Windows-Panne legt britische Behörde lahm

29.11.2004 von Rainer Doering
Ein Fehler in der Administration des britischen Department for Work and Pensions (DWK) hat in der vergangenen Woche tausende von Arbeitsplatzrechnern tagelang lahm gelegt. Über das exakte Ausmaß des IT-Desasters kursieren unterschiedliche Zahlen.

Auch über die Ursache herrscht bislang Unklarheit. Sicher scheint lediglich, dass ein missglücktes Windows-Update die Katastrophe auslöste. Berichten zufolge sollte ein kleiner Teil der noch mit dem Betriebssystem "Windows 2000" arbeitenden Rechner auf Windows XP umgestellt werden. Doch das notwendige Update, das eigentlich nur auf einer begrenzten Anzahl von PCs installiert werden sollte, verbreitete sich aufgrund eines Fehlers unkontrolliert im gesamten Netz.

Einer anderen Version zufolge experimentierten Techniker des für das gesamte System zuständigen Dienstleisters EDS mit einigen wenigen XP-Rechnern im Behördennetz. Versehentlich sei ein Patch für diese Computer für das gesamte Netz freigeschaltet worden. Daraufhin saßen tausende von Beamten vor dem berüchtigten "Blue Screen of Death" (BSOD).

EDS und Microsoft hätten tagelang an der Lösung des Problems gearbeitet, berichtete ein Sprecher des DWP am Freitag vergangener Woche. Inzwischen sei der Großteil der Systeme wiederhergestellt. Lediglich kleinere Schwierigkeiten beispielsweise im E-Mail-System müssten noch beseitigt werden.

Welche Auswirkungen die Panne auf die britische Bevölkerung haben wird, ist derzeit nicht abzusehen. Die Behörde betreut rund 24 Millionen Briten. Es sei damit zu rechnen, dass es bei Anträgen und Zahlungen zu Verzögerungen kommen werde, räumte der Sprecher ein. Allerdings arbeite man an Plänen, um diese möglichst gering zu halten.

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Desaster schlecht fürs Image

EDS und Microsoft wollten zu den Vorfällen bislang nicht Stellung beziehen. Lediglich aus Microsofts Hauptquartier in Redmond kam die kurze Mitteilung, man arbeite eng mit den Partnern zusammen, um die Situation zu bereinigen und das DWP zu unterstützen. Der britische Staatssekretär Allan Johnson hat bereits eine offizielle Untersuchung des Vorfalls angekündigt, um die Rolle von Microsoft und EDS während des IT-Desasters zu untersuchen. Beide IT-Anbieter betreiben das DWP-System im Rahmen eines 3,8 Milliarden US-Dollar schweren Dienstleistungsvertrags.

Für EDS ist die jüngste Windows-Katastrophe ein weiteres Glied einer Pannenserie in britischen Behörden. So kämpft die Child Support Agency (CSA), eine Unterbehörde der DWP, seit Monaten mit einem rund 843 Millionen US-Dollar teuren EDS-System. Nur 13 Prozent der fast 500 000 unterstützungsbedürftigen Elternpaare hätten wegen der Schwierigkeiten bislang die ihnen zustehende Unterstützung erhalten. Da die Probleme immer noch nicht gelöst werden konnten, halten die DWP-Verantwortlichen mittlerweile die monatlichen Zahlungen in Höhe von rund 1,85 Millionen US-Dollar für den Betrieb des Systems an den IT-Dienstleister zurück. (Martin Bayer/doe)

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