Tipp

Windows auf dem Mac auf USB-Festplatte installieren

13.04.2016 von Christian Rentrop
Eines der größten Nachteile von Apples Bootcamp: Die Windows-Installation ist ausschließlich auf dem Systemlaufwerk von OS X möglich. Gerade bei Macbooks wird es hier schnell eng. Wer Windows 7, 8 oder 10 auf einer externen Festplatte installieren will, muss daher zu einer alternativen Lösung greifen.

Mit Bootcamp hat Apple schon vor zehn Jahren eine praktische Möglichkeit ins Leben gerufen, um Windows auf dem Mac zu installieren. Allerdings bringt Bootcamp einige nicht unerhebliche Einschränkungen mit sich: Neben Problemen, die die durch die Neupartitionierung entstehen, besteht spätestens bei der Windows-Installation während der Auswahl des Systemlaufwerks die Gefahr, die Mac-Festplatte zu überschreiben. Und ganz unabhängig davon müssen sich das Mac- und das Windows-System die möglicherweise nur 128 Gigabyte kleine Festplatte teilen, was für beide Systeme ausgesprochen beengend ist. Es gibt also eine Vielzahl guter Gründe, Windows (oder auch Linux) auf einem preiswerten externen Datenträger – etwa einer USB-Festplatte oder sogar einem USB-Stick – zu installieren. Nicht nur des Platzes wegen, sondern vor allem, um beide Systeme sauber zu trennen. Dummerweise gibt es zwei Probleme: Weder Bootcamp, noch Windows selbst erlauben eine Installation von Windows 10 auf einem externen Datenträger.


Mit Windows Windows installieren

Zum Glück gibt es einen Workaround – allerdings benötigen Sie dafür einen Windows-PC, ein bereits installiertes Bootcamp oder eine virtuelle Maschine, in der ein Windows-System läuft. Der Grund: Das Tool, das Sie für die Erstellung des USB-Windows benötigen, läuft nur unter Windows – und ist damit natürlich auf dem Mac nicht nutzbar. Ein Windows-PC sollte aber in den meisten Fällen in irgendeiner Form in jedem Haushalt vorhanden sein – schlimmstenfalls müssen Sie erst Windows in einer virtuellen Maschine auf dem Mac installieren, etwa mit VirtualBox . Das Ziel muss sein, die Sperre für externe USB-Datenträger von Bootcamp und Windows selbst zu umgehen, und das ist leider derzeit nur unter Windows möglich. Daher ist dieser Umweg auf dem Mac nötig. Neben dem Windows-System benötigen Sie ein USB-Laufwerk wie eine externe Festplatte oder einen USB-Stick, das Windows-Gratis-Tool WinToUSB sowie den Bootmanager rEFInd. Außerdem müssen Sie sich eine Windows-10-ISO-Datei herunterladen, was auf der Microsoft-Website kostenlos möglich ist. Für den späteren Betrieb an der Mac-Hardware müssen Sie außerdem noch die aktuellsten Bootcamp-Treiber zur Hand haben. Alles, abgesehen von der Windows-Lizenz, ist kostenlos erhältlich.

Windows mit WinToUSB auf USB-Laufwerk installieren

Derart ausgerüstet, kann es auch schon los gehen: Schließen Sie den Datenträger, von dem Sie später Windows ausführen möchten, an den Windows-PC an oder binden Sie es in der virtuellen Maschine ein. Vergessen Sie nicht, den USB-Datenträger unter Windows im NTFS-Format zu formatieren. Kopieren Sie anschließend das Windows-10-ISO-Image auf den Windows-PC und installieren Sie dort das Tool WinToUSB. Nach der Installation startet das Programm automatisch. Wählen Sie das von Microsoft heruntergeladene ISO-Image aus und klicken Sie auf „Weiter“. Anschließend müssen Sie noch die Windows-Edition und das Ziel-Laufwerk – Ihren USB-Datenträger – aussuchen. Nun wird es spannend: Wählen Sie System- und Boot-Partition aus, indem Sie sie markieren und wählen Sie als Installationsmethode „VHDX“. Geben Sie außerdem eine Speichergröße an, die der Windows-Teil der Festplatte maximal haben darf. Ein erneuter Klick auf „Weiter“ startet die Installation von Windows auf dem USB-Datenträger. Die kann, abhängig von der Geschwindigkeit der Laufwerke, eine ganze Weile dauern. Anschließend ist Windows 10 auf dem externen USB-Laufwerk bereit für den Einsatz. Beenden Sie das Programm und trennen Sie die USB-Festplatte von Ihrem Windows-PC.

Mac für ein externes Windows-System vorbereiten

Theoretisch können Sie die USB-Festplatte jetzt direkt an Ihrem Mac anhängen und das System starten, indem Sie die Alt-Taste gedrückt halten. Allerdings klappt das längst nicht immer – und auch nicht auf jedem Mac. Deutlich sicherer ist daher die Verwendung von rEFInd: Mit ihm lassen sich beliebig viele Betriebssysteme nebeneinander auf dem Mac verwenden. Neben der Installation von Windows und Linux direkt auf der Systemfestplatte auch die Verwendung externer Laufwerke für die anderen Betriebssysteme – also auch des eben zusammengestellten USB-Windows. Die Installation der kleinen Software ist ein Kinderspiel: Zunächst müssen Sie das Programm auf Ihren Mac herunterladen und das ZIP entpacken. Auf Macs mit Mac OS X 10.10 und niedriger müssen Sie jetzt nur die Datei „refind-install“ per Doppelklick ausführen, um den Bootmanager zu installieren. Wenn Sie Mac OS X 10.11 „El Capitan“ und neuer verwenden, blockiert leider die System-Integrity-Protection, kurz „SIP“ oder„Rootless“ die Installation – in diesem Fall müssen Sie den Mac einmal neu starten und ins Recovery-System booten. Drücken Sie Cmd-R beim Startgong und wählen Sie im Rettungssystem anschließend aus der Menüzeile „Werkzeuge“ das Terminal aus. Hier können Sie den Systemschutz mit dem Befehl csrutil disable. Nach einem weiteren Neustart können Sie rEFInd ganz normal unter OS X installieren. Ob alles geklappt hat, können Sie bei einem weiteren Neustart prüfen: Wenn der Mac statt normal zu starten nun den Bootmanager anzeigt, hat alles geklappt.

USB-Windows auf dem Mac ausführen

Stecken Sie nun einfach die Windows-Festplatte an einem USB-Anschluss Ihres Macs ein und drücken Sie die Esc-Taste, um die Laufwerksanzeige von rEFInd zu aktualisieren. Zwei zusätzliche Windows-Festplatten sollten jetzt auftauchen. Wählen Sie die Variante mit dem NTFS-Volume mit den Pfeiltasten und starten Sie Windows: Wenn alles geklappt hat, sollte Windows jetzt ganz normal hochfahren. Möglicherweise kommt es beim ersten Einsatz zu einem Neustart des Rechners, in einem solchen Fall müssen Sie den Mac einfach neu starten und noch einmal von der Windows-Partition booten. Sie sollten jetzt wie bei einem neuen Windows-PC durch die Ersteinrichtung von Windows geführt werden. Anschließend startet Windows ganz normal auf dem Mac, als wäre es in Bootcamp installiert.

Windows-Systemtreiber nachinstallieren

Windows auf dem Mac läuft nun von der externen Festplatte, aber anders als in einer virtuellen Maschine mit voller Mac-Hardwareleistung. Das USB-Windows eignet sich also auch vortrefflich, um zum Beispiel Windows-Spiele in Betrieb zu nehmen. Was jetzt noch fehlt, sind die richtigen Treiber für die Mac-Hardware, damit die Bildschirmauflösung ausgenutzt und der Mac mit all seinen Hardwarekomponenten optimal nutzen lässt. Diese Treiber können Sie ganz einfach nachinstallieren: Starten Sie Ihren Mac dazu im normalen OS X und starten Sie dort den Bootcamp-Assistenten aus dem Ordner "/Programme/Dienstprogramme/". Entfernen Sie die Haken bei „Installationsmedium für Windows 7 oder neuer erstellen“ und „Windows 7 oder neuere Version installieren“. Stattdessen setzen Sie den Haken bei „Neueste Software zur Unterstützung von Windows bei Apple laden“. Stecken Sie nun einen USB-Stick in den anderen USB-Port Ihres Macs ein, bevor Sie auf „Weiter“ klicken. Mit Auswahl des Sticks im Bootcamp-Assistenten startet der Download. Anschließend können Sie den Rechner erneut neu starten und wieder von der Windows-Festplatte hochfahren: Der USB-Stick wird erkannt und Sie können die Setup.exe im Ordner „Bootcamp“ auf dem Stick starten, um die zu Ihrem Mac-System passenden Windows-Treiber aufzusetzen. Windows auf der externen Festplatte ist damit fertig installiert und kann je nach Bedarf gestartet werden, ohne dass die interne Festplatte des Mac kostbaren Speicherplatz verliert. Nun müssen Sie das externe Windows nur noch mit Ihrer Lizenznummer aktivieren, um es uneingeschränkt einzusetzen.

Tipp: Ein Wort zu USB-Medien

Grundsätzlich erlaubt das hier beschriebene Verfahren die Installation von Windows 10 auf jedem beliebigen externen Medium. Neben USB-Festplatten können das auch SD-Karten oder USB-Sticks sein. Allerdings sind Speicherkarten und Sticks alles andere als für Betriebssysteme geeignete Datenträger, weshalb hier nach einiger Betriebszeit Probleme auftreten können, von der mangelhaften Geschwindigkeit ganz zu schweigen. Deutlich zuverlässiger arbeiten preiswerte USB-Festplatten oder -SSDs. Gerade letztere sind ideal für dieses Setup, weil sie je nach Modell ausgesprochen handlich und gegen Stürze unempfindlich sind. Auch der Geschwindigkeitsvorteil gegenüber einer mechanischen Festplatte ist nicht zu verachten. Gerade auf Macbooks sind USB-SSDs also die beste Wahl, um Windows auf einer externen Festplatte zu betreiben.

(Macwelt/ad)