein

Physikalischer Datenträger

Zeit (%)

Anhaltende Werte von 90% oder mehr könnten darauf hinweisen, dass der Datenträger zu langsam ist

Prozessor

Prozessorzeit (%)

Falls dieser Wert über einen längeren Zeitraum mehr als 80% beträgt, könnte die CPU eine Leistungsbremse sein.

System

Prozessor-Warteschlangenlänge

Ein anhaltender Wert von 2 oder mehr bedeutet Prozessor-Überlastung.

Netzwerkschnittstelle

Gesamtzahl Bytes/s

Falls der höchste beobachtete Wert weniger als 75% des erwarteten Werts beträgt, könnte es Kommunikationsprobleme geben, die die NIC verlangsamen.

Netzwerkschnittstelle

Ausgabewarteschlangenlänge

Falls im Schnitt höher als 2, kommt es zu Verzögerungen.

Andere Hinweise auf Leistungsbremsen sind lange Task-Warteschlangen, Task-Häufigkeiten, Task-Dauer, Task-Fehler, Neuübertragungen oder Neuanfragen und Systemunterbrechungen. Mit etwas Übung und unseren Anregungen sollten Sie schnell ein Gefühl für die Suche nach Leistungsbremsen erhalten.

Begleitete Praxisübung

Als Systemadministrator überwachen und verwalten Sie etliche Server und Workstations. Der Großteil Ihrer Arbeit besteht aus dem Abarbeiten von Fragen sowie in der Fehlerbehandlung häufiger Probleme wie Druckprobleme, vergessene Kennwörter oder ähnlichem.

Doch der spannende Teil Ihres Jobs besteht darin, interessante Probleme zu lösen: Der Server wirkt etwas langsam oder die Datenbankaktualisierung dauert zu lange.

Wie würden Sie bei einem solchen Problem vorgehen? Welche Tools von Windows Server 2003 würden Ihnen dabei helfen? Versuchen Sie, selbstständig eine Strategie zu entwickeln, um solche Probleme anzugehen.

Eine mögliche Lösung finden Sie im nächsten Kapitel.

Lösungsansatz

1. Wählen Sie START, VERWALTUNG, LEISTUNG.

2. Das Tool Leistung öffnet sich und zeigt den Systemmonitor. Per Vorgabe werden die folgenden Leistungsindikatoren angezeigt:

3. Diese vorgegebenen Indikatoren zeigen Ihnen sofort, wenn einer oder mehrere der überwachten Bereiche einen Flaschenhals darstellen. Für detailliertere Betrachtungen können Sie weitere Leistungsindikatoren hinzufügen.

4. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine beliebige Stelle im Graph. Wählen Sie im Kontextmenü LEISTUNGSINDIKATOREN HINZUFÜGEN.

5. Im Dialogfeld LEISTUNGSINDIKATOREN HINZUFÜGEN wählen Sie zusätzliche Leistungsindikatoren über die Dropdown-Liste LEISTUNGSOBJEKT aus. Fügen Sie mindestens eines der besprochenen Netzwerkobjekte hinzu, denn bei den vorgegebenen Leistungsindikatoren gibt es kein Netzwerkobjekt.

6. Klicken Sie auf HINZUFÜGEN. Wiederholen Sie dies für alle anderen gewünschten Leistungsindikatoren. Klicken Sie zum Schluss auf SCHLIEßEN.

Ausblick

Im sechsten Teil unserer Serie gehen wir gezielt auf die Überwachung von Datei- und Druckerservern ein. Mit diesem Kapitel endet die Serie über den Windows Server 2003.

Die Serie basiert auf Kapitel 6 des Buches "MCSA/MCSE - Windows Server 2003 verwalten und warten. Examen 70-290" von Lee Scales und John Michell. Erschienen ist es im Verlag Addison-Wesley. Sie können sich das über 600 Seiten starke Buch in unserem Buchshop bestellen oder als eBook beziehen.

Serie: Windows Server 2003 überwachen und optimieren

Teil 1

Die Ereignisprotokolle

Teil 2

Überwachung

Teil 3

Der Task-Manager

Teil 4

Server-Umgebung optimieren

Teil 5

Systemressourcen optimieren

Teil 6

Datei- und Drucker-Server überwachen