Mitarbeiterinnen mit Verantwortung

Wiedereinsteigerinnen bringen neue Kompetenzen mit

13.02.2015 von Michael Sudahl
Die Politik wird nicht müde, Unternehmen eine Frauenquote schmackhaft zu machen. Aber neben Vorstandsposten, die mit Frauen besetzt werden können, gibt es in der Wirtschaft noch andere Führungspositionen für Wiedereinsteigerinnen mit ihren speziellen Fähigkeiten.

Trotz der hohen gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für das Thema Frauenförderung werden weibliche Mitarbeiter, laut aktuellem HR-Report des Personaldienstleisters Hays, in ihrem Beruf nicht hinreichend unterstützt. 54 Prozent der Unternehmen möchten den Anteil von Frauen in Fach- und Führungspositionen steigern. Wer aus der Elternzeit in den Beruf zurückkehrt, bringt Verantwortung und Organisationsfähigkeit mit.

63 Prozent von 550 befragten Führungskräften sehen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als noch nicht realisiert an.
Foto: Iurii Sokolov - Fotolia.com

Katja Kunze, Mutter zweier Kindergartenkinder, ist seit November zurück im Job. 13 Stunden in der Woche an zwei Tagen arbeitet die 36-Jährige in München. Dann sind die Mädchen jeweils bis 16 Uhr im Kindergarten. An den anderen Tagen ist die Betreuungszeit kürzer. "Meine Töchter bemerken und kommentieren meine Abwesenheit. Das ist nach fünf Jahren Vollzeit-Mutterschaft für uns alle eine Umstellung", sagt die Assetmanagerin, die plant, bald einen dritten Tag in der Woche zu arbeiten.

Die fünfjährige Auszeit hat Kunze auch für eine Coaching-Ausbildung genutzt, die langfristig ein zweites berufliches Standbein für die Mittdreißigerin werden könnte. Beim Roots & Wings Institut hat sie gelernt, menschliche Kommunikation besser zu analysieren und sich selbst zu reflektieren. "Die Kenntnisse helfen mir im Arbeitsalltag. Ich lasse mich seltener auf Streitereien auf der Beziehungsebene ein, wenn wir eigentlich sachlich über ein Thema reden wollten", deckt Kunze einen der Hauptfaktoren für Stress im Büro auf. Mehr Selbstbewusstsein und Gelassenheit hat ihr die Zeit in der Akademie am Starnberger See ebenfalls gebracht.

Wie sie nutzen viele Frauen die Auszeit, den eigenen beruflichen Werdegang zu überdenken. Mit Coachings, Seminaren oder Fachliteratur orientieren sich frische Mütter neu. Denn in dieser Zeit ändern sich die Anforderungen an einen erfüllenden Arbeitsplatz: Etwa der Wunsch, mit Menschen zu arbeiten und sich weniger als ein Rädchen im großen Getriebe zu fühlen. Firmen sollten daher mit Rückkehrerinnen über äußere Rahmenbedingungen sowie Perspektiven sprechen.

Laut Hays-Studie sehen 63 Prozent der 550 befragten Führungskräfte die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als noch nicht realisiert an. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) gibt klassische Rollenbilder als hohe Hürde an. Zudem meinen 30 Prozent, dass Führungskräfte nicht hinter einer Frauenförderung stehen. Etwa die Hälfte hält Wiedereinstiegsprogramme nach einer Auszeit für eine geeignete Maßnahme für mehr Frauen auf dem Chefsessel. "Schaut man die Qualifikation und Abschlüsse an, müssten Frauen die besten Karten auf dem Arbeitsmarkt haben, die Realität bildet dies jedoch nicht ab", sagt Hays-Sprecher Frank Schabel. Die Medien seien voll von der Frauenquote, dennoch spiele Gender Diversity in Unternehmen oft eine untergeordnete Rolle.

Das ist bei Andreas Nau nicht so. Der Chef eines Softwareentwicklungsunternehmens für Bildungsmanagement und Personalentwicklung empfindet es als selbstverständlich, dass seine Mitarbeiter Familie und Beruf vereinen. Bei Easysoft arbeiten einige Teilzeitkräfte, Männer und Frauen. Eine aus der Elternzeit in den Beruf zurückkehrende Informatikerin verstärkt seit einem Jahr sein Team für Software-Tests. Bei ihrem vorherigen Arbeitnehmer konnte die Ingenieurin ihren Wunsch, halbtags zu arbeiten, nicht verwirklichen. "Wir freuen uns sehr über den Zuwachs, in doppelter Hinsicht", schmunzelt der 49-Jährige. Die Kollegin erledigt ihre Aufgaben vor allem über Telearbeit. Damit ist sie zeitlich völlig flexibel.
Nur Teambesprechungen und Deadlines muss sie einhalten. Bei Easysoft arbeiten alle Angestellten auf einem Server. Ein Messenger macht kurze Chats möglich und den Status der Kollegen deutlich: "Wir sehen, wer telefoniert, in Besprechung ist oder nicht gestört werden will", erläutert der Firmenchef. Das erleichtert die Kommunikation untereinander und stellt Erreichbarkeit zur richtigen Zeit und an jedem Ort sicher. Eine spezielle Funktion macht es möglich, dem Kollegen aus der Ferne auf den Bildschirm zu schauen. Natürlich nur, wenn dieser es erlaubt. Dann kann man einander Sachverhalte erklären und gleichzeitig optisch verdeutlichen.

Unwillkommene Anmache am Arbeitsplatz – so halten Frauen Männer elegant in Schach! -
Unwillkommene Anmache am Arbeitsplatz
Welche Frau kennt das nicht: Kollegen zwinkern einem zu, der Kunde will ein Treffen zu zweit in einem kuscheligen Restaurant. Wie sich Frauen elegant aus der Affäre ziehen, verrät die Etikette-Beraterin Christian Tabernig von der Agentur korrekt!
1. Erotische Kleidung ist ein No Go.
Vermeiden Sie transparente Blusen, zu kurze Röcke, Stilettos, tiefe Einblicke ins Dekolleté, bauchfrei, zu enge Kleidung oder sichtbare Unterwäsche am Arbeitsplatz.
2. Allein mit dem Kunden ins Taxi?
Bestellen Sie lieber ein Taxi für Ihren Kunden zum Hotel anstatt ihn mit Ihrem Auto alleine zu chauffieren. Oder nehmen Sie eine Kollegin mit.
3. Bitte einen Schritt zurück!
Sprechen Sie unangenehme Situationen oder zu persönliche Fragen an. Drücken Sie dabei Ihr Gefühl aus: "Mir ist das zu nah!" "Können Sie bitte einen Schritt zurück gehen, das wäre mir angenehmer."
4. Schaffen Sie körperliche Distanz ...
... durch Bewegung, Körperhaltung (Spielbein gestreckt, 90 Grad zum Gesprächspartner) und Gestik im Gespräch.
5. Keine bilateralen Abendessen!
Schlagen Sie stattdessen vor, weitere Kollegen mit zum Abendessen zu nehmen oder verlegen Sie ein Geschäftsessen zu zweit auf die Mittagszeit.
6. Nicht zu kuschelig
Wenn es gar nicht anders geht, suchen Sie bei einem bilateralen Dinner einen Tisch mit Publikumsverkehr – nicht gerade in der schummrigsten Ecke und setzen Sie eine Deadline: Sagen Sie beispielsweise, dass Sie um 20:30 leider noch eine Verpflichtung hätten, die Sie nicht verlegen könnten. Oder dass Sie am nächsten Tag eine frühe Geschäftsreise hätten.
7. Keine zu privaten Details!
Werden Sie im Small Talk nicht zu persönlich und plaudern Sie nicht aus dem Nähkästchen.
8. Wollen wir uns duzen? Lieber nicht.
Lehnen Sie vielleicht einmal ein Duz-Angebot ab. Das erhält die Distanz. Das könnte so gehen: "Ihr Angebot ehrt mir sehr. Geschäftlich ist mir das 'Sie' jedoch lieber. Gerade auch aus Respekt vor Ihnen. Bitte verstehen Sie das."
9. Nicht zu später Stunde ...
Versuchen Sie Überstunden bis in die Nacht zu vermeiden, damit Sie nicht mit einem Kollegen alleine in den Räumen sind. Wenn möglich, nehmen Sie die Arbeit dann lieber mit auf Ihr Hotelzimmer oder ins heimatliche Büro.
10. Machen Sie klare Ansagen...
... wenn Sie in die "Ecke gedrängt" werden. Sprechen Sie Ihr "Nein" deutlich aus.
11. Hotelzimmer sind tabu!
Gehen Sie nicht mit Geschäftspartnern auf das Hotelzimmer – es sei denn Sie möchten es selbst und können/wollen mit den Konsequenzen leben.
Christina Tabernig ...
... (l.) ist Diplom-Betriebswirtin, Bestsellerautorin und seit vielen Jahren gefragte Erfolgstrainerin. Aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit in der Beratungs- und IT-Industrie verfügt sie über Kompetenzen in den Bereichen Vertrieb, Präsentation, Karriere und Auftreten. Sie begleitet mit diesem Wissen Fach- und Führungskräfte auf ihrem Weg nach oben. <br><br> Sie wagte 2003 mit einer Kollegin den Sprung in die Selbstständigkeit und hat seitdem mit ihrem Unternehmen <a href="www.korrekt.de">korrekt!</a> zahlreiche Kunden (mit 10.000 Teilnehmern) im In- und Ausland hinsichtlich ihrer Karriereentwicklung beraten können. Zu ihrem Kundenkreis zählen u.a. AirPlus, BMW, E.ON und McKinsey & Company. Daneben bietet Sie auch Lehraufträge an einer Reihe deutscher Hochschulen an und veröffentlichte mehrerer Bücher und Hörbücher zur Personalentwicklung.

"Gerade Mitarbeiter mit Familie bringen Verantwortung und gute organisatorische Fähigkeiten mit", heißt Nau Teilzeitarbeiter willkommen. Außerdem schätzt er die Loyalität seiner Mitarbeiter und möchte diese erhalten. "Am liebsten wäre es mir, wenn das Personal für immer bei uns bleiben würde", sagt der Software-Spezialist. Und dass familienfreundliche Politik auf buchstäblich fruchtbaren Boden fällt, beweisen die Zahlen: Seine 35 Mitarbeiter haben gemeinsam 47 Nachkommen, die drei Geschäftsführer haben zwölf Sprösslinge, Nau selbst zieht vier Kinder groß. (bw)