Apps waren gestern

Willkommen in der Post-App-Ära

14.02.2016 von Mark Zimmermann
Anstelle via Apps und Suchmaschinen interagieren wir künftig zunehmend über digitale Assistenten wie Siri, Google Now oder Cortana mit Devices, Auto. Smart Home etc.

Smartphones haben unser privates Leben und die Gesellschaft geprägt und damit die Wirtschaft verändert. Immer regelmäßiger erscheinen neue Apps, die das Verhalten vieler Menschen (positiv) beeinflussen. Ein Wegdenken ist nicht mehr vorzustellen, wir sind abhängig geworden. Hatte die Post-PC-Ära die altertümliche "Programme am PC-Monitor"-Welt abgelöst, steht schon die nächste Ära vor der Tür, denn wir alle befinden uns an der Schwelle zur Post-App-Ära und jeder von Ihnen (Smartphone-Nutzern) hat bereits Bekanntschaft mit dieser neuen Ära geschlossen.

Digitale Assistenten wie Siri von Apple oder Cortana von Microsoft läuten diese Post-App-Ära ein. Aber nicht nur Apple und Microsoft bieten diese Assstenten. Auch Google (Google Now) oder Amazon (Echo) sind hier vertreten.

Heute ist der Funktionsumfang noch sehr rudimentär. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass die (Business-) Logik der digitalen Dienstleister nicht mehr nur als App, sondern als digitale Dienstleistung (Cloud Service) zur Verfügung stehen und per API an die Assistenten angebunden werden. Dies ermöglicht es den digitalen Assistenten ständig dazu zu lernen. Dieses wird stetig angereichter, um das bisher gesammelte Wissen über den Anwender selbst, durch sein Verhalten im Internet.

Dabei ist nicht nur die API relevant, sondern auch die Interpretation der gestellten Aufgabe. Hinter den digitalen Assistenten steckt anspruchsvolle Technologie, nicht nur bei der Spracherfassung und -erkennung. Von der Interpretation der gesprochenen Inhalte bis zur Entwicklung sinnvoller Antworten ist es kein einfacher Weg.

Frage 1 an Cortana:
"What does Cortana mean?"
Frage 2 an Cortana:
"Are you male or female?"
Frage 3 an Cortana:
"Who is your creator?"
Frage 4 an Cortana:
"Who's your daddy?"
Frage 5 an Cortana:
"What do you think of Steve Ballmer?"
Frage 6 an Cortana:
"What do you think of Satya Nadella?"
Frage 7 an Cortana:
"Do you know Clippy?"
Frage 8 an Cortana:
"What do you think of Surface?"
Frage 9 an Cortana:
"What's the best phone?"
Frage 10 an Cortana:
"What's the best computer?"
Frage 11 an Cortana:
"What do you think of Microsoft Office?"
Frage 12 an Cortana:
"What do you think about Google?"
Frage 13 an Cortana:
"What do you think of Android?"
Frage 14 an Cortana:
"Do you know Google Now?"
Frage 15 an Cortana:
"Who's better, Google Now or Cortana?"
Frage 16 an Cortana:
"What do you think of Apple?"
Frage 17 an Cortana:
"What do you think of Siri?"
Frage 18 an Cortana:
"Which is better, Siri or Cortana?"
Frage 19 an Cortana:
"Tell me about Halo."
Frage 20 an Cortana:
"Tell me about Halo 5."
Frage 21 an Cortana:
"Beam me up Scotty!"
Frage 22 an Cortana:
"Open the pod bay doors."
Frage 23 an Cortana:
"May the force be with you."
Frage 24 an Cortana:
"Why are we here?"
Frage 25 an Cortana:
"What does the fox say?"
Frage 26 an Cortana:
"Why did the chicken cross the road?"
Frage 27 an Cortana:
"Tell me a joke."
Frage 28 an Cortana:
"Say something funny."
Frage 29 an Cortana:
"Knock knock"
Frage 30 an Cortana:
"Sing me a song."
Frage 31 an Cortana:
"Tell me a story."
Frage 32 an Cortana:
"Talk dirty to me."
Frage 33 an Cortana:
"Can I change your name?"
Frage 34 an Cortana:
"Do you love me?"
Frage 35 an Cortana:
"What is love?"
Frage 36 an Cortana:
"I love you Cortana."
Frage 37 an Cortana:
"Can I kiss you?"
Frage 38 an Cortana:
"How do I look today?"
Frage 39 an Cortana:
"Will you date me?"
Frage 40 an Cortana:
"Will you marry me?"
Frage 41 an Cortana:
"Are you Republican or Democrat."
Frage 42 an Cortana:
"Are you hot?"
Frage 43 an Cortana:
"Why are you naked?"
Frage 44 an Cortana:
"What are you wearing?"
Frage 45 an Cortana:
"What do you look like?"
Frage 46 an Cortana:
"Are you real?"
Frage 47 an Cortana:
"Can you cook?"
Frage 48 an Cortana:
"Are you sleeping?"
Frage 49 an Cortana:
"Can you dance?"
Frage 50 an Cortana:
"How old are you?"
Frage 51 an Cortana:
"Can I borrow some money?"
Frage 52 an Cortana:
"What is your favorite food?"
Frage 53 an Cortana:
"What's your favorite music/song?"
Frage 54 an Cortana:
"Where do babies come from?"
Frage 55 an Cortana:
"You're not making any sense."
Frage 56 an Cortana:
"You're creepy."
Frage 57 an Cortana:
"You're ugly."
Frage 58 an Cortana:
"I'm drunk" or "I'm stoned"
Frage 59 an Cortana:
"What have you been up to?"

Die "gefühlte" Intelligenz

Amazon Echo hört auf Sprachkommandos und kann etwa auch den Wecker stellen, die Einkaufsliste ergänzen und alle möglichen Fragen mit Hilfe von Internet-Quellen wie der Wikipedia beantworten.
Foto: Amazon

Das "Verständnis" (verbal/inhaltlich) der menschlichen Aussprache in Kombination mit den (starren) API-Methoden der digitalen Dienstleister wird sich durch die Qualität der Assistenten maßgeblich unterscheiden. Deshalb geben viele Firmen nicht nur der digitalen Analyse die Auswertung der "Eingaben" in die Hand. Im Hintergrund arbeiten oft noch zusätzlich Menschen, die die gestellten Fragen und Aufgaben analysieren, um das "Verständnis" für zukünftige Versionen zu optimieren.

Dabei bieten diese Assistenten nicht nur Concierge-Services für alle Lebenslagen, sondern stellen vielmehr auch den Schlüssel zu einer interaktiven und barrierefreien Computer-Nutzung dar. Durch die zunehmende Digitalisierung des Alltags und die stetige Präsenz des Internet in allen Lebenslagen werden auch die digitalen Assistenten stark an Bedeutung gewinnen. Die Verknüpfung der Assistenten mit immer kleineren und verteilteren Sensoren und Systemen (IoT) wird dies zusätzlich beflügeln.

Eine haptische Interaktion ist von da ab nicht mehr notwendig, um z.B. die Heizung in Ihrem Smart Home zu steuern. Auch Interaktionen im Auto, mit dem TV, den Haushaltsgeräten oder zur Informationsgewinnung werden damit nicht mehr notwendig sein.

Wurde man früher beim Telefonieren mit einem Headset im Ohr beim Aldi komisch angesehen, werden wir in Zukunft viel mehr mit unserer IT sprechen. Dabei werden diese Interaktionspunkte unterschiedlich sein.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Wearables (z.B. Apple Watch) hier maßgeblich als Brückentechnologie genutzt werden. Digitale Assistenten entwicklen sich damit zu einerm neuen virtuellen Gatekeeper im Internet und treten als "Gerät" in den Hintergrund.

Top 10: Wearable Trends 2016
Wearable Trends 2016
Der Markt für Wearables wird im Laufe der nächsten Jahre weiter wachsen - wenn man den Analysten Glauben schenken mag. Wir haben die Top Ten der Wearable Trends für 2016 für Sie zusammengefasst.
1. Der Wearables-Markt wächst weiter
Zahlreiche Analysten sehen den Wearables-Markt weiterhin im Aufwind. Der Branchenverband Bitkom prognostizierte für das Jahr 2015 einen Umsatz von rund 71 Millionen Euro auf dem deutschen Markt. In den USA nutzen inzwischen bereits knapp 40 Millionen Menschen Smartwatches, Fitness Tracker und andere Wearables. Im Vergleich zum Vorjahr schnellte die Zahl der Wearable-User um satte 57,7 Prozent nach oben. Bis zum Jahr 2019 sollen laut IDC weltweit rund 156 Millionen Wearables verkauft werden.
2. Smartwatches können Fitness-Tracker nicht verdrängen
Viele Analysten rechneten damit, dass Fitness- und Activity-Tracker (die tatsächlich nichts anderes tun, als Schritte, Kalorien und Herzschläge zu zählen) mit Erscheinen der Apple Watch vom Markt verschwinden. Taten sie aber nicht. Um das Ganze mit einem Vergleich zu untermauern: Apple verkaufte laut IDC im zweiten und dritten Quartal 2015 ungefähr 7,5 Millionen Exemplare der Watch. Fitbit - Marktführer bei Fitness- und Activity-Trackern - konnte im selben Zeitraum 9,2 Millionen Tracker absetzen.
3. Neue Konkurrenten für Fitbit
Während die Fitbit-Aktie zu Beginn des Jahres 2016 massive Kurseinbrüche erlebt hat, macht sich die Konkurrenz bereit für den Markteintritt. Allen voran die Chinesen von Xiaomi. Die bieten mit dem Mi Band einen Fitness-Tracker für umgerechnet ca. 14 Euro an. Momentan macht Xiaomi laut IDC 97 Prozent seines Umsatzes in der eigenen Heimat. Wenn die Expansion gelingt, könnte es für Fitbit eng werden. Dazu kommt, dass weitere, vielversprechende Player ins Geschäft einsteigen wollen - zum Beispiel Garmin, Withings oder Under Armour.
4. Wearable Apps werden besser und teurer
Das US-Marktforschungsinstitut NPD Group geht davon aus, dass Apps für Fitness-Tracker und andere Wearables sich deutlich weiterentwickeln werden - insbesondere was Funktionalitäten und User Experience angeht. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, werden die Hersteller allerdings neue Einnahmequellen finden müssen. Die NPD Group geht davon aus, dass viele Wettbewerber dem Beispiel von Fitbit folgen werden. Der US-Marktführer bietet inzwischen ein kostenpflichtiges Premium-Abonnement an. User, die Wert auf einen personalisierten Trainingsplan oder tiefgehendere Schlaf-Analysen legen, zahlen dafür rund 50 Euro pro Jahr.
5. Hacker nehmen Wearables ins Visier
Mit steigender Beliebtheit der Wearables werden diese auch immer interessanter für Hacker und Cyberkriminelle. Bruce Snell - Direktor für Datenschutz und -sicherheit bei der Intel Security Group - sieht vor allem in der Bluetooth LE-Technologie ein Problem: "Im Zusammenhang mit dieser Technologie wurden bereits mehrere, gut dokumentierte Sicherheitslücken gefunden. Es ist gut möglich, dass sich mit jeder neuen Software-Version neue Lücken auftun. Ein schlecht programmiertes Wearable kann Angfreifern eine Hintertür zu Ihrem Smartphone öffnen." Snell rechnet damit, dass in den nächsten Monaten zahlreiche, weit verbreitete Wearables kompromittiert werden.
6. Smart Clothing wird zum Trend
Der Bereich Smart Clothing wird laut dem Netzwerkausrüster Juniper wesentlich zum Wachstum des Wearable-Marktes beitragen. Die sensorbestückten Kleidungsstücke sollen allerdings nicht bei den Verbrauchern reißenden Absatz finden, sondern im Bereich des professionellen Sports. Bereits jetzt nutzen einige Spieler in NFL, NBA oder auch der UEFA Champions League solche smarten Kleidungsstücke, um ihre Performance besser kontrollieren zu können. Künftig sollen ganze Sportteams mit den Klamotten ausgerüstet werden.
7. Der Trend zum Schlaf
2016 könnte das Jahr des Schlafes werden. Die meisten Fitness- und Activity-Tracker sowie Smartwatches überwachen den Schlaf ihrer Nutzer bereits. Mit steigender Zahl der Sensoren werden diese Analysen deutlich ausgefeilter und tiefgehender ausfallen. Das ultimative Ziel scheint beim Unternehmen Nuyu bereits in Reichweite: Ein System zur Schlafverbesserung regelt die Körpertemperatur seines Nutzers, um die Schlafqualität zu erhöhen.
8. Wearables in der Nische
Die Differenzierung unter den Wearables dürfte im Jahr 2016 weiter zunehmen. Egal, ob es ein Wearable für die Dame von Welt sein soll, das vor allem stylish ist, oder eines, das vor zu hoher UV-Einstrahlung warnt.
9. Die Uhren-Revolution
Im vergangenen Jahr konnte man auf dem Uhrenmarkt ein Phänomen beobachten: Immer mehr Traditions-Hersteller begannen damit, ihren mechanischen Zeitanzeigern smartes, konnektives Leben einzuhauchen. Auch dieser Trend dürfte sich weiter verstärken.
10. Übergangslösung Wearables
Liz Dickinson, CEO des Wearable-Herstellers Mio Global, glaubt nicht daran, dass sich Wearables auf lange Sicht behaupten können: "Die heutigen Wearables sind lediglich eine Übergangs-Technologie. Das ultimative Ziel ist die vollständige Integration und Implantation in den menschlichen Körper. In Zukunft werden wir noch vernetzter sein und unsere Umwelt wird sich mit Hilfe eines neuen Systems, das in unseren Körpern eingebettet ist, unseren physiologischen und emotionalen Bedürfnissen anpassen."

Neue Welt, nicht ohne Risiken

Die Risiken sind jedoch nicht von der Hand zu weisen. Die genutzten API- und Service-Dienste der digitalen Dienstleister werden maßgeblich durch die Assistenten bestimmt. Ob "Siri" dabei Facetime (Apple) oder Skype (Microsoft) nutzt, wird sich zeigen. Es darf aber grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass die Assistenten einen noch tieferen Lock-In in ein Ökosystem vorantreiben, als es das Smartphone samt Zusatzdiensten bereits getan hat.

Digitale Revolution, auch für die Internet Unternehmen

Es darf erwartet werden, dass z.B. auch bisherige Internet-Riesen wie Google Marktanteile verlieren werden. So sehe ich den Marktanteil bei der klassischen Suche im Internet und damit dem universellem Zugang zur Vielfalt des Internets gefährdet. Dieser wird sich auf die digitalen Assistenten verteilen.

Hat die Internet-Industrie mit der Post-PC-Ära die klassische Wirtschaft revolutioniert, revolutionieren digitale Assistenten die Internet-Industrie selbst.

Die Frage ist nur, welcher von den aktuellen (oder neuen) digitalen Assistenten und damit deren Anbietern sich durchsetzen wird. Ich hoffe auch, dass die Ausrichtung auf plattformübergreifende Assistentdienste nicht bereits verpasst wurde. (mb)