Neben Live-Übertragungen kann über die Windows Media Services auch Content, der mit Anwendung wie dem Windows Media Encoder, dem Microsoft Producer for Powerpoint oder dem Windows Movie Maker erzeugt wurde, verteilt werden. Auch digitaler Content, der mit anderen Anwendungen erzeugt wurde, wird unterstützt.
Die Grundfunktionalität
Für die Bereitstellung von „streaming content“, also Informationen, die beim Benutzer nicht einmal übertragen und dann angezeigt, sondern „live“ dargestellt werden sollen, sind Technologien erforderlich, die es bei Webservern in dieser Form nicht gibt. Webserver sind darauf ausgelegt, Informationen einmal zu übertragen und anschließend die nächste Anforderung umzusetzen. Dagegen braucht es für das Streaming eine Übertragung mit vorhersagbaren, möglichst gleich bleibenden Übertragungsraten, auch wenn über die Pufferung von Informationen einiges ausgeglichen wird.
Daher arbeiten Media-Server mit UDP (User Datagram Protocol) als Protokoll für die Übertragung von Informationen und unterstützen Mechanismen wie Multicasts, mit denen Daten an mehrere Empfänger parallel übertragen werden können.
Wichtig sind auch Playback-Funktionen, mit denen auf einen beliebigen Punkt innerhalb des Contents zugegriffen werden kann. Webserver können einen Inhalt übertragen oder nicht – aber sie können nicht flexibel Teile liefern.
Administrationsschnittstellen
Die Administration erfolgt über drei mögliche Schnittstellen:
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Ein MMC-Snap-In, mit dem alle Funktionen administriert werden können. Dort erwarten Sie eine Reihe von Assistenten, mit deren Hilfe Sie wichtige Verwaltungsaufgaben einfacher durchzuführen sind.
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Eine Webschnittstelle, die eine vergleichbare Funktionalität bietet.
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Die Konfiguration kann aber auch in wichtigen Bereichen über Skripts erfolgen. Das ist beispielsweise für die Batch-Konfiguration und die Verwendung von Telnet für die Remote-Administration von Bedeutung.
Wichtig ist auch, dass eine permanente Überwachung mit Echtzeitstatistiken geboten wird. Damit lassen sich Problemsituationen beim Server einfacher erkennen. Die Statistiken können auch für Gruppen von Servern ausgegeben werden. Da in größeren Umgebungen typischerweise mit mehreren Media-Servern für die Lastverteilung gearbeitet wird, ist das unverzichtbar.
Erweiterbarkeit
Wichtig ist auch, dass die Windows Media Services eine erweiterbare Anwendung sind. Insgesamt werden über 60 Schnittstellen mit mehr als 500 Eigenschaften und Methoden unterstützt. Damit können sowohl ergänzende administrative Anwendungen realisiert als auch die Windows Media Services in andere Anwendungsumgebungen eingebettet werden.
Es gibt ein eigenes SDK dafür, in dem auch die Nutzung mit allen gängigen Programmiersprachen beschrieben ist.
Fast Streaming
Eine der wichtigsten Neuerungen in der Version 9 des Produkts ist das Fast Streaming. Damit werden Inhalte schneller und zuverlässiger übermittelt. Dazu gehören mehrere funktionale Teilbereiche:
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Mit Fast Start wird ein schneller Start der Content-Lieferung erreicht. Dazu können unter anderem – in Verbindung mit neuen Media-Playern – Informationen in den Puffer mit einer höheren Bitrate geschrieben werden, als später für die Übertragung verwendet wird. Somit wird der Puffer schneller gefüllt.
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In ähnlicher Weise arbeitet auch Fast Cache. Auch hier kann die höhere Übertragungsrate von Netzwerken verwendet werden, um Informationen in den Cache des Players zu schreiben. Man erreicht das beispielsweise in Netzwerken mit unzuverlässig verfügbarer Bandbreite oder hohen Latenzzeiten eine zuverlässige Übertragung.
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Die dritte Technologie ist das Fast Recovery, mit dem sich Informationen durch eine spezielle Fehlerkorrektur (Forward Error Correction) schneller beseitigen lassen. Dazu werden redundante Pakete an Nutzer von drahtlosen Verbindungen gesendet. Die Daten müssen so nicht nach Erkennung eines Fehlers erst vom Server angefordert werden.
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Schließlich wird mit dem Fast Reconnect erreicht, dass Verbindungen von Playern zum Server und zwischen Servern automatisch wieder aufgebaut werden. Dabei synchronisieren sich die Systeme auch, so dass es möglichst keine Unterbrechungen mehr gibt. Das geht nicht immer, da beispielsweise bei Videos geschätzt werden muss, wo wieder aufgesetzt werden muss.
In der Summe werden Übertragungen von Streaming Media damit deutlich zuverlässiger, wozu auch die neueren Versionen des Windows Media Player und die insgesamt höheren verfügbaren Bandbreiten beitragen.
Dynamische Content-Lieferung
Ein weiterer wichtiger Funktionsbereich der Windows Media Services 9 ist die dynamische Lieferung von Content, um Informationen flexibel bereitstellen zu können.
Das wichtigste Element dafür sind die Server-Side Playlists als Listen von Content, der auf dem Server zur Verfügung steht. Diese Listen können jederzeit, auch während Live-Übertragungen, angepasst werden. Die Listen sind in XML beschrieben und werden über einen als SMIL 2.0 (Synchronized Multimedia Integration Language) bezeichneten Standard synchronisiert. Dieser Standard kann auch mit externen Systemen genutzt werden, die den Content ins Internet verbreiten.
Über solche Playlists lassen sich viele wichtige Funktionen ausführen:
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Content kann bereitgestellt, wiederholt und zeitlich beschränkt werden.
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Content kann gezielt für Systeme bereitgestellt werden, die keine clientseitigen Listen unterstützen.
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Werbung kann in den Content eingefügt werden oder Content in Werbung integriert werden.
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Ohne Auswirkungen für den Client kann zwischen Live-Streams und gespeicherten Inhalten gewechselt werden.
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Unterschiedliche Inhalte können miteinander einfach kombiniert werden.
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Content kann einfach unterbrochen werden, um andere Inhalte wie wichtige Nachrichten oder Werbung zu platzieren.
Im Ergebnis wird es mit diesem Ansatz sehr viel einfacher, die bereitgestellten Inhalte anzupassen, da die Listen festlegen, was dargestellt wird, aber auch jederzeit modifiziert werden können.
Werbung spielt vor allem im kommerziellen Einsatz eine wichtige Rolle. Die Windows Media Services 9 unterstützen auch die Integration mit Servern von Drittanbietern, mit denen Werbung gezielt und personalisiert beispielsweise auf Basis von Cookie-Informationen geliefert werden kann.
Wichtig sind auch die als Edge Delivery bezeichneten Funktionen. Mit diesen kann beispielsweise eine einfachere Integration mit Cache-und Proxy-Servern erfolgen. Außerdem werden alle wichtigen Protokolle im Bereich des Streamings unterstützt, unter anderem RTSP (Real Time Streaming Protocol), IGMP v6 und IPv6.
IPTV
Eine weitere interessante Funktion ist IPTV (Internet Protocol Television). Dabei handelt es sich um ein Protokoll, mit dem weitere Dienste bereitgestellt werden. Dazu gehören Funktionen wie Video-on-Demand, Broadcast-Dienste und verbesserte Streaming-Funktionen. Außerdem werden damit auch die Funktionen für den schnellen Start und das schnelle Suchen innerhalb von Content optimiert.
Ein weiterer Punkt ist die Möglichkeit, Daten anzuzeigen, während sie archiviert werden. Es kann also bereits auf den Anfang der archivierten Informationen zugegriffen werden, bevor die Archivierung vollständig abgeschlossen ist. Das ermöglicht beispielsweise zeitversetzte Übertragungen von digitalen Inhalten.
Mit der Installation und Nutzung der Windows Media Services 9 wird sich ein weiterer Artikel in einer der folgenden Ausgaben von Expert’s inside Windows NT/2000 näher befassen.
Weitere Informationen
Unter http://www.microsoft.com/windows/windowsmedia/9series/server.aspx finden Sie umfassende weitere Informationen zu den Windows Media Services 9. Neben allgemeinen Informationen zum Produkt finden sich dort beispielsweise auch Links zum Entwickler-Center für die Media Services 9 und damit zu Informationen darüber, wie man diese erweitern und in bestehenden Umgebungen einpassen kann. Außerdem finden sich auch Links zu Hosting-Providern und spezialisierten Partnern.