Arbeiten an Schnittstellen

Wie viel Informatik muss ein E-Techniker können?

06.09.2014 von Hans Königes
Embedded-Software-Systeme gibt es nahezu überall. Das Arbeiten an Schnittstellen stellt die Entwickler vor viele Herausforderungen.

Für die Embedded-Software-Systeme arbeiten Spezialisten im Spannungsfeld. Sie beschäftigen sich neben der klassischen Softwareentwicklung mit bestimmten Rahmenbedingungen, wie knappem Speicherplatz, Prozessorleistung und Hardwareressourcen und müssen die Anforderungen an objektorientierte und effiziente Programmierung erfüllen.

Einer dieser Spezialisten ist Christoph Pointner. Der Leiter der Entwicklung von Flugfunkgeräten beim Münchner Elektronikkonzern Rohde & Schwarz und sein Team arbeiten genau an dieser Schnittstelle zwischen Hardware und Software. Als studierter Informatiker ist Christoph Pointner in seiner Abteilung eine Ausnahme. "Hier arbeiten sonst nur Elektrotechniker, Nachrichtentechniker sowie ein Informations- und Kommunikationstechniker", erklärt er. Sein Team ist allerdings in einem größeren Bereich der Funkgeräteentwicklung angesiedelt, wo der Anteil der Informatiker und Softwareentwickler je nach Themengebiet wieder zunimmt.

Christoph Pointner, Leiter Entwicklung Flugfunkgeräte: "Im Rahmen der Integration entwickeln wir unsere Mitarbeiter weiter."
Foto: Rohde & Schwarz

Entwickler im Spannungsfeld

"Bei der Entwicklung von Flugfunkgeräten arbeiten wir in einem Spannungsfeld zwischen Produkten, die schon länger am Markt und damit hardwaregetrieben sind und modernen Geräten, deren Funktionalität verstärkt über Software gelöst wird. Hier kommen dann die 'echten' Informatiker ins Spiel, weil diese bei modernen Geräten hinsichtlich Hardware, Speicher und Prozessorleistung weniger eingeschränkt sind", so Pointner. "In der Luftfahrtbranche sind die Produkte angepasst an extreme Umweltbedingungen und zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit aus. Wir sind dann gefragt, solche Geräte zehn, 20 oder 30 Jahre zu liefern und müssen dementsprechend sehr effizient arbeiten und sparsam mit der Rechenleistung umgehen. Der Aufwand ist zu groß, als dass wir sie alle paar Jahre austauschen könnten", ergänzt er.

Arbeiten zwischen den Welten

Doch wie viel E-Technik benötigt nun ein Informatiker und anders herum? Bei dieser Frage tut sich auch der Abteilungsleiter schwer und resümiert: "Für die Entwicklung von Embedded-Software-Systemen muss man sowohl die Hardware- als auch die Softwareentwicklung kennen. Wenn ein Gerät bei den Tests nicht 100% funktioniert, muss der Mitarbeiter der Integration wissen, ob er das Testgerät zu den Software- oder den Hardwareentwicklern bringt. Allerdings wollen wir keine austauschbaren Teammitglieder - jeder sollte weiterhin seine eigene Spezialisierung haben." Sein Team mit zehn Mitarbeitern arbeitet daher in drei Disziplinen. Es gibt Entwickler, die auf die Software-getriebenen Themen spezialisiert sind, Hardwareentwickler und Mitarbeiter, die für die Integration beider Welten zuständig sind. Die Software-Entwickler der Flugfunkgeräte schreiben in einigen Anwendungen bei Rohde & Schwarz sogar das Betriebssystem für die Funkgeräte selbst.

Wie viel E-Technik benötigt ein Informatiker und anders herum? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Fest steht, dass der Entwickler von Embedded-Software-Systemen die Hardware- und die Softwareentwicklung kennen muss.

Integration zur Weiterentwicklung

Sie programmieren objektorientiert und schreiben Steuerungssoftware, die dafür sorgt, dass die unterschiedlichen Module in einem Gerät richtig miteinander arbeiten. Ebenso entwickeln sie Software für die Sprach- und Datenübertragung via Wellenformen über die Luft. Andere Teammitglieder sind für die entsprechende Hardware zuständig. Dabei suchen sie auch die passenden Prozessoren aus, auf denen die Software läuft. Der Mitarbeiter der Hardwareentwicklung muss somit wissen, welche Limitierungen dem Softwareentwickler mit seiner Auswahl gesetzt werden. Christoph Pointner ist überzeugt, dass alle Mitarbeiter das Verständnis für beide Welten mitbringen müssen, um ihre Aufgaben im Team ordentlich lösen zu können: "Bei Rohde & Schwarz entwickeln wir unsere Mitarbeiter, ob E-Techniker oder Informatiker, in Richtung der jeweils anderen Disziplin weiter. Dies erfolgt oft über Tätigkeiten im Rahmen der Integration. Bei jüngeren Entwicklern haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese bereits im Studium zunehmend Programmiererfahrung erlangen und somit auf beiden Seiten oder auch in der Integration eingesetzt werden können."

Zukunft der deutschen Softwareindustrie -
Zukunft der deutschen Softwareindustrie
Um ein möglichst repräsentatives Bild der Cloud-Transformation deutscher Softwarehäuser zeichnen zu können, hat Crisp Research im Auftrag von Pironet NDH eine Studie zur "Zukunft der deutschen Softwareindustrie" betrieben, um konkrete Einsatzszenarien und Planungen hinsichtlich von Platform as a Service (PaaS) zu beleuchten und einen Einblick zu erhalten, wie weit die deutschen Softwareanbieter mit ihrer Cloud-Transformation sind.
Fast die Hälfte (46 Prozent) ...
... davon sind Geschäftsführer beziehungsweise Vorstände, also Manager, die maßgeblich die strategische Marschrichtung vorgeben. Weitere 44 Prozent der Befragten bekleiden Positionen wie Chief Technology Officer (CTO) beziehungsweise Leiter der Strategie- oder Entwicklungsabteilung. Der Fokus der befragten Softwarehersteller lag vorwiegend auf dem Mittelstand. Knapp die Hälfte der Anbieter hat ihr Portfolio an den Bedürfnissen mittelständischer Kunden ausgerichtet. Je ein Viertel orientiert sein Angebot an Kleinunternehmen und Selbständigen beziehungsweise an Großunternehmen.
Softwarebetrieb auf PaaS-Plattformen
Beim Betrieb ihrer Software in der Cloud fragen die deutschen Softwarehäuser nicht mehr nur klassische Infrastrukturdienste wie Server (88 Prozent ) und Storage (86 Prozent) nach, sondern verstärkt auch Management-Dienste rund um Netzwerk (64 Prozent), Betriebssysteme (47 Prozent) sowie Datenbanken und Plattformen (44 Prozent). Auch beim Applikationsbetrieb (44 Prozent) und der Softwarebereitstellung (31 Prozent) nehmen die Softwarehäuser zunehmend die Unterstützung ihres Cloud-Providers in Anspruch. In der Vergangenheit waren das Disziplinen, die die Softwarehäuser zu ihren Kernkompetenzen gezählt haben.

Learning on the job

Für Christoph Pointner kommt vor allem dem Prinzip "Learning on the job" eine besondere Bedeutung zu: "Wir bieten extrem viel Freiraum. Jeder Mitarbeiter kann sehr schnell selbst Verantwortung für einen Teilbereich übernehmen. Mitarbeiter bekommen zudem Aufgaben, die im ersten Moment sehr groß erscheinen und erhalten vom Team die volle Unterstützung, die sie benötigen, um diese zu erledigen und um sich selbst zu entwickeln." Die Teamleiter und Recruiter achten bereits während des Einstellungsprozesses darauf, inwieweit künftige Mitarbeiter bereit sind, sich weiterzuentwickeln. Die Bewerber, die an diesen Schlüsselpositionen arbeiten möchten, müssen beispielsweise Probeaufgaben lösen. "Wir testen, wie sie mit einem artverwandten Bereich umgehen. Uns interessiert, ob sie resignieren oder engagiert und lösungsorientiert sind und wirkliches Interesse zeigen.", erklärt Pointner.Wer an Schnittstellen arbeiten möchte, sollte also nicht nur den technischen Hintergrund im Kopf haben, sondern über viel Eigenmotivation zur persönlichen Weiterentwicklung verfügen.