Windows 2000: Treiber-Report

08.08.2000 von Malte Jeschke
Der üppigen Treiber-Grundausstattung von Windows 2000 folgte ein zögerliches Nachlegen der Hardwarehersteller. In einigen Produktgattungen ist die Lage immer noch düster.

Auch rund ein halbes Jahr nach Einführung von Windows 2000 ist es um die Treiberversorgung noch nicht zum Besten bestellt. Zwar funktioniert die Basishardware in vielen Fällen klaglos unter Microsofts Betriebssystem. In einigen Kategorien hapert es jedoch nach wie vor am Treibersupport.

Funktionieren kommt unter Windows 2000 nicht immer von Funktionalität: Zahlreiche Geräte arbeiten zwar stabil, aber nur mit eingeschränktem Funktionsumfang. Das mag für Spiele-Hardware beim Office-Betriebssystem Windows 2000 noch verzeihlich sein. Kann aber ein Multifunktionsgerät unter Windows 2000 nur mehr drucken, oder verweigert ein Scanner komplett seinen Dienst, dann sind dies mehr als Schönheitsfehler. Im folgenden Statusbericht listen wir einige der Problemzonen auf. Dies trifft nicht nur auf exotische Hersteller zu, sondern auch Markenhersteller trödeln bei der Treiber-Versorgung.

Wie es um die Unterstützung von USB im Allgemeinen steht, lesen Sie in unserem Treiber/USB-Report. Ständig aktualisierte Treiber für Windows 2000 stehen unter Treiber & Patches zum Download parat.

WDM-Treiber

Mit dem gemeinsamen Treibermodell WDM von Windows 98 und 2000 versprach Microsoft die Treiberentwicklung für die Hersteller zu vereinfachen. In der Praxis ist davon jedoch nur wenig zu erkennen. Bisherige WDM-Treiber sind mangels binärer Kompatibilität nicht zwischen Windows 98 und 2000 austauschbar. Da die Verbreitung von WDM-Treibern unter Windows 98 sich bisher auf wenige Gerätegattungen wie Soundkarten beschränkt, ist dies kein großes Unglück. Das die Begeisterung der Hardware-Hersteller in Sachen WDM verhalten blieb, liegt auch an einigen Limitierungen der von Microsoft zur Verfügung gestellten Klassen-Treiber.

Es ist nicht gewährleistet, das ältere WDM-Treiber unter Windows 2000 einwandfrei funktionieren. Steht so ein Querulant im Verdacht, Probleme zu verursachen, lässt sich dies am einfachsten mit dem Windows 2000 Verifier überprüfen. Zudem deckt WDM noch nicht alle Hardwarebereiche ab, Grafikkarten sowie Massenspeicher sind bisher nicht vorgesehen. Hier werden die Hersteller auch weiterhin native Treiber für jedes Betriebssystem entwickeln müssen.

Kommunikation

Mittlerweile funktioniert die Unterstützung von ISDN-Geräten sogar bei zahlreichen externen ISDN-Adaptern an der USB-Schnittstelle. Beim Erscheinen von Windows 2000 standen für diese Geräte-Gruppe kaum Treiber zur Verfügung. Besitzer von kombinierten Telefonanlagen und ISDN-Adaptern gehen hingegen in Sachen Treiber und Windows 2000 häufig leer aus. Paradebeispiel sind hier einige Eumex-Modelle der Telekom, die dem Kunden angeblich die Zukunft nach Hause bringen, nur nicht unter Windows 2000.

Auch Besitzer von Geräten mit Infrarot-Schnittstelle haben mit Windows 2000 ihre liebe Mühe. Dies gilt sowohl für Mobiltelefone wie auch für Handhelds, beispielsweise den beliebten Palm. Zwar unterstützt das Betriebssystem per se die IrDA-Schnittstelle, in der Praxis herrscht jedoch in der Regel Funkstille. Das liegt daran, dass Windows 2000 anders mit der IrDA-Schnittstelle kommuniziert als Windows 98. Unter Windows 98 stellt der Treiber entsprechender Hardware einen virtuellen COM-Port zur Verfügung, über den die jeweilige Übertragungssoftware die Daten schickt. Windows 2000 erlaubt aber keine Verwendung von virtuellen COM-Ports. Damit laufen viele Kommunikationsprogramme, beispielsweise von Mobiltelefonen und Handhelds, ins Leere. Programme wie Nokias Data Suite taugen daher bisher nicht zur Datenübertragung unter Windows 2000. Entsprechende Updates haben zumindest bisher nur Ankündigungscharakter. Gerade die auch von Microsoft anvisierte mobile professionelle Klientel dürfte sich darüber nur mäßig begeistert zeigen.

Multifunktionsgeräte

Licht und Schatten herrschen bei den Alleskönnern fürs Büro. Windows 2000 unterstützt zwar serienmäßig einige Geräte, beispielsweise von Hewlett-Packard, andere Modelle sind aber ihrer Multifunktionalität beraubt. Über die Notlösung, wenigstens einen Druckertreiber für entsprechende Geräte zur Verfügung zu stellen, versuchen die Hersteller das Manko zu kaschieren. Eine Heldentat ist dies indes nicht, basieren doch die Multifunktionsgeräte in der Regel auf bereits etablierten Druckwerken. Ohne Scan- und Faxfunktion ist ein derartiges Produkt jedoch wesentlicher Eigenschaften beraubt.

Immerhin steht für genau diese Gerätekategorie ein neues Treiberkonzept parat. Bisher besitzt jede Funktion eine eigene .inf-Datei, sprich: Es ist jeweils ein eigener "Treiber" fürs Drucken, Scannen und Faxen zuständig. Diese Treiber sind simultan unter einem Betriebssystemhut zu bekommen, da sie über die gleiche Schnittstelle mit dem Gerät kommunizieren. In Zukunft soll eine Verkettung der .inf-Dateien für eine leichtere Integration der Multifunktionsgeräte sorgen. Über den einzelnen Funktionen wacht dann das so genannte MS-Dot4-Protokoll, dass in einer einzigen .sys-Datei die Funktionen koordiniert. Bleibt zu hoffen, dass dann auch ältere Geräte davon profitieren.

Multimedia

Windows 2000 beinhaltet zahlreiche Treiber für Soundkarten und -chipsets. Diese bieten für viele Geräte eine Grundfunktionalität, sprich MIDI , WAVE und CD. Leider funktionieren die Treiber für Soundchipsets nicht immer einwandfrei. Je nach Design der Soundkarte klappt es nicht in jedem Fall mit den nativen Chipset-Treibern. Hier hilft nur die Suche beim Kartenhersteller. Wer auf reine Chipset-Treiber setzt, büßt in der Regel die Karten Features wie S/PDIF-out, A3D -Unterstützung oder Equalizer-Funktionen ein.

Das von Microsoft favorisierte Allheilmittel WDM-Treiber erfreut sich bei den Soundkarten-Herstellern nur mäßiger Beliebtheit. Grund dafür ist unter anderem die Qualität des WDM Kernelmixer von Microsoft sowie die Limitierung auf die Ausgangsformate mono, stereo, 5.1 und 7.1 - die beiden letzteren auch nur für DVD-Playback.

So gilt wie in anderen Bereichen auch, mit den Windows-2000-Treibern gibt es die Basisfunktionalität, die Hersteller-Treiber folgen nach und nach. Natürlich unterstützt Windows 2000 DVD-Laufwerke, leider gilt dies häufig nicht für die Windows-2000-Grafikkartentreiber. Auch bei denen mit Grafikkarten gebundelten DVD-Software-Playern tauchen Windows-2000-Updates nur sehr spärlich auf. Hier wird in der Regel auf einen späteren Update-Termin verwiesen.

Scanner

Wer dachte, mit Implementierung der USB-Unterstützung in Windows 2000 gehe auch der Zugriff auf sämtliche USB-Hardware einher, sieht sich auch bei einigen Scannern getäuscht. Für eine Reihe von Scannern sind nach wie vor keine Windows-2000-Treiber verfügbar. Leichter ist die Problematik vieler Parallelport-Scanner zu lösen, sie verlangen nach dem Administrator-Status, ansonsten verweigern sie den Dienst. Leider steht dies meist im Kleingedruckten des Windows-2000-Treibers. Im professionellen Umfeld dürften derlei Einschränkung nur wenig Freunde finden.

Da liegt der Gedanke nahe, USB- und Parallel-Geräte in die Home-Schublade zu stecken und das Heil in einem SCSI-Gerät zu suchen. Wer bereits ein älteres Scanner-Kit bestehend aus SCSI-Controller und Scanner besitzt, steht jedoch vor einer neuen Problematik. Zahlreiche der gebundelten SCSI-Controller finden unter Windows 2000 keine Unterstützung. Im besten Fall hilft ein Controllertausch, der von einigen Herstellern auch unverblümt empfohlen wird. So linkt Hewlett-Packard auf seiner Support-Homepage auch gleich auf einen Anbieter entsprechender Controller.

CD-Brenner

Beim Upgrade oder Neuinstallation von Windows 2000 dürfen Besitzer von CD-Brennern mit Überraschungen rechnen. Nicht selten erscheint das Gerät unter Windows 2000 nur als tumbes CD-ROM-Laufwerk, auch Brennprogramme erkennen den Recorder nicht. Zumindest was die Erkennung angeht, schafft - falls möglich - ein Firmware-Update Abhilfe. Nahezu alle Brennerhersteller stellen ein entsprechendes Update parat. Damit ist zumindest der hardwareseitigen Problematik Genüge getan.

Zusätzlich zum Firmware-Upgrade ist in der Regel noch das Brennprogramm per Patch auf Windows-2000-Niveau zu hieven. Pech gehabt haben in der Regel Besitzer von externen CD-Recordern mit USB -Schnittstelle. Hier stehen häufig noch keine Windows-2000-Treiber zur Verfügung. Erst neuere Modelle kommen mit einer serienmäßigen Windows-2000-Unterstützung.

Grafikkarten

Zwar unterstützt Windows 2000 serienmäßig eine Vielzahl von Grafikkarten, im Detail erweist sich die Unterstützung jedoch nur als rudimentäre Funktionalität. Von der Performance ganz zu schweigen. So ist es mit der AGP -Unterstützung der mitgelieferten Treiber meist nicht weit her. Bei Microsoft- wie bei Hersteller-Treibern mangelt es noch an der Berücksichtigung von Features wie TV-out oder eventuellen DVI -Schnittstellen, sowie Multipledisplay-Unterstützung. Immerhin haben nahezu alle namhaften Grafikkartenhersteller inzwischen Beta-Releases ihrer Treiber parat.

Relativ einfach ist es für Besitzer von Grafikkarten mit NVIDIA-Chipsatz, deren Familientreiber Detonator alle Modelle berücksichtigt. Bei Grafikkartenherstellern mit Treibern für jede Einzelfamilie herrscht ein anderes Szenario. Mit Glück gibt es einen Beta-Treiber für die neueste Karte, der Rest muss mit den abgespeckten Windows-2000-Treibern leben. Besitzer der ATI Rage Fury Maxx warten vergeblich auf Treiber-Support für Windows 2000. ATI hat die Entwicklung scheinbar auf Eis gelegt. Die Hardware-Erkennung der beiden Grafikchips von Windows 2000 ist für die Probleme verantwortlich.

Fazit

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Zwar hat Microsoft bei Windows 2000 ein üppiges Treiberpaket mitgeliefert, die Hardwarehersteller hinken jedoch in vielen Bereichen hinterher. Dem Jubel über die Unterstützung "moderner" Technologien wie USB, IrDA und DVD folgt im Alltag allenfalls Ernüchterung. Dies trifft natürlich insbesondere auch die professionellen mobilen Anwender, deren erhoffter Zugewinn beim Umstieg von NT 4.0 auf 2000 dadurch geschmälert wird. Fehlt im Büroeinsatz einem Kommunikationsgerät eine entscheidende Eigenschaft, oder lässt sich die Hardware gar nicht unter Windows 2000 nutzen, dann ist dies mehr als ein Makel. Trotz breiter Hardware-Unterstützung bleibt beim Wunsch nach vollständiger Funktionalität meist nur der Griff zum Zweitbetriebssystem. Eine Lösung, die im professionellen Umfeld schwer durchführbar ist. mje)