Benchmark-Test

Windows 7 XP Mode - Performance und Einschränkungen

22.10.2009 von Christian Vilsbeck
Microsoft Windows 7 bietet mit dem kostenlosen Virtual XP Mode ein virtuelles Windows XP für Anwendungen, die das alte Betriebssystem voraussetzen. Aber nicht nur die Performance ist je nach Anwendung erheblich eingeschränkt.

Setzen Programme aus Kompatibilitätsgründen Windows XP voraus, so hilft Windows 7 mit dem Virtual XP Mode. Diese Applikations-Virtualisierung realisiert Windows 7 durch die Integration des künftigen Virtual PC 7. Ein fertiges Windows XP SP3 gibt es von Microsoft gleich dazu. Ausführliche Informationen zur Funktion der in Windows 7 integrierten Virtualisierung finden Sie bei TecChannel im Artikel Windows 7 – Virtual XP Mode im Test.

Um den Virtual XP Mode unter Windows 7 nutzen zu können, muss der Prozessor eine Hardware-basierende Virtualisierung unterstützen. Aktuelle Intel-CPUs stellen diese Funktion durch Intel VT-x parat. AMDs x86-Prozessoren bieten hierfür das Feature AMD-V. Um die Performance von Anwendungen im Virtual XP Mode zu überprüfen, installierten wir Windows 7 RC in der 32-Bit-Version auf einer Intel-Plattform mit Core i7 920 sowie auf einem Socket-AM3-System mit Phenom II X4 810.

Bildergalerie: Windows 7 Virtual XP Mode – Performance und Einschränkungen.
Den Prozessor zeigt das Virtual Windows XP von Windows 7 korrekt an. Der Arbeitsspeicher ist standardmäßig auf 256 MByte eingestellt.
Windows 7 unterstützt Quad-Core-CPUs ohne Probleme, wie der linke Task Manager anzeigt. Virtual PC 7 unterstützt beim virtuellen Windows XP allerdings nur einen Prozessorkern.
CPU-Z zeigt in der virtuellen XP-Maschine (rechts) den AMD Phenom II X4 810 zwar korrekt an, allerdings werden die Taktfrequenzen etwas durcheinander gewürfelt.
Das in Windows 7 integrierte Virtual PC 7 erlaubt die Erstellung von neuen virtuellen Maschinen. Darin lässt sich der Arbeitsspeicher frei wählen.
Wird die neu erstellte virtuelle Maschine gebootet, so lässt sich das BIOS aufrufen. Die Einstellmöglichkeiten sind allerdings sehr beschränkt.

Das von Microsoft für Windows 7 angebotene virtualisierte Windows XP SP3 schränkt die Nutzung bereits vom angebotenen Arbeitsspeicher stark ein. Die virtuelle Maschine ist auf 256 MByte RAM festgelegt, nachträglich verändern lässt sich der Wert allerdings. Hierzu muss das standardmäßige Hibernate beim Beenden der virtuellen Maschine in den Settings verändert werden. Wer mit dem in Windows 7 integrierten Virtual PC 7 eine neue virtuelle Maschine anlegt, kann den gewünschten Arbeitsspeicher ebenfalls einstellen.

Für grafikintensive Applikationen eignet die Virtualisierung per se nicht. Eine Hardware-basierende Virtualisierung der Grafikkarte mit Direct3D oder OpenGL lässt sich noch nicht realisieren. Auf diese Einschränkung weist Microsoft wohl wissend selbst hin.

Multi-Core-CPUs im Virtual XP Mode

Bei Desktop-PCs zählen Dual- und Quad-Core-Prozessoren mittlerweile zum Standard. Von mehreren CPU-Kernen profitieren besonders multi-threaded programmierte Anwendungen.

Windows 7 bietet im Virtual XP Mode allerdings nur einen CPU-Kern an. Zwei oder mehr Kerne sind in einer virtuellen Maschine mit Virtual PC 7 nicht einstellbar. Damit eignen sich Multi-Thread-Anwendungen für den Betrieb im Virtual XP Mode nur bedingt, wenn Performance gefragt ist.

Verschwundene Kerne: Windows 7 bietet im für das virtualisierte Windows XP nur einen CPU-Kern an.

Single-Thread-Anwendungen arbeiten im Virtual XP Mode im Vergleich zur direkten Ausführung unter Windows 7 ebenfalls langsamer. Trotz Hardware-basierender CPU-Virtualisierung bremst der für den Betrieb der virtuellen Maschine notwendige Overhead die Rechenleistung ein. Zur Überprüfung führen wir mit Cinema 4D ein sehr rechenintensives Single-Thread-Rendering durch.

Der Quad-Core-Prozessor Phenom II X4 810 erledigt das Rendering unter Windows 7 zirka 11 Prozent schneller als in der virtuellen Maschine mit Windows XP. Ähnlich verhält es sich beim Core i7 920: Cinema 4D arbeitet direkt unter Windows 7 gestartet zirka sechs Prozent schneller als im Betrieb in der virtuellen Windows-XP-Instanz. Im Vergleich zu Windows Vista ist die Rendering-Performance von Cinema 4D unter Windows 7 gleich schnell.

Fazit

Der Virtual XP Mode von Windows 7 eignet sich nur für Anwendungen, bei denen nicht die Performance, sondern die Kompatibilität im Fokus steht. Die von Microsoft fertig angebotene virtuelle Maschine mit Windows XP dient mehr als Lockmittel, um Firmenkunden zum Umstieg auf Windows 7 zu bewegen, die Kompatibilitätsprobleme für ihre Anwendungen befürchten.

Der Griff zu anderen Virtualisierungslösungen ist notwendig, wenn mehr Rechenleistung durch zwei oder mehr unterstützte CPU-Kerne pro VM notwendig ist.

Wir weisen darauf hin, dass unsere Tests mit dem Release Candidate von Windows 7 durchgeführt wurden. Bis zur finalen Version von Windows 7 sind noch Änderungen bei den Features des Virtual XP Mode möglich. (cvi)