Windows 2000 Benchmarks

11.02.2000 von Mike Hartmann
Normalerweise geht eine neue Windows-Version bei Microsoft mit höheren Systemanforderungen einher. Unsere Benchmarks zeigen, was Sie beim Umstieg auf Windows 2000, egal ob von Windows 98 oder NT, in neue Hardware investieren müssen.

Die Liste neuer Features von Windows 2000 lässt ein Upgrade auf das neue Betriebssystem interessant erscheinen: USB-Support, DirectX 7 und bessere Hardware-Unterstützung sind nur einige Features, die den Umgang mit dem Profi-Betriebssystem einfacher machen sollen. Die Frage ist jedoch, ob bestehende Hardware den Anforderungen von Windows 2000 gerecht wird oder ob vor dem Software-Upgrade zudem auch ein Hardware-Upgrade fällig ist.

Wie sich Windows 2000 bei Spielen verhält, haben wir in unserem Beitrag Spiele unter Windows 2000 bereits untersucht. Auch wenn Microsoft mit DirectX 7 und einem direkten Zugriff auf die 3D-Hardware eine solide Basis geschaffen hat, hinkt Windows 2000 diesbezüglich Windows 98 noch hinterher. Es gibt zwar Treiber für viele 3D-Beschleuniger, diese nutzen die 3D-Hardware-Beschleunigungsfunktionen jedoch nicht aus. Anwender sind also auf Hersteller-Treiber angewiesen, die sich derzeit zumeist noch im Beta-Stadium befinden. Häufige Systemabstürze sind an der Tagesordnung. Bis dieses Manko aus der Welt ist, wird noch einige Zeit ins Land gehen.

Wenn nun auch noch die Hardware-Anforderungen von Windows 2000 steigen, macht ein Upgrade auf das neue Windows nur wenig Sinn. Wir haben daher Windows 2000 im tecChannel-Labor mit zahlreichen Speicherausbauten und Prozessoren getestet, und mit Windows 98 und NT verglichen.

Auf den Zahn gefühlt

Zur Ermittlung der Performance bei unterschiedlichen Speicherausbauten verwendet tecChannel die Bapco-SYSmark-2000-Suite. SYSmark 2000 ist ein Applikations-Benchmark, der auf den Standardanwendungen CorelDraw 9, Elastic Reality 3.1, Excel 2000, NaturallySpeaking Pref 4.0, Netscape Communicator, Paradox 9, Photoshop 5.5, PowerPoint 2000, Premiere 5.1, Word 2000 und dem Windows Media Encoder 4.0 basiert. Leider lief Paradox bei unseren Messungen aus unerklärlichen Gründen nicht sonderlich stabil, sodass wir unsere Testergebnisse aus dem Mittelwert aller Anwendungen, ohne Paradox ermittelt haben. Daneben haben wir Detailmessungen mit reinen Office-Applikationen sowie mit den Multimedia-Anwendungen von SYSmark 2000 durchgeführt.

Als Testplattform für die Speicher-Benchmarks verwendeten wir ein Mainboard vom Typ Epox EP-6VBA2 (Via Apollo Pro 133), in dessen AGP-Slot eine Diamond Viper 770 Ultra mit 32 MByte SDRAM steckte. Beim Prozessor setzten wir für alle Speichertests einen Pentium III (Coppermine) mit 500 MHz und 100 MHz FSB ein. Als Massenspeicher diente eine Quantum Atlas 10K an einem Adaptec 2940 U2W.

Windows 2000 und Speicher

Wie viel Speicher darf es sein? Bereits Windows NT Workstation ist hinsichtlich des Speicherbedarfs nicht gerade zurückhaltend. Mit 64 MByte lässt sich gerade mal arbeiten, besser sind allerdings 128 MByte. Windows 2000 bietet noch mehr zusätzliche Funktionen, insbesondere hinsichtlich Multimedia und DirectX. Zudem laufen gegenüber Windows NT auch mehr Services im Hintergrund. Inwieweit sich das auf den Speicherhunger auswirkt, zeigt Bild 1.

Wie in Bild 1 zu sehen, genügt auch unter Windows 2000 ein Speicherausbau von 128 MByte für das Arbeiten mit den wichtigsten Standardapplikationen. Darüber hinaus erzielt das System kaum noch Performancesteigerungen. Der Unterschied zwischen 64 MByte (derzeitiger Standardausbau bei im Handel erhältlichen Komplettsystemen) und 128 MByte ist jedoch deutlich. Knapp 20 Prozent mehr Leistung sind im Durchschnitt drin. Damit verhält sich das System ähnlich wie schon sein Vorgänger Windows NT. Doch dazu später mehr.

Windows 2000 Speichertests im Detail

Betrachtet man nur die reine Office-Performance, zeigt sich ein etwas anderes Bild.

Reine Office-Anwender kommen demnach sogar nur mit 64 MByte aus, wenn keine Bilder mit Photoshop bearbeitet oder Texte per Sprache eingegeben werden sollen. Entsprechend sind umfangreiche Dokumente mit diesem Speicherausbau nur bedingt möglich. Die Benchmark-Ergebnisse, die Anwendungen wie Bryce oder Photoshop zu Tage bringen, zeigen deutlich, dass Anwender, die viel mit Grafik zu tun haben, mit 64 MByte nicht auskommen.

Bryce und Photoshop stellen, je nach Komplexität der Animation oder Bildgröße, besondere Herausforderungen an den Hauptspeicher. Zwischen dem Minimalausbau mit 64 MByte und dem Optimum mit 128 MByte liegt bei den Tests der SYSmark-Suite ein Unterschied von 52 Performancepunkten. Das sind etwa 60 Prozent in der Gesamtleistung bei unserer Testplattform. Anwendungen wir der Media Encoder von Microsoft, die zwar einen hohen Datendurchsatz (einige MByte/s) haben, aber kaum Speicher beanspruchen, sind hingegen fast unabhängig vom Hauptspeicherausbau.

Windows 2000 Prozessortests

Eine weitere Frage ist die nach dem optimalen Prozessor für Windows 2000. Das ist insbesondere angesichts der vielen verschiedenen Varianten der Intel-P6-Familie wichtig. Obwohl alle aktuellen Intel-CPUs auf nahezu demselben Kern basieren, stiftet die Vielzahl der Variationen, angefangen vom Celeron bis hin zum aktuellen PIII-Coppermine, für Verwirrung.

Um den Einfluss der Unterschiede in Sachen FSB, Cache-Größe sowie Cache-Takt auf einer Basis zu bestimmen, haben wir im tecChannel-Labor mit unseren speziellen Test-CPUs, die bezüglich Taktfrequenz und des FSB frei wählbare Multiplier zulassen, auch einige nicht im Handel erhältliche Prozessoren getestet. Damit haben wir alle Prozessoren auf 500 MHz eingestellt, um die Technologien direkt vergleichen zu können. Zum Einsatz kamen dabei ein Celeron, ein Pentium III mit Katmai- sowie ein Pentium III mit Coppermine-Kern. Beim Mainboard, Grafikkarte und der Festplatte kamen die selben Komponenten wie schon bei den Speicher-Benchmarks zum Einsatz. Der Speicherausbau betrug einheitlich 128 MByte.

Wie sehr sich die Größe des Caches auswirkt, zeigt sich, wenn man alle drei Prozessor-Typen einheitlich auf 66 MHz FSB und 500 MHz Taktfrequenz einstellt. Bei diesem Test schneidet der Celeron mit nur 128 KByte Fullspeed-Cache deutlich am schlechtesten ab. Am schnellsten ist der Coppermine, der zwar nur 256 KByte Cache hat, der jedoch mit vollem Prozessortakt läuft. Beim PIII Katmai werden die 512 KByte Cache nur mit der halben Prozessorfrequenz betrieben. Er liegt aber immer noch deutlich über dem Celeron.

Laufen die Prozessoren ungebremst mit ihrem vorgesehenen FSB-Takt, wird der Unterschied zwischen den einzelnen Modellen noch größer. Der Celeron liegt abgeschlagen am Ende des Feldes. Zu beachten ist, dass der Coppermine in der Konfiguration mit 133 MHz FSB nur auf 466 MHz gelaufen ist, im Kern also rund sechs Prozent langsamer als die anderen CPUs. Rechnet man das Ergebnis in erster Näherung linear auf 500 MHz hoch, ergibt sich gerade mal ein Performancevorteil von knapp drei Prozent von 133 gegenüber 100 MHz FSB. Dies gilt zumindest beim ApolloPro-133-Chipsatz. Hier liegt das nur mäßige Ergebnis jedoch am Chipsatz selbst, wie wir bereits in unserem großen Mainboardtest nachweisen konnten.

Neu: Windows 2000 gegen Windows 98

Bisher war Windows NT Workstation immer noch Anwendern mit gehobenen Ansprüchen hinsichtlich Stabilität und Performance vorbehalten. Vor allem Programmierer und Grafiker schätzen diese Vorteile höher ein, als Kompatibilität zu vielen Spielen oder Hardware. Speziell wegen der mangelnden Kompatibilität verzichteten viele Endanwender auf Windows NT. Windows 2000 bietet hingegen nahezu das Beste beider Welten: Stabilität und Performance sowie Kompatibilität zu Spielen und neuer Hardware.

Hinsichtlich der Performance ist der Unterschied zwischen Windows 2000 und Windows 98 erheblich. Die Microsoft-Applikationen Word und Excel beispielsweise profitieren von einer besseren Integration des Component Object Model in Windows 2000. Das macht sich in den Einzelwertungen mit einem Plus von über 25 Prozent bemerkbar.

Windows 2000 gibt Celeron Performanceschub

Es fällt auf, dass die prozentualen Steigerungen auf dem Celeron-System beinahe durchgehend um einige Prozentpunkte höher ausfallen, als bei den Systemen mit Pentium III. Der Grund: In Windows 98 finden sich noch 16-Bit-Bestandteile, die den P6-Kern ausbremsen. Das erforderliche Daten-Alignment des 16-Bit-Codes an den 32-Bit-Registergrenzen kostet wertvolle Rechenzeit. Der Pentium III, egal ob mit Katmai- oder Coppermine-Kern, kann diese Schwäche durch seinen größeren Cache teilweise kompensieren. Beim Coppermine helfen zudem neue Puffer, damit der L2-Cache möglichst wenig durch Operationen im Hauptspeicher gestört wird. Hier stehen sechs statt vier Fill Buffer, acht statt vier Einträge in der Bus Queue und vier statt einem Writeback Buffer zur Verfügung. Das Ganze nennt sich "Advanced System Buffering" (ASB) und hilft bereits in der CPU befindliche Daten schneller zu verarbeiten.

All diese Features fehlen dem Celeron, sodass Intels Lowcost-CPU die 16-Bit-Schwäche des P6-Kerns schlechter kompensieren kann als seine größeren Brüder. Unter der reinrassigen 32-Bit-Umgebung von Windows 2000 kann der P6-Kern des Celerons hingegen seine Leistung voll entfalten.

Neu: Windows 2000 mit weniger RAM schneller als 98

Auch die bessere Speicherverwaltung von Windows 2000 gegenüber Windows 98 zeigt sich bei vielen Applikationen. Der Vergleich zwischen Windows 2000 mit 64 MByte RAM und Windows 98SE mit 128 MByte Hauptspeicher verdeutlicht das: Lediglich beim extrem speicherhungrigen Photoshop ist Windows 2000 deutlich langsamer.

Dieses Resultat ist vor allem für Notebook-?esitzer interessant. Durch die Powermanagement-Funktionen eignet sich Windows 2000 nun auch für Notebooks. Und wer heute 64 MByte Hauptspeicher in seinem Notebook hat, muss beim Umstieg von Windows 98 auf 2000 für Standard-Office-Anwendungen nicht gleich auch den Speicher aufrüsten.

Windows 2000 gegen Windows NT

Microsoft verspricht auf seiner Website großmundig deutliche Performancesteigerungen von Windows 2000 gegenüber Windows NT. Allerdings bezieht sich Microsoft dabei auf Serverdienste und nicht auf Applikationen, wie die folgenden Grafiken zeigen. Im Gegensatz zum Performanceunterschied zwischen Windows 98 und 2000 nehmen sich Windows NT und 2000 rein gar nichts. Die Testplattform entspricht der des Speichertests mit einem Hauptspeicherausbau von 128 MByte, die Unterschiede liegen in der Streuung der Benchmarks.

Wer sich ein optimiertes Windows NT erhofft hat, wird daher enttäuscht. Doch immerhin haben die zusätzlichen Features von Windows 2000 nicht zur Leistungseinbuße geführt. Bei reinen Office-Anwendungen ist Windows 2000 sogar etwas schneller geworden - im Schnitt etwa fünf Prozent. Dass der Netscape Communicator laut SYSmark plötzlich zehn Prozent langsamer sein soll, erscheint uns allerdings seltsam - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Auf Grund der in den meisten Punkten nahezu übereinstimmenden Benchmark-Ergebnisse von Windows NT und 2000, möchten wir an dieser Stelle auf unseren Beitrag Prozessor-Benchmarks verweisen. Hier finden Sie neben den aktuellen Intel-CPUs auch Benchmark-Ergebnisse von AMDs K6-3 und den aktuellen Athlons. Die Ergebnisse, die hier für einen bestimmten Prozessor sprechen, lassen sich auch auf Windows 2000 übertragen.

Fazit

Wie unsere Tests zeigen, wird für die meisten Anwender, die von Windows NT auf Windows 2000 umsteigen wollen, zunächst mal keine neue Hardware fällig. Wer mit der Performance seines NT-Systems zufrieden ist, braucht Windows 2000 nicht zu fürchten. Doch den Hype, den Microsoft um das neue Betriebssystem in punkto Optimierung gemacht hat, können wir nicht ganz nachvollziehen. Sicher hat Microsoft das Speichermanagement optimiert, doch die neuen Features fressen diesen Vorteil wieder auf. Somit bleiben die Unterstützung für DirectX 7 und USB als Pluspunkte für Windows 2000 übrig. Ob das den Upgradepreis von 319 Mark rechtfertigt, muss jeder für sich entscheiden.

Wer von Windows 98, das sich bereits mit 64 MByte Hauptspeicher zufrieden gibt, upgraden will, sollte, falls noch nicht vorhanden, auf 128 MByte aufrüsten. Zusammen mit einem Upgrade auf Windows 2000 bringt das bei nahezu allen gängigen Standardanwendungen bis zu 23 Prozent mehr Performance. Wer schon 128 MByte in seinem Rechner hat, kann sich immerhin noch über zehn Prozent Leistungssteigerung gegenüber seinem Windows-98-System freuen. Besonders profitieren dabei Besitzer von Celeron-Systemen, die in punkto Leistungssteigerung überproportional zulegen. Für diesen Zuwachs sind beim Upgrade von Windows 98 auf 2000 jedoch immerhin 469 Mark fällig.

Bezüglich des Prozessors hängt ein Aufrüstbedarf in erster Linie von den Applikationen ab. Bei reinen Office-Anwendungen genügt auf jeden Fall ein Celeron ab 400 MHz für ein zügiges Arbeiten. Wer viel mit Grafik zu tun hat oder Windows 2000 als Spieleplattform nutzen möchte, sollte zu einem Pentium III oder einem AMD Athlon greifen. Doch dies gilt allgemein und kann man nicht im Bezug auf das Betriebssystem pauschalieren. Sicher sind Cache und FSB wichtige Faktoren bei der Gesamtperformance, doch einige Anwendungen profitieren mehr von dem Einsatz der ISSE-Befehle des Pentium III oder vom 3D-Now!-Befehlssatz der AMD-CPUs. Hier gilt es, wie schon unter Windows 98 und NT, individuell in Abhängigkeit der verwendeten Applikationen zu entscheiden. (mha/fkh)