Systemreparatur

Windows 10 reparieren mit systemeigenen Tools

04.01.2016 von Thorsten Eggeling
Windows 10 startet nicht mehr, stürzt ab oder läuft instabil. In diesen Fällen nutzen Sie die in Windows integrierten Reparaturfunktionen.

Zeigt Windows 10 so massive Fehler, dass die Nutzung fast unmöglich ist, sind die Ursachen oft nicht leicht herauszufinden. Versuchen Sie zunächst, die letzte Aktion vor Auftreten des Problems zu ermitteln. Das kann ein Windows- oder Treiber-Update gewesen sein, Sie haben neue Software installiert oder vielleicht etwas an der Konfiguration geändert. Wenn der Systemzustand es noch zulässt, machen Sie die letzten Änderungen über die Systemsteuerung und „Programme und Features“ sowie „Installierte Updates anzeigen“ manuell rückgängig.

Windows 10 bietet jedoch Funktionen, die Ihnen beim Zurücksetzen helfen, selbst wenn das System nicht mehr startet. Sollte sich der Fehler dadurch nicht beseitigen lassen, sind wahrscheinlich Systemdateien oder Teile der Konfiguration beschädigt. Eine Windows-Neuinstallation lässt sich meist vermeiden, indem Sie die Reparaturfunktionen von Windows 10 nutzen.

Vor der Windows-Reparatur: Systemcheck und Datensicherung

Hardware-Check: Probleme mit dem Hauptspeicher (RAM) lassen sich über Memtest86 feststellen.

Bevor Sie etwas unternehmen prüfen Sie, ob das Problem nicht durch defekte Hardware oder Schadsoftware verursacht wird. Das geht am einfachsten über ein zweites Betriebssystem, mit dem Sie Ihren PC booten. Das kann ein beliebiges Linux sein. Empfehlenswert ist jedoch eine auf Windows-Reparaturen spezialisierte Variante, wie das PC-WELT-Notfall-System.

Wenn das Notfall-System über einen längeren Zeitraum stabil läuft, sind Hauptplatine, Prozessor und Grafikkarte in der Regel in Ordnung. Für einen weiteren ausführlichen Test, wählen Sie im Bootmenü „Hauptspeicher testen (RAM)“. Damit starten Sie den Speichercheck Memtest86, der für einen vollständigen Durchlauf mehrere Stunden benötigt. Waren alle Test ohne Auffälligkeiten, ist die Hardware in Ordnung und Sie können mit der Windows-Reparatur fortfahren.

Änderungen verwerfen: Systemwiederherstellung in Windows 10 nutzen

Der „Computerschutz“ sorgt in Windows 10 für ein Backup von Systemdateien und Registry-Einstellungen. Das System erstellt Wiederherstellungspunkte automatisch einmal pro Woche sowie direkt vor wesentlichen Systemereignissen. Auch bei der Installation von neuer Software und Treibern wird meist ein Wiederherstellungspunkt angelegt.

Am einfachsten ist die Wiederherstellung, wenn Windows noch läuft.

Schritt 1: Tippen Sie in das Suchfeld links in der Taskleiste „Wiederherstellung“ ein und klicken Sie im Suchergebnis auf „Wiederherstellung“. Klicken Sie auf „Systemwiederherstellung öffnen“. Unter „Empfohlene Wiederherstellung“ wird Ihnen der letzte Wiederherstellungspunkt angezeigt.

Schritt 2: Klicken Sie auf „Nach betroffenen Programmen suchen“. Die Systemwiederherstellung zeigt Ihnen Programme und Treiber an, die Sie installiert haben, nachdem der Wiederherstellungspunkt erstellt wurde. Merken Sie sich den Inhalt der Liste, damit Sie diese Programme später erneut einrichten können. Allerdings könnte drunter auch die Software sein, die das Problem verursacht hat. Persönliche Dokumente bleiben bei der Wiederherstellung in jedem Fall erhalten. Klicken Sie auf „Schließen“.

Schritt 3: Klicken Sie auf „Weiter“, dann auf „Fertig stellen“, und bestätigen Sie den Vorgang mit „Ja“. Windows beginnt mit der Wiederherstellung und startet anschließend neu.

Vorherigen Zustand wiederherstellen: Bei Problemen reparieren Sie Windows 10 mit dem letzten Wiederherstellungspunkt.

Wenn das Problem damit beseitigt ist, haben Sie den Fehler gefunden. Andernfalls wiederholen Sie den Vorgang, wählen bei Schritt 1 jedoch die Option „Anderen Wiederherstellungspunkt auswählen“ und danach einen älteren Wiederherstellungspunkt. Kontrollieren Sie jeweils über „Nach betroffenen Programmen suchen“, welche Software dadurch entfernt wird.

Wenn Windows 10 nicht mehr startet: Sie benötigen Sie ein Windows-Installations-Medium, entweder auf DVD oder auf einem USB-Stick. Wenn Sie noch keins besitzen, erstellen Sie es über das Microsoft Media Creation Tool.Alternativ verwenden Sie ein USB-Wiederherstellungslaufwerk. Sie erstellen es unter Windows 10, indem Sie Win-R drücken, recoverydrive eintippen und auf „OK“ klicken. Folgen Sie dann den Anweisungen des Assistenten.

Booten Sie den PC vom Windows-Installations-Medium. Klicken Sie auf „Weiter“ und dann auf „Computerreparaturoptionen“. Weiter geht's mit Klicks auf „Problembehandlung“, „Erweiterte Optionen“ und „System wiederherstellen“ Wählen Sie das Zielbetriebssystem aus und klicken Sie auf „Weiter“. Sie sehen eine Liste mit Wiederherstellungspunkten, in der Sie den obersten und neusten anklicken. Folgen Sie den weiteren Anweisungen des Assistenten.

Windows-Reset: Zurücksetzen mit und ohne Datenverlust

Wie schon Windows 8 bietet auch Windows 10 zwei Funktionen an, über die sich entweder die Originaldateien der Windows-Installationen oder der Werkszustand wiederherstellen lassen. Rufen Sie die „Einstellungen“ über das Startmenü oder die Tastenkombination Win-I auf, und gehen Sie auf „Update und Sicherheit -> Wiederherstellung“. Unter „Diesen PC zurücksetzen“ klicken Sie auf „Los geht's“.

Wenn Sie danach auf „Eigene Dateien behalten“ klicken, werden Programme und Einstellungen gelöscht. Welche Programme betroffen sind zeigt Ihnen Windows in einer Liste an. Ihre persönlichen Dateien, etwa unter „Dokumente“, bleiben jedoch erhalten. „Alles entfernen“ ist die Radikalkur und entspricht einer Neuinstallation. Danach müssen Sie nicht nur alle Programme neu einrichten, sondern auch die eigenen Dateien aus einer Sicherungskopie wiederherstellen.

Zurück auf Null: Über die Rücksetzfunktion in den „Einstellungen“ stellen Sie die Original-Systemdateien wieder her



Technischer Hintergrund: Auch wenn die Rücksetzfunktionen von Windows 10 ähnlich aussehen wie bei Windows 8, arbeiten sie doch gänzlich anders. Bei Windows 8 gibt es eine Wiederherstellungspartition mit einem Systemabbild (WIM-Datei). Der Inhalt des Abbilds wird bei Zurücksetzen auf die Festplatte kopiert, die Systemdateien werden dabei durch die Versionen aus dem Abbild ersetzt. Die Folge: Sie müssen alle Windows-Updates erneut herunterladen und installieren. Das lässt sich unter Windows 8 nur vermeiden, wenn Sie selbst eine Sicherung für die Auffrischen-Funktion erstellen.

Windows 10 stellt dagegen die Dateien aus dem laufenden System heraus wieder her und Sie müssen die Windows-Updates nicht noch einmal installieren. Das hat jedoch auch Nachteile: Da das Tool Recimg.exe fehlt, lässt sich nicht wie bei Windows 8 ohne weiteres ein individuelles Wiederherstellungs-Image inklusive der von Ihnen gewünschten Programme erstellen. Wenn Sie das möchten, können Sie aber zu einem kostenlosen Tool wie AOMEI OneKey Recoverygreifen. Mithilfe des Tools erstellen Sie ein Wiederherstellungs-Image mit dem aktuellen Systemzustand in einer eigenen Partition. Kurz nach dem Start des PC rufen Sie bei Bedarf über die Taste F11 die Recovery-Funktion auf und stellen den gesicherten Zustand wieder her.

DISM: Reparaturen über die Kommandozeile durchführen

Das Tool DISM bietet Funktionen für die Verwaltung von Abbilddateien im WIM-Format (Windows Imaging Format). Sie können damit aber auch das installierte System prüfen und reparieren. Drücken Sie die Tastenkombination Win-X, und klicken Sie im Menü auf „Eingabeaufforderung (Administrator)“. Führen Sie nacheinander folgen zwei Befehlszeilen aus:

Dism /Online /Cleanup-Image /ScanHealth

Dism /Online /Cleanup-Image /CheckHealth

Sollte einer der Befehle Fehler melden, starten Sie folgende Befehlszeile:

Dism /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth

Reparaturinstallation: Windows per Inplace-Upgrade flott machen

Reparaturinstallation: Für ein Inplace-Upgrade starten Sie das Setup vom Window-10-Installationsmedium

Bei einem Upgrade von Windows 7 oder 8 auf Windows 10 bleiben Ihre persönlichen Dateien und die installierten Programme erhalten. Dieser Umstand lässt sich für ein Pseudo-Upgrade nutzen, bei dem Sie Windows 10 mit Windows 10 upgraden (Inplace-Upgrade). Die Reparaturinstallation ersetzt nur die Systemdateien und Teile der Registry. Installierte Programme und Benutzerdaten bleiben erhalten.

Starten Sie Windows und legen Sie die Windows-10-Installations-DVD ein. Wenn Sie keine besitzen, laden Sie eine zum installierten System passende ISO-Datei herunter. Dafür verwenden Sie entweder das Media Creation Tool oder Sie laden über den Browser eine ISO-Datei direkt bei Microsoft herunter. Entpacken Sie die ISO-Datei mit einen Tool wie 7-Zip in ein beliebiges Verzeichnis. Starten Sie Setup.exe aus diesem Verzeichnis oder von der Installations-DVD. Klicken Sie auf „Weiter“ und folgen Sie den weiteren Anweisungen des Setup-Assistenten.

Da bei diesem Verfahren die Dateien auf der Festplatte durch die Versionen auf dem Installations-Medium ersetzt werden, starten Sie nach Abschluss der Reparaturinstallation das Windows-Update („Einstellungen -> Update und Sicherheit -> Windows Update“).

Defekte Startumgebung: Wenn Windows 10 nicht mehr bootet

Auf neuen PCs ist Windows 10 in der Regel im Uefi-Modus vorinstalliert. Der Bootmanager, über den das System gestartet wird, liegt in einer eigenen Efi-Partition auf der Systemfestplatte. Wenn Sie Windows 10 im Bios-Modus installiert haben liegt der Bootloader im Master Boot Record (MBR). Abhängig von der Installationsart, müssen Sie bei der Reparatur anders vorgehen. In jedem Fall booten Sie den PC zuerst vom Windows-10-Installationsmedium.

Uefi-Reparatur: Im Installations-System drücken Sie die Tastenkombination Shift-F10. Mit C: oder D: beispielsweise gefolgt von der Enter-Taste wechseln Sie das Laufwerk und mit dir lassen Sie sich den Inhalt anzeigen. Ermitteln Sie, über welchen Laufwerksbuchstaben die Windows-Installation erreichbar ist, die Sie reparieren wollen. Tippen Sie diskpart ein und bestätigen Sie mit der Enter-Taste. Mit list disk lassen Sie sich die Festplatten anzeigen. Steckt nur einen im PC, erscheint „Datenträger 0“ in der Liste. Wählen Sie diesen mit select disk 0 aus. list vol zeigt Ihnen die Partitionen an. Die EFI-Partition erkennen Sie an der Bezeichnung „System“ und dem Dateisystem „FAT32“. Wenn diese beispielsweise „Volume 3“ heißt, binden Sie die Efi-Partition mit den folgenden zwei Kommandos ein:

sel vol 3

assign letter=b:

Mit exit verlassen Sie diskpart. Führen Sie dann auf der Kommandozeile folgende vier Befehlszeilen aus:

cd /d b:\EFI\Microsoft\Boot

bootrec /fixboot

ren BCD BCD.bak

bcdboot c:\Windows /l de-de /s b: /f ALL

Den Laufwerksbuchstaben C: ersetzen Sie durch den zuvor für Ihre Windows-Installation ermittelten Buchstaben. Starten Sie den PC neu. Die Uefi-Bootumgebung sollte jetzt wieder funktionieren.

Bootumgebung reparieren: Um ein Uefi-System zu reparieren, müssen Sie der Efi-Partition einen Laufwerksbuchstaben zuweisen.


Bios-Reparatur: In der Eingabeaufforderung geben sie die folgende vier Befehle ein, jeweils gefolgt von der Enter-Taste:

bootrec /fixmbr

bootrec /fixboot

bootrec /rebuildbcd

bootsect /nt60 X: /mbr

Beim letzten Befehl ersetzen Sie „X;“ durch den ermittelten Laufwerksbuchstaben der Windows-Installation.

(PC-Welt/ad)